Kiepenheuer & Witsch (August 2006), 319 Seiten
Klappentext
Niklas Kalf arbeitet an einer Biographie über den jüdischen Emigranten Eugen Meerkaz und reist mit seiner Frau Liz zum ersten Mal nach New York. Doch schon am dritten Tag in der Stadt, die gerade den ersten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center begeht, verschwindet Liz spurlos.
Ein erpresserischer Anruf lässt den furchtbaren Verdacht zur Gewissheit werden: Sie ist entführt worden, und Kalf wird gezwungen, Material zu beschaffen, das mit einem dunklen Geheimnis im Leben von Eugen Meerkaz zu tun hat.
Aus Kalfs verzweifelter Suche wird ein Trip ins Innere der USA am Vorabend des Irak-Krieges und das Porträt eines Deutschen in der Fremde. Die texanische Wüstenstadt Marfa und der Central Park, die Bar auf dem Dach des Standard Hotel in L.A., ein verlassenes Kino, eine Villa am Pazifik und eine Lehmhütte in der Prärie – Thomas Hettche entwirft das Panorama eines ebenso vertrauten wie fremden Landes, in dem sein Held mit dem Tod und der Einsamkeit konfrontiert wird.
Leseprobe:
www.perlentaucher.de/artikel/3239.html
Zum Autor:
Thomas Hettche, geboren 1964, lebt in Berlin. Sein erster Roman Ludwig muss sterben erschien 1989. Es folgten Inkubation und Nox, das Venedigbuch Animationen und Nachdichtungen Petro Artinis: Stellungen. Vom Anfang und Ende der Pornografie. 2001 erschien Der Fall Arbogast, mittlerweile in zehn Sprachen übersetzt und mit dem Premio Grinzane Cavour ausgezeichnet.
Woraus wir gemacht sind" war 2006 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Autoren-Homepage: www.hettche.de
Meine Meinung:
Wenn man bedenkt, wie Thomas Hettche 1989 mit „Ludwig muss sterben“ und einen literarisch überzogenen Sprachstil begonnen hat, ist dieser Roman stilistisch wohltuend zugänglich und beinahe kommerziell.
Mir gefällt, wie ein irrationales Verhalten in einer extremen Situation gezeigt wird.
Und Niklas Kalf ist in einer extremen Situation, denn das was die Entführer seiner Frau von ihm verlangen, kann er ihnen nicht geben. So fährt er aus New York in ein entlegenes Kaff namens Marfa in Texas.
Dieses Buch zeigt die USA wie ein Film von Wim Wenders es tut. Hettche erzeugt mit seiner ihm eigenen Sprache ebenfalls große Bilder und Hettches Roman ist ebenso amerikanisch wie Wenders Filme.
Als Hintergrund ist mit dem heraufziehenden Irakkrieg, ein Jahr nach dem 11.September 2001 eine ungemütliche amerikanische Realität gewählt, die mir als Leser irreal erscheint. Die ungemütliche Spannung im Land wird beklemmend transportiert.
Detaillierte Beschreibungen der Folgen exzessiver Gewalttätigkeiten gepaart mit einem geradlinigen Handlungsfinale im letzten Abschnitt des Romans kennzeichnen „Woraus wir gemacht sind“ auch als Thriller.
Trotzdem hat der Roman bei mir eine Grenze. Ich hatte von Anfang an die Absicht den Roman sehr zu mögen, aber so fasziniert wie erwartet, hat er mich am Ende doch nicht ganz.
Die vielen Sätze voller überbordenden Sprachgeschick imponieren, ermüden auf die Dauer aber etwas und die vielen Szenen, in denen die Handlung praktisch stoppt, stören den Lesefluss.
Woraus wir gemacht sind ist denoch ein Roman, der für meinen Geschmack in die richtige Richtung geht, er könnte wegweisend für die deutsche Literatur sein, aber noch ist Spielraum für weitere Experimente.
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ASIN/ISBN: 3462037110 |