Agnes-Marie Grisebach - Eine Frau im Westen

  • Kurzbeschreibung
    Die Autorin schildert wie die Frau Jahrgang 13 als Republikflüchtling mit vier kleinen Töchtern, fünf Rucksäcken, zwei Koffern und ohne Geld nach Heidelberg kommt. In einer Fabrik nimmt sie eine Stelle als Hilfsarbeiterin an, sie muß für fünf Personen eine materielle Existenz aufbauen. Die Sorge für ihre Kinder schließt ein, daß sie ihnen Wertmaßstäbe vermitteln muß, die sie selbst erst neu gewinnt. Wir erfahren, wie die Arbeiterin die großen Tagesereignisse zwischen 1952 und 1965 registriert. Unverschuldet verliert sie schließlich ihren mühsam erworbenen Arbeitsplatz. Wieder einmal muß sie von vorn beginnen. Eine bewegende Lebensgeschichte, beispielhaft für eine ganze Generation von Frauen, die die Jahre des Wiederaufbaus »von unten« erlebte.


    Über den Autor
    Agnes-Marie Grisebach, 1913 in Berlin geboren, besuchte die Schauspielschule in München und arbeitete dort und in Breslau am Theater. 1936 heiratete sie und lebte als Hausfrau und Mutter in Rostock. Ende 1951 floh sie, inzwischen geschieden, mit ihren vier Kindern in den Westen und arbeitete bis 1973 in einer Fabrik in Heidelberg. Erst als Rentnerin konnte sie sich dem Schreiben widmen. Im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen ihre Bücher ›Eine Frau im Westen‹ (Band 10467) und ›Frauen im Korsett‹ (Band 13450).


    Meine Meinung:


    Nach der Lektüre von "Eine Frau Jahrgang 13" habe ich sofort den 2. Band dieser Trilogie angefangen und war sofort enttäuscht. Nirgendwo steht vermerkt, dass dieses Buch in "Briefform" verfasst wurde! Und so liest sich dieses Buch ganz anders, als der erste Band.


    Zwar sind die Erlebnisse von Erika Kernrebe - die in Form von Briefen an Ulla, ihrer Freundin geschildert werden - wieder ganz interessant und zeichnen die damalige "Wirtschaftswunderzeit" und die Problematik der Vertriebenen sehr anschaulich, aber mir fehlte eindeutig - die im ersten Teil so liebevoll dargestellten - Details. Der Familienverband wurde nur "gestreift", die widerum langatmigen Schilderungen von wildfremden Personen und deren "Eigenheiten" strapazierte meine Nerven.


    Alles in allem - die Briefe sind m. M. nichts anderes als Jammertiraden, denn ausser ein paar positiven Äusserungen über Verbesserungen beim Anschaffen von Hausratsgeräten, Abiturerfolge der Töchter...etc. kamen nur Klagen über das schwere Los einer ehemaligen Schauspielerin, die sich 13 Jahre in einer Fabrik abschuftet und dabei nichts Großartiges um sie herum wahrnehmen kann, weil die Zeit dafür fehlt. Ihre halbherzigen Bemühungen , sich um sonderbare - bzw. nervenkranke Leute zu kümmern fand ich regelrecht unglaubhaft. Zwar wurde der Konflikt zwischen den Generationen, wie er damals stattfand , auch gestreift, aber eben nur gestreift. Eigentlich wurde alles nur "gestreift" - so die politische Lage, der Kennedy-Besuch, seine Ermordung, der Mauerbau etc. Aber in Briefen kann man eben nicht alles so darstellen, wie man es in einer Erzählform sehr wohl könnte.


    Für mich ist dieses Buch absolut nicht vergleichbar mit dem ersten Band und ich hatte wirklich Mühe es zuende zu bringen.