Die Maske der Verräter - Ulrike Schweikert

  • Die Maske der Verräter, Ulrike Schweikert, cbj-Verlag, München, 2007, ISBN-13 978-3-57-12967-8, 16,95 €


    Zur Autorin:
    Autorenporträt bei den Büchereulen


    Meine Meinung:
    Oft sind Jugendbücher auch für Erwachsene lehrreich und interessant. So auch der historische Kriminalroman für Jugendliche „Die Maske der Verräter“ von Ulrike Schweikert.


    Würzburg, 1453. Der junge Jos hat den großen Wunsch Hufschmied zu werden und ist deshalb mit seiner Freundin Sara nach Würzburg gekommen, um dort eine Lehrstelle zu finden und anzutreten. Als Jos zufällig die Unterredung drei maskierter Reiter, die in höchster Eile in der Schmiede von Meister Buchner eines ihrer Pferde beschlagen lassen, belauscht, gerät er unversehens in eine gefährliche Verschwörung. Ein Mordanschlag, der von einem Armbrustschützen ausgeführt werden soll, wird geplant. Als kurz darauf einer der Verschwörer tot aufgefunden wird, ist Jos Neugier geweckt und Jos versucht mit der ehemaligen Jugendfreundin Rebecca, die nun Ehefrau des Henkers der Stadt ist und seiner Freundin Sara auf die Spuren der Täter zu kommen, die es auf allerhöchste politische Kreise abgesehen haben.


    Ulrike Schweikert hat sich für „Die Maske der Verräter“ an dem in der Chronik von Lorenz Fries nachzulesenden Mordanschlag auf Fürstbischof Gottfried Schenk von Limpurg orientiert und daraus ein ebenso lehrreiches wie spannendes Jugendbuch gemacht. Jugendliche wie auch Erwachsene erfahren interessante Details über verschiedene Handwerksberufe, allen voran die Schmiedekunst, über das Leben einer Henkersfamilie in der damaligen Gesellschaft, aber auch über die politischen Strukturen im Würzburg der beginnenden Neuzeit. Jos und seine beiden Freundinnen Sara und Rebecca wurden von der Autorin als Charaktere mit Ecken und Kanten dargestellt, was sich vor allem in den persönlichen Problemstellungen, die sie zu bewältigen haben, zeigt.


    Der cbj-Verlag hat sich mit der Gestaltung des Romans dankenswerte Mühe gegeben. Der Roman wird ergänzt durch Kartenmaterial zum Würzburg des 15. Jahrhunderts, ein Personenverzeichnis und ein Glossar. Des weiteren erläutert die Autorin in einem Nachwort, welche Teile ihres Romans Dichtung sind und was historisch überliefert ist.


    „Die Maske der Verräter“ von Ulrike Schweikert ist ein flott, flüssig und liebevoll geschriebener spannender historischer Kriminalroman für Jugendliche, an dem auch Erwachsene ihren Spaß haben können. Für jeden Würzburg-Liebhaber enthält er zudem ein gutes Stück Heimatkunde und wird damit zum Muß. Mir hat „Die Maske der Verräter“ auf jeden Fall Lust gemacht, ein weiteres Buch von Ulrike Schweikert zu lesen, so dass ich mir sicher in Kürze einen ihrer historischen Romane für Erwachsene zulegen werde.

  • Das ist ja lustig :lache... ich sitze gerade in der Hotellobby eines Hotels in Würzburg ( machen hier Ferien :grin ), und ich bin im Bahnhof sogar schon um das Buch herum geschlichen und mir überlegt ob ichs kaufen soll ...
    Da wusst ich ja noch nicht , dass es in Würzburg spielt .
    Da läd einen das Buch doch gerade dazu ein , es zu kaufen , oder ? ;-)

  • (12 - 15 Jahre)


    Das mit diesem Roman eine eigenständige Fortsetzung von Ulrike Schweikerts ersten Jugendroman Das Jahr der Verschwörer entstanden ist, freut mich besonders, da der erste Roman doch überraschend abrupt endete. Beide Romane sind eigenständig und können unabhängig voneinander gelesen werden. Die Romane sind zwar als Jugendromane konzipiert, aber trotzdem ohne Verluste von Erwachsenen lesbar. Die Sprache ist etwas einfacher gehalten und die gewalttätigen Szenen halten sich im Vergleich zu ihren Erwachsenenromanen in Grenzen.


    Die Stärke liegt in den Protagonisten Jos, Sara und Rebecca, die jeweils wichtige Entscheidungen für ihre Zukunft treffen müssen. Die 3 sind keine Jugendliche mehr, sondern schon junge Erwachsene.
    Jos, der Schwäbisch Hall verlassen hat, beginnt in Würzburg eine Lehre als Hufschmied und die selbstbewusste und intelligente Rebecca hatte als Tochter eines Henkers keine andere Wahl als den Henker von Würzburg zu heiraten, einen wesentlich älteren Mann mit 2 fast erwachsenen Kindern.
    Wie die beiden ihr Schicksal mutig in die Hand nehmen, macht die Spannung des Textes aus, dass eine Verschwörung inklusive Mordfall hinzukommt, stört mich dabei nicht. Dadurch wird ein größeres Publikum angesprochen und die Kriminalgeschichte ist raffiniert in die übrige Handlung eingebunden.


    Jos steht zwischen seiner Zuneigung zur unerreichbaren Rebecca und der Magd Sara, die ihn nach Würzburg begleitet hat.


    Ganz interessant sind auch die Beschreibungen zum Handwerk des Hufschmieds und weitere Eigenheiten des mittelalterlichen Stadtlebens (Scharwächter, Bürgerturm, gesellschaftliche Stellung des Henkers und seiner Familie).


    Die Atmosphäre des mittelalterlichen Würzburg um 1453 verleiht dem Roman ein einzigartiges Flair.


    Ich habe das Buch mit großem Vergnügen gelesen und frage mich, ob es eine weitere Fortsetzung geben wird.


    Leseprobe:
    http://www.randomhouse.de/book/excerpt.jsp?exc=12380&edi=152045

  • Zitat

    Herr Palomar: Die Stärke liegt in den Protagonisten


    :write
    Mehrere Bekannte von mir haben Maske der Verräter auch gelesen und waren restlos begeistert. Mir hat es nicht so gut gefallen.
    Ich fand es auch nicht schlecht, eher: nett.
    Bei mir kam die Spannung erst in der zweiten Hälfte auf. Auch vorher waren schon einige Stellen interessant, aber die waren rar.
    Die Beschreibungen des Hufschmiedehandwerks waren ja ganz interessant, aber für meinen Geschmack manchmal ein bisschen zu detailliert.
    Was mich aber wirklich gestört hat waren die langen politischen Ausführungen. Über Bischöfe, Kreuzzüge, Kriege..... Eigentlich ist die Vermittlung von historischem Hintergrundwissen natürlich sehr wichtig und gut, aber bei diesem Buch hat es nicht geklappt. Finde ich.
    Das unendliche Geschwafel über diesen und jenen Bischof, ich konnte schon bald überhaupt nicht mehr folgen. Hintergrundwissen ist wichtig. Ja. Einen Überblick haben...
    Ich musste auch erst lernen Friedrich Schuldtheiß und den Schuldtheiß Heßler auseinander zu halten. Das hat bei mir zu einiger Verwirrung geführt.


    Was mich noch stört sind (vielleicht ist das bei Krimis häufig so - ich lese fast nie Krimis) die vielen Zufälle. Dauernd belauschte Gespräche, dann kommt der Maskenmann zufällig da vorbei und dort.... Und dann die spektakuläre Rettung durch den Henker- :pille :boxer:schnellweg

    Manchmal betrachte ich seine Augen ... es liegt so vieles darin, aber seinen Mund hält er verschlossen. Später einmal im Leben, das vielleicht seinen Mund immer fester verschließen wird, muss er eine Möglichkeit haben, zu reden...
    Buddenbrooks

  • Ich kenne den ersten Teil nicht, wusste allerdings auch nicht, dass es einen gibt...


    Hmmm, nun ja, ich finde das Buch sehr inkonsistent. Anfangs habe ich mich regelrecht zwingen müssen, weiterzulesen - ich wollte es einfach nicht ungelesen in die Bücherei zurückbringen. Im Mittelteil konnte ich es kaum mehr aus der Hand legen, da ich es so interessant fand - sehr schön wie hier die Geschichte um das tatsächliche Attentat geschildert wird! Auch die vielen geschichtlichen Informationen fand ich interessant.


    Sprachlich fand ich den Roman mittelmäßig, anfangs hat mich die Sprache sogar gestört, das mag aber auch an der fehlenden Spannung gelegen haben...


    Zitat

    Original von Clärschen


    :write


    Dem würde ich auch zustimmen, da ich die Handlung teilweise etwas vorhersehbar fand - allerdings waren mir die Protagonisten Sara und Jos beide trotz ihrer nachvollziehbar und handlungstragenden Darstellung sehr unsympathisch, Sara fand ich zum Beispiel einfach nur nervig und auch Jos, der voller Lust zwischen Rebecca und Sara steht, aber auch anderen Frauen hinterherguckt - :rolleyes Vielleicht fehlt mir der Bezug aus dem ersten Band...


    Rebecca hingegen fand ich am sympathischsten, sie hat Charakter und ist im Gegensatz zu Sara und Jos vielschichtiger dargestellt. Ich hab ihr das ganze Buch über gewünscht, dass Jos mit ihr zusammenkommt...


    Die vielen Zufälle - nun ja... Auch im wirklichen Leben gibt es Zufälle - und da beschwert sich niemand.


    Fazit:
    Ein zeitweilig gelungener Roman, der aber an vielen Stellen schwächelt und so insgesamt nur auf 5/10 Punkten kommt.


    [Edit: Hab das Buch mal mit drangehängt...]
    [Edit2: Entscheidenden Rechtschreibfehler verbessert :rolleyes]