Charlotte Thomas liest aus "Die Madonna von Murano", Leipzig, 23.3.07

  • Im Rahmen der Leipziger Buchmesse sind unzählige Lesungen, und das macht diese Messe zu etwas ganz Besonderem. Im Vorfeld habe ich mich erkundigt, was denn an dem Tag meines Besuches alles geboten würde und bin schließlich bei dem für mich interessantesten Termin hängen geblieben: Es sollte die Lesung von Charlotte Thomas werden, passend zur Eulenleserunde.


    Tagsüber hab ich Charlotte Thomas schon auf der Messe gesehen und mit ihr geplaudert. Umso mehr freute ich mich auf den Abend, der auch noch in Eulenbegleitung stattfinden sollte:


    Beowulf und Kollegin, Sabine_D nebst Mann, Cassandra79 mit Begleitung und ich mit Mr. Geli trafen uns abends im Ristorante da Vito. Wie Bo und Kyara meinten, wäre das einer der teuersten Italiener in Leipzig. Wir waren gespannt.


    Das Restaurant hat sich besondere Mühe gegeben. Am Eingang hing ein Plakat, was auf die Lesung hinwies und es gab sogar eine extra Speisekarte, mit Bild vom Buch, in dem sich das Team mit besonderen Angeboten für die Lesung bedankte.


    Dank Beowulfs weiser Voraussicht hatte er einen Tisch reserviert, an dem wir besten Blick auf Charlotte und den Büchertisch hatten, bzw. gehabt hätten, wenn da nicht immer wieder Kellner und andere Gäste im Weg gewesen wären. (An dieser Stelle geht ein besonderer Gruß an die dunkelhaarige Dame, die sich einen nassen Hintern holte, als sie sich auf einen "regenverwöhnten" Stuhl setzte :lache , auch wenn sie es nie lesen wird. Wir haben uns doch amüsiert... :grin)


    Charlotte las den Anfang des Buchs, dann eine Szene aus der Werkstatt des Glasmachers Piero, der Sanchia aufnahm. Danach folgte eine Stelle mit Lorenzo auf dem Schiff, als er mit Leonarda da Vinci im Gespräch war und schließlich die Plünderung und Beinah-Vergewaltigungsszene im Kloster San Lorenzo, als die Pest herrschte.


    Szenen, die meiner Meinung nach sehr gut gewählt waren, um die Zuhörer auf das Buch neugierig zu machen. Charlotte erzählte auch immer wieder ein wenig zur Überleitung, aber ohne allzu viel zu verraten, schließlich will man als (zukünftiger) Leser nicht bereits das Wichtigste vorab wissen.


    Leider war der Lesungsort sehr unglücklich gewählt, denn an einem Freitag abend im vielleicht besten Italiener Leipzigs waren nicht nur Interessierte da, die etwas von der Geschichte Venedigs und ihren Bewohnern hören wollten, sondern auch eine Menge hungriger Menschen, die mit Tellern und Gläsern klapperten, lachten und sich unterhielten.


    In ihrer Einleitung meinte Charlotte, dass die Gäste ruhig weiteressen dürften, sie würde einfach lesen. Und das hat sie getan, gelesen, mit Betonung und Bedacht, und ich hatte den Eindruck, dass es im Laufe ihrer Lesung immer ruhiger wurde. Trotzdem störten die Geräusche die Lesung immens. :-(


    Nach Abschluß war der Erwerb von Büchern möglich und Charlotte Thomas hat auch fleißig signiert. Das Angebot wurde gut angenommen, soweit ich das sehen konnte.


    Als Fazit bleibt leider nur zu sagen, dass mir diese Lesung in schlechter Erinnerung bleiben wird und ich daraus den Schluß ziehe, nie wieder zu Lesungen zu gehen, die in einem Restaurant stattfinden, weil ich den Worten schlecht folgen konnte und die ganze Atmosphäre, die vielleicht gut gemeint war, denn schließlich ankert im Garten des Italieners stilecht eine Gondel, leider völlig ungeeignet war, um dieses Buch zu präsentieren.


    Vielen Dank an Charlotte, die sich wirklich allergrößte Mühe gab und unter diesen Umständen sehr gut gelesen hat. :knuddel1

  • Sicher ist da Vito ein gutes Restaurant, keine Billig- Pizzeria, zu Leipzig besten Italienern (oder auch zu den teuersten) gibt es aber noch Luft nach oben.


    Auch wenn die Lesung ziemlich katastrophal verlief, liegt dies nicht so sehr am Ambiente und noch weniger an der Autorin, sondern an der miserablen Leistung des Verlages, insbesondere an der schlechten Absprache zwischen Verlag und Lokal - die Mitarbeiter des Restaurants waren schlicht mit der Lesung überfordert, da sie niemand darauf vorbereitet hatte. Eine Absprache, das Bestellungen für Essen bis vor der Lesung aufgenommen werden können und nach einer Stunde serviert wird hätte enorm geholfen. Der Tisch, der längs zur Wand stand, hätte schräg in die Ecke gestellt werden können und Charlotte hätte beide Teile des Raumes im Blick gehabt- die vom Nebenraum ausgehenden Geräusche hätten zwar uns, sie aber erheblich weniger gestört. Die Leistung des Verlages währen der Lesung war ebenso erbärmlich- keine ordentliche Vorstellung der Autorin, keine Moderation, kein vorbereitetes Interview, selbst auf der Lesung von Ines, auf der kein Verlagsvertreter anwesend war, ging das besser, weil die gastgebende Bibliotheksleiterin der Klinik eine ordentliche Moderation hinbrachte.


    Wir werden hoffentlich noch einen Bericht von Iris Lesung in Taucha im Restaurant lesen können- die Leipziger Volkszeitung jedenfalls war von dieser Lesung begeistert und berichtete mit Bild von Iris.

  • Zitat

    Original von beowulf
    insbesondere an der schlechten Absprache zwischen Verlag und Lokal - die Mitarbeiter des Restaurants waren schlicht mit der Lesung überfordert, da sie niemand darauf vorbereitet hatte. Eine Absprache, das Bestellungen für Essen bis vor der Lesung aufgenommen werden können und nach einer Stunde serviert wird hätte enorm geholfen.


    Stimmt, das wäre einfach zu lösen gewesen. Hoffentlich läuft es zukünftig besser bei Charlotte.

  • Hallo Geli,


    danke für den schönen Bericht!


    Die arme Dame, die sich auf den nassen Stuhl setzte, war von der Presseabteilung, ihr wird das Gefühl sicher noch lange in Erinnerung bleiben :-)


    Organisiert wurde die Lokalität m. W. von dem Büro "Leipzig liest", also eine verlagsunabhängige Einrichtung, soweit ich weiß. Von daher denke ich mal, dass der Verlag sich auf die passende Auswahl der Lokalität und die Ausgestaltung des Ablaufs verlassen hat.


    Übermorgen habe ich fatalerweise wieder eine Lesung in einem Restaurant (wieder ein Edel-Italiener, diesmal in Fulda), und habe heute zu meinem Entsetzen erfahren, dass es nicht mal ein Mikrophon geben wird. Überlege schon, mir eins zu kaufen, für künftige Fälle dieser Art :-)


    Immerhin habe ich aber mit der Buchhändlerin, die gemeinsam mit der Restaurantleitung die Lesung ausrichtet, vereinbart, dass während der Lesung weder bestellt noch serviert werden darf. Bin mal gespannt, ob das auch eingehalten wird - ich fürchte fast, nein. In einem Restaurant wollen die Leute ja auch was fürs leibliche Wohl.


    Werde hier im Anschluss berichten, wie es ausgegangen ist :-)


    Herzlich,
    Charlotte T.

  • Danke Geli für den schönen Bericht. :wave Ich maile dir die Tage noch das Bild von euch beiden zu, was Hr. Sabine_d von euch gemacht hat.


    Und an dich Charlotte, nochmals lieben Dank. Die Lesung war für uns so gut gewesen, dass sich jetzt die Madonna in unserem Besitz befindet.

    Und nicht immer muss es so chaotisch zugehen wie im Da Vito. Ich drück die Daumen für Fulda.


    Du weißt jetzt wenigstens schon im Vorfeld worauf du achten mußt wenn du in einem Lokal eine Lesung abhalten sollst.

  • Hallo Sabine,


    jedenfalls kann ich jetzt nicht mehr unangenehm überrascht werden :-)


    Meine erste nützliche Tat gleich heute Vormittag besteht darin, zum Media Markt zu fahren und mir ein Tisch-Mikro zu kaufen. Kann nicht schaden, so was zu besitzen. Evtl. kommen ja noch mehr Italiener :-)


    Ich hoffe nur, die führen das dort.


    Herzlich,
    Charlotte T.


  • Es ist sicher auch hilfreich wenn du nachfragst ob es eine Box zum Anschließen gibt, sonst hört keine etwas. ;-)


    @Geli


    Schöner Bericht, danke! :wave

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Heaven
    Es ist sicher auch hilfreich wenn du nachfragst ob es eine Box zum Anschließen gibt, sonst hört keine etwas. ;-)


    Hm, ja, das wusste ich schon irgendwie, aber nicht, dass ein Verstärker auch die jeweils dazu passende Anschlussbuchse haben muss. Was mir ein freundlicher Media-Markt-Mitarbeiter alsbald erklärte. ("Die können ganz verschieden sein, und manche haben überhaupt keine.")


    Allerdings hatten die sowieso keine Tischmikros da, nur solche riesigen Karaoke-Dinger oder diese Miniteile zum Anklipsen.


    Ein paar Anrufe später erklärte mir die Restaurantbetreiberin, sie hätte ein Mikro mitsamt Anlage, irgendwer hätte ihr das mal mitgebracht, und das wäre ihr jetzt wieder eingefallen, aber anschließen müsste ich es selber, weil sie nicht weiß, wie das geht.
    Nun denn.


    Ich zähle jetzt fest auf meinen Sohn :-)


    Technikblind,
    Charlotte T.

  • Der wird es bestimmt wissen. Meine Tochter könnte so etwas auch. Ich selbst stehe da eher wie du 'technikblind' davor.


    Nichtsdestotrotz find ich es schon erbärmlich wenn man so eine Lesung ausrichtet und da dann nicht das notwendige Zubehör bei steuert. An das Mikro erinnerte sie sich ja wohl erst auf Nachfrage hin.


    In diesem Fall wäre es wohl auch Aufgabe der Buchhändlerin gewesen dafür Sorge zu tragen, dass diese Sachen vorhanden sind. Schliesslich profitieren sie ja auch von der Lesung. Und du kannst als Autorin nur das Beste aus der vorgefundenen Situation machen.


    Am Besten bei Terminabsprachen gleich die Sachen mit absprechen, für die Zukunft. Nicht immer steht Sohnemann zur Verfügung. ;-)

  • Danke für den schönen Bericht, geli!


    und @ Charlotte:


    Ich drücke Dir die Daumen, daß das bei Deiner nächsten Lesung besser klappt! Und immer schön ein Tischmikro in der Handtasche mitnehmen! :chen

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Und ich hab doch noch Bilder... :bonk Aber besser spät als nie. ;-)


    Hier die Speisekarte, die das Restaurant extra für die Lesung mit dem Cover des Buchs versehen hat. Etwas unscharf, aber doch zu sehen.

  • Und der Eulentisch mit den Fans Beowulf, Sabine_D, Cassandra, Geli und einigen Nicht-Eulen, aber ebenso Fans.


    Dann noch die Autorin beim Signieren, was wirklich sehr in Anspruch genommen wurde.

  • So, dann meldet sich noch ein abgebildeter Fan (frühere "Nicht-Eule").:grin


    Die Lesung hatte mich angesprochen, so gehörten auch wir zu denen, die das Buch an diesem Abend erstanden und von Charlotte Thomas signieren liessen.


    Das Buch ist bereits seit einiger Zeit fertig gelesen und hat mir sehr gut gefallen.