Droemer/Knaur, 2007, Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Originaltitel: One good turn, übersetzt von Anette Grube
Kurzbeschreibung von Amazon:
"Jackson Brodie ist zu Geld gekommen, aber damit alles andere als glücklich: Er vermisst seine Arbeit als Privatdetektiv und langweilt sich. Auch der Aufenthalt in Edinburgh und das Theaterfestival dort ändern nichts an seiner Stimmung. Erst als er eine tote Frau an einem Strand entdeckt, ist er wieder ganz der Alte.
Was hat die Visitenkarte zu bedeuten, die die Tote bei sich trägt und auf der einzig das Wort »Liebesdienste« zu lesen ist?
Brodie ermittelt auf eigene Faust und ist der Polizei zu deren großer Verärgerung immer eine Nasenlänge voraus. Als er herausfindet, was sich hinter der mysteriösen Visitenkarte verbirgt, scheint der Fall schon so gut wie geklärt. Doch dann gerät Brodie in Gefahr – und die Ermittlungen nehmen einen überraschenden Lauf."
Leseprobe vom Verlag:
http://www.droemer.de/sixcms/detail.php?template=buchdetail&id_bpage=extract&six_isbn=3-426-19753-7
Über die Autorin:
Kate Atkinson, 1951 geboren, studierte Literaturgeschichte in Dundee. Neben ihrer Arbeit in der Sozialbetreuung und als Teilzeitlehrerin begann sie zu schreiben. 1996 erhielt sie für ihren Roman "Familienalbum" den angesehenen Whitbread First Novel Award. Es folgten die Romane "Ein Sommernachtsspiel", "Die Ebene der schrägen Gefühle" und "Die vierte Schwester" sowie ein Band mit Erzählungen ("Nicht das Ende der Welt"). Kate Atkinson lebt in Edinburgh.
Meine Meinung:
Den Originaltitel „One good turn“ finde ich origineller als den deutschen Titel „Liebesdienste“.
Der Anfang ist eher Hardboiled als die erwartete englische Zurückhaltung.
Schnell bringt einen die Autorin dicht an die, nicht wenig klischeehaften Protagonisten heran, die anfangs in schnell wechselnden Kapiteln vorgestellt werden.
Die Handlungsabschnitte mit den männlichen Protagonisten (Jackson, Martin) gefiel mir viel besser als der mit den weiblichen (Gloria, Louise).
Eine imposante Szene einer Auseinandersetzung nach einem Autounfall ist der Ausgangspunkt, der die Protagonisten und die Handlung miteinander verbindet.
Was mich an dem Roman ein wenig stört, ist die pessimistische Sichtweise, die die meisten Protagonisten auf sich selbst haben und sich als Verlierertypen fühlen. Das kann empfindsame Leser etwas herunterziehen.
Die für mich interessanteste Person ist der Krimi-Schriftsteller Martin Canning (Pseudonym Alex Blake), der wenig selbstvertrauen hat.
An ihm werden einige witzige Details eines Schriftstellerdaseins gezeigt, z.B. eine Literatutveranstaltung, bei der er zusammen mit zwei anderen Schriftstellern liest oder wie seine Literaturschöpfung Nina Riley aufgefasst wird.
Ein Satz von Martin zu Pseudorezensenten bleibt hängen:
„Blake bewegt sich endlich einen reiferen schwarzen Stil“ schreibt jemand bei Amazon. Heutzutage ist jeder ein Kritiker!
Mit Jackson Brodie ist wieder der Privatdetektiv aus dem Roman "Die vierte Schwester" als Hauptdarsteller dabei. Viele sarkastische Dialoge würzen das Buch.
Der Krimiaspekt samt Auflösung interessierte mich nicht so stark.
Als simplen Krimi darf man dieses Edinburgh-Gesellschaftsportrait, bei dem Morde und Gewalttaten eher zufällig und beiläufig passieren, aber auch auf keinen Fall auffassen.
Ein Roman, der nach einer Verfilmung geradezu schreit.