Thomas Mann: Joseph und seine Brüder. 2. Band. Der junge Joseph

  • Für ganz eilige Leser von Rezis die Kurzfassung: Endlich geht es um Joseph! Wir lesen, in gewohnter Manier, wie Joseph zum jungen Mann wird und in die Grube fährt.


    Der zweite Band der Tetralogie setzt da ein, wo der erste endete. Wir habens geschafft und wenden unseren Blick nun wirklich dem Titelhelden zu. Wir erleben, wie er auf ganz besondere Weise zwischen den Geschlechtern oszilliert, wie er männlich von Natur, gleichzeitig weiblich ist. Wir wachsen mit ihm auf und werden mit ihm gemeinsam durch den alten Eliezer, von dem es heißt, er diente schon dem Abraham, in die Geschichtenwelt der damaligen Bildung eingeführt. Wir wachsen mit hinein in die Familie und beobachten einen Sonderling, wie er aufwächst. Wir stehen zerrissen im Konflikt zwischen ihm und seinen Brüdern. Wir träumen mit dem Träumer. Wir staunen mit den Brüdern über die völlig logische und doch so unverständliche Sonderbehandlung des Vorletztgeborenen, der doch immer allen anderen vorgezogen wird.
    Schließlich stehen wir schweigend, gesenkten Hauptes und doch untätig daneben, wenn Joseph in die Grube fährt. Wir hindern die Brüder nicht am grausamen Tun, denn wir wissen: Die Reise in das Reich der Toten kann auch eine Wiederkehr beinhalten. (Außerdem gibt’s ja noch zwei Bände.)
    Trotzdem trösten wir den Alten, der vor Trauer auf den Rücken fällt. Uns ängstet es genau wie den zehn vor dem Zorn des so hart geschlagenen.


    Schließlich freuen wir uns, daß es am Ende des vergleichsweise dünnen Bandes rasch mit dem Folgenden weitergehen mag.


    (Fortsetzung folgt)