Thema Komasaufen

  • Zitat

    Original von Vulkan
    Ich hatte dafür übrigens auch in meiner Teenagerzeit kein Verständnis. In unserer Klasse gab es zwei große Gruppen: die Coolen, die regelmäßig in Rock- und Pop-Konzerte gingen, tranken, rauchten und andere Grenzerfahrungen machen wollten und die "Langweiler", die sich selbst aber nicht langweilten, aber stolz darauf waren, auch ohne Alkohol und Zigaretten Spaß haben zu können.


    Wer in Rock- bzw. Popkonzerte ging/geht, der raucht und trinkt und will andere Grenzerfahrungen machen? Welche denn? Sex schon vor der Ehe beispielsweise? Muss ich das jetzt alles so verstehen?


    Und die anderen, von dir als die "Langweiler" tituliert sind dann wohl die Gutmenschen, oder? Ordentlicher Haarschnitt, tadellos gebügelte Hemden und Hosen - angepasst und schon so konservativ, das sie fast wie eine Karrikatur von sich selbst daher kommen. Hauptsache immer schön angepasst und Blümchensex (nach der Eheschliessung, versteht sich). :-)


    Kann man Menschen wirklich so in fest Gruppen einordnen? Wohl kaum! :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Der "Gruppenzwang" und die damit einhergehende Gruppendynamik sind Phänomene, mit denen sich vor allem Heranwachsende auseinanderzusetzen haben. Während der vergangenen vier Jahre, die ich u.a. als Schöffe verbringen durfte, gab es nicht selten mildere Urteile, weil vergleichsweise junge Menschen (älter als 21, aber weit jünger als 30) Dinge gemeinsam mit anderen taten, die sie alleine niemals in Erwägung gezogen hätten. Junge Menschen befinden sich inmitten eines Prozesses, an dessen (vorläufigem) Ende die eigene Positionierung innerhalb der Gesellschaft steht. Aus asozialen Kindern werden - mehr oder weniger - Mitglieder der Gemeinschaft. Bei Menschen über 30 sind solche Gruppeneffekte deutlich seltener.


    Andererseits sind frühe Cliquenbildungen wichtig für die Entwicklung zum sozialen Menschen. Damit einher geht die Erkenntnis, dass das Leben einen Kompromiss aus Eigen-, Gruppen- und Gemeinschaftsinteressen darstellt. Es dauert eine Weile, bis man begreift, dass ein vergleichsweise komfortables Dasein kaum möglich ist, wenn man, einfach gesagt, auf alles scheißt. Bis zu diesem Zeitpunkt (den man verniedlichend "Hörnerabstoßen" nennen kann) ist Bestandteil des Programms, Grenzen zu ertasten, zu erkennen und auch mal zu überschreiten. Wer noch keine beruflichen oder wirtschaftlichen Erfolge vorweisen kann und seine Identifikation aus zweiter Hand bezieht (z.B. durch das Fansein), sucht fast händeringend nach Möglichkeiten, um sich - auch gemeinsam mit anderen - abzusetzen, aus der Menge zu erheben. Dazu gehören auch selbstzerstörerische Tätigkeiten wie Drogenkonsum, also z.B. auch Zigaretten und Alkohol (und härterer Stoff). Wenige Jugendliche rauchen oder trinken, weil es für sie einen Genuss darstellt, sondern weil es unkonform ist. Das ist ein Vorgang, den man vielleicht nicht als "normal" bezeichnen sollte, der aber durch postpubertäre Unsicherheit, Imponiergehabe und den oben skizzierten Positionierungswillen erklärbar wird. Es handelt sich nicht notwendigerweise um pathologische Probleme oder um unrettbare Randgruppen. Sehr viele Menschen, die später respektable Glieder der Gesellschaft wurden, haben sie so verhalten. Wie gesagt, das Verständnis für den Gemeinschaftsgedanken reift sehr spät. Bei fast allen.


    Ich finde es deshalb nicht "schlimm", wenn man feststellt, dass Siebzehnjährige sehr von ihrem mittelbaren Umfeld beeinflussbar sind. Tatsächlich ist das kein Randphänomen - entweder, man hatte Glück, und ist als Pubertierender in die "richtige" Gruppe geraten, oder man hatte Pech, weil man sich der falschen "Peergroup" angeschlossen hat. Beides endet früher oder später. Es ist die Aufgabe der Eltern, solche Entwicklungen zu begleiten, verstehbar zu machen und die Schäden zu begrenzen. Es ist nicht die Aufgabe der Gesellschaft, solche Gruppen(verhaltensweisen) zu ächten und zu stigmatisieren. Jugendliche sind extrem unsicher und sehr unerfahren. Beides versuchen sie, durch mitunter seltsam erscheinende Verhaltensweisen auszugleichen. Das aber ist ein ganz normaler Vorgang.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Wer in Rock- bzw. Popkonzerte ging/geht, der raucht und trinkt und will andere Grenzerfahrungen machen? Welche denn? Sex schon vor der Ehe beispielsweise? Muss ich das jetzt alles so verstehen?


    Und die anderen, von dir als die "Langweiler" tituliert sind dann wohl die Gutmenschen, oder? Ordentlicher Haarschnitt, tadellos gebügelte Hemden und Hosen - angepasst und schon so konservativ, das sie fast wie eine Karrikatur von sich selbst daher kommen. Hauptsache immer schön angepasst und Blümchensex (nach der Eheschliessung, versteht sich). :-)


    Kann man Menschen wirklich so in fest Gruppen einordnen? Wohl kaum! :wave


    Natürlich kann man das, Voltaire. Dass jemand, der Sex außerhalb der reinen Fortpflanzung betreibt, das nicht versteht, wundert mich nun nicht...
    Und ohne Anzug mit Weste, bzw. Rüschenbluse ist bei uns auch keiner von den "Langweilern" in die Schule gekommen. Wir wollten uns schließlich ausreichend von denen in zerrissener Hose, roten Haaren und Tüte im Mund abgrenzen. :wave


  • Prombär,
    hört sich nicht schlecht an.
    aber woher weiß ein 13jähriger, ab welcher Menge er im Koma landet? Steht das auf der Flasche drauf? Raten ihm seine Kumpels dazu weniger zu trinken?
    Wohl kaum, im Gegenteil wirklich cool und läßig ist man doch heutzutage, wenn man möglichst viel verträgt und wegsteckt.
    Ich erinnere da an meinen Neffen der vor gar nicht allzulanger Zeit, sich nicht nur ins Koma, sondern sehr nah an die Himmelstür gesoffen hat.
    Da hat der wesentlich ältere "Freund" die Mutprobe gestartet, eine Wodkaflasche auf EX zu leeren. Mein Neffe brache berechtigte Zweifel an, ob das nicht zu viel sei, wie das denn wirken würde. Kommentar des Freundes war: "Ach Quatsch, das ist ja nicht mal ein Liter, sondern nur 0,75 l. Davon wird man nur ein bißchen angeheitert, das ist lustig, trink mal. Du merkst ja, dann obs nicht mehr geht, dann trinkst du ein Wasser und dir gehts wieder gut." Mein Neffe ist ein durchaus intelligentes Kerlchen, daher hat er sich auf die vermeintlich richtige Erfahrung des Älteren anespornt vom Reiz des Verbotenen verlassen und tatsächlich 0,75 l Wodka auf Ex weggekippt. 20 Minuten später war er mit dem Rettungswagen unterwegs ins Krankenhaus und es sah wirklich gar nicht gut aus. Der ältere "Freund" war verständlicherweise nirgendwo zu finden, genauso wenig wollte irgendwer mit der Wahrheit rausrücken, was sie denn nun getrunken haben.
    Klar könnte man jetzt sagen, wer ist denn so dämlich und trinkt eine ganze Flasche Wodka, darauf kann ich nur entgegnen, daß das mit Intelligenz wenig, sondern mit Erfahrungen zu tun hat. Hätte mein Neffe vorher bereits wenigstens mal ein Bier getestet und gelernt die Wirkung abzuschätzen, hätte er sicherlich nicht mal eben so eine Menge weggekippt. Diese Erfahrung fehlt aber heute, den meisten. Ich erinner mich sehr gut, daß meine Schwester und ich uns sehr langsam durch die verschiedenen Alkoholika probiert haben, angefangen mit den leichten Sachen wie Bier, dann langsam zum Wein und hier und da dann mal was Härteres. Durch dieses Herantasten haben wir auch unseren Körper kennen gelernt, die Reaktionen beobachten können. Das findet aber heute so nicht mehr statt, es geht nur noch um so viel wie möglich, so schnell wie möglich, so oft wie möglich und zwar nicht nur im Bezug auf Alkohol, sondern auch auf Sexualität, Filme, Unterhaltungsmöglichkeiten. Schlich man sich früher mit knappen 16 Jahren einmal im Monat heimlich in die Disko, brüsten sich jetzt schon 14jährige, sich die Nächte um die Ohren geschlagen zu haben. Fingen wir früher mit zarten ersten Berührungen an unsere Sexualität auszutesten, so wird den Kindenr heute durch Film und Fernsehen suggeriert, daß alles unter einem Blowjob nicht interessant ist. Eine Beziehung nur eine Beziehung, wenn es auch im Bett ordentlich abgeht, wenn es da keine Eltern gibt, die regulierend eingreifen, steuern und die richtigen Werte vermitteln, sei es, weil sie wenig Zeit haben, sei es, weil sie die Notwendigkeit nicht erkennen, dann entwickeln sich da sehr absonderliche Gestalten in unseren Schulen.


    Wichtig finde ich aber auch, daß das ja nicht nur in Jugendgrüppchen der Fall ist, sondern auch unter Erwachsenen.
    Wenn ich wie üblich nach meine einen Cocktail oder Bier sage, danke ab jetzt Wasser, dann bin ich automatisch die Spaßbremse. Sofort kommen auch von Menschen, denen ich eine gewisse Intelligenz nicht absprechen kann, dumme Sprüche, die letztens darin gipfelten, daß man mir unterstellte trockene Alkoholikerin zu sein, weil ich es ablehnte Bier zu trinken. :pille


    Was Tom sagt, finde ich auch relativ wichtig, wenn auch nicht allgemeingültig.
    Man kann durchaus auch der Gruppe der Coolen angehören, ohne Alkohol zu trinken, zu rauchen, man muß nur ausreichend Charakterstärke besitzen, das auch durchzuziehen. Aber welcher Jugendliche mitten in der Pubertät steckende Junge oder Mädchen hat denn diese Charakterstärke schon?


    Dazu kommt, daß es vielen ja auch nicht anders vorgelebt wird. In unserer Familie war mit Alkohol immer ein normaler Umgang möglich. Meine Eltern tranken abends ihr Gläschen Wein, ab und an gabs einen Schnaps nach dem Essen, als Absacker, das wars. Wie aber gehen Jugendliche damit um, wenn die Mutter sich bereits Morgens mit der Wodkaflasche ins Jenseits beamt, dann sind die normalen Trinkbaren Mengen Alkohol doch direkt in einer ganz anderen Dimension.

  • Zitat

    Original von Vulkan


    Wow, was finde ich denn da alles für Vorurteile, Wahnsinn! Von mir sind die nicht. Ich habe eine persönliche Erfahrung wiedergegeben, die ich nicht für repräsentativ halte, aber dass muss ich nicht extra markieren, wenn ich persönliche Erfahrungen beschreibe. Das versteht sich von selbst.


    Du hast völlig Recht, du musst es natürlich nicht extra markieren - es wäre aber sehr hilfreich für das Verständnis deiner Texte, es sei denn, du legst es bewusst darauf an missverstanden zu werden. :wave :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire,
    Kommunikation besteht immer aus 2 Seiten. Ich ziehe in Erwägung, mich falsch ausgedrückt zu haben, wenn mich einige falsch verstehen.
    Wenn mich aber immer eine bestimmte Person falsch versteht, zweifle ich (inzwischen) weniger an mir. :-)


    (Sorry, mein Edit und Dein Beitrag haben sich überschnitten, mir war die Rechtfertigung irgendwie zu blöd...)

  • Um Kurz auch auf Vulkan Bezug zu nehmen.


    Ich war eigentlich immer stolz darauf keiner Gruppe anzugehören.
    Klar war ich mit meinen Büchern langweilig, klar bin ich auch auf Konzerte gegangen, klar war ich mit der Kohle meiner Eltern und den schicken Klamotten ein bißchen tussig, klar war ich mit meinen guten Noten ein Streber, logisch war ich mit meinen zeitweise blauen Haaren auch mal ein Punk, zu den Rauchern hab ich auch 4 Jahre lang gezählt, mit meinem getuneten Golf gehörte ich dann irgendwann auch zu den PS-Junkies, vorher war ich mit meiner Vespa der Gruppe der Rollerfahrer und -bastler zugehörig, zeitweise fühlte ich mich zu Mädchen hingezogen....die Pubertät und Jugend ist doch eine Zeit des Suchens und Probierens, wer ordnet sich denn da schon so strikt in eine Gruppe ein, wie du das hier erwähnst? .
    Leute die sich so klar in ihre Gruppen eingliedern, wie du das hier nennst, waren und sind mir immer schon sehr suspekt gewesen....

  • Zitat

    Original von Vulkan
    Voltaire,
    Kommunikation besteht immer aus 2 Seiten. Ich ziehe in Erwägung, mich falsch ausgedrückt zu haben, wenn mich einige falsch verstehen.
    Wenn mich aber immer eine bestimmte Person falsch versteht, zweifle ich (inzwischen) weniger an mir. :-)


    Vielleicht ist diese eine Person halt nur die Person die das laut ausspricht was andere ebenfalls denken. Möglich wäre es doch, oder?


    Ich freue mich aber, dass dich meine Antworten auf deine Beiträge nicht oder nicht mehr zu Selbstzweifeln animieren. :wave :-) So hat doch diese Kommunikation zwischen und eben auch ihr Gutes. :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo, BJ.


    Die Richtung, die die gesellschaftliche Entwicklung derzeit nimmt, spielt tatsächlich eine nicht unerhebliche Rolle. Wir erleben aber das nicht erst im aktuellen Jahrtausend, sondern eigentlich schon seit einer ganzen Weile. Die Gemeinschaft entledigt sich ihrer Tabus, fortwährend, und damit wird der Druck gerade auf die gesellschaftlichen "Neulinge" (also Jugendliche) immer größer. Sex findet heute vornehmlich in der Öffentlichkeit statt, jedenfalls in verbaler Form, und es gibt so gut wie keine Zugangsbeschränkungen mehr. Es ist eigentlich ein schlechter Witz, dass sich Erwachsene, die einen Pornofilm ausleihen wollen, in schmuddeligen Shops herumdrücken müssen, während jeder Sechsjährige weiß, wo man richtig harte Sachen im Netz findet. In Nachmittagstalkshows schwatzen Laiendarsteller über ihre vermeintlichen Erektionsprobleme, und in den Verdummungssoaps hat eigentlich kaum jemand ein geringeres Problem als den Nachschub für die tägliche Orgie. Guter, früher, harter, häufiger und möglichst origineller Sex hat sich zur virtuellen Maxime für hohe Lebensqualität entwickelt, und obwohl so gut wie niemand diese Maxime lebt, bleibt sie unwidersprochen. Gleichzeitig verhindern Erziehungsparadigmen wie jene, Kinder "ihre Erfahrungen" sammeln zu lassen, "Partnerschaft auf Augenhöhe" und ähnlicher Schwachsinn das Eingreifen der häufig hilflosen Eltern oder anderer Aufsichtspersonen. Das ist ohnehin - meiner Meinung nach - der Kern der Angelegenheit. Alle Erziehungsregulative sind derzeit fast völlig ausgehebelt. Eltern hinken nicht nur technisch der Entwicklung hinterher, in der sich Kinder befinden, sie sind ihrer Eingriffsmöglichkeiten fast völlig beraubt, weil sie sich entweder sofort einem Missbrauchsvorwurf ausgesetzt sehen - oder dem gesellschaftlichen Druck, einem Erziehungsmodell zu folgen, an dessen Ende asoziale, egoistische Hedonisten stehen, die alle Wertgefüge ablehnen, ohne die eigene Lebensqualität durch Leistung untermauern zu wollen.


    Früher entschieden die Eltern, was Kinder sehen und erleben dürfen, und in welchem Alter. Heute entscheiden die Kinder, was ihre Eltern von dem mitbekommen, was sie - die Kinder - sehen und erleben.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Um Kurz auch auf Vulkan Bezug zu nehmen.
    wer ordnet sich denn da schon so strikt in eine Gruppe ein, wie du das hier erwähnst? .
    Leute die sich so klar in ihre Gruppen eingliedern, wie du das hier nennst, waren und sind mir immer schon sehr suspekt gewesen....


    Ok, ich sollte also doch Selbstzweifel bekommen...
    Babyjane, unsere (also in meiner Klasse persönlich erlebte) Einordnung bezog sich letztlich v.a. auf den Umgang mit Alkohol und Drogen. Das hat sich bei unserer Jugendweihefeier etabliert, an die eine Hälfte der Klasse Erinnerungen hatte und die andere nicht.
    Insgesamt war da aber innerhalb der Cliquen viel Raum für Musikgeschmack, Literaturgeschmack, Kleidungsgeschmack, politischer Orientierung. Aber die Frage, ob jemand gern Herr seiner selbst bleibt, war für uns schon relevant - zumindest hinsichtlich gemeinsamer Abendgestaltung. (Ja, ich habe die Leute nicht zu Parties in meine Wohnung eingeladen, die die Jugendweihefeier nicht bei Bewusstsein beendet haben! Ich gestehe, dass ich ein schlechter, von Vorurteilen durchseuchter Mensch bin!)


    Ich stimme Dir zu, dass ich Gruppenzugehörigkeiten suspekt gegenüber stehe, weil ich oft genug Jugendliche gesehen habe, die unter Einfluss anderer leicht Dinge taten, die ihnen später leid taten und mit denen sie sich nicht identifizieren konnten. Diese Einstellung hatte ich auch schon mit 14. Ich erwarte allerdings nicht, dass jeder Jugendliche ebenso eingestellt ist. Ich weiß genug über Psychologie, um zu wissen, dass ich da eher untypisch gepolt bin. Aber ich weigere mich einfach, jungen Menschen jeden Mist zu entschuldigen, nur weil sie "halt unter Gruppenzwang standen". Für mich zeichnet sich ein Mensch immer noch vorrangig durch eine eigene Meinung und Selbstverantwortung aus. Vielleicht noch nicht vollständig mit 13, aber spätestens mit 15, 16. Und vorher sollten Eltern genügend Kontrolle haben, um Drogenexzesse zu verhindern.
    Wie sich jemand kleidet, was er hört, liest, etc. war und ist mir wirklich weitgehend egal. Aber mit Menschen, die sich regelmäßig die Birne zudröhnen, kann ich einfach nicht. Ich bin da früh geschädigt worden, also seid bitte milde mit mir. :-)

  • @ Tom:

    Zitat

    Eltern hinken nicht nur technisch der Entwicklung hinterher, in der sich Kinder befinden, sie sind ihrer Eingriffsmöglichkeiten fast völlig beraubt, weil sie sich entweder sofort einem Missbrauchsvorwurf ausgesetzt sehen - oder dem gesellschaftlichen Druck, einem Erziehungsmodell zu folgen, an dessen Ende asoziale, egoistische Hedonisten stehen, die alle Wertgefüge ablehnen, ohne die eigene Lebensqualität durch Leistung untermauern zu wollen.


    Wie ist die von mir hervorgehobene Stelle Deines Zitats zu verstehen?
    Meinst Du tatsächlich die technischen Errungenschaften der Spielzeug- Computer- und Multimediaindustrie?

  • Zitat

    Auch, ja.


    Dann hast Du bei mir in ein Wespennest gestochen :grin.
    Wenn ich sehe, wie hochgerüstet die Kinderzimmer in meinem Bekanntenkreis sind, könnte ich k....
    Da bekommt der sechsjährige Nintendo; ein fünfjähriger Junge hat in unserem Bekanntenkreis seit seinem 3. Lebensjahr ein eigenes Profil auf dem Rechner seiner Eltern, auf dem er sich unter anderem ein Computerspiel unter 80 anderen Spielen auf dem Desktop mittels Icon aussuchen kann. Als ich die Eltern vorsichtig auf dieses Phänomen ansprach, kam der sinngemäße Kommentar, dass er alles bis auf Egoshooter spielen darf. Mir fehlen dazu einfach die Worte.
    Bei jenem besagten Kind sind die Eltern bereits am überlegen, welchen Flachbildschirm es zu Weihnachten für das Kinderzimmer bekommt.
    Ein vierjähriges Mädchen in unserem Bekanntenkreis erhält zu Weihnachten einen Lerncomputer, weil alle Kinder einen besitzen und man in nichts nachstehen will. Die Familie verspricht sich in diesem Fall eine unglaubliche Weiterentwicklung des Kindes. Wenn es hilft ...
    Auf einer Party gab der Nintendo-Junge vor kurzem freiwillig seinen Nintendo an ein anderes Kind, weil Papa den Sohnemann mit Trockeneisexperimenten bespaßen wollte. Das Ergebnis nach vorheriger Warnung des Kindes, es möge das Trockeneis nicht anfassen, war eine beinahe Verletzung der Hand. So weit mein Beitrag, wenn es um partnerschaftliche Erziehung geht.


    Wollen wir hoffen, dass aus diesen Monstern keine Komasäufer werden.
    Garantien gibt es nicht, sowohl bei den einen als auch den anderen Erziehungsmaßstäben.

  • Ich kann mich Janes laaangem Posting im Großen und Ganzen anschließen.


    Vieles kommt mir heute extremer vor als zu meiner Jugend: klar hat man auch in "unserer Jugend" schon mal einen Schwips gehabt, zu einer Zeit, in der man das eigentlich noch nicht sollte. Aber man hat das halt mal ausprobiert, zu früh natürlich, aber das war ja mega-aufregend, weil verboten und dann hatte man seinen Schwips und gut ist.


    Aber viele dieser eigentlich typischen Jugenderfahrungen / Jugendverhaltensweisen kommen mir heute extremer vor, nicht nur beim Thema Alkohol. Jane hat sowas ja auch schon geschrieben: Da ist man nicht beschwipst, sondern liegt komatös unterm Tisch. Da wird nicht ein wenig gefummelt, sondern zieht das volle Programm durch.


    In meiner Jugend *seufz* gab es auch Klassenkeile. Aber sowie einer am Boden lag, heulte oder eine blutige Nase hatte, war Schluß. Heute wird dann erst recht noch 2, 3 x feste zugetreten.


    Eine Zeiterscheinung? Womöglich. Trotzdem hängt ganz viel von dem ab, was man an Werten und Verhaltensregeln von zuhause mitbekommen hat. Wenn ich mir aber ansehe, wieviele Eltern heute gar nicht mehr an dem interessiert sind, was ihre Kinder ansehen, spielen, machen, welche Freunde sie haben, dann wundert mich einiges nur noch halb so sehr. Typisches Beispiel: Elternabend in der Schule. 26 Schüler..... und max. 10 Eltern kommen. Traurig.


    Das Thema Komasaufen sollte bestimmt auch behördlich dahingehend überwacht werden, daß Jugendlichen der Zugang der Alkohol verwehrt wird - mit entsprechenden Kontrollen und Strafen. Dennoch sind hier aber auch die Eltern gefordert, ihre Hausaufgaben zu machen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hallo Salonlöwin,


    also Monster würde ich die kleinen armen Kinder ja nun doch nicht nennen... Mir tun sie leid, und ich bin bestimmt kein Kinderfanatiker.


    Aber ich bin Deiner Meinung, dass technische Geräte in Kinderzimmern wenig zu suchen haben. Ich hatte zwar sehr früh Zugang zu einem Computer - ohne elterliche Aufsicht. Ich würde es bei meinem Kind anders machen. Es gibt sinnvollere Beschäftigungen als Computer zu spielen, aber Computer können einen ziemlichen Sog auswirken. Meine Eltern hatten jedenfalls keine Kontrolle, was ich wie lange mit dem Ding gemacht habe. (Was daraus geworden ist, verleitet Voltaire nun zu wiederholtem Kopfschütteln. :grin)


    Im Ernst: Kinder sollten meiner Meinung nach Legobausteine, Stofftiere und Buntstifte in die Hand bekommen (und was es sonst noch an kreativem Spielzeug gibt). Mit Computern würde ich warten, bis sie sie auch sinnvoll nutzen können, und sie nicht nur als Spielgerät missbrauchen.
    Spielkonsolen, Fernseher, etc. haben in einem Kinderzimmer nichts verloren.


    Mir tut mein (evt. irgendwann einmal vorhandenes) Kind jetzt schon leid - die Grabenkämpfe mit den Eltern werden schrecklich werden! Mein Mann ist nämlich noch eine Spur konservativer in dieser Hinsicht. Wenn das Kind also mal eine Spielkonsole in seinem Zimmer hat, hat es entweder das Zeug zu einem meisterhaften Diplomaten oder das Zeug zu einem ... Lassen wir das! :wave

  • Dass die Eltern hinterherhinken mag sein, aber bei vielen dürfte es auch Gleichgültigkeit sein.
    Meine Mutter hätte mich mit 13 oder 14 niemals auf eine Party gelassen, die ganze Nacht durch geht und wo ältere Jugendliche sind und zu erwarten ist, dass Alkohol fließt.
    Andere mit 13, 14 gehen aber auf diese Art feiern, viele sehen in dem Alter auch schon wie 16 aus, gerade die Mädels, die sich dann entsprechend schminken und anziehen. Und viele Eltern wissen auch gar nicht, wo ihre Kinder dann gerade sind.
    Da ist die Cliquenbildung wohl weniger ein Problem, als der Wunsch, erwachsener / älter zu wirken oder cool / hart zu sein.
    Ich hätte mit 14, 15 auch gerne älter ausgesehen. Und hab auch rebellische Phasen gehabt. Und klar fand ich es nicht prima, dass vieles verboten war. Aber an Alkohol wäre ich nie rangegangen, ich hab probiert und das genügte mir, ich mag es einfach nicht, genau wie ich nicht mit Betrunkenen zusammen sein mag, davor ekle ich mich, das finde ich dann auch nicht lustig, wenn jemand so besoffen ist, dass er nicht mal mehr einen Satz vernünftig sprechen kann und torkelt.


    Und gar keinen Alkohol trinken zu wollen, ist meist auch ein Problem, weil er einem teilweise geradezu aufgenötigt wird. Da ich nie welchen trinke, selbst bei Sektempfängen nur dran nippe, hab ich mir auch schon die ganze Riege dummer Sprüche anhören müssen und mich rechtfertigen müssen, warum ich nichts mag. Denn es wird nicht einfach so akzeptiert, wenn man Wasser, Apfelsaft o. ä. möchte, es wird direkt nachgehakt, warum man denn den Likör oder was auch immer gerade angeboten wird, ablehnt. Von "Bist du etwa schwanger? Nee, nech? Du doch ganz bestimmt nicht." bis hin zu "Oh, hast du da mal ein Problem mit gehabt?"
    Und das empfinde ich auch als ziemlich dreist, wenn statt das Nein zu akzeptieren direkt spekuliert wird. Würde ich sagen, ich mag keinen Kakao, würde sich keiner dran stören, würde hingenommen werden. Bei Schnaps funktioniert das allerdings nicht.

  • Zitat

    Original von Leserättin
    Und gar keinen Alkohol trinken zu wollen, ist meist auch ein Problem, weil er einem teilweise geradezu aufgenötigt wird. Da ich nie welchen trinke, selbst bei Sektempfängen nur dran nippe, hab ich mir auch schon die ganze Riege dummer Sprüche anhören müssen und mich rechtfertigen müssen, warum ich nichts mag. Denn es wird nicht einfach so akzeptiert, wenn man Wasser, Apfelsaft o. ä. möchte, es wird direkt nachgehakt, warum man denn den Likör oder was auch immer gerade angeboten wird, ablehnt. Von "Bist du etwa schwanger? Nee, nech? Du doch ganz bestimmt nicht." bis hin zu "Oh, hast du da mal ein Problem mit gehabt?"
    Und das empfinde ich auch als ziemlich dreist, wenn statt das Nein zu akzeptieren direkt spekuliert wird. Würde ich sagen, ich mag keinen Kakao, würde sich keiner dran stören, würde hingenommen werden. Bei Schnaps funktioniert das allerdings nicht.


    Und damit wären wir wieder bei dem gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol...
    Ich bin auch ein Fast-Nichttrinker und kenne die damit verbundenen Sprüche. Aber das ist genau der Punkt, an dem ich von (jungen) Erwachsenen erwarte, dass ihnen ihre eigenen Gründe fürs Nichttrinken (die ja sehr vielfältig sein können) wichtiger sind als irgendwelche blöden Kommentare, so sehr sie auch nerven. Womit wir wieder bei Gruppenzwang wären... :wave

  • Ich bin jetzt grad mal in mich gegangen und muß zugeben, daß ich sehr häufig auf Partys, eben um nicht ständig sagen zu müssen; "Nein Danke, heute nicht", mich ewig lange an einem Glas Wein/Bier/what ever festhalte. Das hat nichts damit zu tun, daß ich nicht in der Lage wäre, nein zu sagen oder ich mich dem Gruppenzwang unterwerfe, es ist schlichtweg einfacher... :-]


    EDIT: Scheißkommata, die gehen mir heute den ganzen Tag schon auf den Sender!

  • Gut, dann hast Du die perfekte Kompromiss-Lösung gefunden: Die anderen denken, Du trinkst Alkohol, tust Du aber nicht, oder zumindest nur in den Maßen, die Du für richtig hälst.
    Ich fahre eher die Strategie, 10 mal NEIN zu sagen, in der Hoffnung, beim 11. Mal nicht mehr gefragt zu werden. (Die Hoffnung stirbt zuletzt.)
    Aber Du hast recht, unter gesellschaftlichen Aspekten kann das "Pseudo- oder Anstandsglas" einfacher sein. Ich habe die "kritisiert", die wirklich trinken, obwohl sie es nicht wollen oder vertragen.


    Edit: Nicht nur Dir...