Mieses Karma. David Safier

  • Gestern abend habe ich mit dem Buch begonnen und konnte es kaum mehr aus der Hand legen.
    David Safier erzählt dabei die Geschichte der Moderatorin Kim Lange, die als Ameise wiedergeboren wird und ihre Bemühungen, aus dieser misslichen Situation herauszukommen.
    Unglaublich, aber der Roman ist aberwitzig! :lache


    Kurzbeschreibung
    Die Moderatorin Kim Lange erlebt einen Tag des Triumphes: Sie gewinnt den Deutschen Fernsehpreis. Schade eigentlich, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer herabstürzenden russischen Raumstation erschlagen wird. Im Jenseits erfährt sie, dass sie in ihrem Leben viel zu viel mieses Karma gesammelt hat - und bekommt prompt die Rechnung präsentiert. Kim findet sich in einem Erdloch wieder, hat zwei Fühler, sechs Beine und einen überproportional großen Hinterleib: Sie ist eine Ameise! Kim hat wenig Lust, fortan Kuchenkrümel durch die Gegend zu schleppen. Außerdem kann sie nicht zulassen, dass ihr Mann sich mit einer Neuen tröstet. Doch als Ameise ist sie machtlos. Es gibt nur einen Ausweg: Gutes Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht!

  • Eine sehr schöne Buchvorstellung die dazu geführt hat, dass ich dieses Buch unverzüglich auf meine Bücherliste bei Amazon gepackt habe. Herzlichen Dank für diese Rezi. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mit miesem Karma zu bester Laune!


    Selten gelingt es, aus den Bücherbergen eines herauszufischen, dass bestens unterhält, witzig und spritzig ist und wohltuend heraus sticht aus all den dramatischen, traurigen, brutalen, nüchternen oder aufarbeitenden Büchern, die die Büchertische zupflastern.


    Die Protagonistin Kim Lange, eine berühmte Moderatorin kommt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere versehentlich bei einer russischen „Attacke“ ums Leben und wird als Ameise wiedergeboren. In ihrer neuen Haut begegnet sie dem nunmehr als Ameise reinkarnierten Casanova, dessen erotische Abenteuer im 18.Jhd. für Aufsehen sorgten, und wird von ihm in die Reinkarnationslehre eingeführt.
    Der Leser begleitet die beiden auf ihrem Weg auf der Reinkarnationsleiter nach oben und kommt über gut 2/3 des Buches nicht aus dem Lachen heraus! Köstlichst auch die im Text eingestreuten Auszüge aus den Memoiren des Herrn Casanova…
    Der letzte Teil kommt etwas holpriger daher, ist nicht mehr ganz so luftig „leicht“, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch!


    Viel Vergnügen!

  • Eine wirklich herzhafte erfrischende Erzählung, wenn man nach einem langen Arbeitstag noch etwas Entspannung sucht. Der Weg nach dem irdischen Tod über das Leben als Ameise, anschl. als Kaninchen und als Hund soviel Karma zu sammeln, um anschließend als übergewichtige Matrone das Leben als Mensch wieder in die Hand zu nehmen, ist wirklich spritzig. Für ausreichend Lacher ist dabei auch gesorgt, z.B. an der Stelle, wo der Ehemann der eigentlich verstorbenen übergewichtigen Gattin voller Erwartung mit einer Packung Kondome nach Hause kommt und seine Frau, die ja ein Herzinfarkt hatte und eigentlich tot ist, quicklebendig als Kim Lange in der Wohnung auffindet und Kim Lange gar nicht so richtig weiß, wie sie sich ihrem neuen Ehemann entziehen soll. :-)

  • Ich möchte mich euch anschließen. Ich habe das Buch grinsend und zum Teil laut lachend verschlungen und es inzwischen in der ganzen Verwandtschaft und Bekanntschaft verschenkt.


    Herrlich schräg und urkomisch, mit Wortwitz und skurrilen Ideen.


    Danach bin ich erst mal in ein tiefes Loch gefallen, weil mir kein Buch als Nachfolger gefallen will.

  • Mittlerweile habe ich das Buch auch gelesen und es war wirklich ein sehr unterhaltsames Buch. Eine schön schräge Geschichte zum ablachen. Ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen und zum Schluss kommen einem vor Rührung sogar die Tränen. Mir zumindest... :-)

  • Ich habe gestern abend 40 Seiten angelesen, konnte aber bisher nicht wirklich darüber lachen oder mich amüsieren. :cry
    Der Autor scheint mir bei allem Wortwitz immer einen Schritt zu weit zu gehen, so dass der Witz just verfliegt... Es macht einen eher zwanghaft lustigen Eindruck auf mich als einen natürlich lustigen.
    Und die Thematik... vielleicht bin ich ja noch nicht weit genug in die Geschichte vorgedrungen, aber bisher dreht sich alles um die böse Karrierefrau, die ihr Kind zu Hause lässt, sich nicht kümmert, ständig ein schlechtes Gewissen haben muss, weil sie Karriere macht und von ihrem Mann zusätzlich geplagt wird, weil er ebenfalls findet, sie kümmere sich zu wenig um das gemeinsame Kind, das, ganz nebenbei, natürlich eigentlich nicht gewollt war, sondern aus Unachtsamkeit gezeugt wurde. Hätte ja die Karrierträume zerplatzen lassen können... Ich hoffe die ganze Zeit, dass sich der Autor thematisch nicht übernommen hat und die Moral von der Geschichte nicht lauten wird "Kinder oder Karriere - beides zusammen geht nicht", oder so... :wow

  • SueTown, so habe ich das Buch nicht gelesen. Freilich, es kommt in Bezug auf die "Karrierefrau" ziemlich stereotypisch daher. Und die Moral ist auch recht schlicht. Aber: Ich finde, man sollte das nicht zu ernst nehmen, sondern genießen und entspannen. Meiner Meinung nach ist es ein schöner Schmöker, der einfach ein paar frohe Stunden bereitet.

  • taki32
    Vielen Dank für deine Rückmeldung bezüglich der Moral. Ich bin gerade dabei meine Mutter zur englischen Ausgabe zu überreden, denn ich denke, dass vom Worwitz einiges an der Übersetzung verloren gegangen ist. Andererseits ist es auch thematisch einfach nicht mein Geschmack... naja, mal sehen :lache.

  • Englische Ausgabe? :gruebel


    Im Klappentext steht, dass der Autor die Drehbücher zu "Berlin, Berlin, "Nikola" und "Mein Leben und ich" geschrieben hat. Eben habe ich auf Wikipedia geschaut; Safier ist in Bremen geboren. Möglich ist ja alles, aber der hat das Buch doch sicherlich im Original auf Deutsch geschrieben. Denke ich mal.


    Mit Moral meine ich, dass implizit schon enthalten ist, dass man Gutes tun sollte, aber m.E. wirklich implizit und mit Ironie und Witz versehen. (Solche Glückssucher-Bücher wie Hector oder Alchimisten sind nämlich überhaupt nicht mein Fall)

  • Na, dann kann ich meiner Mutter noch lange dazu raten... :lache Ich bin einfach davon ausgegangen, dass David Safier ein englischsprachiger Schriftsteller ist :rofl.
    Na gut, dass lasse ich das wohl mit dem Überreden. :grin


    Zitat

    taki32
    Mit Moral meine ich, dass implizit schon enthalten ist, dass man Gutes tun sollte, aber m.E. wirklich implizit und mit Ironie und Witz versehen.


    Ja, das stimmt. Der Stil trifft wahrscheinlich einfach nur nicht meinen Geschmack, weil ich eine Verfechterin der Doppeldeutigkeit und der bitterbösen Schwarzhumorigkeit bin. .

  • Zitat

    Original von SueTown
    Der Stil trifft wahrscheinlich einfach nur nicht meinen Geschmack, weil ich eine Verfechterin der Doppeldeutigkeit und der bitterbösen Schwarzhumorigkeit bin. .


    Neeeee, echt jetzt? :wow


    :rofl

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • So, nachdem ich mir heute vormittag das Buch reingezogen habe, hier mein abschließendes Urteil:


    Kim Lange hat eigentlich alles. Einen Mann, der den Haushalt schmeißt, eine süße Tochter und eine Fernsehkarriere, nach der sich manch einer alle Finger abschlecken würde. Und nun steht ihr größter Tag bevor: Die Verleihung des Fernsehpreises.


    Doch dieser Tag wird nicht nur einer der schlimmsten Tage in ihrem Leben - es wird auch ihr letzter sein. Und sie muß sich nach ihrem Ableben die Frage stellen lassen, was sie eigentlich je in ihrem Leben Gutes getan hat und vor allem, was sie für andere getan hat und nicht nur für sich selbst. Die Antwort ist vernichtend und so muß sie, leider als Ameise wiedergeboren, gutes Karma sammeln, um vielleicht möglicherweise eines fernen Tages als Mensch wiedergeboren zu werden.


    Dabei erlebt sie die seltsamsten Dinge. Von komisch, über dramatisch bis hin zu sehr nachdenklich machenden Momenten. Und immer wieder bewegen sie Gedanken und Sorgen um ihre Tochter. Dies ist ihr Antrieb, sich möglichst bald in der "Reinkarnations-Hackordnung" nach oben zu arbeiten. Doch sie stellt bald fest, daß es gutes Karma nur für gute Taten ohne Hintergedanken gibt. Mühsam arbeitet sie sich voran und sucht in den verschiedensten Lebensformen immer die Nähe ihrer Familie, auch einige Rückschläge begleiten sie und die Zeit arbeitet gegen sie: eine einstige Freundin macht sich an den trauernden Witwer ran...


    Hilfe kommt ihr von unerwarteter Seite zuteil. Dies will ich jetzt natürlich nicht verraten, aber ich habe mich über die entsprechenden Kommentare sehr amüsiert.


    Ein lustiges Buch, ich habe mitgefiebert und gespürt, wie sich Kim peu à peu ändert und es gab zahlreiche Szenen, über die ich mich königlich amüsiert habe. Doch bei all dem Spaß hat das Buch für mich aber auch eine etws tiefere Note gehabt. Ich fand auch einige Passagen darin, die einem trotz Lachens darüber ein Nachdenken wert sind. Für mich steckt doch ein wenig mehr dahinter als nur der oberflächliche Humor, der aber für sich gesehen schon Spaß macht.


    Aber ich warne Euch: Nach der Lektüre dieses Buches werdet ihr nicht mehr reinen Gewissens eine Spinne erschlage können (es könnte ja Hans Dieter aus der Nachbarschaft sein, der kürzlich erst verstarb....) und auch beim Essen eines Steaks sollte man sicj jedweden Reinkarnationsgedanken verkneifen.


    Meine Meinung: Ein sehr, sehr schräges Buch, das mehr Substanz hat, als man es anfangs vermuten möchte. Ich habe mich prima dabei unterhalten und habe es heute vormittag in einem Rutsch verschlungen. Und jetzt hoffe ich schwer, ich werde nicht eines Tages als Ameise wiedergeboren. Ich geh jetzt am Besten - natürlich ohne jeden Hintergedanken, sonst gültet es ja nicht - erst mal gutes Karma sammeln. Ommmmmmmmmmm....

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

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  • Ein tolles und vor allem unterhaltsames Buch. Ich habe dieses Buch an einem sonnigen Nachmittag (lang, lang ist es her :fetch) auf dem Balkon angefangen zu lesen und musste das ein oder andere Mal an mich halten um nicht laut los zulachen. Angefangen mit den kleinen Randbemerkungen von Casanova bis hin zu den "Gesprächen" mit Buddha. Einfach klasse.
    Absolut lesenswert. Das Buch bekommt 9 von 10 Punkten. Den einen Punktabzug bekommt das Buch für das allzu kitschige Ende :grin.


    lg
    hestia