Bericht über die Lesung von Peter Prange, bei der Peter Prange nicht anwesend war Buchmesse Leipzig

  • Sonntag 25. März 2007 15.00 Uhr
    So kurz vor Messeschluß hatte ich mir im Programm noch ein Highlight herausgesucht:


    Peter Prange, Frank Baasner
    Vom Werte der Werte- Lesung und Gespräch
    „Werte. Von Plato bis Pop. Alles was uns verbindet.“
    Moderation: Regine Möbius (stv. Bundesvorsitzende Verband deutscher Schriftsteller)


    Veranstalter: Kontaktstelle Kirche Leipzig, Verband deutscher Schriftsteller


    Leseinsel Religion Halle 3 A213


    So stand es im Programm. Dieses Buch in der Leseinsel Religion, nicht ganz der Nummer eins Magnet für Leipziger Publikum. Dieses Buch Religion- Kirche eine Einengung – eigentlich unvertretbar?


    Der erfahrene Messebesucher schaut sich einen Veranstaltungsort vorher an- gesagt getan. 14.30 Uhr stand da, Dauer eine Stunde stand da- also mit Ulla Meinecke wird’s nichts, das ist mir Prange wert- schließlich trage ich eine Tasche mit dem Wälzer mit mir rum - aber erstmal zu Ralph Giordano- die Leute stehen in Sechserreihen um die LVZ-Arena. Dann pünktlich in Halle 3, Platz genommen, es gibt noch viele Stühle die freibleiben. Zwanzig vielleicht dreissig Menschen, die herumsitzen und warten. Nach fünf Minuten eröffnet die Moderatorin mit den Worten Herr Dr. Prange sei Herrn Mehdorn zum Opfer gefallen und komme deswegen nicht. Herr Professor Bassner würde die Veranstaltung alleine durchführen. Wie, hat Herr Mehdorn den armen Dr. Prange ermordet- mit der Bahn kann man ja noch glaubhaft Verspätungen erklären- aber gar nicht kommen? Auch das bleibt wie der Grund für den Veranstaltungsort ein Geheimnis.


    Herr Professor Bassner erzählt erstmal, warum Peter Prange geeigneter wäre als er, hier zu eröffnen, aha- soll ich gehen oder was gibt das hier? Danach liest Professor Bassner das Vorwort von Peter Prange - oha, der kann ja lesen, aber was soll das?


    Dann kommt die positive Überraschung: Die Moderatorin hat das Buch gelesen- wirklich keine Selbstverständlichkeit heutzutage und es entsteht ein interessanter Dialog zwischen den beiden, kluge Fragen und differenzierte Antworten über das Buch und über die Wertediskussion. Leute bleiben stehen, setzen sich dazu. Ein Saxophonsolo gut gespielt lockert etwas auf, dann die Fragen der mittlerweile doch etwas fünfzig Zuhörer. „Werte“ oder „Unwerte“ sollen definiert werden, die gewünschte Antwort wird gekonnt verweigert- Wertekanon ist ein Vorschreiben, eine nicht legitime Verengung. Leitbilder müssen erschlossen werden. Erläuterungen zum Unterschied europäischer/deutscher Werte zu US- Amerika werden gewünscht und detailliert gegeben, auch Nachfragen zugelassen. Über dem Weg der goldenen Mitte und die Extreme wird gesprochen. Das Buch wird weiter vorgestellt, Herr Bassner liest sein Nachwort. Lebhafter Beifall. Signieren ist nicht vorgesehen, ein Verkaufsstand der Messebuchhandlung, sonst bei jeder Lesung dabei- fehlt. Ich bin der einzige, der das Buch mithat und bekomme meine Widmung: „Mit viel Mut durch den dicken Schmöker“- damit bekomme ich die volle Absolution erteilt, dafür, dass ich trotz Leserunde bis heute nicht durch bin. Ach ja- Herr Prange war nicht da- aber vermisst hat ihn dann glücklicherweise doch keiner in einer kurzweiligen Stunde auf der Buchmesse.