Vilette von Charlotte Bronté

  • Klapptext


    1853 erschien der Roman, in dem drei Liebesbeziehungen im Zentrum der Handlung stehen: Lucie Snowe liebt Dr. John Bretton, der allerdings ihre Zuneigung nicht erwidert. Sie kam aus England nach Villette (der Name steht für Brüssel), um dort in einem Mädchenpensionat als Lehrerin zu arbeiten. Als sie erleben muß, wie Bretton, der am Institut Schularzt ist, sich Ginevra Fanshawe, einer betörenden Schülerin, zuwendet, flieht sie in eine Art platonische Liebe zu Paul Emanuel. Stolz und aufrecht, wie sie ist, bleibt sie einsam und leidet ob der nicht ausgelebten Gefühle. Ihre edelmütige Zuneigung wird mit Vertrauen und Verehrung von Emanuel erwidert: Als er eine Reise nach Westindien antreten muß, überträgt er Lucie die Leitung einer gerade gegründeten kleinen Schule.


    Meine Meinung:


    Der Klapptext ist, meiner Meinung nach, völliger Blödsinn und beleuchtet den Inhalt völlig falsch. Vielleicht geben die mir recht, die das Buch bereits gelesen haben. Lucie Snowe ist eine unabhängige junge Frau, die in Vilette nach einem Neuanfang sucht. Erst als Kindermädchen und später als Lehrerin in einer Mädchenschule erarbeitet sie sich Respekt und Anerkennung.
    Der Touch von Jane Eyre lebt in diesem Buch wieder auf. Geheimnisvolle Aktivitäten (das Fenster zum Garten) und die Suche nach Liebe und Anerkennung. Lucie Snowe kämpft tapfer und auch wenn ich mich bis heute mit dem Schluss nicht versöhnen kann, las ich das Buch mehr als drei Mal.


    Absolut empfehlenswert für alle Charlotte Bronté Fans.


    das ihre Bücher kuschelnde eyre

    "Trotzdem gibt es keine großen Talente
    ohne starken Willen." (Honoré de Balzac)

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  • Eyre,


    Du hast die Sache mit dem Geist unterschlagen!
    :grin


    Tatsächlich bin ich mit Lucy Snowe nie warm geworden und ein bestimmter Dreh in der Verbindung der wichtigsten handelnden Personen habe ich, so glaube ich, der Autorin nie verzeihen können.


    Aber von den Romanen der Brontes mag ich sowieso nur die zwei von Anne, mit denen der beiden anderen kann ich wenig anfangen.


    edit: mal wieder das 'e' am Nachnamen der Protaginistin! :bonk

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Zitat

    Original von magali
    Eyre,


    Du hast die Sache mit dem Geist unterschlagen!
    :grin


    :gruebel


    Wäre das Buch nicht auch eine Leserunde wert?


    das jetzt schlafen huschende eyre


  • Ob es das wert wäre, weiss ich nicht, da ich es ja noch nicht gelesen habe. Aber wenn man sich drauf einigen könnte, würd ich es toll finden - ich wäre sofort dabei :wave

  • "Villette" habe ich vor vielen Jahren gelesen und besitze somit eine andere (ältere) Ausgabe des Romans. Die im Buch enthaltenen französischen Passagen haben es mir erschwert das Buch zu lesen. Trotzdem mochte ich diese Buch, obwohl vieles an "Jane Eyre" erinnert. Kurz gesagt Charlotte Bronte´ist ihrem Stil treu geblieben.

  • Zitat

    Original von Joschi
    Kurz gesagt Charlotte Bronte´ist ihrem Stil treu geblieben.


    Und genau das gefällt mir daran sehr. Und wie empfandest Du das Ende?


    das leise flüsternde, damit es die anderen nicht hören eyre

  • eyre


    ich meinte das 'Gespenst'. Und überhaupt die Umgehensweise mit den romantischen Elementen.
    Aber sag mal, wurde die Hauptfigur wirklich in 'Lucie Snow' umgetauft?
    Im Original heißt sie Lucy Snowe.


    :gruebel


    Der Schluß ist traurig, aber passend. *duckundweg*

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    eyre


    ich meinte das 'Gespenst'. Und überhaupt die Umgehensweise mit den romantischen Elementen.


    Ja - ich weiß, was Du meinst. Möchtest Du, dass ich meine Rezension umfangreicher gestalte? ;-)


    Zitat

    Aber sag mal, wurde die Hauptfigur wirklich in 'Lucie Snow' umgetauft?
    Im Original heißt sie Lucy Snowe. :gruebel


    Vielleicht eine nicht besonders gute Auflage? Ich kann leider nicht Bücher in Englisch lesen.


    Zitat

    Der Schluß ist traurig, aber passend. *duckundweg*


    Warum empfindest Du ihn als passend?


    das jetzt wirklich über eine Leserunde nachdenkende eyre

  • Ein Schuß Gespenstisches zieht LeserInnen an.
    ;-)



    Warum ich den Schluß für passend halte?
    De facto ist der Schluß offen. Bronte sagte selbst, daß sie es als 'Rätsel' beläßt.
    Ich entschied mich für die traurige Lösung.
    Weil es eigentlich ein trauriges Buch ist, mit einer sehr verschlossenen und melancholischen Hauptfigur. Weil es eher eine bittere Bilanz zieht, vor allem was die emotionalen Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen anbelangt.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali



    Warum ich den Schluß für passend halte?
    De facto ist der Schluß offen. Bronte sagte selbst, daß sie es als 'Rätsel' beläßt.
    Ich entschied mich für die traurige Lösung.
    Weil es eigentlich ein trauriges Buch ist, mit einer sehr verschlossenen und melancholischen Hauptfigur. Weil es eher eine bittere Bilanz zieht, vor allem was die emotionalen Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen anbelangt.


    Also mir erscheint das Ende gar nicht so offen.
    In dem Lucy Snowe (in meiner Version heißt sie auch so!) sagt:
    "Kein ruhiges freundlichen Herz soll betrübt werden, wir wollen, wenn wir scheiden, helle,hoffnungsfrohe Bilder zurücklassen." gibt sie einen sehr konkreten Hinweis auf den Tod ihres Liebsten.


    P.S. Dieses Ende ist der passende Abschluss. Es kann nicht immer ein Happy End geben, auch wenn man es Lucy wünscht.

  • An der Stelle kann man es nicht festmachen, das ist ja der Trost für die, die ein Happy Ending wollen. (Das ist aber nur meine Meinung, die eine Seite der Medaille.)


    "Wir wollen, wenn wir scheiden..." ist komisch übersetzt.


    Heißt das nicht: laßt sonnigen Gemütern Hoffnung?


    Trouble no quiet, kind heart; leave sunny imaginations hope.


    Das Ende ist nicht ganz eindeutig.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    "Wir wollen, wenn wir scheiden..." ist komisch übersetzt.


    Mein Englisch reicht nicht aus, um Bücher im Original zu lesen. Ich bin also den Übersetzern hoffnungslos ausgeliefert. Deine Übersetzung klingt auch plausibel, ändert aber nicht meine Meinung zum Ende.



    Zitat

    Wäre das Buch nicht auch eine Leserunde wert?


    Je mehr ich darüber nachdenke, um so sicher bin ich mir, dass ich will.

  • 'Villette' ist, meine Meinung nach, der beste Brontë Roman überhaupt. Ich habe es natürlich auf englisch gelesen - also weiss ich nicht wie gut die Übersetzung ist, aber auf englisch spürt man wie fremd und (schock horror) katholisch die Stadt Villette (Brussels) und seine Bewohner sind.


    Lucy Snowe spielt mit dem Leser - man weiss nie wenn sie die Wahrheit erzählt. Sie schiebt ihre Emotionen auch herum - manchmal scheint sie unwahrscheinlich cool und ruhig um an anderen Stellen des Romans ihre Emotionen in Sturmen usw... raus zu lassen.


    Ich kann Villette nur empfehlen....

  • Ich fand "Villette" ziemlich ... hm, eigenwillig, wäre vielleicht ein guter Ausdruck. Bis zur Hälfte war ich absolut fasziniert, dann hatte ich genug davon und rührte das Buch gut ein Jahr nicht mehr an, bis ich mich doch aufraffen konnte, es fertigzulesen. Und ich bin froh, es getan zu haben. Ich fand Lucy Snowe eine wirklich liebenswerte Heldin und ihre Geschichte spannend; gut gefallen hat mir auch, dass jede Frau ihre eigene Art von Liebe entdeckte, von Lucy mit Paul Emanuel bis hin zu ihren Schülerinnen.


    Etwas irritiert hat mich die Tendenz der Hauptpersonen, immer zuerst an eine übernatürliche Erklärung zu glauben, wenn's eine natürliche auch getan hätte; und vor allem Paul Emanuels Charakter schien mir nicht immer ganz schlüssig, obwohl ich ihn zum Schluss auch ziemlich lieb gewonnen hatte.

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