Was ist ein guter Krimi?

  • Hi und hallo,


    ich würde mal gerne wissen, was euch am meisten bei einem Krimi anspricht (Atemlose Spannung vorausgesetzt! ;-) ):


    Ist es Action, Brutalität, die Psychologie der Figuren ... eine Kombi aus allen drei? Oder was ganz anderes? :gruebel


    Neugierige Grüße
    Michael

  • Am liebsten mag ich ja diese leicht altmodischen "cosy"-Krimis vom Schlage Miss Marple.


    Ich brauche kein Gemetzel und kein Gespratzel und ich will auch nicht immer vor Spannung die Fingernägel bis zum Handgelenk abknabbern.


    Was ich mag, ist eine unterhaltsam erzählte Geschichte mit interessanten Charakteren und ich will mitraten. Ich liebe es, Spuren zu verfolgen.... auch mal vollkommen im Dunkeln zu tappen. Dabei ist es mir egal, ob ich am Ende auf denselben Täter komme wie der Autor - hauptsache ist, seine Aufklärung kann mich auch überzeugen und die losen Fäden werden verknüpft.


    Ich liebe daher - welch Überraschung - die Krimis von Agatha Christie sehr.


    Was ich gar nicht mag: Unlogische Enden, bei denen der Täter (der vorher fast nie in Erscheinung trat) plötzlich wie Kai aus der Kiste hüpft. Oder Enden, die zuviele Fragen offen lassen. Njet. Das geht gar nicht.


    Ich lese natürlich gerne auch mal was Spannenderes. Gut gemachte Thriller sind ja auch was Feines. Aber im allgemeinen mag ich es lieber beschaulich.


    Gut gemachte Thriller sind m.E. die Krimis von Jan Burke. Da habe ich vor dem Schlafengehen echt unter dem Bett nachgesehen. :wow Was mich dagegen absolut kalt gelassen hat, war z.B. Belladonna von K. Slaughter. Blut allein garantiert eben noch keine Spannung. Aber das ist natürlich subjektiv. Andere fanden Belladonna ganz große Klasse. *gähn*.


    Ich hoffe, das beantwortet Deine Fragen ein wenig? ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Die klassische detection. Ein Rätsel und daß es 'gelöst' wird, gleich, ob das wortwörtlich geschieht oder einfach nur Hinweise gegeben, die verschiedene Möglichkeiten bieten. Hauptsache, die Anzahl der Möglichkeiten ist endlich.


    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Wie sagt der Jurist: Das kommt darauf an.


    Eigentlich mag ich am liebsten "langsame" Krimis, einen Fred Vargas, oder einen Ian Rankin, von den Deutschen einen Bottini, oder einen frühen Breinersdorfer, früher auch einen Donna Leon, letztere aber deshalb nicht (mehr), weil ein wesentlicher Teil des Lesegenusses solcher Reihen in der Entwicklung der Figur des (Anti-)Helden liegt. Es muß auch nicht immer gleich um Mord und Totschlag gehen und wie man in meiner alten Heimat sagt: a schöne Leich duads au. Gemetzel dann eher beim Schlachtengetümmel im Mittelalter oder im alten Rom, da gehört das hin.


    Viel lese ich auch historische Krimis, da sie auf zwei Ebenen herausfordern.


    Ab und an kann es aber auch ein richtiger Thriller Polit-oder Psycho sein, so wie zuletzt - und bald wieder- Fitzek, der ja auch ohne 30 gemetzelte und zerstückelte auskommt.


    Zwiespältig stehe ich zu Moden. Ich lese gerne gerade Kathy Reichs, die Fernsehfilme die auf der Figur basieren finde ich schlecht gemacht, über Kai Scarpetta habe ich ein Buch gelesen, Gerichtsmediziner sind derzeit so was von "in" das ich eigentlich einen großen Bogen darum machen möchte.


    Aber vom Strickmuster: es gibt den wahren Vater des Krimis: "Der verschwundene Brief" und so hat jeder Krimi zu funktionieren. Hercule Poirot und Miss Marple sind herausragende Beispile für gute Krimis, aber wenn heute ein Autor am Ende des Buches eine Konfrontationsrunde aller Verdächtigen mit dem Helden des Buches als Rätsellöser bringen würde- da käme doch nur gähnen beim Leser auf und die Frage ob es den doch nichts neues unter der Sonne gibt.

  • Für mich ist extreme Brutalität eher abschreckend, die, wie ich finde, in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Mir kommt es wie eine Art Wettbewerb vor, wer die perversesten Morde präsentiert. Das muss ich nicht haben.


    Ich mag z.B. die Alan-Banks-Reihe von Peter Robinson, der seine Geschichten langsam entwickelt und viel über die Umwelt und das Innenleben der Figuren erzählt. Toll fand ich vor allem "In einem heißen Sommer", das auf zwei Zeitebenen spielt.


    Von den klassischen britischen AutorInnen liebe ich ganz besonders Dorothy L. Sayers und ihren Lord Peter. Die lese ich seit 25 Jahren immer wieder. Sie hat sehr früh das Privatleben ihrer Ermittlerfigur mit den Kriminalfällen verknüpft - anders als z.B. Agatha Christie mit ihrem Poirot, mit dem ich nie warm geworden bin.



    Liebe Grüße,
    Bücherfrau :-)

  • Für mich muss ein Krimi eine logische Handlung haben, sympathische Hauptfiguren und ein schlüssiges Ende. Ich mag diese Enden nicht, von denen man glauben könnte, der Autor hatte selber keine Lust mehr und will schnell zum Ende kommen. Ich mag es außerdem, wenn man persönliches von der Hauptfigur erfährt, wenn sie beschrieben wird, wie eine/einer den man durchaus kennen könnte. Psychologisch ausgefeilte Krimis mag ich außerdem. Ich persönlich hab auch nix gegen Blut, es kommt halt darauf an, dass es zum Thema passt und nur gut umschrieben wird. So ne Art Splatter-Krimi muss ich nicht haben.


    lg
    hestia

  • Zitat

    Original von Michael
    (Atemlose Spannung vorausgesetzt! ;-) )


    Da haben wir's schon... die brauch ich gar nicht. ;-) Ich hab auch lieber eine gemütliche "Kreuzworträtselstimmung", bei der am Ende alles zusammenpasst, ich aber nicht ständig Gänsehaut kriege, weil's mir zu unheimlich wird, oder das Buch gar nicht weglegen mag, weil das Opfer womöglich bald nicht mehr lebt, wenn ich jetzt nicht auf der Stelle weiterlese und den Helden es retten lasse.


    Dorothy Sayers und Lord Peter Wimsey - besser geht's nicht. :anbet

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von Bücherfrau
    t extreme Brutalität eher abschreckend, die, wie ich finde, in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Mir kommt es wie eine Art Wettbewerb vor, wer die perversesten Morde präsentiert.


    ..and Sex sells, too.


    Dabei wird keine Perversion in ihrem Details ausgelassen- muß ich auch nicht haben. Wenn es der Entwicklung der Geschichte oder der Figur nützt begleite ich sie als Leser auch gern ins Schlafzimmer und wenns sein muß bis ans Bett, danach soll dann aber bitte ein Ausgang für mich geschaffen sein, damit ich den Rest meiner Phantasie überlassen kann.

  • Für mich ist ein guter Krimi, wenn die Handlung spannend und logisch ist, wenn der Mörder nicht im letzten Moment als Überraschungsgast auftaucht, wenn ich als Leser mitfiebern kann und nach dem zuklappen sagen kann: ja, das macht Sinn, da hätte ich auch drauf kommen können.


    Wie brutal oder wenig brutal ist für mich nicht ausschlaggebend, es muß aber zur Handlung passen. Sex oder Gewalt sind für mich Dinge, die ich in Büchern schon lese und nachvollziehen kann, wenn sie die Handlung befördern und für mich "Sinn" machen. Ich mag es nicht, wenn es so oben draufgesetzt ist, so als wenn manche Autoren meinen, es muß einfach noch eine Prise Pfeffer rein.


    Ich mag verschiedene Genre, lese gerne amerikanische Cozy Mysteries aber auch mal Psychothriller... Abwechslung ist doch was schönes.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Auch ich mag so furchtbar spannende Krimis nicht, warum sollte ich mir mutwillig Angst einflößen lassen?
    Wichtig sind für mich ein logischer Plot, interessante Protagonisten und eine angemessene Sprache. Abgeschreckt hat mich in dieser Beziehung Helen Tursten, das las sich wie ein Schulaufsatz einer halbwegs talentierten Zehntklässlerin, aber vielleicht lag das auch an der Übersetzung :gruebel
    An diesen Gerichtsmedizinerinnen-Thrillern stört mich, dass die Mörder immer durchgeknallte Perverslinge sind, die lediglich über ihren Drang, dem Opfer Gegenstände in irgendwelche Körperöffnungen stecken zu müssen, charakterisiert sind :uebel. Da mag ich lieber ruhige, aber clevere Geschichten nach Art des "Letzten Zeugen".
    Und seltsamerweise liebe ich auch Maigret. Weder sind die Geschichten sonderlich spannend, noch hat Maigret (außer seiner Frau und seiner Pfeife) keine Eigenschaften, und den Plot hat man nach einer Woche auch wieder vergessen, aber trotzdem gibt es Tage, an denen ich unbedingt mal wieder einen Simenon lesen muss.
    Achja, wenn Krimis in einem (meist geschichtlichen, aber auch wissenschaftlichen) Kontext stehen, ist ein wirklich gründliches Basiswissen erforderlich, Fehler nerven mich da sehr. Lobend erwähne ich hier mal Ullrich Ritzel, bei dem es meist um die jüngere Vergangenheit geht, oder Robert Hültner.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich mag auch am liebsten Cozys (oder Cozies?), ein wenig brenzlig darf es aber schon mal werden. Explizite Gewaltbeschreibungen kann ich nicht ausstehen, ich finde das zum Teil richtig krank. Was soll das? Etwas ausführlichere Sexszenen finde ich okay, wenn sie nicht plump sind.

  • Ich lese auch gerne Krimis, wie "hestia2312" schon beschrieben hat. Gerne darf es auch mal was zum Schmunzeln geben: So wie bei Hakan Nesser und Donna Leon...genau richtige Mischung aus Spannung und Unterhaltung. - Von Gunnar Staalesen habe ich gerade "Der Hexenring" gelesen, hat mir auch gut gefallen:Der Detektiv Veum macht richtig Spaß durch seine zynisch-freche Art und seine Kombinationsgabe. "Nur Spannung" gibt es dann bei Michael Crichton und Collin Forbes; gut rechenchierte Fälle und spannende Handlung.
    Bei den historischen Krimis hatte ich vor kurzer Zeit Michael Peinkofer ("Die Bruderschaft der Runnen") in der Hand; der Stil erinnerte mich irgendwie an "Der Name der Rose"(mag aber auch dran gelegen haben, daß wieder Mönche mit im Spiel waren!); war auch ein prima Buch!

    Nimm das Leben nicht so ernst-Du kommst eh nicht lebend raus!


    :lesend "Die Mumie"-Anne Rice
    Fastenzeit-SUB:30
    SUB-Abbau:6

  • Das Genre ist bereits so zerteilt, dass man von dem guten Krimi schon fast nicht mehr reden kann. Es gibt viele verschiedene Varianten, die alle mit einer jeweils speziellen Sichtweise punkten können.


    Das A & O eines Krimis sollte aber immer die Auflösung des Verbrechens sein. Diese muss logisch und nachvollziehbar sein und sollte möglichst ohne Zufälle passieren. Wenn der Ermittler in der Nacht von der Auflösung träumt, dann hat der Schreiberling das falsche Genre gewählt.


    Dann gibt es so ein paar Zusatzelemente, die immer gern gesehen werden, wenn nicht zu übertrieben:

    • Persönlichkeitsentwicklung des Ermittelnden
    • Motive der Täter
    • Sozialkritik iwS
    • lokales Flair
    • historische Elemente
  • Wow, so schnell so viele Antworten. Spannend ...:-)


    Ich mag auch keine Krimis, in denen ständig jemand abgeschlachtet wird, bis das Blut sogar schon aus den Seiten des Buches quillt. Ich mag Krimis, die durch Raffinesse überzeugen. D. h. facettenreiche Charaktere und überraschende Wendungen. Richtig gut bekommt das Minette Walters in "Eishaus" und "Die Bildhauerin" hin. Gerade wenn man glaubt, die Charaktere zu kennen, wird wieder ein neues Detail ans Licht gebracht.


    Jugendkrimis enthalten ja auch keine übermäßig brutalen Szenen. Mord, Raubüberfälle, Schlägereien, psychische Folter, all das findet man darin natürlich auch statt. Was mich nervt, ist, dass manche meinen, darin müsste eine Actionszene nach der anderen vorkommen, damit Jugendliche sowas spannend finden. Irgendwelche Autoverfolgungsjagten etc. Action gehört klar dazu, sie erzeugt Spannung. Verzichte ich in meinen Krimis auch nicht drauf. Aber ich finde, die Action sollte nicht die Handlung bestimmt. Das sollte durch die Figuren geschen, oder? Durch ihre Gefühle, ihren Leidenswegen, aus ihrem Frust, ihrer Liebe oder ihrem Ärger heraus. Das sind doch die wahren Motive. Und nichts kann grässlicher sein als menschliche Abgründe ...


    Übrigens habe ich als Jugendlicher neben den drei Fragezeichen wie wahnsinnig Sherlock Holmes gelesen. Seine bestechende Logik hat mich jedes Mal in Ehrfurcht versetzt. :grin


    Liebe Grüße
    Michael

  • Jaaaa. Die drei Fragezeichen habe ich auch gelesen und als Kassette gehört. Die fand ich wirklich supertoll.


    Und eines meiner Lieblingsbücher als Kind war von Alfred Weidenmann "Gepäckschein 666". Ich habe überallhin das Buch mitgeschleppt und natürlich mehrmals gelesen. Habe gerade bei amazon gesehen, dass es diesen Kinderkrimi heute noch gibt. Finde ich toll, dass er noch aufgelegt wird.


    Heute lese ich allerdings kaum Krimis.


    .

  • Ich find Krimis toll, die auf irgend welchen psychologischen Störungen des Täters basieren. Ob viel Blut und Brutalität drin vor kommt oder nicht ist mir egal. Hauptsache, der oder die Ermittler (und ich) müssen sich den Kopf zerbrechen um auf den Täter zu kommen. Und toll ist es auch, wenn immer wieder neue Sachen auftauchen, die die Lösung immer wieder zerschlagen.


    Das Ende sollte nicht allzu plötzlich passieren und der Täter eigentlich schon von Anfang an dabei sein - also nicht so, dass man es von Anfang an weiss.


    Ich möchte auf jeden Fall "mit ermitteln" können und superwichtig ist mir - allerdings bei jedem Buch - dass die Personen so gut beschieben werden, dass man denkt, sie würden neben einem stehen. Denn wenn das nicht so ist, bin ich meistens schon vom Buch gelangweilt.

  • @ Bücherfrau


    Miss Marple liebe ich einfach - aber mit Hercule Poirot bin ich auch nie so richtig warm geworden. :knuddel1


    Es ist auch immer heikel, mehrere Bände vom selben Autor zu lesen. Meist läuft es sich nach einigen Bänden tot:


    Minette Walters - zwei gelesen, dann hat es mir gereicht
    Janet Evanovich - immerhin noch ca. 6 Bände, dann war's aus zwischen Janet und mir
    Patricia Cornwell - dito
    Ann Granger - dito (obwohl.... da ist das allerletzte Wort noch nicht gesprochen)


    dagegen:
    Agatha Christie - da kann ich eigentlich alles lesen, keines war bisher schlecht.
    Ellis Peters - ihren Bruder Cadfael habe ich heiß und innig geliebt

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Für mich ist es durchaus spannend, wenn ein Krimi von Seiten des Täters aufgerollt wird. Wie er seine Spuren zu verwischen versucht, wie er (oder sie) immer mehr in die Enge getrieben wird und was dabei in seinem Kopf vorgeht. Wie brutal oder subtil dabei vorgegangen wird, spielt für mich nur untergeordnet eine Rolle. Hauptsache es ist spannend und ich habe nicht schon im ersten Kapitel eine Ahnung vom Inhalt des Letztens.

  • Was haltet Ihr von Krimis von z. B. Ingrid Noll?


    Wenn der Darsteller nicht gewollt zum Mörder wird und noch ein ordentlicher "Schuß" schwarzer Humor dabei ist?
    Das find ich nämlich gut. Ob das als Krimi zählt, weiß ich nicht...


    Ich steh dann auch mehr auf Psychothriller, Blut und Totschlag muß nicht zwingend dabei sein, die Abgründe der menschlichen Seele sind auch ohne Leichen tief genug :grin


    Gruß vom Killerbinchen
    :biene

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“