Der Zug war pünktlich von Heinrich Böll

  • Ich stecke das mal zu den Klassikern, auch wenn es nicht zu Bölls bekanntesten Werken zählt. Denke schon, dass es der Bezeichnung gerecht wird.


    Titel: Der Zug war pünktlich
    Autor: Heinrich Böll
    Seiten: 123
    ISBN: 3423008180


    Inhalt:
    Heinrich Bölls erste Buchveröffentlichung, die Erzählung »Der Zug war pünktlich« von 1949, erzählt die Geschichte des deutschen Soldaten Andreas und der polnischen Prostituierten und Widerstandskämpferin Olina. Die Geschichte über das sinnlose Sterben verdichtet sich zu einer bitteren Anklage gegen den Krieg.


    Meine Meinung:
    Ein dreitägiges Leseerlebnis, obwohl der Umfang des Büchleins sich nun wirklich in Grenzen hält -- aber das ist wieder einmal so ein Buch, dessen Inhalt sich von den Zeilen löst und ohne Umwege in die Gedanken einnistet, auch für längere Zeit. Die Geschichte selbst ist nicht neu, eher die Erzählung eines Schicksals, wie es während dem zweiten Weltkrieg viele ereilte. Böll ist es gelungen, eine Gefühlswelt widerzuspiegeln, die sich direkt auf den Leser überträgt. Das hier war erst mein zweites Buch von ihm, aber dennoch denke ich, dass auch sein Erstlingswerk von seinem persönlichen Stil geprägt ist, das heißt die Betonung und Aufmerksamkeit werden auf das Detail gerichtet, auf die scheinbaren Kleinigkeiten, ohne das Gesamtbild aus den Augen zu verlieren.


    Auf den wenigen Seiten wird vieles verdeutlicht, zuallererst die Grausamkeit des Krieges, die Verluste, die er fordert, dann die Gedanken, die dem Satz "Ich muß sterben" folgen, eine Phrase, die den besessenen Protagonisten die ganze Zeit über begleitet, während er reflektiert, über seine Familie und Freunde, über die Dinge, die er bereut, über diejenigen, für die er beten möchte, über eine Liebe, die nur eine Zehntelsekunde dauerte. In Lemberg hält der Zug und er verbringt seine letzte Nacht mit der Prostituierten Olina.


    Ein dichtes, bewegendes Buch, das die Auswegslosigkeit des Krieges auf bedrückende Art und Weise charakterisiert und zusammenfasst.

  • Anfangs bin ich etwas schwer in die Erzählung eingestiegen. Die Zugfahrt von Andreas war schon fast für den Leser zu spüren. Es ging nur immer mit wenigen Seiten voran. Flüssiger wurde der Lesefluss, wenn die Wiederholungen im Text indirekter kamen und Dialoge und kleine Erinnerungen und Blickpunkte auf Kriegsgeschehnisse erzählt wurden. Das Ende ging dann schnell zu lesen und ein Blick, der derart nah durch die Psyche des Protagonisten auf den Krieg blickt, hinterlässt auch einen Nachgeschmack, der den Text zu einer Anklage werden ließ.
    Mit Remarques "Im Westen nichts Neues" kann man die Erzählung nicht vergleichen, auch wenn sie dieselbe Thematik besitzt. Aber ich würde sie als durchaus lesenswert weiterempfehlen.