Tess von d`Urbervilles von Thomas Hardy

  • Klapptext (Ausgabe 1977)
    Thomas Hardys bedeutender gesellschaftskritischer Roman, der 1891 erschienen ist, gehört bereits zum klassischen Bestand der englischen Literatur. Er hat den Lebensweg des Landmädchen Tess Durbeyfield zum Inhalt. Sie ist die Tochter eines Tagelöhners im Blackmoor-Tal in Dorset, dem die Nachricht zu Kopfe gestiegen ist, daß er ein Nachkomme der uralten Adelsfamilie der d`Urberville sei. Tess nimmt, dem Wunsche der Eltern widerwillig folgend, eine Stellung bei den neureichen d`Urbervilles in der Nachbarschaft an, die den alten Namen aber nur angenommen haben. Rücksichten auf ihre Angehörigen zwingen Tess auch in anderen Situationen, ihren eigenen klaren und ehrlichen Empfindungen zuwiderzuhandeln. Die inneren Kämpfe, in die ihre Gewissensnöte sie stürzen, führen sie zu schwerwiegenden Entscheidungen, deren Tragik das tiefe Mitgefühl des Lesers erweckt.
    In dem Roman wird uns zugleich eine eigenartige Landschaft in ihrer herben Schönheit vertraut. Wir erleben ihre Menschen bei der Arbeit und an Feiertagen, wir sehen sie dulden, lieben und hassen. Die ganze Problematik dieser Welt und dieser Zeit mit ihren überholten Sitten- und Moralbegriffen wird von Hardy in seinem Werk mit letzter Unerbittlichkeitund in künstllerisch vollendeter Weise gestaltet.


    Meine Meinung:
    Der Autor wahrt immer einen gewissen Abstand zu seinen Figuren, so dass man sich als Wanderer neben Tess fühlt. So wird man gefangen von den wunderbaren Landschaftsbeschreibungen und Gefühlen der Protagonisten und hofft, dass sie ihren Gefühlen irgendwann doch trauen werden.


    Leider habe ich den Film von Polanski dazu noch nicht sehen können, er soll aber fantastisch sein.


    das das Buch nach langer Zeit wieder lesende eyre

  • Lang, lang ist's her...


    Ich habe für "Tess of the d'Urbervilles" zwei Anläufe gebraucht. Das erste Mal waren mir die endlosen Landschaftsbeschreibungen zu viel (zumal mein Englisch damals noch nicht so gut war wie heute), und ich hab's nicht über die ersten 100 Seiten hinaus geschafft. Dann aber habe ich die Kurve gekriegt, und ich war so begeistert, dass ich gleich noch alles von Thomas Hardy hinterhergeschoben habe, was ich in der Bibliothek finden konnte ("Jude the obscure", "The Mayor of Casterbridge", "The return of the native", "Far from the madding crowd"), und "Tess" als Prüfungsthema gewählt habe. (Letzteres allerdings entsprang auch dem Wunsch, ein möglichst wenig lernintensives Thema zu finden, weil ich mich in Ruhe auf mein Lieblingsfach konzentrieren wollte... hat aber geklappt. ;-))


    Hach, viele, viele schöne Schmökerstunden waren das... *schwelg*

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich lese es gerade und bin schwer begeistert, auch wenn ich den Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig finde - jeder Satz ist sehr bedeutungsschwer und ausgefeilt, fast schon psychologisch, dass ich auch nicht so schnell voran komme wie bei anderen Klassikern.


    Ich bin auf das Buch übrigens durch meinen lieben John Irving gekommen, der dieses Werk in seinem Roman "Owen Meany" mehrfach aufgreift. Und allet, was Irving in seinen Romanen zitiert, muss ich zwangsläufig auch lesen. Bisher wurde ich nie enttäuscht. ;-)


    Liebe Grüße,
    Aimée


    Edit: Fertsch! Bin durch...naja zum Ende hin hat es für mich etwas verloren. Wenn ich nur beschreiben könnte, warum...ich fands wohl echt an den Haaren herbeigezogen, dass sie nun doch mit Alec zusammenleben wollte. Kein Rückgrat, dat Mädel. *kopfschüttel*

  • Titel: TessAutor: Thomas Hardy
    Übersetzt aus dem Englischen von: Helga Schulz
    Verlag. Deutscher Taschenbuch Verlag
    Erschienen als TB: Februar 2013
    Seitenzahl: 584
    ISBN-10: 3423141883
    ISBN-13: 978-3423141888
    Preis: 9.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Ein großer Klassiker der Weltliteratur, der bei Erscheinen einen Skandal auslöste: Die blutjunge Tess Durbeyfield kommt aus einfachsten bäuerlichen Verhältnissen. Als sie entdeckt, dass sie einer mächtigen Ahnenreihe angehört, nimmt ein unerbittliches Schicksal seinen Lauf. Von ihrem skrupellosen Cousin Alec verführt und von Angel, dem Mann, den sie liebt, verlassen, nimmt sie blutige Rache.


    Der Autor:
    Thomas Hardy, geb. 1840, ging nach der Architektenlehre nach London und begann neben seiner Arbeit als Kirchenrestaurator zu schreiben. Ab 1871 Veröffentlichungen (Wessex-Romane). Der Autor verstarb 1928; er hinterließ ein umfangreiches Werk - außer Romanen auch fast 1000 Gedichte.


    Meine Meinung:
    Irgendwie kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass heutzutage Romane mit einer derartigen Intensität nicht mehr geschrieben werden – aber ich kann mich natürlich auch irren. Thomas Hardy beschreibt auf beeindruckende Art und Weise ein Frauenschicksal im viktorianischen Zeitalter. Aber er beschreibt auch die Zeit, die Atmosphäre der damaligen Zeit. Und so taucht man als Leser sehr schnell in diese Geschichte ein, eine Geschichte die ohne Frage zu den großen Werken der Weltliteratur zählt. Thomas Hardy hat das was sehr vielen unserer zeitgenössischen Autorinnen und Autoren fehlt: Er kann erzählen. Er beschreibt anschaulich, er nimmt sich Zeit für seine Geschichte und die sollte man sich auch als Leser nehmen. Dieses Buch unterscheidet sich so wohltuend von den „schnellen Erzählschnitten“ der heutigen Zeit. Aber es ist gerade die Art wie Hardy erzählt, die diesen Roman zu einem beeindruckenden Leseerlebnis machen. Ob und gewollt oder ungewollt vermag ich nicht zu sagen. Aber dieser Roman ist ein hochpolitisches Buch. Zeigt er doch die ganze Verlogenheit des viktorianischen Zeitalters, die Unterdrückung der Frauen und macht den heute Lebenden deutlich, wie lächerlich doch ihre Verklärtheit oftmals ist, mit sie dieses Zeitalter betrachten. Nicht alle – aber leider sehr viele. Ein bemerkenswerter Roman. Ein großartiges Leseerlebnis. 9 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Irgendwie kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass heutzutage Romane mit einer derartigen Intensität nicht mehr geschrieben werden – aber ich kann mich natürlich auch irren.


    Natürlich kann man nicht alles lesen, aber ich befürchte fast, Du täuscht Dich nicht.


    Zitat


    Thomas Hardy hat das was sehr vielen unserer zeitgenössischen Autorinnen und Autoren fehlt: Er kann erzählen.


    :write
    Manchmal kommt es mir so vor, als hätten die Damen und Herren Schriftsteller damals sich schlicht mehr Zeit genommen, sie hatten - mangels Ablenkung durch unsere modernen Medien - auch einen anderen, vielleicht in manchem genaueren Blick auf die Dinge.

  • Dieses Buch liegt bei mir seit Ewigkeiten unterbrochen im Regal. Ich lasse mich leider unheimlich schnell von der Stimmung eines Buchs mitreißen und finde die Atmosphäre bei diesem Roman unheimlich bedrückend. "Gute alte Zeit". Ha, ha.


    Ich möchte dieses Buch unbedingt noch einmal anpacken. Aber ich werde es wohl "in Scheibchen" lesen müssen.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Habe ich vor langer Zeit mal gelesen, kann mich erinnern daß es zeitweise ziemlich schwer zu lesen war, weil jeder Satz extrem formuliert war.Trotzdem hat es mir gut gefallen. Die langen Passagen über die Landschaften fand ich gut beschrieben ,ich liebe diese Art des Schreibens.Die Autoren dieser Zeit mußten schon ganz genau hinschauen um nachher so detailliert Schreiben zu können.
    :wave Ekna

    :lesend : Eleanor Brown "Die Shakespeare-Schwestern "


    :lichtBeim Lesen läßt sich vorzüglich denken L.Tolstoi

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