Der Engelmacher - Stefan Brijs

  • Der Autor:
    Stefan Brijs kam 1969 in Genk in der ostflämischen Privinz Limburg zur Welt, wo er auch aufwuchs und zur Schule ging. Er ist Lehrer, entschloss sich aber 1999 hauptberuflich als Schriftsteller zu arbeiten, nachdem er bereits drei Bücher sowie diverse Rezensionen und Essays veröffentlicht hatte.


    Klappentext:
    Wolfheim, gelegen im Dreiländereck, ganz in der Nähe von Aachen: Nach zwanzig Jahren Abwesenheit kehrt Dr. Victor Hoppe in seinen Geburtsort zurück. Misstrauen schlägt ihm entgegen. Die Dorfbewohner wundern sich vor allem über die drei Babys, die er dabei hat: Es sind offensichtlich Drillinge, die Jungen gleichen sich wie ein Ei dem anderen, und alle sind von einer Hasenscharte entstellt - eine Fehlbildung, die bereits Victor von seinem Vater geerbt hatte und die ihm seinerzeit das Leben schwer machte. Denn die Einheimischen sind abergläubisch. Auch jetzt machen Gerüchte die Runde. Und tatsächlich drängen sich Fragen auf: Wo ist die Mutter? Was will Victor nach all den Jahren in Wolfheim? Warum versteckt er die Kinder? Doch als der Doktor einem Jungen aus dem Dorf das Leben rettet, ändert sich die Lage dramatisch und seine Popularität steigt. Man beginnt sich mit ihm zu arrangieren, auch wenn er nach wie vor wunderlich erscheint. Man fasst sogar Zutrauen zu ihm. Bis die Kinderfrau der Drillinge, eine ehemalige Lehrerin aus dem Dorf, eines plötzlichen Todes stirbt ...


    Meine Meinung:
    Eine für mich eher dahinplätschernde Geschichte ohne besondere Höhen und Tiefen - was aber keineswegs negativ gemeint ist!!
    Mich faszinierte vor allem die ruhige Erzählsprache und der eher trockene Stil. Das bringt einem auch die Persönlichkeit der Hauptfigur näher.
    Sehr gut gelungen sind die Abschnitte über Doktor Hoppes Vergangenheit, in denen man langsam auch zu begreifen versteht, warum es alles kam, wie es gekommen ist.


    Wer Blut, Eingeweide und sonstigen Horror erwartet, wird von diesem Buch wahrscheinlich enttäuscht sein. Aber auch der "kleine Horror" kann entsetzlich sein, und was hier passiert, ist unvorstellbar... Oder vielleicht doch nicht?!

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Ja, mich auch. Zumal ich das Buch schon zum Kauf in der Hand hatte, nur irgendein - in dem Moment scheinbar interessanteres Buch, oder ein "ach, das wollte ich ja schon lange mal mitnehmen-Buch" - wieder mal dazwischen gekommen ist.


    Hazel :
    Lohnt sich das Geld für ein HC, oder kann man auch getrost auf das Taschenbuch warten?

  • Wir haben dieses Buch auf Empfehlung der Buchhandlung bei der letzten Bestellung angeschafft. Meine Kollegin liest ihn gerade. Bin mal gespannt,was sie über das Buch sagt. Wenns gut ist, wieder ein Buch für meinen SUB :cry. Ich komme gar nicht mehr hinterher.


    lg
    hestia

  • Hört sich eigentlich ganz gut an, wenn nur der Name des Protagonisten nicht so schrecklich wäre: Dr. Victor Hoppe ?!?! Hört sich ein bisschen wie Dr. Brinkmann an


    Glaubt ihr, der hat abgetriebene Babys hochgepäppelt?? oder warum der Titel Engelmacher, hört sich schon interessant an

  • Nö, der hat keine abgetriebenen Babys hochgepäppelt (wär aber auch mal ein interessantes Thema für nen Thriller), aber eigentlich noch viel schlimmere Sachen gemacht - lies selbst!! Finde es ekelhaft, vor allem, wenn man bedenkt, dass es wirklich so gestörte Wissenschaftler geben könnte... :pille

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Mit dem im Jahre 2014 erschienen Roman "Post für Mrs. Bromley" hat mich der Schriftsteller Stefan Brijs überzeugt und ich habe mir seinen im Jahre 2007 veröffentlichten Roman "Der Engelmacher" in der neuen Taschenbuchausgabe besorgt. Das Werk wurde damals mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet und entsprechend gespannt war ich auf die Lektüre.


    Das Taschenbuch umfasst 447 Seiten und ist in drei grosse Teile gegliedert die auch für die unterschiedlichen Zeitebenen stehen in denen die Handlung spielt. Die ersten rund 150 Seiten spielen sich Mitte der 80er Jahre in einem kleinen Dörfchen im Dreiländereck ganz in der Nähe von Aachen ab. Victor Hoppe kehrt nach vielen Jahren zurück in seinen Geburtsort und mietet dort ein stattliches Haus. Man munkelt im Dorf, dass sich der heimgekehrte Victor als Arzt niederlassen will und möglicherweise eine Praxis eröffnen würde. Schliesslich hat er bereits in Bonn als Arzt gearbeitet. Ominös gestaltet sich der Einzug des Doktors, zieht er doch mit drei Babys ein. Aber wo um Herrgottswillen ist die Mutter? Die Gerüchteküche brodelt und im lokalen Gasthaus werden die ungewöhnlichsten Vermutungen angestellt. Der Arzt lebt in den folgenden Wochen sehr zurückgezogen und als er endlich eine pensionierte Lehrerin als Haushaltshilfe und Kindermädchen anstellt erhoffen sich die vor Neugier platzenden Menschen die langersehnten Informationen.


    Über den Mittelteil und den Schluss darf ich aus Gründen der Spannung leider nichts schreiben. Ich kann nur soviel verraten, dass mir das erste Drittel Buches insgesamt am besten gefallen hat. Der Mittelteil, der in die Vergangenheit geht, ist mir deutlich zu lang geraten. Der Autor Stefan Brijs meint es gut aber er übertreibt es mit faktenreicher Detailfülle und ausuferndem erzählen. Ich war froh, als es endlich in den Schlussabschnitt ging der sich dann zügig lesen lies und in Ordnung war.


    Über alles gesehen kann ich mich leider nicht recht für diese merkwürdige Geschichte begeistern. Die Aura die von ihr ausgeht wirkt kühl und die meist unnahbaren Figuren nahm ich recht distanziert wahr. Obwohl es eine tragische Geschichte ist, wollten sich während des Lesens bei mir keine Emotionen einstellen. Das nüchterne Erzählen lässt alles auf einer Ebene geschehen, dass jegliche Lebendigkeit aus der Geschichte verbannt. Fazit: Ein sonderbar kopflastiger Spannungsroman den ich mit 6 bis 7 Eulenpunkten bewerte.


    *Gelesen habe ich die verlinkte Taschenbuchausgabe vom November 2014