Zunehmende Verrohung+Schilderung von Gewalt in Büchern

  • Hallo,


    ich lese hauptsächlich Bücher zeitgenössischer Autoren. Nun ist mir schon seit längerem aufgefallen, dass fast in jedem Buch Gewalt- und Vergewaltigungsszenen bis ins kleinste Detail geschildert werden. Zum Beispiel: ich kenne keinen einzigen Mittelalterroman ohne Vergewaltigungsszene! Man bekommt fast den Eindruck, dass jede Frau im Mittelalter mindestens einmal vergewaltigt wurde. Um nur einige Beispiele zu nennen: Die Päpstin, Die Wanderhure, Die Säulen der Erde, Die Markgräfin....


    Neulich stieß ich auf einen sogenannten Krimi, hochgelobt und bei Hugendubel im Dutzend ausgestellt: Die Umarmung des Todes. Beim Lesen bin ich fast vom Stuhl gekippt: sadistische Sexualpraktiken werden aufs Widerlichste geschildert. Ich verstehe nicht wie es dieses Buch auf die Bestsellerlisten schaffen konnte und wie man dieses Buch so promoten kann!! Oder "Traum aus Federn und Stein"- eigentlich ein spannendes Buch bis zu den letzten Seiten wo die Greuel des Krieges insbesondere die Schändung von Frauen detailreich bis ins Widerlichste beschrieben werden.


    Die Plots der genannten Bücher finde ich gut, aber solche Schilderungen verderben mir wirklich den Spass am Lesen. Geht es euch auch so?


    Ist es nun Trend solche Schockelemente einzusetzen oder spiegeln die Gewaltexzesse die Realität wieder (z.Bsp. einer stinknormalen Frau im Mittelalter)??

  • Ich lese scheinbar ganz andere Bücher, weil ich das nicht feststellen konnte.
    Wenn ich mich für einen Thriller entscheide, kann ich am Klappentext schon ganz gut ablesen, wie blutrünstig es wird. Vergewaltigungsszenen habe ich in den letzten Jahren gar keine gelesen.
    Bei meinem Lesestoff kann ich nur sagen: es ist genauso mehr oder weniger verroht, wie vor 20 Jahren auch schon.


    Augen auf bei der Bücherwahl, muß man da wohl sagen. ;)



    Ergänzend sollte ich vielleicht dazusagen, daß ich historische Romane schon eine Weile nicht mehr lese, und vor allem nicht, was sich da so neuerdings im historischen Regal tummelt. Nicht mein Ding!

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

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  • Hallo EllaBella,
    "Die Umarmung des Todes" gehört in der Tat in die Schublade der Krimi-Highlights :-).


    Zitat

    Original von EllaBella
    sadistische Sexualpraktiken werden aufs Widerlichste geschildert.


    Das stimmt. Und leicht verdaulich war es auch für micht nicht. Dennoch finde ich, hat die Autorin viel mehr gemacht, als nur sadistische Sexualpraktiken aufs Papier zu bringen. Sie hat auch Bild der japanischen Arbeiterklasse und eine ausgesprochen authentische Atmosphäre geschaffen. Darüber hinaus hat sie das Leben von vier Frauen, die tagein tagaus dasselbe machen ohne irgendwelche Ereignisse oder Menschen auf die sie sich freuen könnten und für die es scheinbar keinen Platz mehr in ihrer Gesellschaft gibt, erschreckend dargestellt. Das ist mir im Gedächtnis geblieben.


    Manche waren auch vielmehr von den "Zerstückelungsszenen" schockiert, wobei ich gestehen muss, dass mich persönlich solche nüchtern geschilderte Dinge nicht sehr schockieren.


    Ich kann nicht für die anderen Romane sprechen (obwohl, bei der Wanderhure wollte ich das Buch auch angewidert zur Seite legen), aber im Fall Kirino hatte ich nicht das Gefühl, dass die Autorin mit den widerlichen Szenen Effektheischerei betreiben wollte.

  • Zitat

    Original von SueTown
    Und leicht verdaulich war es auch für micht nicht. Dennoch finde ich, hat die Autorin viel mehr gemacht, als nur sadistische Sexualpraktiken aufs Papier zu bringen. Sie hat auch Bild der japanischen Arbeiterklasse und eine ausgesprochen authentische Atmosphäre geschaffen.


    Deshalb hab ich das Buch auch weitergelesen. Das war ja auch einzigartig an dem Buch, das habe ich schon erkannt. Nur was brachten die abartigen sexuellen Praktiken der Handlung?


    Ich fand diesen Teil total abstoßend und überflüssig. Ich glaube kaum, dass in der japanischen Gesellschaft oder auf der Welt viele derart Pervertierte rumlaufen, als das sich jetzt normale Leserschaft damit auseinandersetzen müsste.


    Zur "Wanderhure" kann ich nur sagen, dass das Buch für mich unter Unterhaltung läuft. Es ist leicht zu lesen und meiner Meinung nach zur Entspannung gedacht. Aber ich kann mich nicht mehr entspannen, wenn über 5 Seiten eine Massenvergewaltigung geschildert wird. Mag sein, dass es das gab, aber man hätte es auch dezenter darstellen können.


    Ich suche schon seit Ewigkeiten nach einem einigermassen verträglichen Mittelalterroman für meine Mutter (zartbesaitet). Aber ich finde einfach nichts.

  • Es kommt immer darauf an, ob es auch wirklich zum Thema das Buches passt. Z.B. bei der Wanderhure fand ich es realistisch, aber langsam scheint es zum Usus zu werden, dass sich derartige Szenen in fast jedem historischen Roman wiederfinden. Sicher auch dadurch bedingt, dass es immer öfter Schema F Romane "Frau kämpft gegen böse Männerwelt" werden.

  • Das in Werken zeitgenössischer Schriftsteller häufig Gewalt, und diese sehr detailgetreu beschrieben, zu finden ist, verwundert wenig. In sämtlichen Medien ist Gewalt, in jeglicher Form, nicht mehr wegzudenken und wird völlig unverschleiert dargestellt. Bedenkt man zusätzlich den Wert eines Menschenlebens im Mittelalter, ist es naheliegend, dass gewaltsame Szenen, in Romanen zeitgenössischer Schriftsteller, möglichst brutal und ausführlich dargestellt werden. Üblicherweise richtet sich die Gewalt gegen die Helden des jeweiligen Romans. Man muss also bei der Auswahl eines Buches überlegen, ob man sich zum Zuschauer macht oder nicht.

  • Wenn ich das so lese, bin ich froh, dass ich keine historischen Romane lese.


    In den von mir gelesenen Büchern kann ich nichts von zunehmender Verrohung feststellen. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich solche Bücher zu meiden versuche. Andererseits ist diese Tendenz möglicherweise auch vom Genre abhängig. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei historischen Romanen oder Thrillern die Autoren (um Aufsehen zu erregen oder den Thrill zu erhöhen) immer spektakuläre Gewalt- und Sex-Szenen schildern.

  • Ich habe nicht vor, jemals etwas von Marquis de Sade zu lesen, nach dem ja bekanntlich der Sadismus benannt wurde.


    Zu dieser Zeit (18. Jahrhunder) erschienen natürlich mengenmäßig nicht so viele Bücher wie heutzutage.

  • Naja. Man kann ihm nicht vorwerfen Details auszulassen.
    Da fragt man sich auch gerne mal: wollte ich das wirklich wissen?
    Ehrlich geantwortet: Öfter mal entschieden Nein.
    Aber durchaus interessant.
    Auf eine merkwürdige Art und Weise.
    Menschliches, Allzumenschliches steht eben nicht immer nur im Lichte göttlichster Liebenswürdigkeit.
    Heißt aber auch nicht, dass ich mir das so schnell noch mal geben muss.
    Hömm hömm.

  • Er ist ein amerikanischer Autor und schreibt so ziemlich fast nur über ein und dasselbe: Frauen und Sex. Naja, eigentlich weniger über die Frauen als über den Sex. Und nicht mal das so genau.
    Anders gesagt: Erfolgloser, alkoholabhängiger Schriftsteller und sein eigenwilliges Verhältnis zu...
    Ehrlich gesagt, muss man ihn gelesen haben, um seinen Charme schätzen zu können - oder eben nicht.
    Ich mag seine satirische Haltung und seine Porträtierung derjenigen, die auf der weniger günstigen Seite des Leben stehen.
    Es ist eigen.

  • Danke für die Infos!


    In Andernach geboren. Ist da nicht eine Nervenheilanstalt? :lache


    Aber ernsthaft: Hmm. Wenn damit Gesellschaftskritik verbunden ist, dann lasse ich mir das noch gefallen. Das hat dann eine Funkton.


    Bei historischen Romanen wird das aber wohl eher nicht im Vordergrund stehen. Denke ich.