Seidenstadt-Leichen: Joggen kann tödlich sein!
Ulrike Renk: Seidenstadt-Leichen – Tatort Niederrhein, Krefeld 2005, Leporello Verlag, ISBN: 3-936783-12-8, 211 Seiten, Taschenbuch, Format 11,5 x 19 x 1,8 cm, EUR 9,–
Gerade hat Hauptkommissar Jürgen Fischer seine neue Arbeitsstelle in Krefeld angetreten, da geht es auch schon rund bei der Mordkommission: Eine weibliche Leiche ohne Kopf wurde gefunden, ähnlich drapiert wie zuvor diverse Schaufensterpuppen.
Ist ein Serientäter am Werk? Gehören die verschwundene Innenarchitektin Karin Steinbach und die schwer verletzt aufgefundene Bankangestellte Renate Brandt auch zu seinen Opfern? Die Frauen hatten eines gemeinsam: Sie waren passionierte Joggerinnen.
Verdächtige gibt es, wie es sich für einen guten Krimi gehört, eine ganze Reihe: Da ist der Ehemann der verschwundenen Karin Steinbach, der offenbar einiges zu verbergen hat. Und was ist mit Jakob Schink, dem alten Herrn, der die kopflose Leiche fand? Auf einmal ist auch er verschwunden. Aus eigenem Antrieb? Oder hat jemand nachgeholfen? Auch der Freund von Jakob Schinks Enkelin macht keinen ganz koscheren Eindruck. Was treibt er, was sie nicht wissen darf?
Fragen über Fragen für Hauptkommissar Fischer und seine Kollegen: Wo ist Karin Steinbachs Freundin Irene? Ist der Täter tatsächlich im familiären Umfeld des Mordopfers zu suchen? Und welche Rolle spielt die resolute Anwältin Andrea Roth in dem Fall?
Schritt für Schritt kommt Fischer der Lösung näher. Dass er sich in Krefeld auf fremdem Terrain befindet, seine Kollegen und sein neues berufliches Umfeld erst noch kennen lernen muss und ihn zudem familiäre Schwierigkeiten drücken, das alles erschwert natürlich seine Ermittlungen.
Die Wahrheit kommt schließlich doch ans Licht – und der Leser ist mindestens so perplex wie das letzte Opfer …
Die Personen wirken so authentisch, dass man sie aus dem realen Leben zu kennen meint. Und hat je ein Autor so mit der Beschreibung von Gerüchen gearbeitet wie Ulrike Renk? Ob es das Haus des alten Jakob ist, der Keller der Eheleute Steinbach oder die Party-Überreste in Jutta Schinks Wohnung, man kann das alles förmlich riechen – was die Schauplätze geradezu erschreckend real werden lässt.
Die Charaktere überzeugen. Die packende Handlung nimmt verblüffende Wendungen und spitzt sich zum Schluss dramatisch zu. Die Auflösung überrascht. Was will der Krimifreund mehr? Ganz klar, Herr Kommissar – eine Fortsetzung!