Sie kauerte auf dem kalten Steinboden...

  • ... Die Arme um die Beine geschlungen. Sie zitterte, die Kleider waren zerschlissen, schmutzig und voller Löcher. Es war kalt in dem kleinen, dunklen Raum. Langsam wippte sie hin und her. Hin und her. Als folgte sie einem bestimmten Takt. Hin und her. Das tat sie die ganze Zeit. Immer hin und her, hin und her. Das monotone wippen schien nie enden zu wollen, bis ein Geräusch ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie unterbrach das Wippen, schaute in den Raum und lauschte. Jetzt sah man das schöne Gesicht, das so viel Schmerz wiederspiegelte. Das braune Haar war schmutzig und verfilzt. Es roch so unangenehm, wie der Rest ihres Körpers. Ihr Blick irrte durch den Raum. Was suchte sie? Was hatte sie gehört? Da war es wieder. Die Anspannung in ihrem Gesicht wurde jetzt deutlich, die Spannung im Raum spürbar. Sie richtete sich auf, jetzt erst sah man wie ausgemergelt ihre Gestalt war. Langsam durchschritt sie den Raum. Die Geräusche wurden lauter. In ihren Augen erkannte man nur noch nackte Angst. Sie blieb stehen, horchte und starrte ins Leere. Die Lippen waren eng aufeinander gepresst. Ihr Körper verkrampfte sich. Dann hörte man es ganz deutlich, Schritte und Stimmen. Sie hörte ein rohes Lachen. Die Tür öffnete sich langsam. Licht fiel in die dunkle Zelle. Sie erschrak, hielt die Hände vors Gesicht. Zu lange hatte sie in der Dunkelheit verbracht. Zu lange weilte sie als Halbtote auf der Erde. „Es ist Zeit, Hexe!“ Einer der Wärter packte sie heftig am Arm und zerrte sie in den Gang. Sie wusste nicht mehr, wer sie war, auch nicht mehr warum sie hier war. In ihr herrschte plötzlich eine unglaubliche Leere. Was sie durchlitten hatte, konnte man nur erahnen. Sie zwang sich ins Licht zu sehen, eine Träne rann ihr über die Wange. Es würde bald vorbei sein.


    Hallo ich bin ganz neu hier :wave und das ist mal ein erster kleiner Beitrag. Freue mich über Meinungen und Anregungen.

  • Hallo,



    Also erstmal ein herzliches Hallo und viel Spaß hier.


    Zur der Geschichte: Das Thema Inquisition, Hexenverbrennung... okay.
    :gruebel Irgendetwas fehlt mir bei der Geschichte. Mir fehlen die Gefühle, die Gedanken, Hoffnungslosigkeit, Angst... wie auch immer, vielleicht sogar Trotz die deine Hauptfigur hat. Das hättest du vielleicht mehr herausarbeiten können. Außerdem stört mich das Wippen; immer nur Wippen. Ich hätte es vielleicht teilweise umschrieben oder ein anderes Wort verwendet, da du ja bereits dieses "Hin und Her" verwendest, hast du die Monotonie bereits unterstrichen, aber das Wippen empfinde ich als zu viel. Für meinen Geschmack zu "nichtssagend". Das Ende... nun... hat einen fast langweiligen Ausgang, weil du den Höhepunkt zu früh eingebaut hast. Der Knaller sollte vielleicht direkt im letzten Satz kommen? Also "„Es ist Zeit, Hexe!“ Einer der Wärter packte sie heftig am Arm und zerrte sie in den Gang." als letzten Satz nehmen. Alles was danach folgt, hätte ich schon vorher in die Geschichte eingebaut. Denn sie fühlt diese Leere ja nicht erst, als der Wächter sie holt.


    Das ist nicht böse oder abwertend gemeint, es ist nur meine Meinung. Vielleicht gehört diese Geschichte auch in den Anfängerbereich?
    :winkt


    edit: Tippfehlerausmerzkommando vorwärts marsch! ;-)

  • Hallo, Stine.


    Die Geschichte hat ein Problem mit der Perspektive - es gibt Sätze wie "Jetzt sah man das schöne Gesicht". Wer sieht das? Mal davon abgesehen, daß es nach Deinen Angaben im Raum dunkel ist, schließlich erschrickt sie, als Licht hereinfällt. Derlei geschieht häufiger, jemand nimmt wahr, daß sie unangenehm riecht.


    Ansonsten leidlich okeh. Etwas fad im Abgang, unentschieden bei der Thematik - geht es um die Angst in einer solchen Situation oder um die "Hexenproblematik" generell? Die Frage könnte ich nach dem Lesen nicht beantworten.

  • Hallo und Willkommen, Stine :wave


    Eine kleine, bittere Geschichte!


    Was mich etwas irritiert, ist die Kameraperspektive, die eine gewisse Erbarmungslosifkeit der Szene verstärkt.
    Ist das so gewollt? Wenn ja, ist das zwar effektiv, aber ich als Leser hätte keine große Lust, einen längeren Text in diesem Stil zu lesen.

  • Ich mag die Geschichte,


    Auch wenn ich das Thema "Hexenverbrennung " für eine Geschichte deser Art für unangebacht halte.


    Graußame NAzis von mir aus, aber ich sehe in deiner Geschichte keinen Sinn! (also was du damit bezweken willst)


    deny

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache

  • deny


    Die Nazis waren das nicht mit der Hexenverbrennung.
    Oder was meintest du?
    :gruebel



    Stine


    Im Großen und Ganzen finde ich die Geschichte nicht schlecht. Und auch die Kameraperspektive im Dunkeln stört mich nicht. Wer weiß denn schon, was für Sehfähigkeiten dieser unsichtbare Erzähler in ihrer Zelle hat?
    Was mich ein oder zweimal gestört hat, ist dass du diese Perspektive nicht gnadenlos durchgezogen hast.

    Zitat

    Original von Stine
    Sie wusste nicht mehr, wer sie war, auch nicht mehr warum sie hier war. In ihr herrschte plötzlich eine unglaubliche Leere. Was sie durchlitten hatte, konnte man nur erahnen. Sie zwang sich ins Licht zu sehen, eine Träne rann ihr über die Wange


    Da wechselst du mE in die Perspektive der Hexe.
    Ansonsten würden einige Absätze dem Text gut tun, besonders hier im "engen" Forum-Format.


    Liebe Grüße,
    Eny

    Logisch: Wer immer den anderen hinterherläuft, wird niemals Erster sein.

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  • Hey Stine,


    ich schließe mich ein wenig meinen Vorgängern an ... es ist immer schwierig, wenn man eine Szene im Kopf hat - ein kleinen Film, den man niederschreiben will, aber vergisst, welchen Schwerpunkt man setzen möchte. Bleibe bei der "Kameraperspektive" oder gehe stylistisch auf die Emotionen und das nahe Umfeld ein.


    Das Hin- und Herwippen fand ich gut, da die Monotonität angezeigt wird und die Zeitlosigkeit der Situation.


    Der kleine aufgebaute Spannungsbogen über das entstehende GEräusch und die damit verbundene Mischung aus Anspannung und Angst ist ein guter Anfang.


    Mach weiter so ... vielleicht versuchst genau diese Szene auf drei unterschiedliche Arten noch einmal zu schreiben. Einmal nur aus der "Kameraperspektive", einmal aus ihrer inneren Ansicht und dann noch einmal nur auf Emotionen des Leser gelagert (Angst oder Hoffnung oder Qual oder ... oder ...)


    das Dir zuwinkende eyre