Klappe
Auf Weihnachten in Reykjavik hat sich Larus Ludvigson dieses Jahr richtig gefreut. Er hat ja nichts gegen Weihnachten. Das Problem ist, dass Weihnachten oft etwas gegen ihn hat. Es fängt damit an, dass Larus laut isländischem Melderegister tot ist und deswegen keine Videos ausleihen kann. Und endet damit, als Dagur sich in ihn verliebt und kurz darauf mit seinem Defender in eine Raststätte rast. Selbstmord? Larus hat damit nichts zu tun, kommt aber einem Geheimnis auf die Spur und verwickelt sich in eine Familiengeschichte, die ihn mit seiner isländischen Herkunft auf eine Weise konfrontiert, die er sich nie hätte träumen lassen. Mit großer Leichtigkeit, subtilem Humor und hinreißenden Dialogen erzählt Magnusson eine wilde Geschichte aus dem Großstadtleben am Polarkreis. Fast eine Familiensaga, spannend wie ein Krimi und nebenbei das Portrait einer Generation, die ihr „Zuhause“ erst noch finden muss.
Autor
Kristof Magnusson, geb. 1976 in Hamburg, machte eine Ausbildung zum Kirchenmusiker, arbeitete in der Obdachlosenhilfe in New York, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und der Universität Reykjavik. Seine Komödien »Der totale Kick« und »Männerhort« wurden in Berlin, Dresden, Köln und Bonn mit Erfolg aufgeführt. »Männerhort« (erschienen im Verlag der Autoren) läuft seit 27. November 2005 bis Februar 2006 in der Komödie am Kurfürstendamm - mit einer Starbesetzung (Bastian Pastewka, Christoph Maria Herbst, Michael Kessler und Jürgen Tonkel) und riesigem Erfolg. Kristof Magnusson lebt in Berlin und Langenthal (CH). »Zuhause« ist sein erster
Quelle: Verlag Antje Kunstmann
Meine Meinung
Nun, dieses mal muss ich nachdenken, was eigentlich meine Meinung zu diesem Buch ist. Ich habe es einen Tag sacken lassen, aber irgendwie bleibt ein zwiespältiges Gefühl...
Ein durch und durch sympathischer, etwa dreißigjähriger Held namens Larus, der mit einer gesunden Mischung aus Humor und Sarkasmus aus seinem Leben erzählt, welches sich gerade wieder mal in einem Gefühlstief befindet und irgendwie auf der Stelle tritt. So nimmt er den Leser mit durch das chaotische Tag- und Nachtleben junger Leute in Reykjavik, die alle mehr oder weniger auf der Suche sind, endlich "ankommen" wollen, weil sie langsam zu alt werden, um sich einfach weiter treiben zu lassen.
Als Thirtysomething war es für mich kein Problem, in diese Welt der Protagonisten, welche der Autor wirklich liebevoll beschreibt, einzutauchen und mitzufühlen. Vor allem die Dialoge sind mitunter so skurril und herzerfrischend, dass ich oft schmunzeln musste. Die erste Hälfte des Buches passiert eigentlich nicht viel, aber ich konnte nicht aufhören zu lesen, so sehr nahm mich die Gedankenwelt des Helden gefangen. Es funktionierte - ich liess mich ebenso treiben, als gehörte ich dazu. Die leichte, entspannte Schreibe des Autors und die oft etwas bizarren Metaphern trugen wesentlich zum Lesevergnügen bei.
Aber (irgendwas ist ja immer) einen Wermutstropfen hat diese Geschichte für mich doch: die Handlung. Am Anfang gibt es so gut wie keine - und das ist nicht schlimm. Für eine Kurzgeschichte wäre es völlig in Ordnung, aber der Autor wollte nun mal einen Roman schreiben. Und so entwickelt sich die Story zum Ende hin immer mehr zu einem Mystery-Action-Krimi-Spektakel, welches so konstruiert und aberwitzig daherkommt, dass eigentlich nur die amüsante Erzählweise diesen Roman auch über die letzte Runde rettet.
Fazit: leichte, erfrischende Schreibe und sehr amüsant! Ich freue mich schon auf den nächsten Roman!
Bo