Die dreizehnte Geschichte, Diane Setterfield, Originaltitel The Thirteenth Tale, Übersetzung Anke und Eberhard Kreutzer, Karl Blessing Verlag, München, 2007, ISBN-10 3-89667-328-9, ISBN-13 978-3-89667-328-2, 19,95 €
Die Autorin: lt. Klappentext
Diane Setterfield, Anfang vierzig, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und hat sich spezialisiert auf französische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie lebte viele Jahre in Frankreich und wohnt heute in Harrogate, Yorkshire, wo sie Französisch unterrichtet. Gegenwärtig schreibt sie an ihrem zweiten Roman.
Links:
www.thethirteenthtale.com
RandomHouse Spezial mit Leseprobe
Meine Meinung:
Diane Setterfields Debütroman „Die dreizehnte Geschichte“ ist in den USA direkt auf Platz 1 der New – York – Times - Bestsellerliste eingestiegen. So wurde auch ich auf diesen Roman aufmerksam und wusste sofort, als ich mit der Lektüre der Leseprobe auf der Verlagsseite des Blessing Verlags begonnen hatte, dass ich diesen Roman sofort nach Erscheinen lesen würde.
Die junge Margaret Lea führt gemeinsam mit ihrem Vater ein Antiquariat und schreibt Biografien über unbeachtete Persönlichkeiten aus früheren Jahrhunderten. Eines Tages erhält sie einen Brief Englands berühmtester Bestsellerautorin Vida Winter. Obwohl Margaret erst wenige Biografien publiziert hat, will Vida Winter, das Margaret, die ausschließlich Bücher früherer Jahrhunderte liest und noch keinen von Vida Winters Bestsellerromanen gelesen hat, die Wahrheit über Vidas geheimnisumwobene Vergangenheit und ihr Pseudonym erfährt, und erteilt ihr den Auftrag für eine Biografie. Vida, ehemals Adeline Angelfield genannt, beginnt ihre Geschichte mit ihrem Großvater, mit dem der Niedergang der einst angesehenen Familie der Angelfields, begonnen hat. Sie erzählt von dessen Tochter, die früh dem Wahnsinn verfiel, von Adelines gutmütiger und einfältiger Zwillingsschwester Emmeline, und was in der Nacht geschah, als der Familiensitz der Angelfields mit ihren Träumen in Flammen aufging. Die Öffnung Vidas gegenüber Margaret erfolgt zögerlich, aber mit der Zeit entsteht eine Beziehung zwischen der Bestsellerautorin und ihrer Biografin und beide erinnern sich daran, wer sie wirklich sind.
Diane Setterfield erzählt uns in ihrem Roman „Die dreizehnte Geschichte“ sehr viele Geschichten. Vordergründig erzählt sie uns die skurrile Geschichte von zwei dysfunktionalen Familien. Sie erzählt uns die Geschichte von der besonderen Verbundenheit von Zwillingen und einem Experiment. Sie erzählt uns die Geschichte von der Suche nach der eigenen Identität. Sie erzählt uns die Geschichte von Einsamkeit und Liebe, aber auch die Geschichte von Glück und Trauer. Alle diese Geschichten sind eingewoben in die geheimnisumwitterte Geschichte von Vida Winter und die Geschichte von Margaret Lea, zwei starken Charakteren, die, so unterschiedlich sie sind, auch vieles eint. Diane Setterfields Roman ist altmodisch und zugleich modern, sie nimmt Bezüge zu Klassikern wie Jane Eyre und Sturmhöhe und die Romane von Charles Dickens, ohne diesen sprachlich wirklich ähnlich zu sein. Einige Elemente erinnern eher an die Romane von Edgar Allen Poe oder Daphne du Maurier, dennoch grenzt sie sich von diesen durch eigene Elemente deutlich ab. Insofern ist dieser Roman sicherlich eine Hommage an die viktorianischen Klassiker des 19. Jahrhunderts ohne sich selbst an diese anzulehnen.
Etwas störend empfand ich zunächst die Gliederung des Romans in sehr kurze Kapitel, an die ich mich jedoch recht schnell gewöhnt habe. Die Sprache ist flüssig, mit den nicht allzu lang gehaltenen Sätzen eher modern und in einigen Passagen mit sehr schönen Bildern durchsetzt.
Den starken Beginn mit dem die Autorin ihren Roman einleitet, kann sie nicht in allen Passagen durchhalten. Das Ende wartet mit einigen fast kitschigen Elementen auf. Die unveröffentlichte dreizehnte Geschichte der Bestsellerautorin Vida Winter stellt meines Erachtens die angebliche Brillanz Vidas in Frage. Trotz dieser kleinen Schwächen habe ich diesen Roman aber sehr genossen, so dass ich ihn gerne mit 4,5 Sternen bewerte.
„Die dreizehnte Geschichte“ von Diane Setterfield ist ein stimmungsvoller, geheimnisvoller Roman für Freunde sich langsam entwickelnder, leicht melancholischer schaurig-schöner Geschichten. Ein ideales Buch für den ausgehenden Winter, regnerische Frühlingstage und neblige Herbsttage, das beim Leser einige Erwartungen weckt, was Diane Setterfield nach diesem wunderschönen Debüt als nächstes bietet.