Die Bibel in gerechter Sprache

  • Zitat

    Original von Batcat
    ...schreckliche Visionen, in denen jedesmal, wo in der Bibel bislang "Gott" stand, plötzlich Gott/Göttin steht. :yikes


    ..dabei gibt es seit Jahrzehnten feministische Bestrebungen die heilige Brigitta als Urmutter wieder umzudeuten und die Verehrung für die große Göttin zu reaktivieren.

  • Hallo, Beowulf.


    Schulljung, aber aufgesetzter Feminismus, Gleichmacherei und Selbstetikettierung, wie sie hier betrieben wird (ganz schön anmaßend, von sich selbst zu glauben, "gerecht" zu sein), gehören für mich in ganz ähnliche Kategorien. Hier juckts mich quasi an mehreren Stellen gleichzeitig. Auch, weil es zeigt, wie schwammig die Bibel im Auge des jeweilgen Betrachters zu sein scheint. Großartige Grundlage für ein menschheitsübergreifendes, heilbringendes Paradigma.

  • Vielen Dank an alle, die hier ihre Meinung dazu schreiben. Ich finde das sehr interessant und hab so ziemlich genau das erwartete, was ich hier lese.


    Tom
    Ich würde mich freuen, wenn du auch etwas dazu sagst, solang es nicht in eine Grundsatzdiskussion über den Glauben ausartet, kann es mir nur helfen. :)


    Edit: Ah, schon passiert...

  • Wie ich hier lese, stören sich viele an dem Begriff der Gerechtigkeit und wie sie
    von den neuen Bibelautorinnen und -autoren (Ja, da haben auch Männer mitgewirkt) verstanden wird.
    Und der Begriff der "Übersetzung" müsste in dem Zusammenhang auch geklärt werden.


    taciturus


    Zitat

    Im meinen Halbwissen dümpelt irgendwo die Info vor sich hin, dass sich die Bibel mit der Kindheit und Jugend von Jesus nicht beschäftigt. Sollen dann Hinzufügungen in den Text hinein?


    Da bist du richtig informiert, über die Kindheit Jesu wird- bis auf jene Geschichte im Jerusalemer Tempel als er 12 war (LK. 2, 41-52)- nichts gesagt.
    Da hab ich selbst etwas Falsches gesagt.
    Auf der Homepage der Verfasser steht dazu:

    Zitat

    Was ist damit gemeint, dass respektiert wird, Jesus sei Jude gewesen. Ist das nicht überall so? Wie kommt das zum Ausdruck?



    Die ›Bibel in gerechter Sprache‹ ist eine christliche Übersetzung, die versucht aus dem christlich-jüdischen Dialog zu lernen. In den vergangen Jahrzehnten ist besonders für das auf jüdischem Boden entstandene NT aufgedeckt worden, dass dieser Teil der Bibel oft antijüdisch und damit verzerrt gelesen und übersetzt wurde. In der ›Bibel in gerechter Sprache‹ ist z. B. im Wortlaut zu entdecken, dass Jesus wie ein frommer Jude gekleidet war, wenn die Frau textgerecht den Schaufaden seines Mantels und nicht den Saum seines Gewandes berührt (Mt 9,20). Wir haben versucht keine Antijudaismen mehr in die Übersetzung eintragen und erleben, dass auch dies starke Emotionen auslöst. Dass Jesus Jude war, wird kaum bestritten, aber was das bedeutet hat, wollen viele nicht wissen. Dass Jesus sich verhalten und diskutiert haben soll wie ein Jude (vgl. Mt 5, 22) wird als Angriff auf die christliche Identität vehement abgelehnt. Das Besondere an Jesus und am Christentum ist für viele leider immer noch zu entdecken und zu beschreiben als Negation des Jüdischen.


    Quelle: Bibel in gerechter Sprache - FAQ


    JASS
    Die Information, wie du die Bibel verwenden und verstehen möchtest, war sehr nützlich für mich. Evtl. möchte ich aus deinem Beitrag zitieren, ich kontaktier dich deswegen dann per PN, okay?


    Tom
    Danke sehr, die entsprechende Rezension werd ich mir zu Gemüte führen.


    Danke an alle, die bisher schon abgestimmt und ihre Meinung geäußert haben.
    Mich würde zudem aber noch sehr interessieren, von wem die eine Stimme stammt, die die Bibel gutheißt. Möchte der- oder diejenige sich outen? Ich würde mich freuen. Ansonsten vll. eine PN an mich?

  • Eine Freundin von mir hat zu Schulzeiten beim Lesen eines Paulusbriefes gesagt, wenn dort von Brüdern die Rede sei, würde sie sich auch angesprochen fühlen. Dieser Auffassung kann ich mich seit dieser Zeit bis heute nur anschließen.


    Dass für Gott eine Einteilung in männlich oder weiblich einfach nicht zutrifft zeigt sich für mich schon in der Schöpfungsgeschichte:
    " So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, als Gottes Ebenbild schuf er sie und schuf sie als Mann und als Frau." (Genesis 1,27)
    Als Frau bin ich also ebenso wie ein Mann als Gottes Ebenbild geschaffen.
    Für mich spielt es daher keine Rolle, ob ich Vater unser oder Mutter unser bete.


    MfG



    Klio

  • Ich habe nur einmal in der Bibel geblättert und halte sie für ziemlich unnütz. Ich verspüre nicht die geringste Lust, sie zu lesen und erhoffe mir davon auch keinen Erkenntnisgewinn. Ich ärgere mich über den anmaßenden Titel "gerecht" und noch mehr ärgere ich mich über das Geld und die Zeit, die die Theologinnen und Theologen da hineingesteckt haben.


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Zitat

    Original von Kim_Meridian



    JASS
    Die Information, wie du die Bibel verwenden und verstehen möchtest, war sehr nützlich für mich. Evtl. möchte ich aus deinem Beitrag zitieren, ich kontaktier dich deswegen dann per PN, okay?


    Kein Problem, Kim :wave




    beowulf


    Was hast du gegen die Reaktivierung der Muttergöttin einzuwenden? ;-)


    Ich glaub, auch Männer stört es, wie "unfeminim" die Frauen mitunter geworden sind. Ein bisschen neue "Hochhaltung der Weiblichkeit" kann nicht schaden. ( Ich muss da gerade an die Nanas von Niki de Saint Phalle denken )


    Aber vermutlich kommt der Wunsch danach dann wieder von den Schafft-die-Männer-ab-Feministinnen. :rolleyes


    Jass :keks *die als mutig galt, weil sie meinte, dass sie auf Alphamänner steht* :grin

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von JASS ()

  • [x] Ich habe noch nie etwas von dieser Übersetzung gehört, interessiere mich aber dafür.



    Ich würde mich schon als religiös bezeichnen. Lese öfter in der Bibel (Hoffnung für alle) und denke, dass dieses Buch vllt. in einere anderen Sichtweise geschrieben ist. Klar denkt man sich manchmal: Hey warum sind das alles nur Männer bzw. warum sind nur sie von Bedeutung? Andererseits ist es einem aber auch egal ob es sich nun um einen Propheten oder eine Prophetin handelt.


    Solange dieses Buch nicht so dermaßen verunstaltet ist, wie die sogenannte "Volxbibel" würde ich sie mir sicherlich zu Gemüte führen. Könnte interessant sein. Aber genaueres weiß man ja bekanntlich immer erst wenn man es selbst gelesen hat.

  • Ich habe angeklickt, dass ich diese Version "gut" finde. Das allerdings bedarf einer gewissen Erläuterung:
    Ich finde sie nicht unbedingt gut (im Sinne von "gelungen"), aber ich bin der Meinung, dass sie sehr wichtig ist.


    Zur allgemeinen Information setze ich hier einen Artikel ein, der zu einem Konzertprogrammheft (Weihnachts-Oratorium, Bach, 2006) in Liechtenstein erschienen ist. Die Autorin hat mir das Komplettzitat gestattet, will hier aber nicht namentlich genannt werden.

    Vielleicht hilft Dir ja die eine oder andere Formulierung aus diesem Text weiter, Kim?


    Grüssli, blaustrumpf


    * * *


    (Nota bene: Es handelt sich um einen Auszug aus einem Konzertprogrammheft, in dem auch der "Weihnachtsbericht" des Lukas-Evangeliums mit freundlicher Genehmigung des Verlags abgedruckt wurde. Manches mag für die allgemeine Diskussion allzu verkürzt erscheinen, aber vielleicht hilft es doch ein wenig weiter im Verständnis, worum es eigentlich geht bei dem Anliegen einer "Bibel in gerechter Sprache".)


    Hirten und Hirtinnen – Zur Problematik einer Theologie für das Dritte Jahrtausend


    Zum Personal der Weihnachtskrippe gehören ab einer gewissen Grösse mindestens zwei Hirten, meistens ein älterer und ein Knabe. Bei «volkstümlichen» Arrangements, die das Geschehen im Stall zu Bethlehem in den Alltag der Gemeinde stellen, sieht man bisweilen auch andere Berufe: Wirte, Handwerker und auch Hausfrauen wie Bäuerinnen sind vertreten. Der Heiland ist für alle auf die Welt gekommen, scheinen die Figuren zu sagen. Doch wer nur äusserst selten anzutreffen ist in solchen Szenerien, das sind die, über die man auch beim Lesen des in diesem Heft auf Seite 9 (siehe unten) zitierten Evangeliumsbericht stolpern mag. Sind Hirtinnen im göttlichen Plan nicht vorgesehen?


    Seit Jahrtausenden scheint – zumindest in biblischer Hinsicht – das Hirtengeschäft fest in männlicher Hand. Doch war die Lebenswirklichkeit tatsächlich so, wie es uns die traditionellen Bibelübersetzungen schildern? Die Bibel in gerechter Sprache musste zum Teil sehr heftige Schelte einstecken – unter anderem wegen der von ihr erwähnten Hirtinnen.


    Tatsächlich gibt es keine Dokumente aus der Zeitenwende, die Frauen in dieser Berufsgruppe erwähnt. Als Gegenargument zur Verteidigung dieser Version wird gerne das erste Buch Mose erwähnt: Jakob begegnet seiner späteren Frau Rachel, während er an einem Brunnen mit Hirten spricht: «Als er noch mit ihnen redete, kam Rahel mit den Schafen ihres Vaters, denn sie hütete die Schafe.» (1 Moses 29, 9 – zitiert nach www.bibel-online.de). Moses selbst begegnet auf seiner Flucht aus Ägypten in das Land Midian Hirtinnen. Ohnehin sollte die Auseinandersetzung, wer da nun alles die Herden bewachte, nicht dazu führen, das eigentliche Wunder der Weihnacht aus den Augen zu verlieren.


    Doch auch bei Nichtbeachtung der Gender-Frage kann man durchaus eine Weile bei den Herden verbringen: Warum eigentlich verkündet der Engel seine Frohe Botschaft zunächst auf dem Feld? Das Erste Buch Moses schildert die Auseinandersetzung zwischen Kain und Abel, bei der der Herr recht deutlich Partei für den Hirten und gegen den Ackerbauern ergreift. Da die Evangelien gespickt sind mit Quer- und Rückverweisen auf die jüdischen Quellen, scheint die Angelegenheit klar: Dem Herrn sind die Hirten lieb, ihnen gilt die erste Nachricht.


    Doch wie sieht es in der jüdischen Welt zur Zeitenwende aus? Zumindest was den Hirtenstand betrifft, werden die himmlischen Ansichten auf Erden eher zurückhaltend geteilt. Der Ägyptischen Gefangenschaft entronnen, ist die Judenheit sesshaft geworden im Gelobten Land. Die halbnomadischen Hirten sind mittlerweile zu Aussenseitern geworden, denen man alle Schlechtigkeit der Welt zutraut und deren Zuverlässigkeit so gering eingeschätzt wird, dass ihre Zeugenaussage vor Gericht nicht zugelassen ist. Diese Sachlage spiegelt keine Krippe wider und sei sie noch so reich an Personal.


    Angesichts der Idealisierung, die der Schäferstand besonders bei den Intellektuellen des 17. und 18. Jahrhunderts erfuhr, ist es verständlich, dass uns die Szene auf den Feldern allenfalls als pittoreskes Detail erscheint. In der Geschichte, «die da geschehen ist», ist allerdings die Frage, für wen sich der Engel des Herrn aufmacht, von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Das Kind in der Krippe wird sich nicht in die «Besseren Kreise» eingliedern, sondern mit Zöllnern und anderen Sündern an einem Tisch sitzen. Wenn es also um das Heil der Welt geht, mag die Frage nach den Hirtinnen ein Nebenwiderspruch sein.


    Solange sie jedoch dafür sorgt, dass die Macht der Gewohnheit das aufregend Neue dieser Geschichte auch im dritten Jahrtausend nicht verdeckt, können ein paar zusätzliche Krippenfiguren gewiss nicht schaden.


    * * *


    Der oben angesprochene Evangeliumstext enthält unter anderem die Formulierung: In jener Gegend gab es auch Hirten und Hirtinnen, die draußen lebten und über ihre Herde in der Nacht wachten. Es handelt sich um eine Übersetzung von Luzia Sutter Rehmann.

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • blaustrumpf
    ich verstehe noch nicht recht, warum Dich dieses Programmheft dazu bewegt, diese Bibel gut zu finden. Der Hinweis dass es auch Frauen zu biblischer Zeit gab, ist Dir - da bin ich sicher - nicht erst durch die Textverfälschungen untergekommen. Im übrigen bin ich davon überzeugt, dass eine sachgemäße gegenwärtige Auslegung biblischer Texte auf solche Fragen eingehen wird und es also völlig unnötig ist, historische Quellen zu verschlimmbessern.