Colleen McCullough -- Die Macht und die Liebe

  • Klappentext:
    Rom in den Jahren 110-100 vor Christi Geburt. Aus den Männern, die auf der politischen Bühne agieren, greift dieses Buch zwei faszinierende Gestalten heraus: Marius und Sulla. Beide sind besessen von dem Ehrgeiz, der "Erste Mann" im Staat zu werden. Der Kampf um Macht beherrscht ihr Leben, das Verlangen nach Liebe ihre Träume.


    Über den Autor:
    Colleen McCullough wurde im australischen Wellington geboren. Sie arbeitet mehrere Jahre als Ärztin in England und Amerika. Berühmt wurde sie vorallem durch ihren Roman "Dornenvögel".


    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch gelesen, weil ich, bevor ich Rom endlich mit eigenen Augen sehe, nochmal ein Buch lesen wollte, dass dort spielt und mir die Kultur der Römer ein bisschen näher bringt. Ich denke, das hat das Buch auf sehr spannende und faszinierende Weise geschafft. Ich habe sogar mein Latein-Zeugs aus der Schule ausgegraben und alles nachgelesen. ;-)
    Es liest sich durchweg sehr flüssig, allerdings kam ich anfangs mit den Namen ein wenig durcheinander. Eine Art Stammbaum wäre sehr hilfreich gewesen, so habe ich mir selbst einen zusammengeschrieben. Auch wenn man ohne Vorwissen an das Buch geht, ist es hilfreich, sich eine Übersicht über die römische Republik bereitzulegen, damit man versteht, wer wen wählt, wer welche Aufgaben hat usw.
    Fazit: Ein für römische Geschichte Interessierte sehr lesenswertes Buch. Ich freue mich schon auf die weiteren Bücher dieser Reihe (dieses ist das erste) und ich freue mich, nun bald die Schauplätze selbst zu sehen :-)


    Ich habe das Buch übrigens neu von tauschticket bekommen und versuche das mit den anderen Büchern auch mal. Vielleicht habe ich ja nochmal Glück.


    Ach ja: Sowohl der deutsche Titel (englisch: The First Man in Rome) als auch das Cover (ich habe mich regelrecht geschämt, wenn es jemand gesehen hat, es hat irgendwie etwas von einem Nackenbeißer) sind ganz furchtbar und passen nicht zu dem Buch. Die Liebe spielt durchaus eine Rolle, aber nur eine kleine, das Wesentliche worum es geht ist Politik.

  • Hier nochmal die Reihenfolge der Serie:


    Die Macht und die Liebe (The First Man in Rome)
    Eine Krone aus Gras (The Grass Crown)
    Günstlinge der Götter (Fortune's Favorites)
    Cäsars Frauen (Caesar's Women)
    Rubikon (Caesar - Let the Dice Fly)
    Das Erbe Caesars(The October Horse)

  • Danke für die tolle Rezi,ich hab von der Autorin auch noch einiges hier stehen das allerdings nicht.


    Übrigens Jeanne heißt es "Dornenvögel". Das nur mal am Rande. :wave


    Brave Jeanne :grin


  • Günstlinge der Götter kommt vor Caesars Frauen.

  • Hallo, Sue!
    Da ich das nicht wirklich für einen Spoiler halte, schreib ich "lesbar".


    Was deine Frage betrifft: Wirklich belegbar ist eine bestimmte sexuelle Orientierung bei historischen Personen nie. Das sind immer Rückschlüsse ausgehend von Zeugnissen.
    In römischer Zeit waren homosexuelle Handlungen an sich einerseits ein moralisches Fehlverhalten, das bei den Altvorderen noch mit dem Tode bestraft wurde; andererseits stellte es im zuge der Ausbreitung der hellenistischen Kultur seit Alexander um spätestens zu Beginn des 1. Jh. v.Chr. in der römischen Haute Volée keinen wirklichen Stein des Anstoßes mehr dar -- zumindest nicht für den "aktiven" Partner. Homosexuelle Handlungen gehörten zum Erfahrungsschatz junger Römer (männlich, wohlgemerkt!), allerdings nicht untereinander, sondern mit "Strichern", d.h. unfreien oder freigelassenen Jünglingen, die damit ihren Lebensunterhalt bzw. auch den ihres Besitzers bestritten.


    Auf der anderen Sache waren (und sind!) Vorwürfe eines von der Norm abweichenden sexuellen Verhaltens (relativ zum gerade herrschenden moralischen Kodex) eine schon immer sehr beliebte Masche, jemanden gründlich zu diskreditieren, wobei dabei stets die Norm der Spießer angesetzt wird.
    Es gab schon zu römischer Zeit wüste Graffiti, aber auch so mancher Dichter (wie z.B. der unten angegebene Catull -- sehr empfehlenswert!), ja sogar Cicero verstieg sich zu solchen Beschimpfungen, um bei politischen Rangeleien, die Lufthoheit über den Stammtischen zu erringen.


    Fazit: Selbst wenn es irgendwo in den Quellen steht, kann man es damit nicht belegen, aber auch nicht ausschließen. Diese These fällt für mich unter "dichterische Freiheit".


    Allerdings habe ich schwer den Eindruck, dass Colleen McCullough sich hier von einem humanistischen Impetus hat ein wenig mitreißen lassen, denn die in ihrer australischen Heimat werden Homosexuelle nicht nur außerhalb der großen urbanen Zentren noch immer geächtet.

  • Hallo Iris,


    vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort! Ich war nur etwas verwundert, weil ich bisher nirgendwo darüber gestolpert bin, dass Sulla homosexuell gewesen sein könnte und hatte mich schon deshalb auch schon gefragt, ob McCullough evt. die Homosexualität im "eigenen" Interessen dort untergebracht hat. :-)


    Vielen Dank für den Catull Tipp! Werde ich mir definitiv irgendwann einmal zulegen. :wave