Die Bücherdiebin (The Book Thief) von Markus Zusak

  • Ich weiß, das ist ein englisches Buch und der deutsche Erscheinungstermin ist nicht mal ansatzweise ersichtlich. Aber es ist so gut, dass ihr es unbedingt irgendwie lesen müsst. Ehrlich.


    Titel: The Book Thief
    Autor: Markus Zusak (www.markuszusak.com)
    Seiten: 572
    ISBN: 0385611463


    Inhalt:
    Hier ist eine kleine Tatsache: Du wirst sterben.


    1939. Nazideutschland. Das Land hält den Atem an. Der Tod war nie beschäftigter.


    Liesel, ein neunjähriges Mädchen, lebt mit einer Pflegefamilie in der Himmelstraße. Ihre Eltern wurden in ein Konzentrationslager gebracht. Liesel stiehlt Bücher. Dies ist ihre Geschichte und die Geschichte der Bewohner ihrer Straße, als die Bomben zu fallen beginnen.


    Eine wichtige Information: Dieses Buch wird vom Tod erzählt.


    Meine Meinung:
    So. Nach dieser Beschreibung auf dem Buchrücken war ich neugierig und habe mit dem Roman begonnen, der anders ist, als alles andere, was ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.
    Der Tod selbst erzählt die Geschichte, mal aktiv und mal passiv, aber immer feinfühlig, solange niemand von ihm verlangt, nett zu sein. Der Krieg ist nicht sein bester Freund, mehr ein unnachgiebiger Vorgesetzter, der ihm über die Schulter sieht und nicht aufhört, Leben einzufordern.
    Die wichtigste Figur ist Liesel Meminger. Sie liebt die Worte und hasst sie auch, sie ernährt sich von ihnen und rettet Leben damit. Die meisten ihrer Bücher sind gestohlen. Das erste pflückt sie aus dem Schnee, in dem es ein unachtsamer Totengräber verloren hat - entsprechend morbide ist auch der Inhalt ... Das zweite rettet sie vor dem Feuer, wo es wegen seines nicht mit den nationalsozialistischen Grundsätzen übereinstimmenden Inhalts verbrannt werden soll.
    Ihr bester Freund heißt Rudy Steiner. Seine Haare haben die Farbe einer Zitrone und er wäre gerne wie Jesse Owens. Er hat immer Hunger.
    Liesel und ihre Pflegeeltern, Mama und Papa, haben ein Geheimnis: Da ist ein Jude in ihrem Keller. Er kam mit dem Zug, und ist das Ergebnis eines Versprechens vor vielen Jahren... Er und Liesel haben vieles gemeinsam, allem voran die Alpträume, und sie schließen Freundschaft.


    All diese Menschen und noch viele mehr werden von einem charmanten Erzähler zu einer Geschichte verwoben, die die Jahre 1939-45 auf einfühlsame Art und Weise charakterisiert. Positive und negative Momente, Freundschaft, die verhängnisvolle und gleichzeitig rettende Macht der Worte, viele Bücher, Gewalt, Ungerechtigkeit und nicht zuletzt der Tod... alles findet seinen Platz. Das Ergebnis ist eindringlich, wirkungsvoll, und geht auf jeden Fall unter die Haut. Ein bewegendes Buch.



    Edit: Ich habe den deutschen Titel und die deutsche ISBN nachgetragen, damit das Buch im Rezensionsindex unter dem deuteschen Titel zu finden ist. LG Wolke

  • Ein Jugendbuch? Hm... habe ich nicht so empfunden. Es lag auch in der Buchhandlung nicht bei den Jugendbüchern, andrerseits ist Liesel (um die es ja größtenteils geht) zum Zeitpunkt der Handlung zwischen neun und dreizehn. Was den Inhalt betrifft, also Kindern würde ich das nicht zu lesen geben. Ähm... was ich sagen will... natürlich ist es auch was für Jugendliche, aber auf gar keinen Fall ausschließlich oder spezifisch.
    Falls man daraus jetzt schlau wird ;-)

  • Zitat

    Original von Lotta
    Ähm... was ich sagen will... natürlich ist es auch was für Jugendliche, aber auf gar keinen Fall ausschließlich oder spezifisch.
    Falls man daraus jetzt schlau wird ;-)


    Auf jeden Fall :knuddel1. Danke! Ich lese solche 'Jugendromane' sehr gerne. Meist ist es von der Sprache her auch nicht ganz so anspruchsvoll, so dass ich mich gerne an dieses heran traue :-).

  • Mir ist das Buch in der Buchhandlung aufgrund des sehr schönen Covers aufgefallen ("Never judge a book by its cover", ich weiß ;-)), der Buchrücken las sich noch dazu sehr ansprechend, also hab ich's kurzerhand gekauft. Bin wirklich schon sehr gespannt drauf, allerdings muss es noch eine Weile auf meinem SuB (den Begriff bzw die Abkürzung hab ich auch erst hier gelernt ;-)) verbringen, auch wenn ich am liebsten sofort damit beginnen möchte. Aber ich lese ungern mehrere Bücher leichzeitig, deswegen muss es noch warten.


    Ach ja, ich bin zwar schon ein paar Tage hier angemeldet, aber das ist mein erster Beitrag. Hallo! :wave

    [size=1]"Multiple exclamation marks," he went on, shaking his head, "are a sure sign of a diseased mind."[/size]

  • Ich habe es gerade nach 50 Seiten erstmal wieder im Regal verschwinden lassen. Irgendwie nerven mich die kurzen Sätze und der Stil, in dem es erzählt wird und besonders, dass der Autor immer deutsche Wörter kursiv geschrieben einstreut, nach dem x-ten Saumensch hat es mir erstmal gereicht. Vielleicht lese ich es irgendwann noch mal weiter, aber ich habe den Verdacht, dass es mir nicht liegt.

  • Ich quäle mich ein bisschen - auf Deutsch würde es mir wahrscheinlich gut gefallen, aber auf Englisch finde ich es zu anstrengend.



    Aber ich schaffe es noch :grin

    Manchmal betrachte ich seine Augen ... es liegt so vieles darin, aber seinen Mund hält er verschlossen. Später einmal im Leben, das vielleicht seinen Mund immer fester verschließen wird, muss er eine Möglichkeit haben, zu reden...
    Buddenbrooks

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Clärschen ()

  • Hm, das Buch habe ich schon öfter in der Buchhandlung liegen sehen, aber nie weiter beachtet. Vielleicht war das ein Fehler? Ich werde bei nächster Gelegenheit mal reinschauen. Möchte sowieso wieder verstärkt englischsprachige Bücher lesen. Im Gegensatz zu Delphin stören mich eingestreute deutsche Worte in englischen Texten nicht. Im Gegenteil.

  • Jass, es ist auch ein wunderschönes Buch!
    Eines zum Lachen aber sicherlich auch zum Weinen, ich stelle hier demnächst auch meine Rezension rein, dann hast Du eine Positivmeinung mehr.


    begeisterte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Zitat

    Original von dyke
    Die deutsche Ausgabe sollte demnächst lieferbar sein


    Angekündigt für Februar 2008 von Blanvalet


    Interessant, ich hab vor ein paar Wochen im Bus eine junge Dame das Buch als Hardcover auf Deutsch lesen sehen. Seltsam.


    Ich hab es inzwischen natürlich gelesen und fand es sehr schön. Der Schreibstil ist einfach toll, sehr blumig und weich. Nur hab ich noch nie gehört, dass jemand als "Saumensch" beschimpft wurde :grin. Aber womöglich ist das in Bayern ja geläufig, das weiß ich nicht.


    Ich frage mich allerdings gerade, wie das auf Deutsch mit den ganzen Erklärungen und Übersetzungen funktionieren soll, die der Tod zu verschiedenen deutschen Wörtern liefert.

    [size=1]"Multiple exclamation marks," he went on, shaking his head, "are a sure sign of a diseased mind."[/size]

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Mythenmetz ()

  • Ich finds schon sehr interessant, dass dieses Buch einmal als Jugend- und einmal als "normales"-Belletristik Buch für Erwachsene verkauft wird :)
    Fange heute auch damit an und schau dann mal wies mir gefällt
    Die widersprüchlichen Meinungen hier machen einen ja schon sehr neugierig :D

  • Eine Geschichte, die in Deutschland zur Nazizeit spielt und aus der Sicht des Todes erzählt wird, klang für mich nicht so verlockend. Ich habe Leichen, Grauen, Schrecken erwartet...


    Aber es kam anders.


    Das Besondere an diesem Buch ist die Perspektive. Ein personifizierter Tod, der menschliche Konturen annimmt, erzählt die Geschichte, tritt mal mehr und mal weniger in den Vordergrund. Die Begleitumstände, also die Geschehnisse unter Hitler, stehen für ihn nicht im Mittelpunkt, er hat viel Schlimmes gesehen. Er schildert sie zwar und sie tragen auch zur Geschichte bei, aber es ist nicht der ständig erhobene Zeigefinger, denn der Tod interessiert sich für ein Einzelschicksal, das Schicksal der Bücherdiebin.


    Es war ein handgeschriebenes Buch, das sein Augenmerk auf Liesel richtete; und die darin erhaltene Geschichte, die Geschichte einer Jugend im Nationalsozialismus, erzählt uns der Tod. Als Erzähler teilweise lakonisch-distanziert und manchmal fast nicht wahrnehmbar gelingt es ihm auf fast zärtliche Weise all die Facetten ihrer Jugend darzustellen, ihre Liebe zum geschriebenen und gesprochenen Wort, ihre Liebe zu ihrem Freund Rudi, ihren Pflegeeltern und schließlich die Freundschaft zu Max, dem Juden, der für einige Zeit in ihrem Keller Unterschlupf findet. Immer wieder taucht der Tod aber wieder auf, mit seinen kurzen Bemerkungen, sarkastisch-schwarzhumorigen Sprüchen. Man merkt jedoch, dass Liesel nicht nur Bücher gestohlen hat, sondern auch das Herz des Todes.


    Am besten fasst dieser Auszug des englischen Klappentextes den Inhalt zusammen:


    THIS NOVEL IS NARRATED BY DEATH
    it's a small story about:
    a girl
    +
    an accordionist
    +
    some fanatical Germans
    +
    a Jewish fist fighter
    +
    and quite a lot of thievery


    Ebenso ungewöhnlich wie der Erzähler ist der Stil. Kurze, manchmal abgehackte Sätze, die Vorliebe für das Wort "Saumensch/-kerl", immer wieder eingeschobene Bemerkungen, Max' Bilder und Geschichten etc. Das ist nicht für jeden was. Ich habe das Buch auch zuerst abgebrochen. Aber nun bin ich begeistert.


    Fazit
    Ein Buch, das alle Facetten beinhaltet, die ein gutes Buch braucht: Freundschaft, Liebe, Trauer, Hass, Gefahr und vor allem den Tod. Genial!


    10/10 Punkten


    :wave bartimaeus

  • Titel: Die Bücherdiebin
    Autor:Markus Zusak
    Originaltitel: The Book Thief
    Originalverlag: Random House US/UK
    Aus dem Englischen von Alexandra Ernst


    Über den Autor (lt.Random House):


    Markus Zusak, 1975 in Sydney geboren, zählte bereits zu den international renommierten Jugendbuchautoren, bevor "Die Bücherdiebin" – sein erster Roman für erwachsene Leser – ihn in den USA, Großbritannien und Australien zum gefeierten Shooting-Star machte. Sein Buch schöpft aus den Erzählungen seiner Eltern, die die NS-Zeit in Süddeutschland überlebten.



    Über das Buch:


    Der Tod stellt sich uns vor, höflich, bestimmt und allgegenwärtig, er wendet sich an uns, um uns eine Geschichte zu erzählen, eine Geschichte die Süddeutschland der späten dreissiger Jahre beginnt, als all die bunten Farben und Formen in Deutschland sich langsam, und später immer schneller, in braun verwandeln, und man im Laden um die Ecke nicht mehr einkaufen kann, ohne zuvor ein strammes "Heil Hitler" in den Raum zu schleudern.
    Er führt uns in den Kleinen Ort Molching bei München. Hans und Rosa Hubermann haben mit der Aufnahme zweier Kinder vor, ein kleine Beihilfe zu beantragen, die das kleine Gehalt von Hans der Anstreicher ist, auffrischen soll.


    Doch nur das Mädchen, Liesel, kommt bei Ihnen an.
    Trotz der sehr ruppigen Liebe ihrer neuen Mama, bricht für Liesel eine neue Zeit voll Hoffnung und Glück an, findet sie doch in Ihrem neuen Vater einen geduldigen, liebevollen Menschen, der sie von ganzen Herzen liebt und sie unterstützt, wo er nur kann.
    Und der Anfangs als einziger Lebender ihr dunkles Geheimnis kennt, denn Liesel ist eine Diebin. Eine Bücherdiebin.
    Ihr erstes Buch, das im Schnee liegen geblieben ist, hat sie einfach aufgehoben, dann eines, dass sie aus dem Feuer gerettet hat und sich damit strafbar macht, später steigt sie sogar in das Haus des Bürgermeisters ein, um seine Bibliothek zu plündern.


    All dies erzählt uns der Tod, denn er begleitet Liesel beim Älterwerden, beklagt sich über seine immer weiter zunehmende Arbeitsbelastung im Deutschland der ersten Kriegsjahre, greift der Geschichte vor und spring zurück, denn schließlich ist er der Tod und kann entscheiden, wie es ihm beliebt.
    Die kleine Familie Hubermann wächst zusammen, als eines Tages ein Fremder vor der Tür steht und eine alte Schuld einfordert.


    Meine Meinung:


    Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um den Tod als Erzähler zu aktzeptieren, er spricht mich direkt an, erzählt von seinem Wirken und der Farbe des Himmels an den Tagen und Nächten an denen er all die Seelen einsammelt und hinfortträgt.
    Die Geschichte von Liesel hat mich stark beeindruckt, fügt sie sich doch in ihr Schicksal als abgegebenes Kind und der barschen Zuneigung Rosas ("Saumensch").
    Die Begebenheiten, die uns der Tod zuträgt, sind in der Beschreibung ihrer Banaliät so entsetzlich, dass ich oft einige Sätze mehrmals lesen musste.
    [Unter "Eine Verkürzte Aufzählung für das Jahr 1942" unter Punkt 1:"Die verzweifelten Juden - ihre Seelen in meinem Schoß, während wir auf dem Dach sitzen, neben den rauchenden Schornsteinen."]


    Die Bücherdiebin ist ein Buch, dass mich nachhaltig beeindruckt hat, so voller Entsetzlichkeiten, voll vom Grauen der Realität, aber auch ein Buch über Hoffnung und Liebe und dem Mut anders zu sein.
    Erzählt in einer schönen, manchmal fast lyrischen Sprache, dazwischen Begegnungen, die sprachlich ganz der rauhen Wirklichkeit entsprechen, in denen sie spielen.
    Und immer wieder Listen.
    Listen, die der Tod uns schreibt, mit Protagonisten und kurzen Abhandlungen, Kurzbeschreibungen von Dingen die noch geschehen werden und über Besuche, die gemacht werden.
    "Die Bücherdiebin" ist ein ungewöhnliches Buch, das in einer Parallelausgabe als Jugendbuch erscheint, da ich aber die Erwachsenenausgabe gelesen habe, stelle ich es hier auch so ein.
    Meiner Meinung nach ist "Die Bücherdiebin" ein sehr lesenswertes Buch, auf das man sich sicherlich, nicht nur wegen der ungewöhnlichen Stuktur, einlassen muß.
    Doch ist man einmal in die Geschichte der Himmelsstraße, wo Liesel wohnt, eingetaucht, ist der Weg wieder hinaus sehr schwer.



    beeindruckte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Dies ist übrigens, die sehr schöne Parallelausgabe bei cbj Jugendbuchausgabe), die genausoviel kostet :-]


    Hinweis Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Elbereth ()

  • Wow. Das klingt ja wirklich mal nach was anderem. Und nach einem sehr zeitlosen interessanten Thema.


    Das landet direkt auf meiner Wunschliste.


    Danke für die tolle Rezi :wave