Die Bücherdiebin (The Book Thief) von Markus Zusak


  • Ich denke, da haben wir dann einfach verschiedene Auffassungen, und Ansprüche an eine Buchkritik/Rezension...


    Eine Rezension stellt die persönliche Meinung eines Lesers zu einem Buch dar und bewertet das Buch - nicht dessen Leser – so habe ich es jedenfalls bisher gesehen und das ist auch weiterhin mein Anspruch an eine Rezension. Ich mag es, verschiedene Meinungen zu einem Buch zu lesen und lerne gern andere Sichtweisen und Argumente kennen. Einen Kanonenschuß, der mich trifft und vielleicht sogar verletzt (nein, das ist hier nicht geschehen, aber trotzdem...), ist nicht dazu geeignet, mich unvoreingenommen nachdenken zu lassen. Wenn man jemanden angreift, so wird er eher Schutz suchen, sich abschotten, oder zurückschlagen, aber Nachdenklichkeit, oder Offenheit für Argumente erreicht man so kaum.


    - Für mich spielt es keine Rolle, ob jemand ein Buch völlig anders beurteilt als ich, denn ich gestehe jedem zu, seine eigene Meinung zu haben und je besser er seine Argumente dafür, oder dagegen ausarbeitet, umso mehr genieße ich es, seine Rezension zu lesen. Eventuell kann man dann über Dinge in der Argumentation diskutieren die man anders sieht, doch niemals mit der Intention, den Rezensenten persönlich anzugehen, sondern auf sachlicher Ebene. Wenn aber derjenige selbst schon in seiner Rezension meint, die sachliche Ebene verlassen zu müssen und sich über alle anderen Leser stellen zu müssen, indem er sie abwertet, dann spricht das in meinen Augen nicht gerade für die Toleranz, die ich im Umgang Miteinander erwarte, und dann kann sein Text noch so gut aufgebaut und formuliert sein, er hat für mich seinen Reiz verloren.


    :wave


    So und jetzt geh ich einen Streichelteddy suchen. :lache

  • Zitat

    Original von magali
    die Leserinnen kommen auf den Gedanken, daß es sich bei der Beziehung zwischen Max und Liesel um eine konventionelle Liebesgeschichte handelt, weil sie darauf kommen sollen. ich spreche in meiner Rezension den Umstand an, daß der Autor die Erwartungen vorgibt. Man wird in hohem Maß gegängelt. Ich habe selten ein so brutales Buch in der Hand gehabt.


    Ja, magali, aber nur weil du es in deiner Rezension ansprichst, heißt das doch nicht, dass es so ist. Wie soll ich denn rausfinden, worauf ich kommen soll? Und wenn ich nicht draufkomme, habe ich dann "falsch" gelesen? Sind wir wieder beim Entschlüsseln des Autorwillens?


    Zitat

    Original von magali
    Mich hat diese klare Entwicklung der Beziehung zwischen Max und Liesel gestört, ich hätte dem Roman weniger Kitschgeneigtheit vorgeworfen, wenn Zusak den Begriff 'Liebe' weiter gefaßt hätte.


    Was meinst du denn mit "weit gefasst"? Zunächst ist die Liebesgeschichte, die im Buch im zentrum steht doch die zwischen Liesel und Rudi. Und sie liebt auch noch viele andere Menschen und auch Dinge auf je eigene Weise. Natürlich hast du das als "alte Häsin" alles schon mal gesehen, aber "eng gefasst"? Das ist der Begriff in meinen Augen bei Rosamunde Pilcher, aber nicht bei Zusak.


    Zitat

    Original von magali
    Wieso sind Taten nur dann heroisch, wenn sie macht - und wirkunsgvoll sind? Und was heißt 'wirkunsgvoll'? Einem Verhungernden in einem solchen Moment ein Stück Brot zuzustecken ist wirkungsvoll und zwar für den, der am Verhungern ist.


    "Wirkungsvoll" in dem Sinn, dass sie ein Ziel erreichen. Liesels Geste sehe ich als eine der Hilflosigkeit und der Verzweiflung, nicht als mutige, heroische Tat. Sie stellt sich ja nicht mit aller Macht und bis zur letzten Konsequenz in den Weg. Das macht die Geste nicht weniger schön.


    Zitat

    Original von magali
    Und es ist mutig in einer solchen Situation.
    ich weiß nun nicht, inwieweit Du in diesem Moment die SSler, die da mitmarschieren, reduzierst, weil Du den nationalsozialismus nicht als Fokus annimmst. Aber sie sind da, werden genannt, einer schwingt die Peitsche und tritt dann nach Liesel.
    Und in dieser kurzen Handlung soll sie also nicht mutig, geradezu heroisch sein?


    Wir können auch alle Bedeutungsnuancen einebenen. Mutig ist die Tat schon, bzw. sie ist sicherlich alles andere als feige; eine heroische Tat ist in meinen Augen schon noch etwas anderes.


    Zitat

    Original von magali
    Wenn es nicht um Andeutungen über ein Leben nach dem Tod geht, warum sammelt der Tod dann Seelen? Ein Hobby? Ein Gag des Autors?
    Kommt mir merkwürdig vor.


    Jetzt sind es schon nur noch Andeutungen ;-). Der Erzählertod muss ja irgendeine Motivation haben, um als Personifikation anwesend zu sein, wie du richtig schreibst. Eine Jenseitsvorstellung ist das, wie gesagt, noch nicht.


    Zitat

    Original von magali
    Zudem weiß ich nicht, wieso man die Lektüre aus dem westlichen, christlich geprägten kulturellen Kontext lösen sollte.


    Das ist aber nicht das Problem des Textes. Ich sehe hier jedenfalls keine religiöse oder sonstige metaphysische Vorstellung, die ich eins zu eins aus einer bestimmten Philososphie oder Religion übertragen könnte. Du?


    Zitat

    Original von magali
    Das Einsammeln der Seelen kommt häufig vor, nicht bloß einmal. Es begründet, warum wir den Tod auf zwei Beinen in diser Geschichte haben.


    Wie sollen Leserinnen das verstehen? Als Fantasy? Als Ornament?
    Müßte man dann nicht eine Warnung in das Buch schreiben, die etwa lautet: wenn in diesem Text von Seelen die Rede ist, hat das nichts mit einer Vorstellung von Nachleben zu tun, also vergeßt alles, was ihr darüber wißt und glaubt? Lest das Buch, ja, wie?


    Für den ersten Teil, s.o. "Vergesst alles, was ihr wisst und glaubt" - natürlich nicht. Aber das ist ein Vorwurf, der nicht an den Text gerichtet werden kann. Verstehensprozesse laufen individuell eben vor einem bestimmten Wissens- oder Glaubensschatz ab, wie soll das anders sein?


    Zitat

    Original von magali
    Du sagst, es ist ein Buch über die grausame Ironie des Lebens.


    Mit Verlaub, das sage ich nicht. Die "grausame Ironie des Lebens" war eine, zugegeben nicht sehr originelle, Formulierung meinerseits, die nun aber nicht gerade "das Buch" ausmacht.

  • Bartlebooth


    ich entschlüssle keine 'Autorwillen', wenn ich sage, daß er anKapitelanfögen das vorgibt, was er meint, daß Leserinnen über die Personen des Buchs denken sollen.
    Und das tut er. Sind Dir die Stellen nicht aufgefallen? Sie sind fett gedruckt.


    Es gibt keine Liebesgeschichte, die im Zentrum steht.
    Es gibt verschiedene Liebesgeschichten, die einander ablösen.
    Die Beziehung zwischen Hans hubermann udn Liesel ist eine Liebesgeschichte, die zwischen Rosa Hubermann und Liesel ist eine.
    Die Liebesgeschichte zwischen Rudi und Liesel ist eine Geschichte über zwei verschiedene Arten von Liebe. Die von Rudi zu Liesel ist nciht die von Liesel zu Rudi.
    Es gibt eine Liebesgeschichte zwischen Ilsa Hermann und Liesel.
    Es gibt eine Liebesgeschichte zwischen max und Liesel.
    Das Ganze ist die Liebesgeschichte des Tods zu Liesel.


    In dem Seelenmotiv sehe ich den kleinsten gemeinsamen Nenner eben der westlich geprägten mystischen Vorstellung eines anderen Daseins nach dem Tod. Christlich-jüdischer Mischmasch, mit dem sich selbst Menschen, die im weitesten Sinne gläubig sind, arrangieren können.


    Und eben dieser kleinste gemeinsame Nenner macht den Reiz dieses Texts aus und ist ein Grund dafür, daß er ein Bestseller wurde.


    Du möchtest das Ganze als ein Stück Literatur sehen, ich sehe es als ein Stück gewaltsam überhöhter Unterhaltungsliteratur.
    Ich fürchte, damit müssen wir uns abfinden.



    Eskalina


    jede Toleranz hat ihre Grenzen. Meine sind da, wo sich jemand auf bestimmte Weise des Nationalsozialismus' bedient, um Emotionen zu erzeugen, wo Nachdenken vonnöten wäre.


    Eine 'Rezension' stellt mitnichten allein die Meinung einer Privatperson zu einem Buch dar. Sie enthält einen Teil Privatmeinung. Dazu gehören aber auch Einschätzungen des Buchs nach bestimten Kriterien, die durchaus objektiver Natur sind.
    Aufbau, Sprache, Stil, Intention der AutorInnen.


    Es geht in meiner Kritik auch nciht darum, ob ich das Buch mag oder nicht, es geht darum, einzuschätzen, warum es unter heutigen Bedingungen zu einem Bestseller geworden ist.
    Daß daraus eine Publikumsbeschimpfung via Kulturkritik geworden ist, war zwangsläufig.


    Ich freue mich sehr über die lebhaften Reaktionen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Ja, ok, schon klar, ist auch alles einleuchtend und mir durchaus bewusst- aber was ist jetzt dein Anliegen? :gruebel
    Soll ich versuchen, dies zu "verhindern"?
    Ich meine, es sind meine Meinungen, Einschätzungen und Überzeugungen die mit diesem Buch ( um beim Beispiel zu bleiben ) übereinstimmen oder nicht übereinstimmen und deshalb die jeweiligen Gefühle beim Lesen bei mir auslösen.
    Und ich will mir eigentlich nicht sagen lassen, dass da bei mir was falsch läuft und ich deshalb nicht in der Lage bin, dieses Buch "richtig" zu interpretieren. ;-)

  • Zitat

    Original von magali
    ich entschlüssle keine 'Autorwillen', wenn ich sage, daß er anKapitelanfögen das vorgibt, was er meint, daß Leserinnen über die Personen des Buchs denken sollen.
    Und das tut er. Sind Dir die Stellen nicht aufgefallen? Sie sind fett gedruckt.


    Die fettgedruckten Stellen sind einfache Erzählerkommentare. Dein Vorwurf läuft darauf hinaus, jede Charakterisierung als Gängelung zu begreifen. Wie soll man da noch einen in deinen Augen nicht gängelnden Text schreiben?



    Aha? Und in all diesen Liebesgeschichten haben wir es mit demselben "eingeengten" Liebesbegriff zu tun?


    Zitat

    Original von magali
    In dem Seelenmotiv sehe ich den kleinsten gemeinsamen Nenner eben der westlich geprägten mystischen Vorstellung eines anderen Daseins nach dem Tod. Christlich-jüdischer Mischmasch, mit dem sich selbst Menschen, die im weitesten Sinne gläubig sind, arrangieren können.


    Und eben dieser kleinste gemeinsame Nenner macht den Reiz dieses Texts aus und ist ein Grund dafür, daß er ein Bestseller wurde.


    Ich nehme an du meinst nicht diesen kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern dass der Text deiner Meinung nach aus lauter kleinsten gemeinsamen Nennern aufgebaut ist? Ein Modellalltag in Nazideutschland? So siehst du es, und das ist es, was dich stört?


    Zitat

    Original von magali
    Du möchtest das Ganze als ein Stück Literatur sehen, ich sehe es als ein Stück gewaltsam überhöhter Unterhaltungsliteratur.


    Von wem überhöht?


    Zitat

    Original von magali
    Ich fürchte, damit müssen wir uns abfinden.


    Darauf wird es wohl hinauslaufen, wenn auch eine ganze Reihe meiner Fragen unbeantwortet geblieben sind.


    Herzlich, Bartlebooth.

  • Zitat

    Original von magali
    ich entschlüssle keine 'Autorwillen', wenn ich sage, daß er anKapitelanfögen das vorgibt, was er meint, daß Leserinnen über die Personen des Buchs denken sollen.
    Und das tut er. Sind Dir die Stellen nicht aufgefallen? Sie sind fett gedruckt.


    magali


    Ist das denn nicht meistens das Anliegen eines Autors? Dass er vorgibt ( wenn auch oft sehr unterschwellig ), wie der Leser seine Romanfiguren sehen soll? Und um einen Roman geht es hier.

  • Naja, wenn ein Autor das vorgeben könnte, gäbe es wohl nicht so oft so viele verschiedene Meinungen über bestimmte Romanfiguren.


    Ich denke eher, ein Autor stellt sich vor, wie ein Leser seine Figuren wahrscheinlich sieht und versucht, sich die Wirkung der Figuren auf den Leser (auch im Hinblick auf eine bestimmte Zielgruppe) vorzustellen.

    Unser Unglück erreicht erst dann seinen Tiefpunkt, wenn die in greifbare Nähe gerückte praktische Möglichkeit des Glücks erblickt worden ist. (Michel Houellebecq, Elementarteilchen)

  • Zitat

    Original von Lotta
    Liesel, ein neunjähriges Mädchen, lebt mit einer Pflegefamilie in der Himmelstraße. Ihre Eltern wurden in ein Konzentrationslager gebracht. Liesel stiehlt Bücher. Dies ist ihre Geschichte und die Geschichte der Bewohner ihrer Straße, als die Bomben zu fallen beginnen.


    Habe ich das falsch gelesen? Ich hatte nicht verstanden das Vater und Mutter ins KZ gekommen sind. *grübel*


    Zitat

    Original von JASS
    Schade, dass es ausgerechnet die Nazizeit sein muss :gruebel Von der hab ich durch die Schule nach wie vor genug. Die Idee mit dem erzählenden Tod gefällt mir nämlich ungemein!


    Das hatte ich auch. Aber mittlerweile geht das wieder ganz gut. Ich kann dir nur empfehlen es mal zu versuchen. Das Buch ist wirklich toll!


    Ich fand das Buch wunderbar und habe mich gefreut endlich mal wieder etwas richtig gutes gelesen zu haben. Die Geschichte war soooooooo schön. Besonders gut aber fand ich die Perspektive. So als Geschichtsstudentin lese ich Bücher meist immer ein bisschen anders. Da war diese Perspektive mal ein Erlebnis! Besonders toll waren diese Anspielungen und Wortspiele! Wunderbar! Auch ich vergebe 10 von 10 Punkten.

  • Zitat

    Original von Lese-Rienchen
    So als Geschichtsstudentin lese ich Bücher meist immer ein bisschen anders.


    Stoert es dich dann nicht, wenn gerade bezueglich der geschichtlichen Fakten dicke Fehler in dem Buch sind? Ich muss gestehen, ich konnte nie darueber hinweg kommen, dass Zusak fuer 1933 die Mehrheit (deutsche Uebersetzung) bzw. 90% der Deutschen (engl. Original) als Anhaenger Hitlers beschrieb. Das ergibt so ein falsches Bild der Deutschen, das mich einfach aergert :fetch

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Was für ein außergewöhnliches Buch! Trotz des ungewöhnlichen, teils mühsamen Erzählstils hat mich "Die Bücherdiebin" von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Da ich an Belletristik nicht den Anspruch von historischer Genauigkeit stelle, sehe ich das Buch als eine gekonnte, gefühlvolle Erzählung, die einen nachdenklich und berührt hinterläßt. Für mich ein herausragendes Werk.

  • Uh ich hab ja gar nix dazu geschrieben. Hab das Buch vor kurzem im Original gelesen. Ich muss sagen, ich hatte mich richtig drauf gefreut und auch ziemlich hohe Erwartungen, aber so richtig überzeugt hat es mich dann letztlich nicht.


    Zwar ist die Thematik an sich interessant und ich möchte mir das Leben dieser Menschen gar nicht weiter vorstellen (ich habe so mein Prblem mit dieser Zeitspanne), aber es hat mich auch nicht übermäßig ins Nachdenken gebracht.


    Was mich persönlich am meisten störte, waren die deutschen Worte die ständig eingeflossen sind und worin ehrlich gesagt wenig Sinn drin sah, da sie meist auch direkt erklärt wurden. Und dieses ständige 'Saumensch'-Gebrabbel.....ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen warum die Leute so geredet haben sollen?!


    Was die historischen Daten angeht muss ich sagen, ist mir die Genauigkeit in dem Fall egal, weil ich mich mit dem Thema nicht auseinander gesetzt habe und auch nicht tun werde.

  • Eine sehr schöne und gleichzeit sehr traurige Geschicht. Ich fand es nur schade das der Tod immer so vorgreift, aber irgendwann hat ich mich auch daran gewöhnt.


    Was mir besonders gefallen hat war, wie der Autor die Personen beschreibt. Gerade Dinge wie die ständige Wiederholung des Wortes "Saumensch", ließ sehr lebhaft Bilder in meinem Kopf entstehen.
    Die kleine Liesel hat mal wieder irgendeinen Mist gebaut und man weis ganz genau wie ihr Mutter reagieren wird, weil es einfach ihre Art ist. Irgendwann denkt man, man sitzt selber mit am Küchentisch und Rosa schreit wiedermal auf ihre rauhe und gleichzeitig liebenswerte Art nach ihrem Hans. So ist es mit fast allen Personen, sie wachsen einem nach und nach ans Herz.


    Kein spannendes, aufregendes Buch sondern einfach ein schönes Buch!

  • Hab mir das Buch aus der Bibi geholt und bin schon ganz gespannt darauf :freude
    Vielleicht fange ich es heute schon an ;-)
    Also der anfang (erste Seite) gefällt mir schon mal :lache













    Mensch, bin ich aufgeregt, gerade weil es so kontroverse Meinungen gibt *gespannt* :lesend

  • Ich verstehe gar nicht, was euch so an der geschichtlichen Ungenauigkeit stört. Habe zwar auch Geschichte studiert, aber kann mich beim besten Willen nicht so dagegegen wenden. Wo hat Zusak denn behauptet, dass 90 % der Deutschen für Hitler waren? Im Buch sind doch genügend Menschen gegen Hitler....und die Dachausache....es hätte mich eher irritiert, wenn alle Bewohner gewusst hätten in welche Unterlager die Häftlinge transportiert worden wären.....aber das wurde ja schon angesprochen.

  • Foer,


    Es steht in der englischen HC Ausgabe S. 63:


    In 1933, 90% of Germans showed unflinching support for Adolf Hitler.


    Ich frag mich wirklich, wo Zusak diese Zahl ueberhaupt her hat. Die Wahlergebnisse (weit unter 50%!) koennen es wahrhaftig nicht gewesen sein. Die Uebersetzerin fand das ebenfalls falsch und hat in der deutschen Ausgabe diese Aussage mit Absprache des Lektorats den Satz in "die Mehrheit" geaendert. Schau mal in die Leserunde mit der Uebersetzerin, dort ist auch eine Diskussion darueber.


    Das war uebrigens nicht die einzige historische Ungenauigkeit, die die Uebersetzerin fuer die deutsche Ausgabe verbessert hat. Es waren noch mehr Fehler drin.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • @ Beatrix


    Ach, ich bin ja eigentlich nur so ein bisschen unsicher, weil ich seit fast vier Jahren kaum Englisch gesprochen / gelesen habe - aber der beste Weg, um mein Englisch aufzupeppen geht ja nun mal übers Lesen und Sprechen. Und wenn man das gleich noch mit einem schönen Buch machen kann, was will ich mehr ...


  • Danke! Muss ich mal reinschauen!


    Aber wie gesagt, evtl. historische Ungenauigkeiten haben mich nicht gestört, da ich sie nicht als tragend empfand!

  • Zitat

    Original von Foer
    Aber wie gesagt, evtl. historische Ungenauigkeiten haben mich nicht gestört, da ich sie nicht als tragend empfand!


    Gerade diese falsche Zahl find ich aber sehr tragend! Auch weil sie ziemlich am Anfang erscheint und damit den Rahmen setzt, in dem diese Geschichte spielt.


    Und dann kommt noch dazu, dass das Buch fuer eine Lesergruppe geschrieben wurde, die praktisch keinerlei Vorkenntnisse hat (und australische Teenager haben nicht viel Kenne in diesem Bereich) und keine dieser "Fakten" in Frage stellen kann. Selbst meine Tochter, die fuer ein kanadisches 13jaehriges Maedchen sehr viel ueber die Zeit weiss und schon einige Buecher zu dem Thema gelesen hat, hat es als Tatsache gesehen und nichts falsches darin sehen koennen, als ich sie dazu befragte. Das find ich dann doch sehr bedenklich.


    Ich bin gespannt, was du denkst, wenn die die Diskussion im anderen Thread hast lesen koennen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich