Ein Ausnahmebuch, das ich nach den ersten paar Seiten genossen habe wie - im Schnitt - höchstens fünf, sechs Titel im Jahr. Wie ärgerlich war die vernichtende Kritik im Spiegel ("steril wie ein Satz OP-Handschuhe") und dieses ganze medienwirksame Kasperletheater um das Aussehen der jungen Autorin. Ein Freund, den ich dazu überreden konnte, gab entnervt auf. Um so schöner ist es jetzt, zu sehen, dass so viele Eulen meine Freude an dieser Poesie, diesem Witz und dieser Wortgewalt teilen. Hatte schon angefangen, an mir zu zweifeln. Würde gerne mehr von Blue lesen.
Marisha Pessl - Die alltägliche Physik des Unglücks
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Ich fand den Roman eher irritierend als gelungen und gehöre damit wohl zu den Lesergruppe, die sich mehr von ihm erwartet haben.
Der Stil ist toll: Marisha Pessl schlägt eine sehr bildhafte Sprache an, garniert ihre Ausführungen mit Zeichnungen, Literaturzitaten sowie Fußnoten und erzählt die umfangreiche fiktive Biographie von Blue van Meer. Nicht alles davon war für mich interessant und über manche Länge habe ich mich mit dem Gedanken hinwegretten müssen, dass es wahrscheinlich wichtig für die Auflösung ist. Viele Hinweise und anfangs unverständliche Ausschweifungen erlangen zum Schluss eine Bedeutung, aber insgesamt hatte ich den Eindruck, dass es sich hier um eine Autorin handelt, die den Stil wichtiger als die von ihr erzählte Geschichte erachtet.
Gerade das Ende war mir zu voll gepackt mit (für mich) unglaubwürdigen Zufällen und Vermutungen.
Deshalb muss ich hier zwei verschiedene Bewertungskriterien anlegen:
Sprache und Stil: brillant
Inhalt: aufgebläht, stellenweise nicht nachvollziehbar, trotz guter Stellen insgesamt enttäuschendDa ich Freizeitleser bin, konnte mich diese Schere nicht besonders begeistern - als Anglistikstudentin wäre ich wahrscheinlich besonders angetan von so viel Stoff für eine Diskussionsgrundlage gewesen.
Schade, ich hatte mir so viel davon versprochen...
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Das Buch gibt es jetzt auch als Taschenbuch.
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Ich habe das Taschenbuch - ohne Rezensionen zu kennen - gekauft, weil mich der Titel angesprochen hat. Mittlerweile habe ich es (das Buch) und sie (die Rezensionen) gelesen und ich bringe dem Werk sehr ambivalente Gefühle entgegen.
Auf der einen Seite sind da die ausgefeilte Sprache, die originellen Metaphern, die Illustrationen und die Selbstironie die besonders im Abschlusstest und auf der witzig gemachten (J.K. Rowling lässt grüßen) Homepage zum Ausdruck kommt.
Auf der anderen Seite ist da die Handlung bzw. die nahezu nicht vorhandene Handlung, die sich problemlos in einem Haiku ausdrücken lässt:
Ein Mädchen findet
Lehrerin erhängt im Wald.
Denkt an Verschwörung.Die Protagonisten finde ich fast alle sehr unsympathisch, angefangen mit der Ich-Erzählerin, die in keiner Weise "charmant und witzig" ist wie der Klappentext verspricht, sondern auf mich eher autistisch und neurotisch wirkt. Dazu dann noch ihr Vater, ein narzistischer, eingebildeter beziehungsunfähiger Egomane, der mit Vorliebe weniger eloquente Personen verbal fertigmacht und der mit seiner Tochter ein aus meiner Sicht sehr ungesundes symbiotisches Verhältnis hat.
Auch die Lehrerin, die "Bluebloods", die Junikäfer und die anderen Personen sind zwar schonungslos, geschickt und mit sehr spitzer Feder charakterisiert aber es bleiben für mich nur Stereotypen und keine "lebendigen" Figuren, bei denen ich mitfühlen kann.
Das Buch wirkt auf mich sehr bemüht. Bemüht witzig, bemüht originell und bemüht möglichst viele Zitate unterzubringen. Teilweise sind diese Bemühungen auch von Erfolg gekrönt aber insgesamt bleibt es für mich enttäuschend. Sicher auch, weil ich keine offenen Enden mag...
Außerdem mixt die Autorin nach meinem Gefühl zu viele Genres. Wenn ich eine High-School-Roman mit originellen Formulierungen lesen will, dann greife ich lieber zu "Daddy Langbein" (woher kommt eigentlich diese - gefühlte - Vorliebe von amerikanischen Autoren für High-School- und Gerichtsromane?), wenn ich ein Buch mit Zitaten (und Handlung) suche, dann sind mir die Wortgefecht von Lord Peter und seiner Harriet allemal lieber - und Mystery-Thriller lese ich überhaupt nicht.
Fazit:
Sprache - B+
Originalität - B
Personen - D
Handlung - FGrüße von
Relaxo -
Zitat
Original von Relaxo
Das Buch wirkt auf mich sehr bemüht. Bemüht witzig, bemüht originell und bemüht möglichst viele Zitate unterzubringen. Teilweise sind diese Bemühungen auch von Erfolg gekrönt aber insgesamt bleibt es für mich enttäuschend. Sicher auch, weil ich keine offenen Enden mag...Schade, dass dir das Buch nicht gefallen hat, Relaxo. Es haben sich ja schon viele Leute über diese ständigen Zitate beschwert ... mir haben gerade diese vielen Anmerkungen gut gefallen, weil das eben der Stil von Blue ist und ich kann mich mit diesem Stil sehr gut identifizieren. Auch wenn es vielleicht manchmal das eine oder andere Zitat zu viel war, tragen sie eindeutig zu der außergewöhnlichen Art des Buches bei.
Über die Rolle der Zitate hat Marisha Pessl in einem Interview übrigens folgendes gesagt: "She filters every life experience she has through books," Ms. Pessl said last week of her main character. "A lot of the references are tongue-in-cheek."
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Also, ich oute mich mal, auch wenn ich so ziemlich die Einzige bin, der das Buch nicht gefallen hat. Ich habe es irgendwann entnervt weggelegt und direkt verkauft.
Leider ist es schon relativ lange her, so dass ich gar nicht mehr genau sagen kann, was mich gestört hat. Ich glaube, es war langweilig.
*duckundweg*
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Ich habs mir auch schon gekauft und möchte es als nächstes lesen.
Immer wenn ich in die Buchhandlung gegangen bin wollte ich es mitnehmen und dann irgendwann konnte ich mich nicht mehr dagegen wehren.
Ich bin schon richitg gespannt auf das Buch.
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Zitat
Original von ricki
Also, ich oute mich mal, auch wenn ich so ziemlich die Einzige bin, der das Buch nicht gefallen hat. Ich habe es irgendwann entnervt weggelegt und direkt verkauft.Dieses Buch muss man doch einfach lieben ... schade, dass es dir nicht gefallen hat.
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Zitat
Original von ricki
Also, ich oute mich mal, auch wenn ich so ziemlich die Einzige bin, der das Buch nicht gefallen hat. Ich habe es irgendwann entnervt weggelegt und direkt verkauft.Leider ist es schon relativ lange her, so dass ich gar nicht mehr genau sagen kann, was mich gestört hat. Ich glaube, es war langweilig.
*duckundweg*
Ging mir auch so. Ich hab's vor ewigen Zeiten auf Englisch gelesen und weiß nur noch, dass ich den Hype nicht verstanden habe. Verstehe ich immer noch nicht. Ich fand sowohl Geschichte als auch Sprache langweilig.
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Zitat
Original von buzzaldrin
Dieses Buch muss man doch einfach lieben ... schade, dass es dir nicht gefallen hat.
buzzaldrin, Du magst Recht haben. Vielleicht lag es auch an meiner Verfassung oder am Zeitpunkt. Ich glaube, dass manchmal auch äußere Umstände eine Rolle spielen, um ein Buch gut oder schlecht zu finden. Und.....wir wissen ja, man liest nicht DAS Buch, sondern jeder liest SEIN Buch......
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Alos mir ging es so, dass ich das Buch ja lieben wollte, dass es mir aber zu gewollt erschien. Ist ja schön und gut, viel zu wissen, und enorm zitieren zu können. Dennoch: muss man das so sehr zur Schau stellen? Ich empfand es irgendwann nur noch als nervig, auch wenn es sicher zur Geschichte und den Protagonisten passte.
Auch Blue fand ich keineswegs liebenswert - eher neurotisch.Dennoch habe ich das Buch schnell, und mit einem gewissen Genuss gelesen, fand auch durchaus das Ende gelungen.
Vielleicht gefiel mir einfach dieses "von einer hochintelligenten Autorin für hochintelligente Leser"-Etikett nicht. -
Schade, dass dir das Buch nicht ganz so gut gefallen hat, Cookiemonster. Um ehrlich zu sein verstehe ich nicht, warum so vielen diese Zitate missfallen haben - zum einen ist das ja wirklich auch teilweise ironisch gemeint und zum anderen kann man da ja auch einfach drüberweglesen - was du dann ja auch getan hast.
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Hmmmm??? Das war eigentlich dir Frage in meinem Kopf die sich mir beim Lesen des Buches immer wieder gestellt hat und die sich mir auch jetzt noch wenn ich daran denke stellt. So wirklich weiss ich nicht was ich davon halten soll. Einerseits hat es mir gefallen, andrerseits nicht. Irgendwas war komisch an dem Buch, ohne es genau beschreiben zu können. Ich bin nie so wirklich ins leses rein gekommen aber weglegen konnte ich es auch nicht. Naja vielleicht les ich es eines Tages noch einmal und werd dann schlau daraus
VLG Emmi01
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Zitat
Original von Emmi01
So wirklich weiss ich nicht was ich davon halten soll. Einerseits hat es mir gefallen, andrerseits nicht. Irgendwas war komisch an dem Buch, ohne es genau beschreiben zu können.Ja, vielleicht solltest du das Buch wirklich noch einmal lesen - wenigstens um danach beschreiben zu können, was dir daran nicht gefallen hat ...
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Gerade die letzte Seite genossen...
Ich halte "Die alltägliche Physik des Unglücks" für ein ganz wundervolles Buch. Ich finde es sehr beeindruckend, wie die Autorin es schafft, mindestens drei Ebenen der wahrnehmenden Erfahrung und Wirklichkeitskonstitution zu verbinden: Blue interpretiert ihre Welt/ihre 'Wirklichkeit' mit Hilfe der zahllosen Bücher, die sie gelesen hat. Das ist die eine Art, Ordnung in ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen zu bringen. Die andere Art besteht in ihrer Verschwörungstheorie. Immer wieder scheint durch, wie die 'Wahrheit' erst durch Interpretationsleistung entsteht - und seien wir mal ehrlich - alle Hypothesen erscheinen irgendwie glaubhaft, sie KÖNNTEN sein. Aber auch das gehört zum Reifungsprozess Blue van Meers dazu: Zu verstehen, dass man im Leben nicht alles verstehen kann (um hier mal - ganz im Blue van Meer-Stil - ein Zitat (von Wilhelm Genazino) einzubringen)
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Mir hat das Buch nicht gefallen. Ich habe bis ungefähr zur Mitte gelesen. Die Zitate haben mich nicht gestört.
Mich hat die abstruse Handlung gestört. Den Sprachstil fand ich gut. Die Personen waren mir unsympatisch.
Irgendwann habe ich mich gefragt warum ich weiterlesen soll und festgestellt: es muß nicht sein.
Das Cover fand ich sehr ansprechend (ich mag Laura Ashley-Muster ;-)). Was es allerdings mit dem Inhalt des Buches verbindet ist mir - zumindest bis zur Hälfte des Buches - nicht aufgegangen.
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Das war eines der wenigen Bücher die ich 2008 abgebrochen hab. Mir hats gar nicht gefallen. Blue ging mir ewig auf die Nerven mit ihrer "in den Mittelpunkt Dränglerei". Hatte einfach kein gutes Gefühl beim Lesen
LG Amy
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Ich komme mir langsam so vor, als hätte ich ein ganz anderes Buch gelesen ... Ich empfand Blue eigentlicht wirklich als einen tollen Charakter in dem Buch; auf die Nerven gegangen ist sie mir jedenfalls nicht.
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Da sieht man mal wieder wie unterschiedlich die Geschmäcker sind
LG Amy
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Zitat
Original von buzzaldrin
Ich komme mir langsam so vor, als hätte ich ein ganz anderes Buch gelesen ... Ich empfand Blue eigentlicht wirklich als einen tollen Charakter in dem Buch; auf die Nerven gegangen ist sie mir jedenfalls nicht.Dann haben wir wohl beide ein anderes Buch gelesen, buzzaldrin :zwinker.