Marisha Pessl - Die alltägliche Physik des Unglücks

  • Ich bin wenige Seiten vor dem Schluß und muß mich voll und
    ganz Voltaire anschließen... :knuddel1


    Ein wirklich durch und durch ungewöhnliches, toll zu lesendes Stück
    Literatur und ich bin wirklich beeindruckt, dass es ein
    so junger Mensch so belesen ist :wow.


    Auch alle alten, relevanten Kinoklassiker scheint dieses Mädchen
    gesehen, behalten und verinnerlicht zu haben.


    Ein wundervolles Buch, mein zweites Highligt nach Tender Bar in diesem
    Jahr... :freude


    (zur Autorin ist zu sagen, dass sie nicht nur schön sondern auch schlau
    zu sein scheint :lache)


    verzückte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Heute habe ich mir die englische Taschenbuchausgabe bei Thalia gekauft, dieser Thread hat mich einfach sehr neugierig gemacht. Außerdem hat mir der Schreibstil gefallen, ein Grund mehr, das Buch in den Einkaufskorb zu packen. Über Ostern werde ich es vermutlich lesen.


    Die Aufmachung der Taschenbuchausgabe ist übrigens richtig schön. Die Rose auf dem Cover ist viel unkitschiger, als sie auf den Bildern wirkt. Mich irritiert allerdings, dass der Preis "Pound 0.00" aufgedruckt ist und dass auch die ISBN nicht mit der ISBN bei Amazon übereinstimmt. Laut Amazon erscheint das Taschenbuch auch erst im Mai. Vielleicht habe ich ja ein Leseexemplar erwischt, aber die dürfen ja eigentlich nicht verkauft werden. Gibt es überhaupt Leseexemplare von Taschenbüchern, wenn die bereits als Hardcover erschienen sind? :gruebel

  • hab's mir letzte Woche beim hiesigen "Stoff-Dealer" :grin mitgenommen - ich wollte nämlich unbedingt dieses Rosen-Cover :hop (Nic -> Kitsch-Tante vor dem Herrn! :lache )
    Ich war skeptisch, zumal die Rezension in der aktuellen "Zeit" nicht sooo überragend war (lest Ihr hier ).
    Aber ich hatte echt Mühe, es wegzulegen und mich an die Arbeit zu setzen! :wow :cry
    Bis jetzt bin ich restlos begeistert... abschließende Rezi folgt dann sicher in Kürze!

  • Mich hat das Cover von Anfang an begeistert. (Eigentlich hatte ich mich nicht als Kitsch-Tante eingeschätzt, aber dann bin ich das manchmal wohl doch :lache)


    Und die Geschichte hört sich auch sehr lesenswert an. Hat jemand Erfahrung mit der englischen Ausgabe? Versteht man sie gut? Ich weiß noch nicht, ob ich es auf englisch oder auf deutsch lesen soll... :gruebel

  • Leilani,
    das mit dem Kitsch ist so ein Klischee, mit dem ich gerne immer mal wieder spiele... :lache
    Ich lese die englische Ausgabe und ich selbst finde sie gut verständlich. :-]

  • Zitat

    Original von Nicole
    Leilani,
    das mit dem Kitsch ist so ein Klischee, mit dem ich gerne immer mal wieder spiele... :lache
    Ich lese die englische Ausgabe und ich selbst finde sie gut verständlich. :-]



    Das Buch ist auf meiner Wunschliste :chen


    @ Nikana: Ich warte aber trotzdem noch deine Meinung ab. Dann entscheide ich mich für die Sprache. ;-)

  • Zitat

    Original von Leilani
    @ Nikana: Ich warte aber trotzdem noch deine Meinung ab. Dann entscheide ich mich für die Sprache. ;-)


    Das kann aber noch etwas dauern, heute schaffe ich es doch nicht mehr, damit anzufangen. Eine Leseprobe finde ich leider auch nicht, ausgerechnet dieses Buch ist auch nicht für "Search Inside" bei Amazon vorbereitet. Vor dem Kauf habe ich aber etwas reingelesen und fand die Sprache leicht verständlich und den Stil schön. Zumindest auf der ersten Seite. :grin

  • Meiner Meinung nach ist dies eines jener Bücher, die man im Original lesen sollte, wenn möglich. Mir sind bislang einige Passagen und Formulierungen aufgefallen, die im Englischen so auf den Punkt gebracht bzw. ein Wortspiel sind, dass ich nicht weiss, ob man das in einer Übersetzung auch nur annähernd so genial hinbekäme. :gruebel

  • @ Nicole: Wenn das Englisch allerdings dermaßen rostig ist (wie bei mir ;-) ), dass man diese Wortspielereien nicht versteht, weil es einen übertragenen Sinn gibt, setze ich meine Hoffnung auf die Übersetzer. *schulterzuck*

  • @ geli


    :wow ups... bin ich da irgendwie kopfüber in ein Fettnäpfchen und hab's nicht gemerkt? Falls ja: Entschuldigung dafür, SO war das nicht gemeint...

  • ich hab völlig viereckige Augen, weil ich dieses Buch die letzten Tage überall mithingeschleppt und geschmökert habe... :wow
    Ich bin platt, einfach nur platt!! über diesen wunderbaren Roman! :anbet


    Er beginnt damit, als Blue, inzwischen Studentin in Harvard, einen Anruf, von Jade erhält, einer früheren Mitschülerin ihrer High School erhält. Jener High School, an der vor gut einem Jahr mysteriöse Dinge geschahen - wie der angebliche Selbstmord der Lehrerin und Mentorin Hannah Schneider.
    Dieser Anruf wird zusammen mit den Worten eines Harvard-Professors während einer Vorlesung zur Initialzündung für Blue, ihre Geschichte aufzuschreiben.
    Blue van Meer ist eine Außenseiterin. Weil sie ein Bücherwurm ist, von ihrem Vater Gareth als Hochbegabung gefördert, und weil er es nach dem frühen Unfalltod der Mutter an keinem Ort lange aushält. Ebenso, wie er immer nur flüchtige Affairen mit unzähligen Frauen hat, den "june bugs", "Junikäfern", weil er sie so schnell wieder fallen lässt, wie die Liebesgeschichte begonnen hat. Er wechselt von einer Universitätsstelle als Dozent zur nächsten, Blue immer im Gepäck. Ihr Vater ist alles, was sie hat - und Bücher, Wissen, Zitate. Was dem Buch sehr oft angekreidet wird - Blues schon fast zwanghaftes Zitieren von fiktiven und realen Buchtiteln - ist für mich ein Ausdruck dafür, dass das der einzige Halt in ihrem Leben ist. Wie ein Gerüst, das sie um ihre zerbrechliche und flache Existenz gebaut hat. Haken, die sie in die glatte Felswand des Lebens schlägt.
    Schließlich ziehen Vater und Tochter nach North Carolina, und Blue besucht die Schule von St. Gallway. Dort findet sie Anschluss an die Lehrerin Hannah Schneider und einen Kreis von fünf Schülern, die diese um sich versammelt hat: Jade, Charles, Milton, Nigel und Leulah, genannt die "Bluebloods".
    Wohl zum ersten Mal macht Blue die typischen Erfahrungen eines Teenagers: Alkohol, Parties, Jungs, Zickenkämpfe. Konflikte mit ihrem Vater bleiben in der Folge nicht aus. Blue beginnt sich abzunabeln, rebelliert, als ihr Vater wieder weiterziehen will. Denn sie glaubt, endlich von Mitschülern akzeptiert zu werden und Wurzeln schlagen zu können, nicht zuletzt auch dank Hannahs Einfluss. Hannah, die auch nicht wenig an Geheimnissen zu bergen scheint - wie der Tod eines Gastes auf einer Party in deren Haus zeigt. Hannah, die von Blue aufgefunden wird, an einem Kabel erhängt...
    Blue glaubt nicht an Selbstmord und macht sich auf die Suche nach den Hintergründen des Todes. Allein - denn ihre "Freunde" haben sich von ihr abgewendet, geben ihr die Schuld am Tod der verehrten Lehrerin. Und was Hannah dabei herausfindet, ist nicht nur haarsträubend, sondern wird auch ihr Leben und sie selbst unwiderruflich verändern...


    Ich mag ja eigentlich keine Klappentexte, und noch weniger mag ich Klappentexte, in denen ein Buch mit Vergleichen zu großen Vorgängern beworben wird. Aber DIESEM Klappentext musste ich zustimmen - "The Secret History/ Die Geheime Geschichte", "Virgin Suicides / Die Selbstmord-Schwestern " lassen grüßen, und ich fühlte mich auch an "Catcher in the Rye / Fänger im Roggen" erinnert - vor allem aber an "Dead Poets' Society / Club der toten Dichter". Und doch ist dieses Buch etwas ganz Eigenes und hat für mich auf jeden Fall schon jetzt das Zeug zum Kult-Klassiker. :-]


    Pessl Stärke ist das Zitieren - vor allem, weil sie dem Leser damit nicht zeigt, wie belesen und klug sie ist, sondern dieses Zitieren öffnet Horizonte, gibt dem Buch eine besondere Tiefe. Denn die Erwähnung eines Romans, eines Films, einer bekannten Persönlichkeit löst beim Leser eine ganze Kettenreaktion von Assoziationen aus, die einen über die Handlung selbst hinaustragen. Wirklich genial umgesetzt ist dies im letzten großen Streit Blues mit ihrem Vater.
    Die Sprache ist ganz auf den Punkt, enthält originelle Metaphern und Neuschöpfungen und ist ganz einfach ein Genuss.
    Die Szene im Wald hatte für mich etwas von einer "rite de passage", wie überhaupt der gesamte Roman auf eine Art eine klassische "coming of age"-story ist. Und doch irgendwie viel mehr... Krimi, Vater-Tochter-Geschichte, eine Geschichte über die Liebe zu Büchern, wie sich Blue aus ihrem Schneckenhaus des Bücherwissens langsam in die "echte" Welt hinauswagt und ihren eigenen Platz darin zu erobern sucht... Mit das Beeindruckendste für mich war die Schilderung, wie Teenager erfahren und begreifen, dass Erwachsene und Eltern verwundbar sind, fehlerhaft und ganz einfach auch nur Menschen mit Brüchen, Schwächen, Masken und Abgründen - aus meiner Sicht ja genau DIE Schwelle, die man überschreiten muss, um wirklich selbst erwachsen zu werden.


    Stellenweise blieb mir fast das Herz stehen, musste ich es erst einmal weglegen, weil mir Szenen oder Sätze viel zu nahe gingen. Und gegen Ende habe ich auch erst so nach und nach begriffen, welch feinmaschiges Netz die Autorin von der ersten Seite an gewoben hat. Nichts ist zufällig, alles ist bedeutsam. Der Schluss - die letzten Bilder - sind von so absoluter, wunderbarer Schönheit, dass ich diese Seiten ganz langsam gelesen habe, weil ich jede Sekunde davon geniessen wollte. Und auch wenn manche Ereignisse nicht ausdrücklich aufgeklärt werden, so kann der Leser für sich die entsprechenden Schlussfolgerungen ziehen, bleibt kein "loser Faden" übrig. Nicht zuletzt mit dem witzigen "study guide" nach dem eigentlichen Roman, den ich eine geniale Idee fand. :lache


    Grandios! :anbet

  • nu habt ihrs geschafft, ich musste es mir doch bestellen.


    Habe mich für die englische Ausgabe entschieden, die amerikanische war zwar noch günstiger, aber ich wollt doch gerne das blumige Cover haben. Leider bei bol erst in ein bis zwei Wochen lieferbar, nun heißt es also warten :grin

  • @ Nicole: Keine Sorge, da war kein Fettnäpfchen, ich hätte mich ja nicht angesprochen fühlen müssen. :knuddel1 Aber bei der Jane Austen-Leserunde hab ich so kläglich versagt, in mir sperrte sich alles dagegen und die anderen 3 englischen Bücher, die subben, werden wahrscheinlich eher vom Zahn der Zeit angenagt, als dass ich sie lese ;-)


    Deine Rezi hört sich wirklich so an, als würde es mir gefallen, aber ich zögere noch.