Stewart O'Nan - Eine gute Ehefrau

  • Titel: Eine gute Ehefrau
    Originaltitel: The Good Wife
    Autor: Stewart O’Nan
    Verlag: Rowohlt
    Erschienen: März 2007
    Seitenzahl: 384
    ISBN: 3499242788
    Preis: 12.00 EUR


    Der Autor:
    Stewart O’Nan wurde 1961 in Pittsburgh geboren und wuchs in Boston auf. Er arbeitete als Flugzeugingenieur und studierte Literaturwissenschaft. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Avon, Connecticut. Für seinen Debütroman „Engel im Schnee“ erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis.


    Worum geht es?
    Patty ist schwanger als sie nachts durch einen Anruf ihres Mannes Tommy geweckt wird. Mit einem Freund hat er einen Einbruch begangen, bei dem eine alte Frau ums Leben gekommen ist. Tommy muss ins Gefängnis. Für Patty ändert sich schlagartig alles. Allein zieht sie ihren Sohn Casey auf und steht ihrem Mann loyal zur Seite – achtundzwanzig Jahre lang.


    Meine Meinung:
    „Es gibt Romane von solcher Intensität, dass man sich ihnen nicht entziehen kann.“ So beurteilte die NEWYORK TIMES dieses Buch. Einem Urteil, dem man sich uneingeschränkt anschließen kann. Stewart O’Nan hat ein Buch geschrieben, dass den Leser sehr schnell in seinen Bann zieht. Ohne falsche Sentimentalität und frei von falschem Mitleid, aber mit sehr viel Mitgefühl beschreibt O’Nan das Leben von Patty.
    Er macht sich zum Chronisten von Patty, während der achtundzwanzig Jahre die Tommy in verschiedenen Strafanstalten verbringen muss. Sie lebt ein Leben, dass sie sich bestimmt nicht so vorgestellt hat, es ist ein Leben, dass kaum noch selbstbestimmt ist, es ist ein Leben, das fast ausschließlich durch die Inhaftierung ihres Mannes geprägt ist. O’Nan schreibt zurückhalten, ergreift aber trotzdem das oder andere Mal klar Partei. Er prangert die Perversitäten des US-amerikanischen Strafvollzugssystems an, ohne dabei zu polarisieren. Er bezieht klar Stellung, ohne dabei jedoch zu indoktrinieren.
    Stewart O’Nan gehört zu Recht, zu den herausragendsten Autoren der zeitgenössischen amerikanischen Literatur. Mit „Eine gute Ehefrau“ legt er ein sehr lesenswertes Buch vor.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich bin ein großer O'Nan Fan - und habe "Eine gute Ehefrau" innerhalb 3 Tagen durchgelesen.


    Mir gefällt die stille, ruhige Art von O'Nan - selbst dramatische Ereignisse werden berichtet und das macht einen besonders betroffen.


    Ich war noch Tage von dem Buch gefangen - von der "Heldin" Patty und ihrer Kraft und ihrem Durchhaltevermögen.


    O'Nan klärt das Verbrechen nicht auf oder beschuldigt Personen, sondern er berichtet fast nüchtern von den Gesehnissen und Gefühlen der einzelnen - zwischen den Zeilen bleibt viel Platz für eigene Gedanken und Gefühle und das macht das Buch so schön + lesenswert.


    Für mich ein toller Buchtyp !!!

  • Kurzbeschreibung
    Eine junge schwangere Frau wird nachts vom Anruf ihres Ehemannes geweckt: Tommy hat mit seinem Freund einen Einbruch begangen - dabei ist eine alte Frau ums Leben gekommen. Er muss ins Gefängnis. Pattys altes Leben endet in dieser Minute, ein neues beginnt: Sie zieht ihren Sohn Casey alleine auf und steht loyal zu ihrem Mann. Die ganzen 28 Jahre lang ...


    Bin gerade auf Seite 70 und der Anfang ist noch ein bisschen zäh..... Werde dann natürlich berichten wie ich es fand :write

  • Ich habe das Buch vor ca. 1/2 Jahr gelesen ... und habe es als richtig toll empfunden - allerdings bin ein echter Stewart O'Nan Fan.
    O'Nan schreibt sehr intensiv und verurteilt nicht, er erzählt nur und das richtig gut.


    Es passiert eigentlich nicht viel - das Buch ist leise und verurteilt so die Methoden des amerikanischen Strafvollzugs.


    Mich hat das Buch sehr faziniert.


    :wave

  • Ja ich hab leider zu spät gesehen das es schon eine Rezi dazu gibt sry.


    Mit dem Buch bin ich fertig und kann es nur weiterempfehlen. Am Anfang musste ich mich erst an den Schreibstil gewöhnen (an dieses "leise" wie schon von Anniku erwähnt.)
    Ansonsten fand ich das Buch spannend und war von der Stärke der Hauptdarstellerin Patty fasziniert. Man will unbedingt wissen ob sie bis zum Ende zu ihrem Mann steht.
    Der Schluss hätte noch ein bisschen ausführlicher sein können.
    Ein sehr schönes Buch das einem auch zum nachdenken anregt. :lesend

  • Berührend und mit starkem Nachhall


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    Der im Jahr 2005 erstmals publizierte Roman heißt im Original „The Good Wife“, also „DIE gute Ehefrau“, und auch wenn der Titel irritierend, ratgebermäßig, ein wenig anachronistisch und abschreckend daherkommt, trifft er präzise den Kern.


    Die Geschichte beginnt in den Siebzigern in Owego, einer viertausend-Seelen-Gemeinde am Southern Tier Expressway im Staat New York, und sie endet fast dreißig Jahre später an derselben Stelle. Patty und Tommy, von denen man nie die unverniedlichten Fassungen ihrer Vornamen erfährt, haben sich ein kleines Glück aufgebaut. Die beiden Mittzwanziger wohnen in einem gemieteten Haus am Rand des Ortes, Patty ist schwanger, sie und er arbeiten zwar in Hilfsjobs, aber sie führen ein gutes Leben und lieben sich sehr. Was Patty nicht ahnt: Um an die Dinge zu kommen, die er besitzen möchte, sich aber nicht leisten kann, geht Tommy nachts auf Einbruchstour, zusammen mit seinem Kumpel Gary. In einer dieser Nächte, während Patty glaubt, die beiden würden in der Kneipe sein, treffen sie überraschend die alte Mrs Warner an, und die Frau wird Opfer dieses Vorfalls. Mit diesem Geschehen fängt der Roman an. Ein paar Wochen später wird Tommy zu lebenslanger Haft verurteilt.


    In der ihm eigenen, ungeheuer präzisen, fast puristischen, leicht distanzierten, aber eigentlich äußerst nahen, schnörkellosen und umso eindringlicheren und schöneren Erzählweise lässt uns der unglaubliche Stewart O’Nan am Schicksal dieser weißen Unterschichtler teilnehmen, die man in Amerika als „White Trash“ bezeichnet. Aus der Sicht von Patty, die mit der extremen Situation umgehen muss, aber nie ihre Treue Tommy gegenüber ernsthaft in Frage stellt, erleben wir einen eigentlich deprimierenden, anstrengenden, entbehrungsreichen, mit nur sehr kurzen und kleinen Glücksmomenten durchsetzten Alltag mit. Die Frau kämpft sich durch Geburt und Jobsuche und die Willkür der Behörden, sie setzt sich an jedem Wochenende der Qual eines Besuchs in einem Hochsicherheitsgefängnis aus, und sie hofft. Nein, sie glaubt. Dass sie das tun muss, und dass es irgendwann wieder gut wird.


    Wie immer bei O’Nan entwickelt man ein sehr starkes Gefühl der Verbundenheit zu seinen Figuren, aber auch eines des Miterlebens, der Authentizität, wenn er von Belanglosigkeiten erzählt, vom alltäglichen Kampf, vom persönlichen Schicksal. Kaum ein anderer zeitgenössischer Autor würde es schaffen, eine solche Geschichte, die wenige Höhepunkte hat, auf eine vereinnahmende Weise zu erzählen, also so, dass man sie gerne liest: Die Lebensgeschichte einer Frau am Rand der Gesellschaft, deren Mann wegen Totschlags im Gefängnis sitzt.


    „Eine gute Ehefrau“, wenn auch nicht eben glücklich (aber, wie erwähnt, zutreffend) betitelt, ist ein starker, fesselnder, tatsächlich auch spannender Roman, und unterm Strich eine Heldinnengeschichte. Berührend, ein bisschen optimistisch, und mit starkem Nachhall.