Point of honour - Madeleine E. Robins

  • Ich habe leider nur deutsche Heyers.


    "Der Page und die Herzogin" (These old shades)
    "Die Vernunftsehe" (The convenient marriage)
    "Der stille Gentleman" (The quiet gentleman)


    Und "Der Eroberer" (The conquerer), aber das ist kein Regency-Roman, sondern Wilhelm der Eroberer (11. Jhd.)

  • Ehrlich gesagt, ist Heyer zu gut für eine Persiflage. Ihr eigener Stil ist bereits ironisch.
    Über ihre Sprache kann man streiten, die Sätze sind kompliziert und verschachtelt, es sind Sätze zum Lesen, nicht zum Sprechen. Man merkt es bei den Dialogen, da würde man sich die Zunge brechen, wenn man so einen Satz laut sagen würde. Sie liebt Partizipialkonstruktionen :grin
    Es gibt aber wunderbare Pointen, running gags etc.


    Historisch ist es völlig korrekt, sie kannte offenbar jede Zeile, die zwischen ca. 1800 und 1820 geschrieben und gedruckt wurde. Die historischen Fakten sind ganz unaufdringlich eingearbeitet, man merkt kaum, daß es historisch ist, so echt klingt alles. Alltäglich, normal
    Die Hauptersonen sind recht differenziert charakterisiert, finde ich immer, wenn es auch Typen gibt, die in jedem Buch auftauchen.
    Insgesamt ist der Blick auf die Welt natürlich ein konservativer, es gibt oben und unten, aber das ist historisch ja auch korrekt. :grin


    Übrigens: The Nonesuch spielt nicht in London, Black Sheep ist ein ausgesprochener Bath-Roman. Sprig Muslin ein Road Movie :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Delphin


    Du solltest mal die Originale ausprobieren.


    These Old Shades spielt auch noch im 18. Jh., in Paris und England - wunderbare Abenteuergeschichte. Heyer benutzt viele Ausdrücke aus der Zeit 'Gawd' für 'God' bei Ausrufen und all so was, ich fand es beim ersten Lesen nciht ganz leicht. Die Personen wirken aber noch besser, wenn sie sozusagen ihr eigentliches Idiom sprechen.
    Der Duke of Avon dürfte ins Beuteraster fallen?


    Die Vernunftehe - einer meiner Lieblinge der Lieblinge - kommt auf englisch noch besser an. Vor allem Jennys trockene Bemerkungen, aber auch Julias Exaltiertheit.


    Wenn Robins aber tatsächlich Heyer im Blick hat, sei es noch so untergründig, bin ich noch gespannter auf ihren 'hard-boiled'.
    Von wegen 'back-to-topic' und so.


    :lache

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    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Der Duke of Avon dürfte ins Beuteraster fallen?


    Was meinst Du, wie ich auf Heyer gekommen bin. :grin Ich wünschte auch, ich hätte die Bücher im Original, aber einige habe ich auch aus ME-Kisten gezogen.


    Zitat

    Wenn Robins aber tatsächlich Heyer im Blick hat, sei es noch so untergründig, bin ich noch gespannter auf ihren 'hard-boiled'.
    Von wegen 'back-to-topic' und so.


    Ja, wenn das eine Persiflage ist, dann spricht mich das schon wieder mehr an, trotz weiblicher Hauptfigur, die ich mir im Moment so vorstelle wie Stoner McTavish im Regency-London. :lache


    Obwohl Du hast recht, Georgette Heyer an sich ist ja schon witzig.

  • Also gut, ihr habt mich überredet! :lache


    Das mit der Persiflage - äh, das weiß ich ja nun nicht so genau. :wow Die Autorin bezeichnet sich im Nachwort als "fan of the English Regency", also ist anzunehmen, dass sie eure Heyer gelesen hat, aber ob sie sie nun bewusst persifliert... :gruebel Das Buch liest sich jedenfalls erst mal "echt", also keinesfalls wie eine Mabel Maney à la Regency oder so. :lache

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • *tut am besten mal so, als hätte sie diese Rezi NIE gesehen*


    [SIZE=7]*notiert sich dennoch das Buch*[/SIZE]


    Ich habe übrigens auch noch nie was von Georgette Heyer gelesen. Ein Versäumnis, wie mir scheint. Was empfiehlt die Fachfrau zum Einstieg?

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Batty,


    ich sage es auch keinem weiter, daß Du die Rezi gesehen hast, weil ich sie ja auch nicht gesehen habe.
    :-]


    Heyer empfehlen ist nicht leicht, man mag's oder man mag's nicht. Die deutschen Übersetzuungen stammen aus den frühen 1960er und sind sprachlich umständlich.


    Wenn Dich ein wildes Verkleidungsabenteuer aus dem 18. Jahrhundert anspricht, schnapp Dir ruhig' Der Page und die Herzogin'.


    Wenn Du gleich ins Regency London eintauchen möchtest, ist 'Die drei Ehen der Grand Sophy' ganz gut, aber auch 'Lord Sherry' (Friday's Child). 'Die bezaubernde Arabella' ist wohl der bekannteste.
    Romane wie 'Penelope und der Dandy' oder 'Galante Entführung' (Black Sheep) sind ein bißchen dünner.


    Allerdings weiß ich nicht, was zur Zeit überhaupt lieferbar ist.

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    K. Kraus

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  • PS:


    ich hab mal bei amazon geguckt, sieht mäßig aus.
    'Penelope' gibt es zur Zeit offenbar nicht (engl.: The Corinthian), dafür aber 'Frühlingsluft (Sprig Muslin), das ich immer wieder urkomisch finde, das oben erwähnte Road Movie über Amanda, knapp 17, auf dem Weg zu ihrem Neill (heißt er, glaube ich) und alle Bedauernswerten, die das Pech haben, der Göre über den Weg zu laufen.
    Bei amazon gibt es auch die eine oder andere Inhaltsangabe.

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    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von Batcat


    Viel zu viel! :cry Ich fürchte, das könnte mir gefallen...


    :lache :wow


    Da siehst Du mal, wie eine Uneingeweihte das sieht und wie ein glühender Heyer-Fan die Lage beurteilt!

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    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Pelican
    Was ein übler Thread... :grin


    Du hast Recht. Wir sollten beantragen, daß er gesperrt wird.... oder zumindest in die Rappelkiste verschoben. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

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  • Okay,
    setzen wir uns in die Rappelkiste. Ich bringe meine Heyers mit, MaryRead Robins. Wer kocht Kaffee? Und wer bringt den Kuchen?
    Die, die grad nicht kaut, muß vorlesen.
    :grin

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    K. Kraus

  • Und ich habe eben den ersten beendet!
    Was für ein Buch!
    Schön!


    Allein der erste Satz! :lache


    Ein echter Roman, spannend, die Krimihandlung ist gut durchgezogen.
    Es ist ein Mischung aus Austen und Heyer und was noch so an Regency rumschwirrt, aber ohne, ich wiederhole ausdrücklich: ohne die einschlägigen pornographischen Szenen mancher moderner 'Regency Romane'.


    Die Heldin fand ich klasse, die Beziehungen unter den Personen gut gesponnen.
    Man kann sich richtig zurücklehnen und genießen.


    Die politische Intrige hätte man viel böser machen können, den Sommer immer nur durch die stickige Luft und den Gestank zu charakterisieren, geht einem manchmal ein bißchen auf die Nerven. Die Namen, besonders die Nachnamen waren eher 18. als 19. Jahrhundert, es ist ein guter Schuß Fielding enthalten.
    Jemand liet nicht von ungefähr Tom Jones


    Zur historischen Seite schweige ich, wenn sie auch gut gemacht ist. :grin
    Doch darum geht es gar nicht.


    Es ist einfach eine überzeugende Geschichte. Alles drin, Liebe und Geld und Machtgier und dunkle Vergangenheit und skurrile Typen, Tränen und Neid und Bosheit und Familie und Freunde und und und


    Den zweiten werde ich auf jeden Fall lesen, weil ich einfach wissen will, wie entwicklungsfähig die Autorin ist. Hin und wieder ist sie ein bißchen zu schüchtern. Sie könnte ein bißchen mehr Farbe auftragen.


    Ideal für die noch kühlen Frühlingsabende.

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    K. Kraus

  • It is a truth universally acknowledged that a Fallen Woman of a good family must, soon or late, ....
    :lache


    Um es noch mal deutlich zu sagen: es ist ein historischer Liebesroman mit Krimihandlung. Es ist originell und hat eine sympathische Heldin, von der man zu gern mehr hören würde.


    Ich kann mir durchaus vorstellen, daß auch eine Übersetzung Fans finden würde, obwohl es sicher nicht leicht ist, die nachgemachte alte Sprache und die nicht wenigen Anspielungen zu übertragen.

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    K. Kraus