Wintermörder - Krystyna Kuhn

  • Inhalt


    Frankfurt an einem eiskalten Winterabend: Henriette Winkler, die fünfundachtzigjährige Patriarchin eines Firmenimperiums, wird auf äußerst brutale Weise ermordet; der Täter muss sein Opfer zutiefst gehasst haben. Tags darauf wird zudem ihr Urenkel Frederik entführt. Ein schwieriger Fall für Staatsanwältin Myriam Singer, verbindet sie doch eine leidgeprüfte Freundschaft mit Frederiks Mutter. Als dem sensationsgierigen Journalisten Udo Jost ein Foto zugespielt wird, weiß Myriam, dass sie das Tatmotiv im Zweiten Weltkrieg suchen muss. Denn das Foto zeigt Henriettes verstorbenen Mann, den Erben des Familienunternehmens - zusammen mit einer berüchtigten Nazigröße... (aus dem Klappentext)



    Die Autorin


    Krystyna Kuhn, 1960 als siebtes von acht Kindern in Würzburg geboren, studierte Slawistik, Germanistik und Kunstgeschichte, zeitweise in Moskau und Krakau. Sie lebt mit Mann und Tochter im Spessart. "Wintermörder" ist ihr vierter Roman (1. "Fische können schweigen", 2. "Die vierte Tochter", 3. "Engelshaar").



    Meine Meinung:


    Im Laden hätte ich das Buch fast übersehen, die Aufmachung finde ich nicht besonders ansprechend, und selbst als mir dann der ungewöhnliche Vorname ins Auge fiel, hätte ich es fast nicht gekauft, weil es im "falschen" Verlag erschienen ist und ich so erst vermutet habe, "Wintermörder" gehört nicht in die Reihe der anderen Krystyna-Kuhn-Krimis. Zum Glück hatte ich einen mutigen Tag und habe mich doch zum Kauf entschieden ;-)
    Es ist nämlich tatsächlich der vierte Teil, die Autorin hat einfach inzwischen den Verlag gewechselt. Die einzelnen Teile gehören zwar nur locker zusammen, weil die Hauptperson in jedem Krimi eine andere ist, es macht aber trotzdem Sinn, sie der Reihe nach zu lesen, die Figuren aus den vorhergehenden Krimis tauchen immer mal wieder auf und haben sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt.
    Ein weiterer Punkt, der mich beim "Wintermörder" erst zugegebenermaßen etwas abgeschreckt hat, war der Gedanke "schon wieder Verwicklungen, die ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg haben". Dieses Gefühl war beim Lesen dann ziemlich schnell verschwunden, da Krystyna Kuhn eine ausgesprochen spannende Geschichte erzählt. Endlich wieder ein Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgerissen hat, und bei dem ich auch das Ende realistisch fand, einfach klasse!

  • Vielen Dank für die Rezension!
    Ich wollte gestern damit anfangen, habe dann aber doch erst zu 'Kältezone' gegriffen :-)


    Vor längerem habe ich 'Die vierte Tochter' von der Autorin gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Sie hat einen interessanten und amüsanten Schreibstil. Umso mehr freue ich mich nun auf dieses Buch!

  • Hallo,


    ist es erfordelich, die Bücher in dieser Reihenfolge zu lesen?

    Liebe Grüße Eselohr


    Ich lese: Jesus liebt mich- David Safier :rofl


    Wir leben zu sehr in der Vergangenheit, haben Angst vor der Zukunft und vergessen dabei völlig die Gegenwart zu genießen

  • Zitat

    Die einzelnen Teile gehören zwar nur locker zusammen, weil die Hauptperson in jedem Krimi eine andere ist, es macht aber trotzdem Sinn, sie der Reihe nach zu lesen, die Figuren aus den vorhergehenden Krimis tauchen immer mal wieder auf und haben sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt.


    Ich zitiere mich da mal selbst ;-)

  • Gerade habe ich im Krimi-Forum ein Interview mit Krystyna Kuhn gelesen, darin heißt es u.a.:

    Zitat

    Wie kam es zu der Idee, immer eine andere Frauenfigur ins Zentrum Ihrer Bücher zu stellen – andererseits aber durch den Kommissar, der in allen Romanen mal mehr, mal weniger präsent vorkommt, dennoch eine Bindung zu schaffen. Sozusagen ein Serienambiente ohne typische Serienfigur …


    Kuhn: Ich mag die Abwechslung. Das ist auch für mich spannender. Andererseits wurde ich oft angesprochen, dass die Geschichte von Ron und Berit aus „Fische können schweigen“ weiter gehen soll. Daraufhin habe ich mich für die Variante entschieden, verschiedene Heldinnen zu erfinden. Den Fortsetzungscharakter erreiche ich durch den Kommissar Ron, so dass der Wunsch der Leser nach Serienhelden erfüllt wird. Im fünften Buch sollen übrigens dann alle Heldinnen an einem Fall arbeiten. Das wird eine neue Herausforderung für mich und sicher spannend.


    Ich muss jetzt erst mal "Wintermörder" bestellen gehen, der ist mir anscheinend glatt durchgerutscht :wow

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

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  • So, nun habe ich's auch gelesen. Die Minusgrade, bei denen Henriette Winkler ermordet wird (schwer verletzt draußen mit Wasser übergossen und zum Festfrieren liegen gelassen... zum Glück ist nicht das ganze Buch so plastisch), waren zwar bei den derzeitigen Sommertemperaturen etwas unpassend, aber die Autorin schafft es auch so, einen zum Frösteln zu bringen.


    Ich muss zugeben, dass ich am Anfang ein bisschen gekämpft habe. Es wird zwischen zwei Erzählebenen abgewechselt, eine besteht aus Erinnerungen einer Frau im Zweiten Weltkrieg, die andere, wichtigere, aus der eigentlichen Handlung in der Gegenwart. Solange ich nicht anfing, die Beziehung zwischen den beiden zu verstehen, fand ich die kursiv geschriebenen Erinnerungen etwas irritierend. (Im Nachhinein hätte ich viel eher begreifen müssen, wie das zusammenhing...)


    Auch dass die Staatsanwältin Myriam Singer die ganze Zeit mit der Polizei zusammen vor Ort die Ermittlungen betreibt, weil ihr nun mal danach ist, fand ich etwas seltsam.


    Als die Fäden dann aber mal zusammen zu laufen begannen, hatte Krystyna Kuhn mich wie gewohnt gepackt, und zum Schluss wird alles auf wunderbare Weise entwirrt, sodass Zusammenhänge klar werden, von denen man vorher noch nichts ahnte, aber auf eine durchaus realistische Art und Weise.


    Es ist nicht der beste Roman der Autorin, finde ich, aber sie bleibt für mich empfehlenswert!

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  • Ich habe das Buch schon Ende März gelesen, aber irgendwie vergessen meine Meinung zu posten, es war mein Weihnachtswichtelbuch 2008.


    Eigentlich sagt die Tatsache, dass ich mir nach dem Lesen gleich zwei weitere Krimis der Autorin gekauft habe schon alles.


    Eine Staatsanwältin, die mal das ernst nimmt, was die StPO eigentlich von ihr verlangt und die Ermittlungen überwacht- zu schön um wahr zu sein und insofern unrealistisch, als das die Zeit bei den Aktenbergen im Büro sich um einen aktuellen Fall so intensiv zu kümmern in der Regel nicht vorhanden ist- wobei dieses Dilemma im Buch auch angesprochen wird. Dioe Geschichte ist spannend und nicht an den Haaren herbeigezogen sondern entwickelt sich mit einem beständigen Spannungsbogen.

  • Ich habe das Buch in oben erwähnter Leserunde gelesen. So richtig teilen kann ich die Begeisterung nicht, weil ich zu oft nicht von der Geschichte "eingefangen" wurde.


    Staatsanwältin Myriam Singer und Hauptkommissar Henri Liebler werden zu einem Tatort gerufen, an dem Henriette Winkler brutal ermordet wurde. Die Patriarchin eines bekannten Firmenimperiums wurde offenbar mit Wasser übergossen, sodass sie in der eisigen Winternacht erfror. Für die Familie Winter kommt es am nächsten Tag noch schlimmer. Frederick, der Enkelsohn der Ermordeten, wird auf dem Schulweg entführt. Es bleibt allerdings rätselhaft, wieso kein Lösegeld gefordert wird. Stattdessen erhält ein eher mittelmäßiger Journalist ein Foto, auf dem Henriettes Ehemann mit einem hochrangigen Nazi-Offizier abgebildet ist.


    Das Foto und die parallel erzählte Geschichte aus dem Krakau von 1942 um die Zwangsarbeiterin Zofia in Krakau stellen die Verbindung vom Heute zu einem dunklen Teil deutscher Geschichte her. Früh ahnt der Leser, dass der Täter sich nicht bereichern möchte, sondern seine eigene Rache übt. Dennoch werden die entscheidenden Hinweise zur Lösung fast bis zum letzten Kapitel bedeckt gehalten. Die Charaktere hätte ich mir eingehender und facettenreicher beschrieben gewünscht. Auch ihre Beziehungen untereinander werden nur unzureichend erklärt. Oftmals ergeben sich dadurch unnötige Sprünge im Verlauf. Fast scheint es, dass das Buch bei der Entstehung mit viel mehr Seiten geplant war.


    Krystyna Kuhn bedient sich nicht den gängigen Strukturen bei ihrem Kriminalroman. Während normalerweise in den ersten Kapiteln Spuren für unzählige Verdächtige gelegt werden, steht man hier gemeinsam mit der Polizei lange vor einem Rätsel. Fast zu oft wird auf die ehemals bestehende Freundschaft zwischen der Mutter des entführten Jungen und der Staatsanwältin eingegangen. Auch das Privatleben von Myriam Singer bleibt nicht unerwähnt. Zum einen ist es zwar immer schön, wenn die Protagonisten ein Leben haben, allerdings lenkt es auch immer etwas vom jeweiligen Fall ab. Sieht man obendrein noch von ein paar Ungereimtheiten ab und lässt Intuition als treibende Kraft zu, kann man sich von diesem Krimi gut unterhalten fühlen.

  • Ich kann mich hier Büchersally nur anschließen!


    *Wintermöder* ist ein mittelmäßiger Krimi.


    Der Aufbau ist durch die ständigen Rückblicke in das Jahr 1942 sehr abwechslungsreich und lassen bereits früh Vermutungen über ein Motiv erahnen. Über den Täter wird man jedoch bis zum letzten Kapitel im unklaren gelassen - was zumindest die Spannung für den Leser etwas aufrechterhält. Die Spannungskurve geht allerdings das ganze Buch über nicht sehr hoch!


    Kein Buch, dass man unbedingt lesen muss. Der Inhalt wird sicherlich auch nicht großartig hängen bleiben.


    6 von 10 Punkten; 3,0