Zwei Leben. Porträt einer Liebe - Vikram Seth

  • Zwei Leben. Porträt einer Liebe
    Vikram Seth
    Gebundene Ausgabe
    Fuscher Verlag
    544 Seiten
    22,90€


    Kurzbeschreibung (amazon)
    Mit der Lupe der Erinnerung, entlang von erschütternden und zärtlichen Briefen und Fotografien schildert Vikram Seth eine wahre Liebesgeschichte zwischen Berlin und London, die das 20. Jahrhundert umspannt. Ein Geniestreich von dem Autor der Weltbestseller »Eine gute Partie« und »Verwandte Stimmen«.


    In"Zwei Leben"erzählt Vikram Seth zärtlich und präzise von einer wahren Liebe, die ein Jahrhundert umspannt. Mit zurückschauender Sehnsucht berichtet er von zwei Menschen, seinem Onkel Shanti und Tante Henny, die sich an der Wegkreuzung von indischer Diaspora und jüdischem Exil trafen: ein bewegendes Denkmal und erzählerisches Kunststück zugleich."Nimm den Schwarzen nicht", sagt Henny zu ihrer Mutter und meint den jungen Inder an der Tür. Doch Shanti, der im Berlin der dreißiger Jahre Zahnarzt werden will, bekommt das Zimmer in der Bleibtreustraße - und das wird Hennys Glück.
    Shanti, von den Nazis verdrängt, kann erst in London praktizieren, und dort steht 1939 plötzlich Henny an der Victoria Station - als einziger Jüdin aus dem Freundeskreis ist ihr die Flucht gelungen.



    Über den Autor
    Vikram Seth wurde 1952 in Kalkutta geboren. Seine Mutter war die erste Richterin an Indiens Oberstem Gerichtshof. Vikram Seth studierte in Oxford und Stanford. In Kalifornien entstand sein Versroman »The Golden Gate«, seine Reise von China nach Indien durch das Himalaya hielt er in »From Heaven Lake« fest. Für »Eine gute Partie« reiste er zwei Jahre lang durch die Städte und Dörfer Indiens. 1999 erschien sein gefeierter Roman »Verwandte Stimmen«.



    Meine Meinung
    Aufgefallen ist mir das Buch als erstens in der Buchhandlung, da der Einband so schön ist.
    Doch erst nach ein paar Rezesionen aus dem Internet habe ich mich auch wirklich entschlossen das Buch zu kaufen - und es war kein Fehlkauf.


    Am Anfang hatte ich Probleme mit dem Einstieg, doch recht schnell versinkt man in die Welt von Shanti und Henny.
    Eigentlich hatte ich eine richtig schnulzige Liebesgeschichte erwartet, doch die leise Geschichte über zwei unterschiedliche Menschen hat mich trotzdem ergriffen. Nicht nur das direkte Umfeld der Familien erlebt man mit, sondern auch die damaligen geschichtlichen Hintergründe.
    Aufgelockert wird die Geschichte durch die zahlreichen Briefe, Dokumente und Fotos, die immer wieder im Buch abgebildet werden.


    Insgesamt hat mir das Buch ganz gut gefallen, doch leider hatte es meiner Meinung nach ein paar schleppende und langatmige Passagen, vorallem an Anfang und am Ende des Buches.
    Doch trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen und empfehle jedem das Buch, der eine schöne und leise Lebens-Geschichte lesen möchte.


    Deswegen gibt es von mir 8 von 10 Punkten.




    Leider wusste ich nicht so recht in welches Genre ich es stecken sollte, da es für mich keine eindeutige Biographie, historischer Roman oder Bellistrik ist.
    Falls ich mit meiner Wahl falsch gelegen habe, dann bitte ich um Korrektur.

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

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  • Eine sehr schöne wahre Geschichte.
    Ich habe sie sehr gern gelesen :-)


    Längen habe ich als solche nicht empfunden.


    Lesen! Grüße von Elbereth :wave


    Es gibt inzwischen auch die TB Ausgabe

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich habe das Buch auf dem Wühltisch entdeckt und da es bereits seit langer Zeit auf meiner WL stand, habe ich es mitgenommen und auch gleich gelesen.


    In "Zwei Leben" erzählt Vikram Seth zärtlich und präzise von einer wahren Liebe, die ein Jahrhundert umspannt. Mit zurückschauender Sehnsucht berichtet er von zwei Menschen, seinem Onkel Shanti und Tante Henny, die sich an der Wegkreuzung von indischer Diaspora und jüdischem Exil trafen: ein bewegendes Denkmal und erzählerisches Kunststück zugleich.
    (Quelle: amazon)


    Der Titel "Zwei Leben" ist für mich treffender als der Untertitel "Porträt einer Liebe". Denn ein inniges Liebespaar scheinen Shanti und Henny nicht gewesen zu sein. Trotzdem verband sie eine 65-jährige Freundschaft und eine 39 Jahre dauernde Ehe.


    Vikram Seth beschreibt sehr liebevoll und detailliert recherchiert das Leben zweier ziemlich ungleichen Menschen, seines aus Indien stammenden Onkels Shanti und dessen aus Deutschland stammenden jüdischen Frau Henny.


    Es ist faszinierend, wie es dem Autor gelingt, einen riesigen Bogen über mehrere Länder (Indien, Deutschland, England) und geschichtliche Epochen zu schlagen.


    In vielen Originalzitaten Fotos und Briefen werden zwei Menschen lebendig, deren Leben so schicksalhaft wie ereignisreich verlief. Sehr beeindruckend sind die Schilderungen während des 2. Weltkrieges und das Leben im Nachkriegsdeutschland.


    Sehr zum Nachdenken hat mich das persönliche Statement des Autors zur Gründung des Staates Israel und der bis heute andauernden bedingungslosen Unterstützung durch Deutschland gemacht. Es ist eine historische Fehlentwicklung, die Palästinenser durch die Gründung des Staates Israel mit Verdrängung aus ihrem Heimatland für die Verbrechen der Deutschen an den Juden zahlen zu lassen.


    Das Buch ist eine Mischung aus Erzählung, Biographie und geschichtlicher Dokumentation mit großem Hintergrund, welches mir sehr gut gefallen hat.

  • Hallo,


    auch ich habe das Buch zu Beginn dieses Jahres gelesen und - wie bisher jedes Buch von Seth - genossen, wobei dieses mich auch betroffen gemacht hat.
    Neben der schönen und wie du @ Lesterschwein, so schön schreibst "leisen Lebensgeschichte" haben mich besonders die Passagen über das Schicksal von Hennys Familie ergriffen sowie Seths Kommentare über Deutschland und Israel nachdenklich gemacht. Es ist sehr interessant, diese Zusammenhänge einmal aus der Sicht eines Außenestehenden, in diesem Falle eines Angloinders beleuchtet zu bekommen.
    Für mich ein Buch, das es auch immer wieder zu verschenken lohnt.


    HG
    finbury

  • Ich hab es auf dem letzten Eulentreffen "mitgehen lassen".
    Dank an dieser Stelle an die Eule, die es mitgebracht hatte.
    Dank der guten Rezi werd ich das mal auf dem Sub weiter nach vorne schieben.

  • ZWEI LEBEN. PORTRÄIT EINER LIEBE - Vikram Seth.
    Ihr Leben verlief fast unbemerkt, doch ihre Geschichte ist unvergesslich.


    Kurzbeschreibung
    Mit der Lupe der Erinnerung, entlang von erschütternden und zärtlichen Briefen und Fotografien schildert Vikram Seth eine wahre Liebesgeschichte zwischen Berlin und London, die das 20. Jahrhundert umspannt. Ein Geniestreich von dem Autor der Weltbestseller »Eine gute Partie« und »Verwandte Stimmen«.


    In "Zwei Leben" erzählt Vikram Seth zärtlich und präzise von einer wahren Liebe, die ein Jahrhundert umspannt. Mit zurückschauender Sehnsucht berichtet er von zwei Menschen, seinem Onkel Shanti und Tante Henny, die sich an der Wegkreuzung von indischer Diaspora und jüdischem Exil trafen: ein bewegendes Denkmal und erzählerisches Kunststück zugleich."Nimm den Schwarzen nicht", sagt Henny zu ihrer Mutter und meint den jungen Inder an der Tür. Doch Shanti, der im Berlin der dreißiger Jahre Zahnarzt werden will, bekommt das Zimmer in der Bleibtreustraße - und das wird Hennys Glück.
    Shanti, von den Nazis verdrängt, kann erst in London praktizieren, und dort steht 1939 plötzlich Henny an der Victoria Station - als einziger Jüdin aus dem Freundeskreis ist ihr die Flucht gelungen.


    Über den Autor
    Vikram Seth wurde 1952 in Kalkutta geboren. Seine Mutter war die erste Richterin an Indiens Oberstem Gerichtshof. Vikram Seth studierte in Oxford und Stanford. In Kalifornien entstand sein Versroman »The Golden Gate«, seine Reise von China nach Indien durch das Himalaya hielt er in »From Heaven Lake« fest. Für »Eine gute Partie« reiste er zwei Jahre lang durch die Städte und Dörfer Indiens. 1999 erschien sein gefeierter Roman »Verwandte Stimmen«


    Eigene Meinung
    Der Autor Vikram Seth entstammt aus einer sehr aufgeschlossenen indischen Grossfamilie. Es war keine sehr reiche, aber doch eine wohlhabende Familie, deren Mitglieder praktisch alle studieren konnten (so auch das eine und andere der weiblichen Familienangehörigen, wie z.B. die Mutter von Vikram, die nebst ihren beiden kleinen Kindern, Rechtswissenschaft studierte).
    Einige konnten gar an europäischen oder amerikanischen Universitäten ihr Studium absolvieren. Man hat sich gegenseitig unterstützt in finanzieller und sonstiger Hinsicht.


    So reiste der 17-jährige Vikram nach England um zu studieren, und konnte dort über einige Jahre bei seinem Grossonkel Shanti und dessen Frau Henny wohnen. Er wurde von diesem kinderlosen Ehepaar wie ein eigener Sohn aufgenommen, und er blieb ihnen bis zu ihrem Lebensende sehr eng verbunden.
    Onkel Shanti praktizierte als Zahnarzt und zwar nur mit dem linken Arm, den rechten hatte er im Krieg in Italien verloren, bei den Kämpfen um Monte Cassino, wo er eingesetzt war für die zahnärztliche Betreuung englischer Truppen.


    Shanti und Henny haben sich bereits kurz vor der Nazizeit in Deutschland kennen gelernt, als Shanti dort Zahnmedizin studierte, Henny war aber damals mit einem anderen verlobt. Nach dem Studium zog es Shanti weiter nach England. Henny konnte später noch rechtzeitig nach England fliehen, jedoch musste sie ihre Familienangehörigen und ihre Freunde zurücklassen.


    Onkel Shanti erzählte seinem Grossneffen Vikram oft und gerne über die Ereignisse seines bisherigen Lebens, die Tante Henny jedoch erzählte nie etwas aus früheren Zeiten….


    Irgendwann im Laufe der späteren Jahre wuchs in Vikram der Gedanke, über seinen Onkel und dessen Frau, die er beide bewunderte und verehrte, ein Buch zu schreiben. Jedoch, es fehlten ihm dazu einfach die Informationen über das Leben von Henny, bis zu jenem Tage, als er nach dem Tode von Henny – sie starb 1989 – beim Aufräumen im Estrich, ein kleines, unscheinbares, verstaubtes Köfferchen fand……ein Köfferchen, in welchem praktisch die ganze „Vergangenheit“ von Henny eingeschlossen ruhte….


    Somit konnte der Autor erstmal weitergehende Recherchen aufnehmen. Er hat u.a. auch viele Gespräche geführt mit seinem Onkel, der aber in den Folgejahren zusehends körperlich und geistig abbaute und 1998 starb. Dann erst machte sich der Autor ans Niederschreiben des Buches.


    Das Buch ist in fünf Teile aufgegliedert. Der erste Teil hat mich einfach nicht so recht mitreissen können. Irgendetwas fehlte mir, und komischerweise konnte ich nicht wirklich herausfinden, was es genau war. . ...irgendwie sonderbar spröde, beinahe teilnahmslos dünkte mich die Erzählweise, obwohl der Autor immer mal wieder durchblicken lässt, wie sehr er doch die beiden verehrte, wie sehr nahe sie ihm waren….
    Doch lockerte sich dieser verhaltene Schreibstil immer mehr auf, so als ob der Autor langsam eine gewisse Scheu überwinden konnte, sich eine Art "Knopf" in ihm löste. Gegen Ende des Buches kam dann die Aufklärung, und somit wurde mir klar, was es mit dieser anfänglichen „Verknorztheit“ auf sich hatte…


    Ein ganz feines Buch ist das, äusserlich (die liebevolle Aufmachung) und auch inhaltlich.
    Ich denke, dass ich da von sehr kompetenter Seite einiges aus der indischen und der jüdischen Kultur erfahren konnte, sowie zusätzlich auch noch das eine und andere von der englischen Lebensart.
    Zudem habe ich wieder etwas mehr in Erfahrung bringen können über den 2. Weltkrieg, im Besonderen über die schweren Kämpfe um den Monte Cassino in Italien, über die strategischen Hintergründe, die dafür verantwortlich waren.
    Vieles konnte ich auch über die Lebensumstände der in Deutschland zurückgebliebenen Juden erfahren, aus einer etwas anderen Perspektive. Nach dem Krieg begann nämlich ein reger Briefaustausch zwischen Henny und den noch "Uebriggebliebenen" aus ihrem früheren Freundeskreis. Ich konnte sozusagen hautnah daran teilnehmen, inwieweit sich in dieser belastenden Zeit der Naziherrschaft Freundschaften bewährten...und wie unterschiedlich die einzelnen Personen die Geschehnisse verarbeiteten, darlegten, teilweise auch ihr Verhalten rechtfertigen.


    Ein vielschichtiges, ein abwechslungsreiches Buch über zwei Menschen, die zwar keine weltbewegenden "Erfindungen" hinterlassen haben, die aber immer wieder in ihrer eigenen kleinen Welt einschneidenden Umbrüchen und grossen Herausforderungen gegenüberstanden....

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    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Danke fuer die schoene Rezension, Joan.
    Ich habe das Buch vor Jahren gelesen und sehr geliebt. Es zeigt einen ganz offenen, blossen Vikram Seth, der wie ueblich genau beobachtet, staunt, wenig wertet.
    Und so viel von Menschen zu erzaehlen hat.


    Ich lese diesen Schrifsteller so gern.
    "An Equal Music" ist mein Lieblingsbuch von ihm.


    Herzliche Gruesse von Charlie

  • Eine sehr, sehr schöne Rezension, vielen Dank dafür, Joan! :wave
    Ich habe noch nie etwas von Seth gelesen, werde das aber dieses Jahr unbedingt nachholen müssen. Und da dieses Buch in unserer Bibliothek vorrätig ist, wird es auch sehr wahrscheinlich mein erstes von Seth sein.

  • Zitat

    Original von Batcat
    Das Buch wurde schon rezensiert, ich habe den Thread an Wolke zum Zusammenkleben gemeldet.


    Joan, bitte immer vorher gucken, ob es schon eine Rezi gibt. :kiss


    Ach du heiliger Strohsack! :yikes


    Ich dachte mir, Bücher dieser Art liest hier sowieso keiner ausser mir. :grin Da habe ich mich aber mächtig getäuscht, ohalätz! Nun hoffe ich, dass ich durch diesen Lapsus doch einige Eulen auf dieses wirklich lesenswerte Buch aufmerksam machen konnte.


    Von Vikram Seth hatte ich selber bisher noch nie was gehört, muss ich zu meiner Schande grad auch noch gestehen.


    :wave


    Edit: und Danke für die Komplimente....mir ist zwar heute das Rezensieren überhaupt nicht leicht gefallen, war einfach nicht mein Tag. Und am Ende fand ich, dass sich dieser Murks auch irgendwie abgefärbt habe... :rolleyes

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Ich war von Vikram Seths Biografie seines Onkels und seiner jüdischen Tante, denen zu ihren Lebzeiten so manches Kunststück gelingt und so manches Leid widerfährt, zunächst gebannt und gefesselt. Gerade die veröffentlichten Briefe gingen mir sehr nahe und vermochten es mich mehr zu berühren als viele andere Bücher dieser Thematik zuvor. Leider hält der Autor dieses hohe Niveau nicht bei, sondern er verstrickt sich in Details, die es mir als Leserin schwer machten, die Masse der Personen (eines der wenigen Bücher, bei dem ich mir einen übersichtlichen Stammbaum oder ein besseres Personenverzeichnis gewünscht hätte) auseinander zu halten und vorallem zu mögen.
    War ich zunächst total hingerissen und begeistert verflüchtigte sich diese Begeisterung etwa ab der Mitte des Buches immer mehr, hatten mich zunächst vorallem die Briefe und Dokumente fasziniert, überflog ich diese aufgrund ihrer Belanglosigkeit im letzten Teil des Buches nur noch. Anstatt sich auf das große und sicher spannende und interessante, sowie tragische, Ganze zu konzentrieren, verliert der Autor seine beiden Protagonisten aus den Augen und machte es für mich so gegen Ende hin einfach nur noch fade und langweilig.


    Sehr sehr Schade, der erste Teil des Buches ist nämlich einfach nur grandios und sehr sehr berührend.