Verallgemeinerung?

  • Hallo, killerbinchen.


    Zitat

    ich finde Deine Beiträge zu diesem Thema gut


    Danke! :-)


    Zitat

    und gehe noch einen Schritt weiter, indem ich behaupte, solange es Religionen gibt, wird es auf dieser Erde keinen Frieden geben.


    Das mag merkwürdig klingen, aber das sehe ich zwiespältig. Man kann gegen die Weltreligionen vieles sagen, aber sie sind nicht ganz unbeteiligt an der Entstehung des Wertefundaments, auf dem unser Zusammenleben basiert. Möglicherweise geht der Werteverlust, der höhere Gewaltbereitschaft und als "Individualismus" verkaufte Ignoranz nach sich zieht, mit dem Wegbröckeln der Gläubigkeit - zumindest in Westeuropa - einher. Wenn da keine Alternativen angeboten werden, und zwar kurzfristig, sehe ich haarige Zustände auf uns zukommen. Was kein Argument für Religiösität sein soll. Sondern nur ein Gedanke, der mir in diesem Zusammenhang immer wieder kommt. Etwa in dieser Richtung: Die DDR war m.M.n. scheiße, aber das Sozialgefüge (vor allem das nichtorganisierte) hatte vieles für sich, und das ist ersatzlos weggefallen.

  • Tom : *unterschreib*, aber ich würde das Zeitalter des "Enlightenment" auch sehr für das heutige Wertegefüge der westlichen Demokratien verantwortlich machen. Ohne das 18. Jahrhundert mit seinen Philosophen hätten wir heute keine allgemeinen Menschenrechte, keine Gleichheit vor dem Gesetz und keine Freiheit aller Bürger eines Staates.

  • Das Grundproblem ist und bleibt doch aber, daß es immer Menschen geben wird, die sagen:


    " Du bis anders als ich und deswegen akzeptiere ich Dich nicht "


    Ob nun wegen der Hautfarbe, Religion oder was auch immer...

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Das ist auch nur natürlich, wenn wir merken, dass in jedem Land dem Fremden oder Andersartigen eine gewisse Scheu oder Furcht oder im positiven Sinn Neugier entgegengebracht wird.


    Ich denke dabei an eine Freundin (rothaarig, blaue Augen, Sommersprossen, sehr helle Haut), der mal ein Kleinkind im indonesischen Dschungel in die Arme gedrückt wurde und der Kleine sofort vor Angst zu schreien begann, weil er noch nie Weissen begegnet war.


    Ich selbst falle hier auch immer auf, allein schon wegen Haar-, Augenfarbe und Körpergrösse und werde grundsätzlich von den Leuten gefragt, woher ich komme und wie es da so ist und welches Land man nun besser fände.

  • Zitat

    Original von licht


    @ oryx und alex, manchmal habe ich den Eindruck, daß meine ach so toleranten Zeitgenossen acht geben müssen, dass sich ihre Argumente nicht gegen sie selbst wenden: ein so extrem vertretenes alles kann seelig machen und wer das nicht so sieht, wirdausgeschlossen, widerspricht sich in sich.


    Nö das ist Quatsch..die Menschen sollen nur andere Menschen in Ruhe lassen mit ihrem " perönlichen Glaubensangelegenheiten"


    Das ist alles

  • Wurde die Debatte um Religion nicht angestoßen von jemandem, der nicht über Religion reden wollte?
    Und reden nicht auch diejenigen wiederholend darüber, dass man nicht ständig über Glauben reden soll (respektive andere damit behelligt), während sie selbst dadurch das Thema präsent halten?
    Ging´s nicht eigentlich mal um was anderes?
    Nur so als... äh... Eindruck.

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Das Grundproblem ist und bleibt doch aber, daß es immer Menschen geben wird, die sagen:


    " Du bis anders als ich und deswegen akzeptiere ich Dich nicht "


    Ob nun wegen der Hautfarbe, Religion oder was auch immer...


    und du bist eine davon! und wie mir scheint recht radikal.

  • Eigentlich wollte ich keine Diskussion darüber lostreten, ob Religion nun gut oder schlecht ist. Wer glaubt, der glaubt, wer nicht glaubt, glaubt nicht... das ist doch jedem selbst überlassen.


    Ich dachte mehr an Toleranz und Verallgemeinerung. Ich habe das Bespiel mit dem Islam und dem Judentum gebracht, könnte aber zu jeder Religion ein Beispiel finden. Ich habe als evangelisch Getaufte auch schon das Problem gehabt von Katholiken nicht aufgenommen zu werden. Aber das alles hat nichts mit Religion zu tun. Wenn ein muslimischer Mann seine Frau unterdrückt, dann nicht, weil es im Koran steht, sondern weil er das will. Wenn ein Katholik und ein Protestant Krieg miteinander führen, dann nicht weil es in der Bibel steht.


    Wichtiger als Religion scheint mir die Frage, wie man mit radikalen Fanatikern umgehen soll? Dabei spielt es keine Rolle, ob die sich fälschlicher Weise auf eine Religion oder Politik berufen. Wer radikal seine Meinung vertreten will, findet immer einen Grund dafür.


  • Ich glaube Sonnenblume88 hat mich genau verstanden... muss daran liegen, das sie das gleiche in der Schule lernt wie ich :knuddel

  • Hallo, Lese-Rienchen.


    Zitat

    Wenn ein Katholik und ein Protestant Krieg miteinander führen, dann nicht weil es in der Bibel steht.


    Mir scheint, daß in der Bibel alles steht, von dem irgendwer möchte, daß es darin steht. Und wenn Du "Protestant" gegen "Muslim" austauschst, findest Du alsbald Bibel- und Koranstellen, die jede Art des Umgangs rechtfertigen, auch Krieg.


    Waldlaeufer : Ich rede nicht über Religion(en), sondern über Religiosität.

  • Zitat

    Original von Lese-Rienchen
    Wenn ein Katholik und ein Protestant Krieg miteinander führen, dann nicht weil es in der Bibel steht.


    Natürlich nicht. In der Bibel steht nirgends, daß es so etwas wie einen "Papst" geben sollte, oder daß Christen noch zusätzlich "Priester" außer Jesus selbst bräuchten. Ebensowenig steht in der Bibel, daß man irgendwelche Heiligen anbeten soll - das Gebet, das Jesus seine Jünger lehrte, beginnt mit "Vater unser...", richtet sich als direkt an Gott-Vater, und schon im AT steht klipp und klar, daß man nur zu Gott beten soll und zu sonst niemandem.


    Kurz und gut: aus Sicht des Evangeliums sind an allen Religionskriegen nur die Katholen schuld, die mutwillig ihre Kirchenhierarchie mißbrauchen, um die Gläubigen von Gott fernzuhalten. Da ist es doch nachvollziehbar, wenn einem evangelischen Christen, der Mitleid mit den einfachen unterdrückten Gläubigen hat, die Sanftmut manchmal abhanden kommt, oder?















    Umgekehrt, wenn ein Kathole das Sakrament der Priesterweihe für unerläßlich erachtet, wird der sich genauso über das subversive evangelische Konzept vom "Priestertum aller Gläubigen" ausregen - wie soll denn ein Gläubiger ohne einen geweihten Priester zum lieben Gott finden? Wer an die Priesterweihe glaubt, wird wird evangelische Pfarrer für Scharlatane halten. Und schon aus Mitleid für die armen verwirrten einfachen Christen in den 30jährigen Krieg ziehen.

  • @licht: Du warst gestern nicht gut drauf, oder?


    Kannst Du mir mal genauer erklären, wo meine Meinung dir so sauer aufgestossen ist?
    Mit "Militanz" meintest Du wohl nicht mein "ich würde M. Atta gerne eigenhändig erwürgen für dass, was er meiner Cousine und ihrer Familie angetan hat" oder doch?


    Auch das "radikal" weiter unter an killerbienchen kann ich nicht nachvollziehen. Da wäre eine Erklärung ganz günstig.

  • ähäm @licht:


    kapier ich nicht... fühlte mich kurzzeitig angegriffen.


    Wenn überhaupt jemand NICHT radikal ist, dann ich.
    Mir ist nämlich schnurz-piep-egal, wer was für eine Hautfarbe oder Religion hat, solange er ein ehrlicher, netter und gewaltloser Mensch ist.


    Wenn das für Dich radikal ist, dann ok, bin ich es wohl :grin

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Oryx das hat mit mehr oder weniger gut drauf nichts zu tun, in verschiedenen Statements hier im Fred - und nach meinem Dafürhalten im Besonderen in Euern - begegnet mir eine Form der Toleranz, die in sich militante und radikale, man könnte sagen fundamentalistische Züge trägt. Ihr vertretet so radikal Eure Position, nach der Euch die Religionen (oder die, die sie ausüben) egal sind, dass Eure eigenen Argumente sich gegen Euch wenden. Ich fühle mich als gläubiger Mensch von diesen Statements verunglimpft und verletzt, wenn ich als unzeitgemäß, potentiell gewalttätig oder ähnliches beschrieben werde. Darauf wollte und werde ich weiterhin aufmerksam machen. Wer den Glauben als nicht (allein) selig machend beschreiben mag, sollte dann aber auch den Unglauben oder die Absolute Toleranz nicht als das allein wahre bezeichnen. Im übrigen lebe ich nach der Maßgabe: wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht.

  • Okay. Ich kann deinen Gedankengang nachvollziehen.


    Ich bin mit so vielen verschiedenen Menschen und deren Religionen in Kontakt gekommen, dass ich beim besten Willen keinen Unterschied zwischen Amaterasu-No-Kami oder Shiva oder einem Christen und einem Anhänger Zarathustras machen kann.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Ich bin mit so vielen verschiedenen Menschen und deren Religionen in Kontakt gekommen, dass ich beim besten Willen keinen Unterschied zwischen Amaterasu-No-Kami oder Shiva oder einem Christen und einem Anhänger Zarathustras machen kann.


    Das ist schade.
    Es erscheint mir, als ob du Dinge vermischt, simplifizierst. Und ignorierst.
    Ich konnte derweil zwar Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Menschen und ihrem Hang zur Religion (oder ggf. Aversion gegenüber Religion) ausmachen, unabhängig der jeweiligen Ausrichtung und Kultur - ebenso aber auch bereichernde Unterschiede.
    Dasselbe gilt für ihre Glaubensrichtung.
    Was ich damit sagen will, ist lediglich, dass eine Verallgemeinerung in diesem Punkt weder Menschen noch Religionen gerecht wird.
    Natürlich drängt sie einem oft auf. Dann kann ich auch Kommunisten und Christen in einen Topf werfen. Was ich damit aber mache, ist nicht zwei unterschiedliche Weltsichten identifizieren, sondern eine menschliche Geisteshaltung, die nicht spezifisch religiös oder ideologisch ist.
    Sie führt zur Diktatur von Ideologien. Und Gewalt.
    Sie ist aber nicht Religion oder Ideologie.
    Nivellierung von Unterschieden ist da auch ein Schritt in diese Richtung.

  • Zitat

    Aber was wollen die Menschen eigentlich von einer Gottheit?


    Lass doch das zunächst unsere sache sein, oryx. Du lebst doch gut ohne, wie ich Deinen Äußerungen entnehme.
    Ich würde dich nur darum bitten, die nicht zu verurteilen oder zu verunglimpfen, die etwas von Gott erwarten.
    Ich meine damit ausdrücklich nicht, dass du Unrecht kritiklos begegnen sollst.


    Killerbienchen und co würde ich darum bitten, die eigene Geisteshaltung mit Positionen, also mit der Vorstellung des Eigenen und Spezifischen zu Charakterisieren anstatt die eigene Haltung nur in Abgrenzung und Verurteilung anderer Positionen zu beschreiben. Ich dachte, dafür und für eine mögliche Einigung eine Brücke gebaut zu haben: Wenn wir einander neugierig begegnen und das Gute aneinander wahrnehmen, wäre schon ein Schritt gewonnen. (Auch wenn Tom da nicht mitmachen mag, aber dafür mag auch er seine Gründe haben und es steht uns nicht an, ihn dazu zu zwingen, es so zu sehen, wie wir es vielleicht tun.)