Titel: Wie ein endloser Schrei
Originaltitel: En dag med sol
Autorin: Aase Foss Abrahamsen
Verlag: Benziger Edition im Arena Verlag
Erschienen: 1991
Seitenzahl: 131
ISBN: 3401070274
Die Autorin:
Aase Foss Abrahamsen wurde 1930 in der Nähe von Oslo geboren. Nach dem Studium unternahm sie ausgedehnte Reisen, schrieb für eine Tageszeitung in Oslo und hat auch für den Rundfunk gearbeitet.
Meine Meinung:
Sven wird von seiner Freundin Inger zum Flughafen gebracht. Er ist Soldat und wird in den Norden des Landes versetzt. Inger geht auf dem Rückweg bei Svens Mutter vorbei und redet noch ein wenig mit ihr. Als sich Inger auf den Heimweg macht ist es bereits dunkel und neblig. Auf einem relativ einsamen Weg wird sie überfallen und vergewaltigt. Und mit dieser Vergewaltigung ändert sich ihr Leben von Grund auf.
Das ist in groben Zügen der Inhalt dieses Buches.
Aase Foss Abrahamsen beschreibt das psychische Chaos in das Inger nach dieser Vergewaltigung geraten ist. Sie begleitet Inger und wird so zu ihrer Chronistin. Sie protokolliert wo sie besser Stimmungen eingefangen hätte, ab und an bleibt bei ihr das Mitgefühl auf der Strecke. Vieles was sie schreibt wirkt distanziert und kühl, man hätte sich da etwas mehr Nähe zu Inger gewünscht. Das Verhältnis der Autorin zu ihrer Hauptperson bleibt während des gesamten Romans seltsam distanziert. Wahrscheinlich ist es auch ein sehr schwieriges Unterfangen, die Gefühlslage einer Frau nach einer Vergewaltigung zu schildern, die tiefen seelischen Verletzungen die sie erlitten hat irgendwelchen unbekannten Lesern so mitzuteilen, dass diese in die Lage versetzt werden, sich wenigstens ein klein wenig in die Person des Opfers hineinzudenken. Aase Foss Abrahamsen schreibt behutsam, manchmal vielleicht ein wenig zu behutsam und so bleibt einiges auf der Strecke was vielleicht hätte noch gesagt werden können oder müssen.
Die Autorin wagt sich an ein Thema, dass schriftstellerisch vielleicht gar nicht in vollem Umfange erfasst werden kann, sie kann nur beschreiben, sie kann aber nicht so schreiben, dass auch der Leser fühlt. Es bleibt eine Distanz die nicht überwunden werden kann.
Ein in jedem Fall aber lesenswertes Buch über ein sehr schwieriges Thema. Ein Buch nicht geeignet für Voyeure, aber Pflichtlektüre für alle die meinen, eine Vergewaltigung sei ein Kavaliersdelikt und die Hauptschuld würde das Opfer tragen. Zu empfehlen auch für jugendliche Leser.