'Stolz und Vorurteil' - Kapitel 01 - 18

  • So, gestern hab ich endlich auch diesen Teil beendet.


    Zwei Zettel kleben hier noch:


    Auf eine Erwähnung von Lesezirkel und der Meinung eines Lesenden zum Thema Romane habe ich schon die ganze Zeit gewartet und gehofft. Herr Collins soll ja aus einem Buch vorlesen. Hier wird dann erwähnt, dass alles darauf hindeutete, dass es aus einem Lesezirkel stammt und dass es ein Roman ist. Und er reagiert dann auch so, wie ich es erwartet habe und erschrickt und weigert sich daraus vorzulesen, da er ja niemals Romane läse. :-) Sehr schön! Alles andere hätte auch nicht zu ihm gepasst. :-)



    Hm, der zweite Zettel klebt am Ende des Gesprächs von Elisabeth mit Fräulein Bingley, als diese Herrn Wickham bei Elisabeth schlecht machen will. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, was hinter dieser Geschichte mit Herrn Wickham und Herrn Darcy steckt...

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Noch einmal zu Mister Bennetts Meinung zu seinen Töchtern: Ich denke, hier spricht die Ironie. Im Grunde seines Herzens mag er seine beiden Älteren durchaus sehr gerne und hat sie auch gut erzogen, sie sind gewandt, höflich, haben nette Umgangsformen und sind einigermaßen gescheit. Wäre hier nur der Einfluss der Mutter zugange gewesen, ich weiß nicht, was daraus geworden wäre. Ferner meine ich später gelesen zu haben, das Lizzy aussagt, sie hätten jederzeit lesen und sich bilden können, wann immer sie wollten. Ihr Vater war also nicht ganz uninteressiert. Seine Ironie scheint wohl eher Hilflosigkeit zu sein: Drei (!) pupertierende Töchter und eine unvernünftige Frau gleichzeitig. Wenn er nicht lachen täte würde er sicherlich weinen müssen. Ich stelle mir gerne vor, wie stürmisch es in diesem Haushalt mitunter zugegangen sein muss.


    Liesbett




    Sehr schöne Ausführung!


    Ich habe auch kein Problem mit dem Verhalten von Herrn Bennet. Jedenfalls wenn er seine Töchter nicht in aller Öffentlichkeit und vor allen Anwesenden bloßstellt. Ich glaube auch, dass er sie sehr wohl liebt und schätzt, aber eben auch weiß, wie unreif sie zum Teil noch sind. Ich glaube seine "Sticheleien" klingen zwar hart, sind aber bedachter und gezielter eingesetzt als das stundenlange Gejammere seiner Frau. Ich glaube, wenn so ein Mann überlegt und mit voller Absicht solche Sätze sagt, wirkt hier ein Satz viel stärker als 100 von der Mutter.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    5. Im Englischen wird viel mit Mrs. und Miss gearbeitet. Die zwei Wörter sind sich aber so ähnlich, daß ich hin und wieder erst später mitbekomme, daß es Mrs. Bennett ist, die da grad irgendetwas tut und nicht eine ihrer Töchter.


    Hier muss ich mal kurz klugscheißen: "Miss Bennett" (oder eben die "Miss" einer sonstigen Familie) ist immer die älteste Tochter, die anderen werden mit ihrem Vornamen bezeichnet. Ich bin mir nicht ganz sicher, was passiert, wenn die "Miss" heiratet, vermutlich wird dann die nächstältere Schwester die "Miss".

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Just so :grin


    Und wenn die jungen Damen ohne ältere Schwestern unterwegs sind, also außerhalb der Dorfs, der Kleinstadt - , sind sie einfach so 'Miss Bennett'. z.B. Elizabeth, wenn sie ohne Jane auf Mr. Darcy trifft
    <schmacht>

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Man, hier ist ja was los... 7 Seiten :wow Da kommt man einmal ein bisschen später dazu und dann sowas :grin
    Würd mich ja jetzt tierisch gern durch eure Kommentare wühlen und meinen eigenen Senf abgeben, muss jetzt aber erst für meine Physik-Lk Klausur lernen :uebel
    Dann schau ich wohl später nochmal rein :wave

  • So da bin ich wieder - kurze Lernpause :zwinker
    Irgendwie blöd so spät erst einzusteigen...da wurde schon so viel von dem gesagt, was ich mir auch gedacht habe.


    Nun zum Thema:
    Was ich richtig merkwürdig finde, ist, dass Jane Austen die eine Protagonistin nach sich selber benannt hat. Was will sie damit sagen? Wäre sie selbst gerne so wie die Jane im Buch?


    Mir gefällt die Atmosphäre in dem Buch, die Zeit des 18.Jahrhunderts wird wundervoll dargestellt: die gehobene Sprache, die Bälle und die schicken Kleider. Was gäbe ich doch dafür da einmal dabei zu sein. Davon träumt wohl jedes "kleine" Mädchen :unschuld


    Schlimm finde ich, dass alle nur am Lästern sind, allen voran die Bingley Schwestern, die dann auch noch vor Jane scheinheilig tun und hinter ihrem Rücken über ihre Familie herziehen. Mr. Collins ist mir auch nicht gerade sympathisch... der ist einfach nur tierisch aufgeblasen und zu sehr von sich überzeugt.


    Überrascht hat mich, dass in meiner Ausgabe (siehe unten) Fußnoten vorhanden sind. Manche sind ganz informativ und man bekommt Details erklärt, die man sonst nicht bemerkt hätte.
    Eine andere Fußnote beinhaltete das Rezept für "weiße Suppe". Ich frage mich nur: WOZU? :pille (Also falls es unbedingt jemand nachkochen möchte, ich würds posten :rolleyes)

  • @ Morgaine


    Weiße Suppe? In meinem Buch kam die nicht vor. Und was gab's denn sonst noch so für Fußnoten? Schreib doch mal was Wissenswertes.


    Falls einige Leute Interesse an der weißen Suppe haben, könnte man ja mal statt einer Leserunde eine Kochrunde veranstalten. :grin


    P.S.: Wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner Klausur. Physik-Lk ... :yikes

  • Also zum Thema Mode kann ich sagen, was als elegant galt: die Farbe blau für Herren, und Unterröcke, die 10cm unter dem eigentlichen Rock hervorschauen, für Damen. Dann steht da noch, welche Tänze modern waren, was die Kutschen über Reichtum aussagen, wie das mit dem Erbrecht war und das formelle Besuche, die länger als 15 Minuten dauern, als unhöflich empfunden wurden.


    So und nun zur "weißen Suppe" :grin
    Ist wohl ein klassisches englisches Gericht. Da kommt ne Menge Kalbfleisch, Huhn und Schinken rein. Dazu bisschen Gemüse, Butter, Eigelb, Muskatnuß, Mandeln und anderer Kram. Für genauere Infos, bitte PN an mich ;-)

  • Zur White Soup (ich kichere gerade vergnügt in mich hinein über die Kommentare hier wie in Morgaines Ausagbe. Sachen jibtet!!)


    Es ist in Kapitel 11, Mr. Bingley spricht: sobald Nicholls genug White Soup gekocht hat ...


    Nicholls ist Mrs. Nicholls und die Haushälterin von Netherfield. Sein Satz beinhaltet eine Einladung in sein Haus, mit dem Bild eines bestimmten Gerichts, das zugleich ein wesentlicher Bestandteil der damaligen vornehmen Essen für Gäste war.
    Er sagt also nicht, wie wir heute es tun würden: sobald das Haus in Ordnung ist, mache ich ein Fest, sondern drückt es bildhaft aus: sobald die Suppe auf dem Tisch steht (weil dann nämlich der Haushalt funzt), lade ich Euch ein.
    Zugleich verweist er indirekt darauf, daß er es sich leisten kann. Aus den von Morgaine schon genannten Zutaten ist ersichtlich, daß es ein teures Gericht war, Kalbfleisch, Eier, etc. Ein Oberschicht-Essen.
    Geld ist in diesem Roman hier immer präsent. ;-)


    Zum Essen:


    Die Speisefolge war anders als heute. Bis ca. in die 1850er wurden in England zwei Gänge serviert, mit jeweils einer bestimmten Anzahl von Haupt - und Nebengerichten. Das Dessert z.B., wie wir es heute kennen, gehörte zu den Nebengerichten des zweiten Gangs.


    Die white soup leitete den ersten Gang ein.
    Später wurde sie durch die 'Schildkrötensuppe' ersetzt, die auch bei uns bis weit in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts als 'vornehm' galt.


    Falls sich jemand von Euch für altes englisches Porzellan interessiert: es gab Suppenteller und Terrinen, die speziell für White Soup gemacht waren, auch als White Soup plates etc. bezeichnet wurden und sich eben unter dem Namen bis heute in den Katalogen bzw. in den Vitrinen von Museen finden lassen.


    In modernen Ausgaben von PP das Rezept abzudrucken, finde ich irgendwie ... nett.
    :lache

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    K. Kraus

  • ... tatsächlich, auch in meinem Buch gibt es in Kap. 11 eine "weiße Suppe", von welcher Nicholls genug gekocht haben wird/muss ... :wow


    Wer die Original-Jane-Austen-White-Soup nachkochen will: Ich habe ein Jane Austen Cookbook gefunden, in dem wohl auch die White Soup drin ist.


    Und servieren kann man sie dann in einem solchen Teller (4. Bild von oben ... )


    @ magali:
    Hier lernt man noch richtig was für die Allgemeinbildung! Komme mir vor wie ein Geschichts-, Kultur- und Englisch-Banause ... :gruebel Aber ich arbeite ja dran. Danke für die Infos! :-]

  • Ida


    sobald Du White Soup kochst, möchte ich bitte einen Teller voll. Ich habe sie noch nie gekocht, liebe aber Suppen.
    :grin


    Danke für den Link, klasse!


    :wave


    Ein PS:


    beim Porzellan aufpassen, es kann sich auch um 'weißes' Porzellan handeln. Das Staffordshire White z.B. hat auch Suppenteller, die dann white soup plate heißen. Also: weiße Suppenteller.
    oder blau-weiß etc.
    Die, die ich meinte, sind ganz spezielle.

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    K. Kraus

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  • So, wieder zurück aus Leipzig und frisch ans Werk. Aber ersteinmal die ca. tausend Beiträge lesen.


    Ronja
    Herzlichen Dank für das Lob. Deiner Aussage zu Mr. Bennett stimme ich volkommen zu. Ein feiner Stich tut mehr als tausende Wörter der Frau, die sicher zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus gehen.


    Zu dem Umstand der Miss und Mrs. Soweit ich weiß wurde da im letzten Film ein eklatanter Fehler gemacht der für mächtig Aufruhr in den wohlinformierten Kreisen sorgte. :grin


    Ich schätze diese Leserunde für ihre Zusatzinformationen und "weichen" Fakten. Man liesst die nächsten Bücher gleich ganz anders.


    Mein Buch bringt neben dem Rezept und den schon genannten Tänzen und Moden auch noch Infos über Kutschen etc. Schätze es ist dasselbe wie Morgaines.


    Und zum Essen allgemein: Ich habe schon bemerkt, wieviel Essen auf den Tisch kommt und mich immer wieder gefragt, wohin wohl die Reste wandern. Vielleicht in die Körbe für Bedürftige (wie bei Emma)? Oder zu den Schweinen?

  • Mit etwas Verspätung versuche ich mich jetzt auch an Jane Austen. Obwohl ich ja schon vorher wusste, dass mich das Thema des Romans vermutlich nicht besonders interessieren würde, habe ich mir gedacht, dass ich diese Leserunde als Anlaß nehmen könnte, da es schließlich ein Klassiker ist.


    Nach den ersten 50 Seiten ist mein erster Eindruck eher bescheiden. Die Übersetzung, in welcher ich lese, gefällt mir nicht wirklich gut. (Übersetzerin = Margarete Rauchenberger) Diese Übersetzung erscheint mir viel zu modern und in einem direkten Vergleich bei einer amazon Insidesuche, hat sich dieser Eindruck für mich bestätigt. Langsam scheint die Sprache sich zwar zu verbessern, aber da ist noch der Inhalt...


    Die Bennetsche Heiratsvermittlung konnte mein Interesse bisher noch nicht wecken. Ich hoffe, dass hier bald auch etwas mehr kommt, außer den Versuchen einer Frau ihre Kinder unter die Haube zu bringen. Etwas tiefgründiger hätte ich mir ein Buch von Austen schon vorgestellt gehabt.

  • Taciturus, es geht in den meissten Jane Austens nur um das beste 'wie' des kuppelns, weil die finanzkräftige heirat die einzige karriere und versorgungsmöglichkeit einer mässig gebildeten frau war.
    Und das witzige sind die verwicklungen, die daraus entstehen... - man liest das buch wegen der witzigen charakterbeschreibungen, nicht wegen der tollen handlung. - Und englisch ist es viel besser...


    Für die wirtschaftliche und soziale frauenmisere im damaligen england liest man wohl am besten William Godwin/Mary Wollstonecraft.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Ohje, willst du damit sagen, dass das das ganze Buch so weitergeht :wow Wenigstens liest es sich einigermaßen schnell. Aber wirklicher Inhalt kommt mir noch nicht rüber. Gut das ich noch zwei andere Bücher vom Austen im SUB stehen hab.


    Mittlerweile bin ich am Ende von Kapitel 12 und ich habe mich immerhin schon mit der Sprache angefreundet. Jetzt kommt sie mir nicht mehr so modern vor, sondern schon eher für dei Zeit passend. Die Handlung erscheint mir aber immer noch erschreckend nichtssagend. Ich hatte mir doch mehr Einblicke in die Gesellschaft der damaligen Zeit erhofft. Bisher scheint es mir aber eher belanglose Gespräche im Vordergrund.


    Wenn ich auch manchmal ob der Ironie mancher Figuren schmunzeln muss. Mr. Bennett und Mr. Darcy kommen daher mit ihrer sarkastischen Art gut an. Ansonsten erscheint mir der Großteil der Figuren bisher eher sehr oberflächlich und naiv und ihr Schicksal interessiert mich nicht sonderlich.

  • Seltsamerweise habe ich schon oft die Erfahrung gemacht, dass einige männliche Leser die Bücher Austens als eher handlungsarm und nachgerade (dieses Wort musste ich unbedingt einmal einsetzten *grins*) belanglos empfinden. :wow Den Filmen ergeht es ebenso.


    Ich für mich finde die Gespräche und inneren Gefühls- und Gedankenwelten der Protagonisten dafür immens spannend und stelle sie vor alle Handlung. Das funktioniert bei Austen so gut, weil sie eben lustig, ironisch, sarkastisch ... schreibt. Als Ausgleich biete ich eine Abneigung gegen Bukowsky und Karl May. :grin


    Um das gleich richtigzustellen: Ich rege hier keine Diskussion um männliches und weibliches Lesen an, ich wollte nur eine Beobachtung kund tun und frage mich, wie es kommt, dass manche Bücher bei Frauen so gut ankommen und manche bei Männern? Mit ist bewusst, dass das Spektrum innerhalb der Geschlechter größer ist als zwischen ihnen, aber hat die Erziehung darauf Einfluss, wie man auf gewisse Dinge reagiert? Vielleicht macht es Austen den Leserinnen auch einfacher sich mit ihren weiblichen Hauptfiguren zu identifizieren, vielleicht entdecken die Frauen in Elizabeth auch mehrere ihrer eigenen Marotten und Eigenschaften als Männer es tun. Ich zum Beispiel habe mich niemals in Darcy oder Bingley hineinversetzt, in Jane, Lizzy und Charlotte aber durchaus. Hach ja, Fragen über Fragen ...


    taciturus
    Die Naivität scheint Bestandteil der damaligen Damenwelt gewesen zu sein. Von den Töchtern wurde alles anstrengende, vom Zukunftsziel Ehe ablenkende, ferngehalten. Blaustrümpfe waren nicht eben die bewundertsten Damen der Gesellschaft. Magali hat ein paar sehr schöne Beiträge zum Thema verfasst.
    Ich hoffe, du amüsierts dich trotzdem ausreichend um bis zum Ende vorzudringen. Bin jedenfalls gespannt auf deine Bemerkungen. :wave