'Stolz und Vorurteil' - Kapitel 01 - 18

  • Ich hoffe, dass ich auch als Zaungast mitlesen darf. stolz und Vorurteil wollte ich schon immer mal lesen, habe auch schon mehrere Versuche hinter mir. Die Sprache hat mich aber jedes Mal davon abgehalten, das Buch auch wirklich zu Ende zu lesen.
    Ich habe eine ältere und eine neuere Übersetzung und so kann ich sicher zwischen beiden hin und her pendeln. Da in meinem Buch schon viele "Spickzettel", schreibe ich schon jetzt meinen Senf dazu.


    Jane Austen hätte ihre Charaktere nicht unterschiedlicher zeichnen können. Da sind Mr und Mrs Bennett. Obwohl sie ihm deutlich unterlegen ist, und er deutlich mit ihren Mängel spielt, führen sie seit vielen Jahren eine mehr oder weniger harmonische Ehe und habe fünf gemeinsame Töchter, die sie beide,wohl verheiratet sehen wollen.
    Jane (@ BJ dich findet man wohl auch überall :grin) und ihre Schwester Elizabeth sind von ihrem Charakter auch sehr unterschiedlich(vielleicht sehe ich das auch nur so.) Während Elizabeth die Gabe besitzt, fast alle Leute richtig einschätzen zu können, sieht Jane immer nur das Gute in ihnen (was Elizabeth in Kapitel 4 deutlich bemängelt).
    Über Mr Darcy ist meinen Augen sehr arrogant und überheblich und dennoch kann er nett und höflich sein. Meine Heldin ist Elizabeth, da sie den Mut zeigt und die Aufforderung zum Tanz ausschlägt und ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht.
    Bis jetzt gefällt mir das Buch sehr gut und mit der Sprache habe ich auch keine Probleme.
    Wie Batcat schon richtig erwähnte, würde eine moderne Sprache gar nicht zu dem Inhalt des Buches passen.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Ich lese das Buch ja schon zum zweiten Mal, und wieder frage ich mich, womit sich die Leute eigentlich beschäftigen.


    Da ist von nichts anderem die Rede als von Gesellschaften, gemeinsamen Essen, Bällen, allenfalls Spaziergängen. Mit irgendeiner Notwendigkeit des täglichen Lebens kommen die wohl kaum in Berührung, außer wenn es um Krankenpflege geht.


    Und die Unterhaltungen bestehen beinahe nur aus "Spitzen" gegeneinander (ganz schlimm zum Beispiel das Gespräch zwischen Lissy, Darcy, Bingley und Mrs. Bennett in Kap. 9). Das stelle ich mir sehr anstrengend vor. Wahrscheinlich kann man niemandem zumuten, sich auch noch mit irgendeiner Arbeit zu beschäftigen, wenn er täglich solche Gespräche bestreiten muss. Ich würde da lieber ganz aufs Reden verzichten ...


    lG Zefira

  • Noch einmal zu Mister Bennetts Meinung zu seinen Töchtern: Ich denke, hier spricht die Ironie. Im Grunde seines Herzens mag er seine beiden Älteren durchaus sehr gerne und hat sie auch gut erzogen, sie sind gewandt, höflich, haben nette Umgangsformen und sind einigermaßen gescheit. Wäre hier nur der Einfluss der Mutter zugange gewesen, ich weiß nicht, was daraus geworden wäre. Ferner meine ich später gelesen zu haben, das Lizzy aussagt, sie hätten jederzeit lesen und sich bilden können, wann immer sie wollten. Ihr Vater war also nicht ganz uninteressiert. Seine Ironie scheint wohl eher Hilflosigkeit zu sein: Drei (!) pupertierende Töchter und eine unvernünftige Frau gleichzeitig. Wenn er nicht lachen täte würde er sicherlich weinen müssen. Ich stelle mir gerne vor, wie stürmisch es in diesem Haushalt mitunter zugegangen sein muss.


    Liesbett

  • Zitat

    Original von Zefira
    Und die Unterhaltungen bestehen beinahe nur aus "Spitzen" gegeneinander (ganz schlimm zum Beispiel das Gespräch zwischen Lissy, Darcy, Bingley und Mrs. Bennett in Kap. 9). Das stelle ich mir sehr anstrengend vor. Wahrscheinlich kann man niemandem zumuten, sich auch noch mit irgendeiner Arbeit zu beschäftigen, wenn er täglich solche Gespräche bestreiten muss. Ich würde da lieber ganz aufs Reden verzichten ...
    lG Zefira


    Im Gegensatz zu dir mag ich diese kleinen Sticheleien, weil sie Lizzys Sinn für Komik und Schlagfertigkeit entgegen kommen. Und man kann ganz herrlich parrieren und die Leute gegegebenfalls vorführen, wie Darcy es mit Miss Bingley zu meiner Freude immer wieder tut. Gegen Jane allerdings ist wohl jede Spitze vergeblich geführt. Sie ist zu gut. Freilich muss man persönlich auch in der Lage sein, sich entsprechend zu behaupten. Ich für meinen Teil streite mich gerne mal auf diese Weise. :grin


    Liesbett

  • Zitat

    Original von Leonardo
    Zum Buch: Vorurteile sind schon einige gefallen in diesem Teil. Nur um einige zu nennen. Dorcy über Elizabeth und umgekehrt, die Bennet über Bringleys etc. In dieser Zeit muss es von Vorurteilen nur so gewimmelt haben. (Ist das heute auch noch so?)
    Stolz..?.. :gruebel sollte Dorcy so dargestellt werden? (dann kam er bei mir nicht so an.)


    Über den Stolz Darcys findet man in späteren Kapiteln noch ausführliche Informationen, insbesondere zwischen Elizabeth und einem Offizier, dem angeblich übel mitgespielt wurde (Kap. 15 oder 16) und irgendwann kommt dann auch ein Disput, welcher Stolz darf und welcher darf nicht sein.


    Und ja, auch heute gibt es Stolz. Natürlich. Man ist noch immer stolz auf seine Herkunft, die Reputation oder das Vermögen der Eltern, die eigenen Leistungen. Manche hängen ihren Stolz auch an Güter (Autos, je größer desto besser) oder den Umgang (Schickeria etc.) oder die Ehre (der Familie ...). Es gibt Dinge, die ändern sie selten bis nie.


    Liesbett

  • Zitat

    Im Gegensatz zu dir mag ich diese kleinen Sticheleien,


    Oh, ich würde nicht sagen, dass ich sie nicht lesen mag, ich möchte nur solche Unterhaltung nicht am laufenden Band selbst führen müssen.


    Die Sticheleien der anwesenden Damen gegen die Schwestern Bennett sind jedenfalls derart penetrant, dass ich als Mann da schnell den Kanal voll hätte. Ich stelle mir gerade vor, wie Darcy und Bingley einander achselzuckend zuflüstern: "Stutenbissigkeit!" :lache


    Eben habe ich eine Szene im zehnten Kapitel gelesen, als Darcy Lissy fragt, ob sie (beim Hören schottischer Weisen) nicht Lust bekomme, einen Ländler zu tanzen, und auf eine solche Steilvorlage antwortet sie natürlich entsprechend spitz. Darauf folgt bei mir der Satz: "Darcy war jedenfalls noch nie von einer Frau so bezaubert gewesen wie jetzt von ihr". Ich empfinde diesen Sprung in Darcys Perspektive an dieser Stelle etwas ungeschickt - geht es euch auch so? Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich als Leserin in diesem Augenblick noch weiter hätte spekulieren dürfen, ob Darcy wirklich von ihr begeistert ist oder sie nur "hochnehmen" will.

  • Zefira :
    Ich musz zugeben, dasz der ganze Sprachstil sowie die bereits erwähnte Lebensart (nix bishin zu gar nix tun, auszer Schmausen, Tanzen und Rumgiggeln) mir sehr befremdlich erscheint. Dann fiel mir dieser "Sprung" in Darcys Sicht auf Lissy gar nicht so auf. Ich schätze, damit verpasse ich viel von der inhärenten Schalkhaftigkeit und der Wandlung der Charaktäre Austens.. :-( kann damit wohl nur an der Oberfläche rumdümpeln..
    Umso froher bin ich, dasz ich dann durch die Leserunde hier etwas tiefer eintauchen kann.. (Danke an der Stelle!)


    Darcy ist wohl zunehmdend von Lissy fasziniert, weil sie seinen Spitzen und der durchscheinenden herablassenden Art gelassen Paroli bietet - was wohl nicht häufig vorkommt in diesen Kreisen, da alle und alles seine Schuhe lecken. Somit führt sie ihm weiterhin noch vor Augen, wie er auf andere wirkt - was an Kritik nicht spurlos an ihm vorbeigeht. Er ist also auch gewillt zu reflektieren, was seinem Charakter wieder zu Gute halten kann, selbst schon in der guten Hälfte des Buches.
    Darcy ist stolz, definitiv und dieser Zug verbietet es ihm auch, sich tiefergehend (auszerhalb der Arbeit) mit Menschen richtig einzulassen, die nur Speichellecker sind. Lissy fällt aus dieser Kategorie von Anfang an heraus - ein gutes Zeichen und Startschusz für ein interessantes "Um einander herum Getanze", wobei sie viel von einander lernen.. :-]


    soviel bis hier..
    Grusz
    LW

  • Schon den ersten Satz ist ähh ... shrewd...?
    Mr Bennet ist mir bislang die liebste figur, er muss nerven wie ein stahlseil haben. Seine Frau geht mir bereits hoffnungslos auf den wecker, und in gesellschaft ist sie abgrundtief peinlich. :rolleyes
    Das alltagsleben der hauptpersonen find ich auch etwas langweilig. Sie verbringen ihre zeit damit reich zu sein, oder im fall der Bennets: reich zu tun, obwohl sie nur armer landadel sind.
    Die mädchen warten einzig aufs geheiratet werden, und haben wirklich keinen anderen lebenszweck, als siche inen goldfisch zu angeln. Was da als anforderungen für frauen genannt werden... die sind alle ziemlich unproduktiv :wow Da hat Lizzie ganz recht.
    In der umgebung - bei den Bingleys wär mir innerhalb von 10 minuten der kragen geplatzt. Ich hätte mich hingesetzt, ein buch genommen, und meine blohapperten füsse auf den tisch gelegt, nur um mal zu sehen, was die dämchen dann machen... vielleicht fallen sie in ohnmacht oder rennen kreischend aus dem zimmer. :yikes :chen

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • MagnaMater
    Das wäre dann schlechte Erziehung und hätte Miss Bingley neuen Auftrieb gegeben, zudem mit all dem Schmutz am Saumesrand. :lache


    Ich habe manchmal den Hang dazu, in solchen Situationen bewusst Blödsinn zu reden. Macht auch Spaß und zeigt Individualismus und Selbstbewusstsein. ;-)


    Das "abgrundtief peinlich" finde ich einen sehr passend ausgewählten Ausdruck.


    Und das mit dem Speichellecken finde ich auch eine sehr anstrengende Sache. Da käme mir eine Frau wie Elizabeth gerade recht, wenn ich sonst nur von Damen wie Miss Bingley mit ihren dämlichen Witzeleien verfolgt werden würde. "Stutenbissigkeit" ist wunderbar. Dazu noch hochgedrehte Augen.

  • Die Bingley-Sisters gingen mir aber auch auf die Nerven! Grauenhaftes Getier, also echt! Genau, als die sich über den schlammigen Saum aufgeregt haben, ist mir der Kiefer runtergeklappt - DAS ist sowas von absurd!!!! Ein Mädchen rennt bei absolutem Sauwetter allein ein paar Kilometer durch die Gegend, aus Sorge um ihre heisz geliebte Schwester - und die pikieren sich darüber, dasz sie danach nicht ausschaut, wie ausm Ei gepellt??!?!?!?!
    Ich hatte das dringende Bedürfnis, den Tussen genau selbigen Saum um die Ohren zu schlagen!
    Widerliches Volk! :bonk :bonk :bonk

  • Zitat

    Original von Zefira
    Ich lese das Buch ja schon zum zweiten Mal, und wieder frage ich mich, womit sich die Leute eigentlich beschäftigen.


    Da ist von nichts anderem die Rede als von Gesellschaften, gemeinsamen Essen, Bällen, allenfalls Spaziergängen. Mit irgendeiner Notwendigkeit des täglichen Lebens kommen die wohl kaum in Berührung, außer wenn es um Krankenpflege geht.


    Das fand ich auch interessant: Man (=die "Gesellschaft") vertrieb sich die Zeit mit Gesellschaften, mit gegenseitigen Besuchen, Lesen, Spielen, Musizieren - aus heutiger Sicht kommt mir dieses Leben irgendwie "nutzlos" vor, weil man nichts Produktives tut. Man lebt von seinem Namen und läßt andere (= arme oder bürgerliche Leute) die Arbeit tun.


    Diese Spitzen finde ich nett gesetzt, allerdings würde ich mich in einer Gesellschaft, in der man seine Gedanken nicht frei ausformulieren darf, nicht wohlfühlen. Aber gut, man darf natürlich auch hier nicht die Zeit vergessen, in der das Buch a) geschrieben wurde und b) spielt.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Das fand ich auch interessant: Man (=die "Gesellschaft") vertrieb sich die Zeit mit Gesellschaften, mit gegenseitigen Besuchen, Lesen, Spielen, Musizieren - aus heutiger Sicht kommt mir dieses Leben irgendwie "nutzlos" vor, weil man nichts Produktives tut. Man lebt von seinem Namen und läßt andere (= arme oder bürgerliche Leute) die Arbeit tun.


    :write Vor allem die Frauen hatten sehr wenig zu tun. Die Männer haben ja meist gearbeitet. Weiß nicht, ob mir das zusagen würde. Bisschen weniger arbeiten wäre nicht schlecht, aber mein Leben lang zuhause könnte ich mir auch wieder nicht vorstellen.

  • Ich habe jetzt auch endlich Teil 1 beendet, und ich werde zunächst von Euch unbeeinflußt ein paar Gedanken dazu schreiben. Danach mache ich mal dran, Eure Beiträge zu lesen und ggf. zu kommentieren.


    Das Buch ist keines, was ich einfach so wegglesen kann. Den einen oder anderen Satz oder Abschnitt muss ich mehrmals lesen, um ihn zu verstehen.
    Ich habe das erste Kapitel sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch gelesen und mich dann für die deutsche Ausgabe entschieden, weil ich befürchte, die Feinheiten im Original nicht mitzubekommen.


    Den überwiegenden Teil der uns vorgestellten Personen empfinde ich als oberflächlich und hochnäsig, teilweise auch berechnend und falsch. Allen voran vor allem Frau Bennet und die Schwestern von Mr. Bingley.
    Sympatisch sind mir Elisabeth und Mr. Bennet - er hat so eine wunderbar gelassene Art mit seiner Frau umzugehen und sie gelegentlich auch ein wenig auflaufen zu lassen :-)


    Über Mr. Darcy hört man sehr viel wiedersprüchliches. Das Einzige, was ich ihm vorzuwerfen hätte, sind die Bemerkungen, die er auf dem ersten Ball über Elisabeth gemacht hat und sie mitbekommen hat. Er scheint eigenbrödtlerisch und zurückhaltend zu sein und sich genau auszusuchen, mit wem er sich abgibt - ein Verhalten, was die anderen Leute als hochmütig und unhöflich.


    Mrs. Bennet ist anscheinend die Klatschkönigin schlechthin und würde alles tun, um ihre Töchter gut zu verheiraten. Anscheinend ihr wichtigstes Lebensziel.


    Jane und Mr. Bingley scheinen sich gut zu verstehen. Ich könnte mir schon gut vorstellen, dass die beiden heiraten und würde es ihnen auch wünschen.


    Mr. Collins ist der typische Mensch, der nicht merkt, dass er anderen auf die Nerven geht. Zumindest bei Elisabeth tut er das, ihre Mutter hingegen sieht ja wieder nur eine Möglichkeit, eine Tochter gut unterzubringen. Elisabeth tut mir wirklich schrecklich leid (aber ich vermute, sie kommt da noch wieder raus.)


    Die anderen Bennet-Schwestern: Mary scheint so ein bißchen die graue Maus zu sein, die aber trotzdem glaubt, einige Begabungen (erarbeitet) zu haben. Die beiden kleinsten Schwestern sind albern und oberflächlich und haben nur die Offiziere im Kopf - gut, mit 15 und ? darf man das wohl noch ;-)

  • Eine stilistische Meisterleistung, die ich immer wieder genieße, ist das Gerede des Herrn Collins. In meiner Übersetzung steht (ist wohl als indirekte Rede gemeint): "Lady Catherine hatte gnädigst geruht, an den beiden Predigten Gefallen zu finden, die er vor ihr zu halten bereits die Ehre gehabt habe." Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Mr. Bennet beliebt sich übrigens manchmal ähnlich auszudrücken, wenn er es ironisch meint: "Ich habe nicht das Vergnügen, dich zu verstehen."


    Besonders schön finde ich eine Wendung in dem Brief von Mr. Collins: Er möchte ja mit den Bennets Frieden schließen und hofft, dass er der Erbe ihres Anwesens ist, möge sie nicht veranlassen, "den Ihnen entgegengestreckten Ölzweig zurückzuweisen." Ich habe mich förmlich geschüttelt vor Vergnügen über diesen Satz. Der "entgegengestreckte Ölzweig" hat so etwas wunderbar Offensives; ich sehe Collins' geballte Faust vor mir, aus der der Ölzweig ragt: Friss oder stirb. :hau


    Leider ist die Formulierung im Original gar nicht so vorgegeben, dort steht einfach "the offered olive-branch", was man wohl korrekter mit "angeboten" hätte übersetzen müssen, aber ich bin von diesem "entgegengestreckt" einfach hingerissen ...

  • ja, bei Collins, bin ich mir nicht sicher, ob er mir leid tun soll, oder ob ich ihn hassen soll. Er merkt nicht einmal, wie unmöglich er ist, und er sagt so wundervoll verschrobene sätze, die jedoch im englischen etwas knapper klingen.
    Im englischen nennt ihn Mr Bennet 'absurd', und nimmt seinen ganzen spass daraus, dass sein cousin tatsächlich so absurd ist, wie er erwartet hat, und er liebt es, ihm dabei zu beobachten, wie er sich nach strich und faden blamiert.
    Wickham und Darcy sind grad gleichauf: man weiss nicht, wem man glauben soll. Dem nach aussen hin freundlichen Wickham oder dem kühlen Darcy... für beide spricht momentan gleich viel/gleich wenig.Jane hat recht, in der beziehung hat Lizzy ein Vorurteil gegen Darcy, weil Wickham netter zu ihr war, während Darcy nur distanziert höflich ist.


    über den ball und die arme Lizzie: ihre familie hat sich ganz schön blamiert, nur der verliebte Bingley hat kaum etwas davon mitgekriegt. Dass aber Bingleys schwestern und Darcy daraus einen grund ableiten werden, um Bingley vor dem fehler so einer verwandtschaftlichen verbindung mit solchen nicht gesellschaftsfähigen leuten möglichst zu bewahren, ist bereits am party-ende angedeutet.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Nun habe ich diesen ersten Teil auch gelesen und kann schon sagen, daß mir die Lektüre sehr viel Spaß bereitet. Ich zügle bewußt mein Lesetempo, um all die Feinheiten und versteckten Spitzen mitzukriegen. Mr. Bennet ist ja ein rechter Ironiker, was man ihm bei einem solchen Frauenhaushalt nicht übel nehmen kann. ;-) Amüsiert hat mich seine Bemerkung bezüglich Mrs. Bennet's Nerven, die er gleich im ersten Kapitel als alte Freunde bezeichnet, weil er seine Frau seit mindestens 20 Jahren voller Hochachtung von ihnen sprechen hört. Im Gegensatz zu seiner Angetrauten scheint er selbst Nerven wie Drahtseile zu haben. In seinen Bemerkungen über die Töchter schwingt immer ein gewisser Sarkasmus mit, aber ich habe den Eindruck, daß er es nicht böse meint. Besonders die beiden Jüngsten können sicher eine gewisse Plage sein, denn die Zeit der Pubertät hat sich halt im Lauf der Zeit doch nicht grundlegend geändert.
    Lizzy und Jane kommen sehr sympathisch rüber, und die etwas farblos geschilderte Mary hat in der Geschwisterfolge die Stellung, die man heute als "Sandwichkind" bezeichnen würde. Sie hat es sicher am schwersten von allen Schwestern.
    Mr. Bingley's Schwestern kommen bei meiner Meinung bisher nicht gerade gut weg. Sie zicken ja gewaltig, aber da waren sie zu ihrer Zeit sicher keine große Ausnahme. Die Stellung der "gebildeten Frau" aus gutem Hause bezog sich ja anscheinend weitgehend auf Äußerlichkeiten.
    Bei Mr. Darcy bin ich mir noch nicht klar, was ich von ihm halten soll. Vielleicht ist sein Verhalten kein Stolz sondern mehr auf eine gewisse Unsicherheit zurück zu führen.


    Ich lese die dtv-Ausgabe und weiß nicht, ob es an der Übersetzung oder am Druck liegt. Mich stört, daß manchmal offensichtlich Wörter fehlen. Das ist etwas lästig für den Lesefluss, denn ich bin schon mehrmals über solche Stellen "gestolpert".

  • Mr. Collins... Nun ja. :grin
    Ich bin ja schon ein bisschen weiter mit der Lektüre.
    Sein Charakter ist so grotesk, dass er mir eher Leid tut (denn genau genommen ist es ja Jane Austens Schuld, dass er sich so verhält :grin)


    Aber eine Frage: War es damals wirklich legitim, Cousin und Cousine zu verheiraten? Das ist doch Inzest...

  • Zitat

    Original von Eny



    Aber eine Frage: War es damals wirklich legitim, Cousin und Cousine zu verheiraten? Das ist doch Inzest...


    Hallo Eny,
    soviel ich weiß, ist das auch heutzutage legitim, wenn Cousin und Cousine heiraten. Inzest wäre es bei Geschwistern.