Ich liebe Yates ja auch, allerdings ist "Easter Parade" mein Lieblingsbuch (bisher - es erscheinen ja wohl hoffentlich noch mehr bzw. vier).
Richard Yates - Easter Parade
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Es gibt Bücher, bei denen ich mir während der Lektüre wünsche, sie gingen nie zu Ende - "Easter Parade" ist so eines. Schnörkellos und nüchtern, aber sprachlich dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) sehr ansprechend erzählt Yates auf gerade einmal 300 Seiten die Lebensgeschichte der beiden Schwestern Grimes in einer Intensität und Eindringlichkeit, die ich so nicht erwartet hatte. Schon mit dem ersten Satz macht der Autor klar, was einen erwartet und bleibt der Düsternis bis zum Ende treu. Keine Frage, Yates war ein Könner, von dem ich auf jeden Fall weiteres lesen werde.
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@ mankell: dieses Buch gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Wobei aber überhaupt Yates zu meinen Lieblingsautoren gehört :-).
"Zeiten des Aufruhrs" und "Eine besondere" Vorsehung" sind absolut tolle Bücher.
Selbst seine Kurzgeschichten "Verliebte Lügner", "Elf Arten der Einsamkeit" finde ich großartig, obwohl mir short stories sonst nicht so liegen. -
Dem schließe ich mich an: Easter Parade ist auch eines meiner Lieblingsbücher.
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Mein Lieblingsbuch von Yates ist "Eine besondere Vorsehung", "Easter Parade" hat mir damals aber auch sehr sehr gut gefallen. Bisher gibt es sowieso noch kein Buch von Yates, das ich gelesen habe und das mir nicht gefallen konnte.
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Sind eigentlich weitere Übersetzungen geplant? Soweit ich weiß, hat Yates ja insgesamt 7 Romane geschrieben, die wohl (noch?) nicht alle auf deutsch erschienen sind.
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Also im Moment sind wohl keine weiteren Übersetzungen in Planung (meines Wissens nach), aber ich hoffe, dass die fehlenden Bücher, irgendwann noch mal in Deutsch erscheinen werden.
Noch nicht übersetzt wurden: Cold Spring Harbor, Young Hearts Crying, Good School, Disturbing the Peace - ich hoffe, ich habe keines vergessen.
Sehr empfehlenswert ist übrigens auch die Biographie über Yates - Tragic Honesty, die leider auch noch nicht übersetzt wurde.
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Vielen Dank für deine Antwort, buzzaldrin. Ich werde im Lauf der Zeit mal die übrigen von ihm erhältlichen, übersetzten Bücher lesen, vielleicht tut sich bis dahin ja was hinsichtlich Übersetzung der weiteren.
Die Biographie ist sicher interessant, ich habe gestern Abend noch einiges über sein Leben im Internet nachgelesen - da war ja auch viel Tragik dabei (Lungenprobleme, Alkohol, psychische Probleme). -
Dieses Buch gehört für mich zu dem faszinierenden Phänomen der literarischen Schlaftablette. Kennt ihr das: euch gefällt ein Buch, ihr wollt es unbedingt lesen, schlaft aber leider immer wieder über der Lektüre ein?
Mein letzte Schlaftablette war der Zauberberg, für den habe ich Jahre gebraucht, weil ich immer nur wenige Seiten lesen konnte. Easter Parade scheint ein ähnliches Buch zu sein, ganz entgegen meiner Gewohnheiten hat es mich gestern abend schon um zehn auf dem Sofa entschärft. Vielleicht sollte ich Sonntag nach dem Frühstück weiterlesen :gruebel.
Ich finde das Buch nämlich keineswegs langweilig, nur schrecklich ermüdend... -
Irgendwie habe ich meine Narkolepsia yatesiensis überwunden und das Buch dann doch recht schnell durchgelesen.
meine Tochter würde sagen: kann man lesen. Will sagen, vom Hocker gerissen hat mich diese Geschichte nicht.Eigentlich mag ich ja so Familientragödien, aber hier fiel es mir schwer, ernsthaftes Interesse für die Figuren zu entwickeln. Und zwar nicht, weil sie ständig scheitern, sondern eher, weil ihr Scheitern mir trotz aller Tragik belanglos erschien.
Mir fehlte einfach jegliche Empathie, weshalb mich diese durchaus angenehme Lektüre etwas ratlos zurücklässt.. -
DraperDoyle
Selbst als großer Yates-Fan muss ich gestehen, dass "Easter Parade" nicht zu meinen Lieblingsbüchern von ihm zählt. Aufgrund dessen kann ich deine Schwierigkeiten nachempfinden.Vielleicht solltest du es noch mal mit "Eine besondere Vorsehung" versuchen. Das ist mein Lieblingsbuch von Yates.
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Da ich das Buch jetzt nicht so schrecklich fand, dass ich Yates abgehakt hätte, werde ich auf jeden Fall noch mal mit der "Vorsehung" versuchen, buzzaldrin
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Habe "Easter Parade" nun zur Hälfte durch und bin begeistert!
"Zeiten des Aufruhrs" hat mir jetzt nicht so gut gefallen, dafür dieses umso mehr. Freue mich schon auf heute abend wenn ich es weiter lesen kann! -
Herzlichen Dank, Buzzaldrin, für den Tipp.
Mir hat "Easter Parade" sehr, sehr gut gefallen, wenn auch das Buch eine recht nachdenkliche Stimmung in mir hinterlassen hat.
Yates hat eine sehr schöne, schnörkelose Sprache :anbet, und gerade das macht das Buch zu einem hervorragenden Buch. Yates zeigt anhand der beiden ungleichen Schwestern Sarah und Emily zwei amerikanischen Lebenswege auf, die unterschiedlicher nicht sein können, aber letztendlich für beide nicht die erhoffte Erfüllung ihrer Träume bringen.
Yates benötigt nur wenige Szene, in denen er das normale amerikanische Leben skizziert, um dem Leser die beiden Schwestern nahezubringen, den Leser mit ihnen leiden und doch auch hoffen zu lassen. -
Yates war der Zerstörer des amerikanischen Traums. „Easter Parade“ kommt zwar nicht ganz an Yates großen Stoff „Zeiten des Aufruhrs“ heran, aber lesenswert ist das Buch allemal. Die Sprache ist knapp bemessen, aber ausreichend, um die vielen Facetten des Daseins herauszuarbeiten.
Störend war das häufige „Hm“ in der wörtlichen Rede, doch kann man über solche Kleinigkeiten großzügig hinweglesen, weil ansonsten alles stimmt. Yates Werk, das zwischen 1930 und 1974 spielt, könnte vorbehaltslos in die Gegenwart transportiert werden. Viel hat sich nicht geändert, was für den Autor spricht, was allerdings kein Ruhmesblatt für die moderne Gesellschaft ist.
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Diesen Roman hab ich vor langer Zeit gekauft und er musste viele Jahre in meinem Stapel ungelesener Bücher verbringen bis ich ihn zur Hand genommen und gelesen habe. Und heute frage ich mich, warum gute Bücher so lange ungelesen bleiben und ich mich teilweise mit mittelmässiger literarischer Kost herumschlage ... Das ist wohl oder übel das Los eines Viellesers.
Wenn es ein Schriftsteller schafft, das Leben von zwei Schwestern über mehrere Jahrzehnte hinweg in nur knapp 300 Seiten Buchseiten so zu erzählen, dass am Schluss nicht das Gefühl bleibt etwas verpasst zu haben, dann darf man dem Verfasser ein grosses Talent und eine grosse Gabe fürs Erzählen attestieren. (Oder die beiden Schwester führten ein langweiliges Leben aus dem es nichts zu erzählen gibt aber das ist hier nicht der Fall) Richard Yates beschreibt zwei Suchende nach dem Glück, nach den Idealvorstellungen die so viele in uns tragen und der Zerbechlichkeit des menschlichen Seins wenn die Träume in der Realität nicht das sind was sie sein sollten. Sich den traurigen Momenten hingeben aber dann gegen das Schicksal ankämpfen wenn es sich gegen einem stemmt und weiter anstreben wonach man sich sehnt. Bis man irgendwann erkennen muss, dass der eingeschlagene Lebensweg in eine Sackgasse führt ...
Das Buch gehört für mich in Kategorie der melancholischen Belletristik. Richard Yates schreibt sehr realistisch und verwendet einen knappen, nüchternen Erzählstil. Aber Inhalt und Stil passen zueinander und bilden eine Einheit. Dabei geht der Autor ziemlich unzimperlich mit seinen Hauptfiguren um und er schafft es, dass man Leser mitfühlt und mitleidet ohne das es ins weinerliche abdriftet.
Ich habe das Gefühl, die Zeit rast in windeseile an mir vorbei und die Gesellschaft ist in einem nie enden wollenden Wandel. Dann lese ich ein Buch, dass im Original im Jahre 1976 veröffentlicht wurde, dessen Handlung bereits damals zwischen 10 bis 40 Jahre zurück in der Verangenheit angesiedelt ist und dann kann ich den Inhalt promlemlos vierzig Jahre in Zukunft, also in die heutige Zeit, verlegen und es funktioniert immer noch. Wenn ein Schriftsteller mit seinen Worten sowas schafft, ist das für mich zeitlose Literatur. Wertung: 8 Eulenpunkte