Dies ist eine halbe Warheit geht bitte gebührend damit um.
way away
Weg! Nur Weg!
Dshinnie konzentrier dich! Die Fahrkarten in deiner Tasche, den Rucksack mit den Kleidern zum wechseln und den Mp3-Player und was zu schreiben hast du. Und genug Geld hast du auch. Der Zug fährt ein und ich steige ein, noch kann ich zurück. Doch ich drehe mich nicht um. Ich folge meinem Herzen, meinem Traum. Einem Traum. Ein Traum wie viele. Doch der ist anders. Es ist ein Traum eines anderen Lebens. Ein Traum so abwegig, so unglaublich so oft geträumt.
Ich dachte immer wenn ich abhaue würde es regnen, aber das tat es nicht. Die Sonne konnte nicht scheinen, es war Nacht. Morgen würde meine Mutter kommen. „Aufstehen die Sonne lacht“, in letzter Zeit lachte sie nur für andere nicht für mich.
In Basel angekommen. Jetzt heißt es warten. Bis mein Zug kommt dauert es noch eine halbe Stunde. Wenn meine Eltern und meine Geschwister zu Hause auftauchen werden, sie denken ich würde schlafen. Das werde ich auch tun, nur leider in einem Zug der Bahn und nicht in meinem Bett. Musik berieselt mich. Ich denke die ganze Zeit drüber nach, ob es richtig ist abzuhauen. Es ist richtig. Habe mich lange nicht so frei gefühlt. Meinen Abschiedbrief kommt morgen mit der Post. Ich habe lange überlegt ob ich einen schreiben sollte, und habe mich dafür entschieden. Ich muss doch erklären, wieso ich meine Klasse hasse, wieso ich mich nicht mehr zu Hause fühle, mir sogar meine Freunde auf die nerven gehen und wieso mein Herz so schwer ist.
Sie haben nie aufgehört mir wehzutun und irgendwann war ich soweit, dass mir auch schon der kleinste Scherz von ihnen mich verletzte. Der Zug fährt ein. Ich nehme meinen Rucksack und steige ein. Nach Berlin, das ist mein Ziel. Dort werde ich eine besuchen, die ich im Chat kennen gelernt habe. Sie weiß nichts davon, sonst hätte sie mir sicher abgeraten. Aber für was gibt es den Absender bei der Post?
Sitzplatz Nr. 57 das ist meiner. Zum Glück in Fahrtrichtung und am Fenster gelegen. Ich setzte mich hin, und höre weiter Musik. Der Schaffner kommt, zeige ihm meine Fahrkarte. Hoffentlich fragt er mich nicht, ob ich den schon achtzehn bin. Dafür fehlen noch zwei Jahre. Doch er fragt nicht.
Ein wenig später wird das Licht gelöscht, doch ich liege noch lange wach. Wer mich wohl vermissen wird? Werde ich in Berlin eine Chance haben? Fragen über Fragen. Wie in der Schule. Noch en Grund zum Weglaufen. Die Lehrer wollen immer etwas von uns Schülern und fragen gar nicht, ob sie uns mit ihren Themen verstören, irritieren oder uns einfach der Kopf platzt. Wie bei mir. Aber das ist jetzt egal. Habe mich lange nicht mehr so Frei gefühlt.
Mache die meinen Mp3-Player endgültig ab und schließe die Augen, morgen erwartet mich ein neues Leben. Ein Leben für mich allein.