Hallo, ihr Lieben!
Ich tauche mal eben zwischen immer neuen Exposés und der morgigen 42er-MV und -Lesung auf ...
Die ungewöhnlich anmutenden Namen und Bezeichnungen hatten wir ja schon in den vorherigen Bänden. Ich habe entweder die originalen oder den originalen sehr ähnliche oder auf sprachwissenschaftlicher Basis rekonstruierte Wörter verwendet, um spätere Bedeutungen, die sonst beim Lesen mitschwingen, zu meiden. "Präfekt" bedeutet heute etwas anderes als der lateinische Begriff "praefect(us)".
Germanicus war weniger Politiker als Militär und scheiterte letztendlich an seiner Unfähigkeit zur Realpolitik.
Im Übrigen war laut Tacitus und Cassius Dio die Unterwerfung der Aufständischen erklärtes Ziel der Feldzüge. Es ging nicht um "Rückeroberung", sondern um eine Beendigung der Aufstände und um die Bestrafung der Rebellen. Die Römer betrachteten sich damals weiterhin als Herren über das Gebiet zwischen Rhein und Elbe, insofern auch im Recht. Erst die Abberufung des Germanicus und die Beendigung der Feldzüge setzte einen faktischen Schlußpunkt unter den Anspruch auf dieses Gebiet. Vermutlich war das zunächst auch nur als vorläufiger Schlußpunkt gedacht; die ökonomische und politische Einflußnahme in den folgenden Jahrhunderten war gewaltig, Teile Hessens, nämlich die fruchtbaren Gebiete der Wetterau und Nidderau (Dekumatland) und des Oberrheintales und des benachbarten Berglandes wurden zurückerobert und durch den Limes vor den räuberischen Nachbarn im Osten gesichert
Die Ausstellung zum "Barbarenschatz" (24.2. bis 8.8. in Augsburg) zeigt deutlich, daß man mit dem Limes kein Bollwerk gegen eine "Völkerwanderung" baute, sondern gegen marodierende Banden -- vergleichsweise Ärmere, die sich das Recht nahmen, die Bewohner des verhältnismäßig reichen imperium Romanum zu berauben. Das Ende der römischen Herrschaft auf heute deutschen Gebieten ist nicht massenhaften Migrationsbewegungen zu verdanken, sondern dem schleichenden inneren (vor allem ökonomischen) Verfall des imperium Romanum, so daß den ständigen Überfällen immer weniger entgegengesetzt werden konnte.
In der "Preisgabe" der Germania Magna schon den Keim für den Untergang Roms zu sehen ist Ausdruck einer perspektivisch extrem verzerrten Sicht auf die Historie. Immerhin hielt das imperium mehrere hundert Jahre (und das trotz tw. dramatischer innerer Krisen!) und stand zu diesem Zeitpunkt erst am Anfang!