'Wolf und Adler' - Seiten 435 - Ende

  • Ich weiß ja wirklich nicht, wer hier sonst noch mitliest. Ich bin jetzt fertig mit lesen.


    Zum Diskutieren geht ja nicht, wenn keiner das Buch liest also mein Fazit werde ich später ziehen.

  • Nachdem die Sache jetzt etwas gesackt ist:


    Es ist hochspannend dieses Buch so kurz nach einem Roman von Viola Alvarez zu lesen. Beides historische Romane von hohem Niveau, die aber letzlich unterschiedlicher nicht sein könnten.


    Ich hatte gestern einen normalen Arbeitstag, zwei Gerichtstermine, einen Haufen Post zu bearbeiten und drei Besprechungstermine mit Mandanten und trotzdem habe ich Schlag Mitternacht am 01.03. mit dem Buch begonnen und war dann kurz nach 0 Uhr am 02.03. am Ende des Buches angelangt.


    Zwischenposts waren mir echt nicht möglich, die Geschichte hat mich vorangetrieben, kein Halt keine Pause, Geschichte wird erlebt, die keine Zeit zum atmen lässt. Dabei sind wieder so viel sprachlich wunderschöne Feinheiten im Text enthalten, Anspielungen versteckt, politische Seitenhiebe auf die Jetztzeit, dass genug Grund auch zum Schmunzeln bleibt. Wenn eine Miteule schrieb, das erste Buch, als Cinna in germanischer Gefangenschaft war, sei ihr zu langsam, zu behäbig gewesen, dieses Buch findet auf dem Rücken eines Pferdes im Eilmarschtempo statt. Nur bei Verwundungen darf sich das getroffene Tier kurz vonm Kampfe erholen, dann geht es wieder hinausgehetzt, gewollt oder nicht, dem Feind entgegen. So getrieben fühlte ich mich als Leser vom Spannungsbogen, so litt ich mit den Kämpfern im Felde (schliesslich waren die, die da auf die Mütze kriegen vielleicht meine Ur-Urahnen und die eine oder andere Vergewaltigung durch einen römischen Auxiliarsoldaten hat sicher auch ihre Genspur bei mir hinterlassen :grin), dabei können wir weiter die Entwicklung des ehemaligen römischen Adligen die Entwicklung von Cinna verfolgen, der zwar immer noch von seinem Landsitz in Perugia träumt, aber eigentlich schon innerlich ganz andere Werte vertritt als der junge Tribun des ersten Bandes und der auch versucht, diese Werte seinem Zeltgenossen, seinem "Lehrling", den er scherzhaft junger Consul nennt, mitzugeben auf dessen Lebensweg. Als er die Rückkehr zur purpurtoga auf einem Silbertablett angeboten bekommt- er muss nur einen rechtlich ungültigen Schwur gegenüber einer Barbarin brechen und aus seiner Ehefrau eine Geliebte machen - überlegt er nicht eine Millisekunde- er ist er selbst geworden, aus seiner Kraft und Erfahrung, er geht Risiken ein, auch wo sie ihm und seiner Karriere schaden könnten, aber er weicht auch zurück, wo seine Stärke nicht ausreicht.


    Sicher ein Buch, das man nicht lesen sollte, wenn man nicht die Vorgängerbände kennt, aber eine Trilogie, die man in der Inflation der Trilogien als Highlight und must bezeichnen kann.

  • So weiter kurze Arbeitspause:


    Der "Vergleich" Alvarez- Kammerer, denn ich nicht weiter ausgeführt habe bedarf noch der Erläuterung:


    Beide Autoren sind brilliant im Umgang mit der Sprache, beide setzen die Sprache ganz unterschiedlich ein. Viola Alvarez setzt die Macht der Sprache so ein, dass Pausen beim Lesen nötig sind, manche Abschnitte zweimal gelesen werden, sie schafft trotz des ich- Erzählers, der normalerweise Distanz überbrückt eine Ebene, in der der Leser zum "Zuhörer" zum "Fremden", dem Brynt seine Version der Geschichte erzählt wird. Iris Kammererer saugt den Leser in die Geschichte ein, so dass er denkt er steht selbst in voller Uniform vor Germanicus und hört das Schlagen der Schwerter auf die Schilder oder empfindet das Bedürfnis zu duschen nach der Schlacht im Schlamm, das Mitleid mit dem geschundenen Mädchen nach der Massenvergewaltigung oder das Glück des Cinnaa wenn er in Frieden zu seiner Famile zurückkehrt und mit ihr Weihnachten feiert (ja, es heißt Saturnalien, aber es ist a.) dieselbe Festzeit ud b.) das selbe Gefühl und auf letzteres kommt es an).

  • Ich bin ganz und gar Deiner Meinung (obgleich ich noch kein Buch von Viola Alvarez gelesen habe), nur denke ich, dass man "Wolf und Adler" durchaus auch fuer sich lesen kann.
    Ich finde das besonders auffaellig bei der Trilogie - dass jedes Buch eigenstaendig ist, sein eigenes Thema hat, was sich in der Gestaltung niederschlaegt, dass die Figuren zugleich aber kontinuierlich entwickelt sind.


    Aber - duerfen wir in diesem Ordner ueberhaupt schon schreiben?


    Falls ja: Hast Du das leise Ende so gern gemocht wie ich?
    Als wuerde die Schriftstellerin sich auf Zehenspitzen zurueckziehen, um fortan ihren Schoepfungen ihren Frieden zu lassen.


    Das hat mir so gefallen!


    Herzliche Abendgruesse von Charlie.

  • Die Kapitelunterteilung ist ja gerade deswegen gemacht, damit die , die fertig mit lesen sind hier schreiben können.


    Ja - mir gefällt das offene Ende, ich glaube nicht, dass Iris Kammerer uns weitererzählen wird, was aus Cinna in Lyon geworden ist, ob er je mit seiner Frau und seinen Kindern nach Perugia zurückkehren durfte- aber das dürfen wir uns vorstellen, wir wissen, der Held der Geschichte kann es jetzt ruhig angehen, er geht in die Etappe einem sorgloseren Leben entgegen- von Freunden und Familie begleitet.

  • Ja, dass sich Iris so leise trollt, und da plötzlich NACHWORT steht, wo ich doch weiter lesen wollte, hat mich auch beeindruckt... aber auch leicht unbefriedigt zurück gelassen... für mich ist ein buch erst aus, wenn die hauptperson und ihre freunde tot sind...


    :-]Die sprache ist sehr schön. Die worte wörth und unersprießlich habe ich schon lange nicht mehr gehört oder gelesen...
    - und dass ich bei den Turmen jedes mal wieder Truman :bonk gelesen habe, ist mein eigenes problem ;-) es kommt soo oft vor, bei mir ist eine ganze klonarmee von amerikanischen präsidenten in die schlacht geritten.


    Und das lesen war toll! :freude der text hat auch mich richtig mitgerissen: man ist die halbe zeit atemlos, wartet drauf, ob sich das für die helden noch knapp ausgeht, riecht den dreck den schweiss und das blut förmlich - und es stimmt: obwohl ich als badewonneleserin schon in der wanne war: das buch animiert zum abrubbeln, selbst wenn man schon völlig aufgeweicht ist und längst falten wie ein nilpferd oder eine wasserleich wirft; einige male war mir beim lesen sogar schlecht, und geträumt von einer feldschlacht Römer gegen Barbaren in der ich ziellos herumrenne und nicht weiss, wen ich jetzt eigentlich angreifen soll, weil ich nicht gewusst habe, wer ich bin und wo ich hingehöre, hab ich sowieso...


    Das ist wirklich ein zeichen von qualität...
    Iris :anbet danke für diese schönen bücher


    Obwohl... ich wüsste nur zu gerne: wie ergeht es Saldir mit ihrem griechisch-lehrer in Alexandria... das reicht doch für... ein, zwei vielleicht drei gaanz dünne büchelchen... :schnellweg


    und was ist nochmal mit dem kegel von Cinna und Reika passiert? Das kleine mädchen hat sich einfach aufgelöst, und weil der vater gegen schluss meinte, er hat nur ein kind, das niemandem schaden wird... ist sie wohl gestorben, oder? :wow :-( ;-(

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Ja, dass sich Iris so leise trollt, und da plötzlich NACHWORT steht, wo ich doch weiter lesen wollte, hat mich auch beeindruckt... aber auch leicht unbefriedigt zurück gelassen... für mich ist ein buch erst aus, wenn die hauptperson und ihre freunde tot sind...


    (



    Hm ... lass mich mal nachrechnen.


    also geboren müsste cinna so ca. 15 v.Ch. sein, dann rechenrechen ... müsste er heute ... daumen mal pi ... etwa 2.022 Jahre alt sein , dann ... äh ...


    er ist tot. :lache

  • ad Rabarat: dass er jetzt ganz sicher tot ist, wenn er je lebte, ist mir schon klar... wenn er kein ewig wandernder römer oder sonst ein vampir wurde - aber Beo hat recht: anders als bei d'artagnan's musketierfreunden und dem raspe-heinz wissen wir nicht, wo er begraben ist... Lugdunum, Rom oder doch Perusia?


    was mich jetzt verwirrt... hatte der letzte Cinna wirklich drei söhne... oder ist Iris' Cinna samt brüdern völlig frei erfunden?
    Ich dachte, die Cinna sind schon in der kaiserzeit ausgestorben... denn wenn nicht... ist die wahrscheinlichkeit, dass hier vor den computern gerade deren entfernte nachfahren sitzen und sich gegenseitig fragen, ob er überhaupt nachkommen hatte, ziemlich hoch.
    :wow :gruebel
    meinen lieben cousins und cousinen des 500. bis 5000. grades eine angenehme nachtruhe... :wave und denen bis zum 500.000sten auch... da sind wahrscheinlich sogar längst zu asche verstaubte Neandertaler dabei.:vergrab

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Yoy, ich kannte bislang nur den Lucius Cassius Longinus, ich dachte, das ist der jurist und derselbige welche... - denn das mit den sklaven fand ich schon immer ein starkes stück... es gibt also zwei davon... :wow
    :pferd ein klarer fall von fehlerhaftem klugschiss
    und wenn ihr schon so schön sucht: was ist mit den beiden Dichtern, hat sich von denen was erhalten? :grin :schnellweg

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von MagnaMater
    was mich jetzt verwirrt... hatte der letzte Cinna wirklich drei söhne... oder ist Iris' Cinna samt brüdern völlig frei erfunden?


    Stimmt, ich hab sie erfunden.


    Historisch ist nur der Vater nachweisbar, Gnaeus Cornelius Cinna Magnus, der bei seinem Tod keine lebenden, legitimen Erben hatte und sein Vermögen deshalb dem Augustus vererbte.


    Aber unmöglich ist das, was ich mir da zusammenspinne nicht. :grin



    Kleine Randbemerkung:
    Ich muß ein bißchen vorwarnen: Ich bin ab Montag erst einmal weg, d.h. ich kann die Runde nur noch bis Sonntag begleiten und dann wohl erst wieder Ende März, also nach der Leipziger Buchmesse.
    Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, aber ich glaube nicht, daß ich in kleinen Thüringer Hotels Internet habe. :wave

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    und wenn ihr schon so schön sucht: was ist mit den beiden Dichtern, hat sich von denen was erhalten? :grin :schnellweg


    Den Pedo gab es wirklich, der war ein Freund Ovids und hat damals in der Germania gedient (steht bei Tacitus).


    Was den kleinen Spanier betrifft: Schau dich mal in Senecas Familie um. :lache

  • Was ist den hier los- will keiner eine Rezi zu dem Buch schreiben? Ich habe schon dreimal angefangen- mir gelingt nichts rechtes- zu viel Jubelarie. Irgendwer da, der das mal zustandebringt?

  • Zitat

    Original von beowulf
    Es ist hochspannend dieses Buch so kurz nach einem Roman von Viola Alvarez zu lesen. Beides historische Romane von hohem Niveau, die aber letzlich unterschiedlicher nicht sein könnten.


    :write


    Zitat

    Original von beowulf
    Zwischenposts waren mir echt nicht möglich, die Geschichte hat mich vorangetrieben, kein Halt keine Pause,


    Sieht man ja, wie wenig ich dazu geschrieben habe...SORRY, aber ich war total gebannt, dabei war mir eigentlich grad nicht so nach einem Kampfkriegshistobuch, doch die Neugier, was mit Cinna passiert, siegte. Und das war auch gut so. ;-)


    Zitat

    Original von beowulf
    Sicher ein Buch, das man nicht lesen sollte, wenn man nicht die Vorgängerbände kennt


    Das sehe ich auch so...die ersten zwei Bände sollte man schon gelesen haben, um alles zu verstehen, sonst bleiben auch viel zu viele Fragen ungeklärt.


    Wo ist eigentlich das Heiligtum Tamfana lokalisiert? Beim Lesen hatte ich einen Ort in OWL vor Augen, in allen Details, nur ohne Ortsschild...der würde aber total passen. :gruebel :gruebel :gruebel


    So, nun ist die Trilogie beendet, hmpf Ein Buch, das noch viele Fragen offenlässt. Ein Buch, das sprachlich sehr sehr schön ist. Ein Buch, für das hervorragend recherchiert wurde. Und ein Buch, das man wirklich nur schwer aus der Hand legen kann.


    Ich dachte ja eigentlich, dass ich die letzte sei, die was zur Leserunde beiträgt, weil ich ja erst gestern angefangen habe und schon ein mächtig schlechtes Gewissen hatte - wo sind denn all die anderen hin? ?(

  • Jetzt übertreibt mal nicht, ihr Lieben!


    Zitat

    Original von bibihexe76
    Wo ist eigentlich das Heiligtum Tamfana lokalisiert? Beim Lesen hatte ich einen Ort in OWL vor Augen, in allen Details, nur ohne Ortsschild...der würde aber total passen. :gruebel :gruebel :gruebel


    Ihr Ostwestfalen und Lippischen lebt aber wirklich in dem Glauben, der Landkreis OWL umfasse das komplette Germanien! :lache


    Zitat

    So, nun ist die Trilogie beendet, hmpf Ein Buch, das noch viele Fragen offenlässt. Ein Buch, das sprachlich sehr sehr schön ist. Ein Buch, für das hervorragend recherchiert wurde. Und ein Buch, das man wirklich nur schwer aus der Hand legen kann.


    Freut mich. :-]
    Das Leben beantwortet nun einmal nicht alle Fragen.


    Denkt ihr, daß Cinna in seiner Situation glimpflich davongekommen ist? Zu glimpflich? :-)


    Zitat

    Ich dachte ja eigentlich, dass ich die letzte sei, die was zur Leserunde beiträgt, weil ich ja erst gestern angefangen habe und schon ein mächtig schlechtes Gewissen hatte - wo sind denn all die anderen hin? ?(


    Einige, die sich hier angemeldet hatten, bestreiten gerade die Leserunde zu Dorothy Dunnetts Spiel der Skorpione.

  • Zitat

    Original von Iris
    Denkt ihr, daß Cinna in seiner Situation glimpflich davongekommen ist? Zu glimpflich? :-)


    Zu glimpflich nicht. Es war rundherum stimmig.


    Zitat

    Einige, die sich hier angemeldet hatten, bestreiten gerade die Leserunde zu Dorothy Dunnetts Spiel der Skorpione.


    Schade. :-(


    Kommentare zu den übrigen Abschnitten kommen noch und ein ausführlicher Abschlusskommentar natürlich auch. Alles in allem ein ein - wie Charlie es so schön sagte - prachtvoller Roman. Glänzend recherchiert und erzählt. Ein ganz wunderbarer Abschluss der Trilogie. Iris, ich bin wirklich begeistert.