England 1848:
Der junge Ire Paddy ist froh, eine Anstellung als Pferdebursche auf einem Landgut erhalten zu haben. Doch er hat Angst, dass man seine wahre Identität entdeckt: Denn Paddy ist in Wahrheit ein Mädchen und heißt Mina. Sie ist aus Irland geflohen während der großen Hungersnot, die ihr die Familie nahm, und sie vertraut niemandem. Doch schließlich findet sie in Mr. Serle, dem Küchenchef, einen Menschen, der ebenfalls ein dunkles Geheimnis verbirgt. Zusammen gehen sie auf eine bewegende Reise zu ihren Wurzeln …
Meine Meinung
„Mina“ ließ mich nach der Kurzbeschreibung einen Abenteuerroman des 19. Jahrhunderts erwarten, doch entdeckte ich schnell, dass dies eigentlich nur zweitrangig war.
In erster Linie geht es um Vertrauen, das Verarbeiten traumatischer Erlebnisse und den Mut und den Kampf trotz allem weiter zu leben. Trotz einiger Mängel hat es die Autorin geschafft, dies dem Leser glaubwürdig zu vermitteln.
Die Irin Mina Pigot ist 15, als sie – als Junge verkleidet - nach schrecklichen, alles verändernden Ereignissen, in England eine Stellung als Stallbursche annimmt. Schnell wird sie vom Küchenchef Mr. Serle abgeworben und arbeitet von da an in der Küche und wird von Tag zu Tag mehr Mr. Serles Lehrling.
Stück für Stück baut sich zwischen den beiden Vertrauen und Zuneigung auf. Als bei Mina die erste Monatsblutung einsetzt, bleibt dies Mr. Serle nicht verborgen und so erzählt Mina die Wahrheit, wer und was sie ist, woher sie kommt, wohin sie will und was sie in den letzten Jahren erlebt hat. Aber auch der Küchenchef hat seine Geheimnisse und sein eigenes Päckchen zu tragen und an einem Spätsommerabend vertraut er sich der jungen Mina an...
Insgesamt hat mich die Geschichte schon gefesselt, zumindest war ich neugierig genug zu erfahren, was die beiden erlebt haben. Allerdings störte mich von Anfang an die gewählte Erzählform der Autorin – sie erzählt im Präsens. Äußerst lange hatte ich damit zu kämpfen, und erst gegen Mitte des Romans hatte ich mich einigermaßen daran gewöhnt oder damit abgefunden. Ansonsten wirkt der Stil manchmal zu sehr gewollt, die Sätze aneinander gereiht, ab und an auch gänzlich ohne Sinn.
Hingegen hat mir sehr gut gefallen, dass „Mina“ eine Geschichte in der Geschichte ist. Die Autorin beginnt im 21. Jahrhundert und lässt eine junge Frau ein sehr altes, sehr in Mitleidenschaft gezogenes, handgeschriebenes Manuskript finden, welches sie abtippt, um es der Nachwelt zu erhalten: Minas Geschichte.
Leider liegt ein Schwerpunkt des Romans auf Kochen und Küchen des 19. Jahrhunderts. Darauf war ich nun gar nicht vorbereitet und stellenweise empfand ich es doch als störend und für die Geschichte etwas hinderlich. Hätte ich vorher gewusst, dass hier ständig gekocht und gebacken und darüber auch noch ausgiebig berichtet wird, hätte ich mich unter Umständen nicht dazu durchgerungen, das Buch zu kaufen.
„Mina“ ist ein sehr kurzweiliges, durchaus unterhaltendes Buch, in dem mir vor allem die Erlebnisse, die sich Mina und Mr. Serle anvertrauen, am besten gefallen haben. Ich vermute, dass ich mir auch die Fortsetzung „In einem neuen Land“ kaufen werde, denn neugierig bin ich schon, was aus Mina und Mr. Serle wird...
Meine Bewertung
7 von 10 Punkten