Caffe della vita von Daniel Morawek

  • Produktinformation
    Broschiert: 144 Seiten
    Verlag: Brendow (Februar 2007)
    ISBN-10: 3865061613
    ISBN-13: 978-3865061614


    Kurzbeschreibung:
    Seltsame Dinge geschehen in einem kleinen sizilianischen Dorf, seitdem einige Bewohner behaupten, einen mysteriösen Wanderprediger gesehen zu haben. Carla, eine junge Reporterin, bekommt davon Wind. Das Recherchematerial zur Story ihres Lebens hat sie ihrem Freund eiskalt gestohlen. Gleichzeitig heftet sich Gaetano, ein eleganter Kopfgeldjäger aus Rom, an die Fersen des geheimnisvollen Predicatore. Seine Auftraggeber bleiben im Dunkeln; es kann die Kirche, die Mafia oder ein großer Unbekannter sein.


    Über den Autor:
    Der Autor ist auch bei uns Eulen mit seinem Namen angemeldet. Seine Homepage: www.danielmorawek.de
    Er wurde 1981 geboren und arbeitet als freischaffender Filmemacher und Autor. Er lebt mit seiner Frau Zeljka in Mannheim.


    Meine Meinung:
    Mir hat das Buch nur mittelgut gefallen. Sorry, aber es ist einfach so. Wir hatten ja die Diskussion über die Kurzgeschichten und dieses Buch fällt schon fast in diese Rubrik. Es hat 143 Seiten und davon sind ewig viele halb leer. Also sind vielleicht gute 100 Seiten zum Lesen und das war mir zu dieser Thematik einfach zu wenig. Einiges hätte besser und umfangreicher beschrieben werden können, z. B. die einzelnen Personen (der Mafiosi, die beiden Auftragsgeber, etc.).


    Zum Positiven:
    Es liest sich flüssig und man wird gut unterhalten.


    Zum Negativen:
    Wie oben beschrieben: Genauere Personen- und Stadtbeschreibung hätte mir gefallen. Ebenso war es für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, dass ein Mafiosi Mitleid hat.
    Das nächste spoilere ich mal lieber:


    Jetzt hätte ich noch eine Frage an Daniel:
    • Hast Du mal in Italien gelebt bzw. warst Du länger in dieser Gegend um diesen Roman zu schreiben?


    Vielleicht hat ja Daniel Lust ein bisschen was zu dem Roman, dem Schauplatz etc. zu sagen. :wave

    Ich lese gerade:
    Drachenfrau von Hildegunde Artmeier

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  • Zitat

    Original von Primavera


    Vielleicht hat ja Daniel Lust ein bisschen was zu dem Roman, dem Schauplatz etc. zu sagen. :wave


    Moin Primavera :winkt


    Interessante Rezension :-).


    Vielleicht erkläre ich erst mal was erzählende Kunst, also Literatur & Film, meiner Meinung nach leisten MUSS und leisten DARF.


    Geschichten MÜSSEN unterhalten, unterhalten, unterhalten...
    Das scheint mir bei dir gelungen zu sein.


    Darüber hinaus DÜRFEN Geschichten herausforden (auf gar keinen Fall mit "belehren" zu verwechseln)...
    Auch das scheint mit "Caffe della Vita" ganz gut bei dir gelungen zu sein (wie ich vor allem aus dem Spoilerkasten heraus lese)! ;-)



    Zum Schauplatz und meinen Sizilienreisen:


    Dreimal bin ich nach Sizilien gereist, und jedes Mal habe ich die Zeit nur mit Einheimischen verbracht. Das ist auch der wichtigste Schlüssel für mich, um einen Schauplatz kennen zu lernen: die Menschen die dort leben.


    Das Dorf, das ich als Vorbild für den Ort für meinen Roman gewählt habe, ist übrigens nur zwanzig Kilometer von Porto Empedocle entfernt – dem Geburtsort von Andrea Camilleri. Porto Empedocle und Aggrigento sind die Vorbilder für die Schauplätze in seinen Romanen.

  • Meine Meinung:


    Caffe della Vita ist der Mittelpunkt eines kleines sizilianischen Dorfes, in dem sich auch ein geheimnisvoller Wanderprediger aufhalten soll, von dem gemunkelt wird, dass er vielleicht sogar ein Heiliger ist. Um dies zu überprüfen, reist sowohl die Journalistin Carla, die soeben ihren Job gekündigt hat, als auch ein Killer in das Dorf und sie ahnen nicht, wie die Ereignisse hier sie verändern werden...


    Daniel Moraweks Debütroman enthält zwar einige Elemente eines Thrillers, dennoch würde ich ihn eher in die Kategorie moderne Märchen oder Legenden einordnen, wobei es jedoch keine klassischen Fantasy-Elemente gibt. Vieles wird auf den 144 Seiten nur angedeutet und bleibt der Fantasie und Interpretation des Lesers überlassen, was mir gut gefallen hat. An einigen Stellen hätte ich mir allerdings mehr Tiefe und Atmosphäre gewünscht, das auf dem Klappentext gepriesene sizilianische Flair kam bei mir nicht überzeugend an. Sprachlich zeugt das Buch auf jeden Fall von Potenzial, auch wenn es die ein oder andere holprige Stelle oder unglückliche Formulierung gab. Wer keinen beinharten Thriller, sondern eher eine ausführliche Kurzgeschichte mit spannenden Elementen sucht, die zudem noch zum Nachdenken anregt, wird im Caffe della Vita gut bedient werden.


    @ Primavera:
    Deine Interpretation gefällt mir auch sehr gut, darauf wäre ich gar nicht gekommen, ich dachte eher

  • Zitat

    Original von milla
    Hallo Daniel,
    ich habe oben ganz vergessen zu fragen: In welche "Kategorie" würdest du Caffe della Vita denn einsortieren? Oder in gar keine der üblichen Kategorien (Krimi, Thriller, etc.)?


    Ja, das würde mich auch interessieren. Ich hab auch ne Zeit darüber nachgedacht, mich dann für Krimi/Thriller entschieden. Aber man könnte es ja noch verschieben. :wave

  • Ups, so war das nicht gemeint (verschieben) :grin - Aber der Klappentext und auch der Trailer sind für einen Krimi/Thriller ausgelegt - und weil ich das gar nicht unbedingt so empfunden habe, würde mich Daniels Antwort wirklich interessieren *gespannt*

  • Zitat

    Original von milla
    Hallo Daniel,
    ich habe oben ganz vergessen zu fragen: In welche "Kategorie" würdest du Caffe della Vita denn einsortieren? Oder in gar keine der üblichen Kategorien (Krimi, Thriller, etc.)?


    Nun ja, auf dem Cover steht "Roman" – und das ist auch gut so :grin.
    Also nein, mal im Ernst, das Buch basiert ja auf einem Film, den ich auch selbst gedreht habe, und da war die Einordnung immer ganz klar: "Drama". Nun gibt es bei der Literatur ein anderes Genreschema, und da passt das Buch in der Buchhandlung bei mir um die Ecke in die Kategorie "Spannung", hier im Forum wäre es entweder einfach "Belletristik" oder tatsächlich "Krimi/Thriller".
    Wenn man es hingegen nach literarischen Plotmodellen einsotieren würde, dann wäre es vielleicht so was wie "Erbauungsliteratur mit einem Thrillerunterbau" oder auch ganz einfach ein "Entwicklungsroman". Was bei alledem überhaupt nicht berücksichtigt wurde ist, dass es stellenweise auch witzig ist.


    Summiert man das alles, sollte man vielleicht Hitchcock zitieren und sagen: "Es ist nur ein Film", äh, ich meine natürlich, "es ist nur ein Buch". :-)



    PS: Wem das nicht reicht, kann es immer noch mit Sprüchen versuchen wie, "eine Mischung aus Hectors Reise, oder die Suche nach dem Glück und Sakrileg" – oder was weiß ich ;-)

  • Ich habe den Espresso jetzt auch ausgetrunken und war nicht enttäuscht.


    Trotz der Kürze des Buches ist es für mich aufgrund der Inhaltsfülle durchaus ein Roman.


    Die filmische Erzählweise fand ich an den Stellen gut, an der sie wirkungsvoll eingesetzt wurde. An einigen Stellen hätte man dieses Überbetonen vielleicht reduzieren können.
    Aber das trug trotzdem der Atmosphäre bei, von der das Buch lebte.
    Ab und zu hat Caffe della Vita mich stilistisch an einen Film von 1987 erinnert: „Siesta“ von Mary Lambert.


    Ich bin zu Anfang zu ahnungslos an das Buch herangegangen, habe die ersten 80 Seiten zu neutral gelesen und es hat eine Weile gedauert, bis ich die Mehrdeutigkeit bemerkt habe. Das vieles nur angedeutet wurde, lässt mir als Leser auch einige Interpretationsmöglichkeiten. Darum begeisterte mich der Schluss mehr als der Anfang.



    Ein Roman zum zweimal Lesen.