Vorweg: Ich wundere mich gerade sehr darüber, ´Die Haarteppichknüpfer´ von Andreas Eschbach hier noch nicht rezensiert zu sehen. Dann mache ich es eben selbst
Der Klappentext:
"In einer fernen Zeit ...
Schon seit je fertigen die Haarteppichknüpfer ihre Teppiche für den Kaiser - Teppiche, die aus den Haaren ihrer Frauen und Töchter bestehen. Für die Herstellung eines einzigen Teppichs benötigen die Knüpfer ihr ganzes Leben, und von dem Erlös kann eine Generation ihrer Familie leben. So war es seit Anbeginn der Zeit.
Doch eines Tages taucht ein Raumschiff im Orbit der Welt auf, das kurz darauf landet, um dem Geheimnis der wundersamen Haarteppiche auf den Grund zu gehen - einem Geheimnis, das alle Vorstellungskraft übersteigt."
Ein Geheimnis das alle Vorstellungskraft übersteigt?
Wie übertrieben ist das denn?
Wer Eschbach kennt, weiß daß seine Ideen den Hang zu Übergroßem haben...
Und das darf man in diesem Falle wörtlich nehmen.
´Die Haarteppichknüpfer´ hat mich von der ersten Seite an verzaubert.
Andreas Eschbach hat alle sprachlichen Register gezogen. Meiner Meinung nach ist die wunderbar bildhafte Sprache hier stimmiger als bei den meisten seiner späteren Bücher. Man wird förmlich in die Welt der Haarteppichknüpfer hineingezogen. Eschbach gelingt das Kunststück, mit wenigen Sätzen ein Stimmungsbild zu malen, das vor Sinneseindrücken strotzt.
Ohne seitenlange Landschaftsbeschreibungen meint man sogleich zu wissen wie es dort aussieht, ja sogar riecht.
(Ähnlich gut ist ihm das nach meiner Meinung bei ´Das Jesus Video´ gelungen)
Das Buch selbst ist inhaltlich in Form einer Kurzgeschichtensammlung gehalten. Die einzelnen Kapitel sind in sich geschlossene kleine Geschichten, die - aufeinander aufbauend - die tragische Geschichte der Haarteppichknüpfer erzählen.
Ein Haarteppich ist ein kunstvolles Gewebe, in das sein Meister seine ganze Leidenschaft gelegt hat.
Diesen Eindruck bekommt man auch von Andreas Eschbach, wenn man erkennt, wie die einzelnen Abschnitte des Buches miteinander verknüpft und verwoben sind.
Einerseits liest es sich wie ein zwangloser Spaziergang durch die erstaunliche Welt der Haarteppichknüpfer. Denn mit jedem Kapitel beleuchtet Eschbach dieses Universum aus einem anderen Blickwinkel. Und dies in einer Weise, die man stellenweise schon fast als liebevoll bezeichnen könnte.
(Und ich muss sogar zugeben: an einer Stelle über Flötenmusik habe ich geweint.)
Andererseits ist es dem Autor jedoch meisterlich gelungen, den Leser so nahe an das Geheimnis hinter den Haarteppichen zu führen, daß es schon beinahe mit den Händen zu greifen ist. Dennoch tappt man bis zur Auflösung im Dunkeln und brennt darauf zu erfahren, was sich hinter alledem verbergen mag.
Das wirklich erstaunliche daran ist schließlich, daß wirklich die Vorstellungskraft eines normal denkenden Menschen übersteigt, was dort geschieht.
Es gibt zwar ein oder zwei Kapitel, die sich scheinbar nicht so recht in den restlichen Textfluss einfügen wollen, aber das hat auf mich nicht störend gewirkt. Dies hat das Buch für mich eher noch etwas aufgelockert. Andreas Eschbach hat dies einmal damit erklärt, daß in das Buch tatsächlich Kurzgeschichten eingeflossen sind die etwas mehr am Rande des Kontext anzusiedeln sind.
Trotzdem tun diese Kapitel dem Gefühl beim Lesen keinen Abbruch sondern sind weitere interessante Schlaglichter die das Geheimnis hinter den Haarteppichen ein wenig aufzuhellen versuchen.
Alles in allem für mich ein wunderbares Buch, das zwar im Sci-Fi Bereich angesiedelt ist, aber durchaus sicherlich auch von Genre-Fremden gerne gelesen wird. Denn die Sprache ist leicht, trotzdem stark auf ihre Weise und durch ihre malende Bildhaftigkeit emotional nachvollziehbar.