Warum verkaufen sich Kurzgeschichten-Bände so schlecht?

  • Liebe Büchereulen,



    was denkt ihr, warum sich Kurzgeschichten-Bände so schlecht verkaufen?!


    :gruebel


    Ich kann jedenfalls für mich sprechen, ich greife nämlich selbst nur selten zu Erzähl-Bänden. Oft ist ja das Problem, dass die Geschichten nicht wirklich durchgehend interessant sind. Bei einem Roman kann ich hingegen erwarten, dass er mir komplett gefallen wird oder komplett nicht gefallen wird...

  • mein grund ist eigentlich total dämlich...


    ich kaufe keine kurzgeschichtenbände, weil die geschichten zu schnell vorbei sind... hab ich mich erst mal an die handlung gewöhnt, ist die geschichte vorbei.. ich mag auch viel lieber romane... da weiss ich, dass alle seiten davon handeln...


    na ja - trotzdem hab ich ein paar kurzgeschichtensammlungen, aber das wahre ist es für mich nicht...

  • Ich mag sie auch nicht besonders.
    Auch einfach aus dem Grunde dass sie zu kurz sind!
    Ich komme überhaupt nicht in die Geschichte rein und es macht mir keinen Spaß sie zu lesen.


    :wave Ein schöner Roman ist mir viel lieber!

    Manchmal betrachte ich seine Augen ... es liegt so vieles darin, aber seinen Mund hält er verschlossen. Später einmal im Leben, das vielleicht seinen Mund immer fester verschließen wird, muss er eine Möglichkeit haben, zu reden...
    Buddenbrooks

  • Eigentlich lese ich Kurzgeschichten recht gerne. Gerade weil sie so kurz sind eignen sie sich für die Badewanne oder für langweilige Vorlesungen. Allerdings bevorzuge ich dann immer Anthologien über Fantasywelten. Diese Geschichten empfinde ich dann als Bereicherung der von mir geliebten Bücher.


    Wahrscheinlich sind Kurzgeschichten eher unbeliebt, weil sie einfach kurz sind und ausserdem wurde man im Deutschunterricht ständig mit meist den gleichen Geschichten über Jahre hinweg genervt. Das hinterlässt vielleicht einen etwas üblen Nachgeschmack.

  • Mein Problem ist, dass ich bei einem Kurzgeschichten-Band auch nach Lesen des Klappentextes nicht weiß, was auf mich zukommt. Es kann ja sein, dass mir das Thema der "Titelgeschichte" (solche Sammlungen werden ja meist nach einer Geschichte benannt) mir zusagt, die anderen aber nicht.
    Außerdem geht es mir ähnlich wie Booklooker: Ich brauche recht lange, um mich in die Handlung hineinzufinden und die Charas kennenzulernen. In einer Kurzgeschichte habe ich dafür einfach keine Zeit.

  • Ich kaufe eigentlich auch selten Kurzgeschichtsbände, weil sie einfach kurz sind und selbst wenn einem die Handlung gefällt, ist sie ziemlich kurz. Da kann kaum eine so hohe Spannung wie in einem Roman aufgebaut werden.
    Ich finde allerdings günstig, dass man kurz eine Geschichte lesen kann,auch wenn man nicht so viel Zeit hat.
    In Deutschunterricht fand ich Kurzgeschichten aber nie schlimm oder irgendwie nervig-daran liegt es denk ich mal nicht.

    Das Vielsinnige des Lesens: Die Buchstaben sind wie Ameisen und haben ihren eigenen geheimen Staat.
    (Elias Canetti (1905-94), Schriftsteller span.-jüd. Herk.)

  • Ich mag auch keine Kurzgeschichtenbücher......


    Wenn man mal in der Handlung von einer Geschichte drin ist, will man sie auch ein bißchen länger geniessen und mehr erfahren.


    In einer Kurzgeschichte kann nicht tief genug "eintauchen". Das finde ich persönlich etwas schade!!!


    Das einzige, was ich schon mal gerne lese sind die Kurzgeschichten "Hühnersuppe für die Seele". Die lese ich dann schon mal, wenn ich keine Lust habe, länger zu lesen. Die kann ich komischerweise genießen und ich denke auch hinterher noch länger darüber nach, was die Geschichte mir jetzt sagen wollte :-]

  • Es kommt darauf an wer die Kurzgeschichten schreibt. Selim Özdogans Geschichten liebe ich...


    Kurzbeschreibung
    Ich stellte mir vor, wie sie sich im Bett aufsetzte, ein früher Morgen, und vor sich hin murmelte: "Schön." Jemand lag neben ihr und fragte: "Was? Erzähls mir." Sie antwortete: "Es war schön. Da gibt es nichts zu erzählen." 33 Stories - manche von Zigarettenlänge, manche so kurz wie das Aufflammen eines Feuerzeugs - vom guten und weniger guten Leben, von Rache, kosmischem Gelächter und den paar Mal, auf die es ankommt, für die Zeit davor, dazwischen oder danach.

  • Ich nehme nur ganz selten Kurzgeschichtenbücher in die Hand - manchmal dann, wenn ich von einer Autorin sonst schon alles gelesen habe. Aber selbst bei meinen LieblingsautorInnen fallen die Kurzgeschichten für mich gegenüber den Romanen ab. Hauptsächlich wahrscheinlich aus den schon genannten Gründen: Kaum habe ich mich in die Stimmung eingefunden, mich mit den Figuren vertraut gemacht, ist das Ganze schon wieder vorbei.


    Besser funktionieren Bücher mit einzelnen Episoden, bei denen ich die Figuren/das Umfeld schon kenne (ähnlich wie Denlia es beschrieb); von P.G. Wodehouse gibt es beispielsweise Jeeves-Geschichten, die ich ganz gern gelesen habe.


    Und was ich im Gegensatz zu Kurzgeschichten geradezu liebe, sind Kolumnensammlungen, z.B. von Max Goldt. Komisch eigentlich, denn das sind ja auch einzelne unzusammenhängende Stücke. Aber da habe ich das Problem des Hineinfindens komischerweise überhaupt nicht und finde es sogar gut, einzelne Häppchen serviert zu bekommen, die man sich beim Lesen schön einteilen kann.


    Aber Erzählbände unbekannter oder von mir nicht wirklich heiß geliebter AutorInnen haben bei mir praktisch keine Chance.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich persönlich mag Kurzgeschichtensammlungen aus dem Bereich Science Fiction und Phantastik.


    Meine Vermutung:
    Die kleine Form ist aufwendig und sowohl Autor (nehme ich an) als auch Leser müssen für eine Kurzgeschichte oft erst einmal die gleiche Anstrengung investieren wie für einen Roman. Wegen der Länge jedoch nicht soviel Zeit.
    Vermutlich lässt sich die breite Leserschaft deswegen nicht so oft auf Kurzgeschichten ein.


    Sehr erfolgreiche Autoren schreiben außerdem kaum Kurzgeschichtenbände, weil sich ein Roman immer besser verkauft. (Ausnahmen gibt es: z.B. Haruki Murakami, den ich nebenbei empfehle)
    Das verstärkt, dass es nicht so viele Kurgeschichtenbände gibt, da gleichzeitig keine potentiellen, neuen Leser für Kurzgeschichten geschaffen werden.


    Eigentlich Schade, da die kurze Form wie geschaffen für Experimente ist und man einen Autor durch mehrere Kurzgeschichten auch ganz gut kennen lernen kann.

  • Kurzgeschichten von Stephen King beispielsweise lese ich ungeheuer gerne (und nach einiger Zeit auch ein zweites Mal). Mir gefällt dabei immer das überraschende oder finale Ende. Bei einem Roman wird darauf deutlich langsamer hingearbeitet, so dass ich manchmal schon vorher den Mut verliere. Allerdings brauche ich auch immer eine Weile, bis ich mich in die Handlung eingelesen habe. Danach gehts aber schneller.

  • Ich lasse mich von Handlungen gern fesseln und in den Bann ziehen. Und bei Kurzgeschichten reicht die Zeit für mich meistens nicht.
    Zum lesen kann ich mit Kurzgeschichten nicht viel anfangen. Zum Vorlesen sind sie manchmal ganz praktisch...


    Der einzige Band der Kurzgeschichten, der es für mich in meine persönliche Top10 geschafft hat, ist : Stefano Benni - Es gibt keine schlechten Menschen, sagte der Bär, wenn sie gut zubereitet sind
    Wunderbar satirisch, gesellschaftskritisch auf sehr gutem Niveau.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Kurzgeschichten sind:


    1. meist zu schnell zuende
    2. sind in einem Sammelband oft Storys unbekannter oder ungeliebter Autoren mit dabei, man kauft sozusagen mehrere Katzen im Sack ;-)


    Ich habe mich aber trotzdem mal wieder an einen Band gewagt, war gestern in der Post. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Hallo Eulen


    Also ich finde grundsätzlich "Kurzgeschichten " recht interessant und
    unterhaltend!!!


    Auch so genannte "Sammelbände von Kurzgeschichten kann ich nur
    positiv unterstreichen !!!


    Ab und zu lese ich ganz gerne mal ein paar "Kurzgeschichten am Abend
    zum "Abschalten und Zerstreuen .


    Denn eine gute "Kurzgeschichte kann manchmal spannender wie ein
    langatmiger "Roman sein!!!


    :wave

  • Hallo ihr!
    Also ich persönlich bin auch nicht so der Kurzgeschichten-Fan. Es gibt zwar ein paar gute, aber ich finde generell kann eine Kurzgeschichte nicht so tiefgründig sein wie ein Roman. Außerdem finde ich es immer viel zu schade, wenns schon so schnell vorbei ist, weil wenn mich etwas wirklich begeistert, möchte ich mehr davon lesen! :-]

  • Dazu hat sich unser Literatur-Papst in seiner FAS-Kolumne "Fragen sie Reich-Ranicki geäußert


    Nichts für Eilige 1


    Nichts für Eilige 2


    Ich hoffe, daß die links noch einige Tage funktionieren. Bei der FAZ weiß man das nie so genau.


    Ist aber ein interessanter Ansatz, den der Guru da entwickelt.


    LG Dyke, der sich die 2 Artikel für alle Fälle einmal abgespeichert hat

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()

  • Also bei mir tummelt sich im Genre Novellen oder Kurzgeschichten so einiges, vermutlich weil ich Mitte der 90ger gaaaaanz viel von diesen Mini-Büchlein gekauft habe, die nebenbei gesagt hervorragend in ein Abendtäschen passen und somit auch kleinste Wartezeiten sinnvoll überbrücken. Ich habe oft nicht viel Zeit zum Lesen, auf dem Weg zur Arbeit maximal dreissig Minuten am Stück. Meistens lese ich Romane, aber manchmal geniesse ich es auch, mit einer Geschichte auf dem Bahnsteig in meinem Heimatort zu beginnen und am Ende der Rolltreppe in meinem Arbeitsort die letzten Zeilen zu lesen.
    Viele Grüße


    Nachtgedanken

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Vielen Dank, Dyke, für die Links zu der Antwort von Reich-Ranicki!


    Interessanter Standpunkt, dass man für Kurzgeschichten mehr Zeit braucht als für Romane und dass Kurzgeschichten einen eher in Unruhe versetzen und in Anspruch nehmen, Romane dehingegen eher Sicherheit vermitteln und Vertrauen. Es lohnt sich, da mal länger drüber nachzudenken.


    Vielleicht muss man auch noch einmal zwischen den unterschiedlichen kleinen Gattungen differenzieren, also Kurzgeschichte, Erzählung, Novelle.

  • Danke für Eure Antworten! Finde das (auch aus Autorensicht) sehr interessant...


    Aber um der Frage noch eins obendrauf zu setzen: Unter welchen Bedingungen könntet Ihr Euch vorstellen, dass ein Kurzgeschichten-Band bei den Käufern Erfolg hat?


    Warum sind zum Beispiel die Bücher von Kishon Bestseller, obwohl der Großteil seines Werkes auch aus "Geschichten"-Sammlungen besteht??