ad bernhard: faust ist bestenfalls fantasy...
für horror ist er entschieden zu fad: passiert nix wirklich interessantes
Anspruchsvolle Literatur?
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Original von licht
nur nochmal zum Faust und zur Bibel: es gehen nur beide oder keiner: Die Fauststory ist in der Rahmengeschichte des Hiobbuches schon mal Literarische Form gegossen ...
Das ist zwar richtig, aber die Bibel ist dennoch ein Sondergebiet, weil sie das heilige Buch einer Offenbarungsreligion ist, und zwar einer, die gegenwärtig praktiziert wird. Deswegen ist für mich der theologische Aspekt dominant und literarische Kriterien (wie Genreeinteilungen) sind in meinen Augen nur bedingt anwendbar."Faust" dagegen mag vieles sein - ein heiliges Buch ist er nicht.
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ich glaube, ich darf mir in bezug auf die Bibel ein einigermassen begründetes Urteil erlauben .... die hiob geschichte ist zunächst, wie alle anderen texte der bibel, ein stück literatur, auch wenn das ein bestimmtes genre ist ... die texte mit einer gewissen intention verfasst wurden ... und diese texte dann eine gewissen wirkungsgeschichte bekommen haben ....
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Bernard
Ein Werk kann sicherlich zwischen mehreren Genres sich aufteilen.
Eulenspiegel kann durchaus als Volksbuch und auch als Schelmenroman betrachtet werden.
Aber nur, weil ein Werk mehr als eine Kategorie bedient, bedeutet dies nicht, dass es automatisch in jede passt. Oder passend gemacht werden kann.Und natürlich haben viele Leser mehrere Ansprüche beim Lesen: Deshalb liest man ja auch verschiedene Bücher aus meist unterschiedlichen Genres, manchmal trifft es sich, dass ein Buch dabei mehreres beinhaltet.
Kafka unter Horror. Da gruselt´s mich aber wirklich langsam.
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Original von MagnaMater
ad bernhard: faust ist bestenfalls fantasy...
für horror ist er entschieden zu fad: passiert nix wirklich interessantes
Dann wäre "Faust" schlechter Horror - aber immernoch Horror.Spaß beiseite: Wenn jemand nach anspruchsvolle Literatur mag und Horrormotive (<--- bitte die Friedensfahne bemerken) schätzt, sollte er meines Erachtens ruhig zum Faust greifen.
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Das Friedensangebot ist doch äußerst plausibel. Wer da horror lesen mag, solls tun.
Ob das dann angemessen und sinnig ist .... soll entscheiden, wer mag. -
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Original von licht
Die Fauststory ist in der Rahmengeschichte des Hiobbuches schon mal Literarische Form gegossen ...Das würde ja wohl bedeuten, dass du das Buch Hiobs im Bereich der fiktiven Texte verortest oder wie ist das zu verstehen?
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Original von Bernard
Spaß beiseite: Wenn jemand nach anspruchsvolle Literatur mag und Horrormotive (<--- bitte die Friedensfahne bemerken) schätzt, sollte er meines Erachtens ruhig zum Faust greifen.
Okay. Aber er sollte dann nicht enttäuscht sein, wenn das Buch letztlich den genannten Erwartungen nicht entspricht. -
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Original von Waldlaeufer
Kafka unter Horror. Da gruselt´s mich aber wirklich langsam.Ich sage ja, das ist grenzwertig (sogar für mich). Ich denke dabei nur an die beklemmende Stimmung, die man durchaus mit "Grusel" beschreiben könnte, die viele Leser bei der "Strafkolonie" oder beim "Prozess" überkommt. Und "Die Verwandlung" hat zentral ein fantastisches Motiv ...
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Wurde dafür nicht Phantastik als Sammelbegriff erfunden?
Niemand wird doch wohl bestreiten, dass Kafka der Phantastik zuzordnen wäre, oder?
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Original von Festus
Wurde dafür nicht Phantastik als Sammelbegriff erfunden?
Ja, und keiner konnte sich bisher einigen, was das genau darstellen soll. -
in einem hat babyjane völlig recht: kafka ist keine literatur... es ist ein kurioser geisteszustand - sein werk gehört - wie auch etwa gormenghast eher zu psychischen krankengeschichten...
und ja, auch andere fächer haben einteilungsgrabenkämpfe - ich hab auf einer urgeschichtstagung vor einigen jahren einen besonders absurden erlebt als es um die einteilung bulgarischer neolith-keramik und die frage ging was älter sei: weisse winkel auf rot oder rote winkel auf weiss. Grad dass es zwischen weisswinklern und rotwinklern nicht zu mord und totschlag kam - und was die sache so lächerlich macht: die pötter schauen beim groben hinsehen alle gleich aus.
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Original von taki32
Das würde ja wohl bedeuten, dass du das Buch Hiobs im Bereich der fiktiven Texte verortest oder wie ist das zu verstehen?
Das bedeutet zuerst einmal nur, dass ich beschreibe, was ich wahrnehme. Wie dieser Befund zu werten ist, darüber kann man Regale füllen (und das wird auch fleissig getan).
Aber es ist mittlerweile nahezu unumstritten, daß die Bibel eine Sammlung von Geschichten und Texten ist, die je ihren eigenen Entstehungskontext, die je ihre eigene Geschichte (sicher beonders auch ihre eigene Geschichte mit Gott) in sich tragen. Zu etwas besonderes werden die Texte aber nun tatsächlich erst durch ihre Rezeption, durch die Wirkung, die sie auf a andere ausübten und ausüben. Wir glauben ja auch nicht an die Bibel, sondern wir berufen uns auf sie als eine Quelle, in der uns unglaublich viel von gott berichtet wird.
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Original von Bernard
Ich sage ja, das ist grenzwertig (sogar für mich). Ich denke dabei nur an die beklemmende Stimmung, die man durchaus mit "Grusel" beschreiben könnte, die viele Leser bei der "Strafkolonie" oder beim "Prozess" überkommt. Und "Die Verwandlung" hat zentral ein fantastisches Motiv ...
Würde es eher unter surreal erfassen.
Aber Kafka ist eh eine Klasse für sich, nicht umsonst wurde der Begriff kafkaesk geprägt. -
Ich gebe zu, es ist ein ganz klein bisschen off-topic, aber ich kann mir angesichts des Titel des Threads und der Entwicklung der Diskussion diesen link nicht verkneifen:
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Wir glauben ja auch nicht an die Bibel, sondern wir berufen uns auf sie als eine Quelle, in der uns unglaublich viel von gott berichtet wird.
... haa endlich sagt es mir ein priester zwischen den zeilen: aber sie könnte auch fiktiv sein, denn das schaut letztenendes dabei heraus, wenn man an seine quelle nicht glaubt
der thread hat ein wunderbares eigenleben entwickelt...
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bravo herr kollege
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Ach so, also sind die Texte auch eher "symbolischer" Natur. Hatte ich in meinem (katholischen) Religionsunterricht irgendwie anders in Erinnerung (oder nicht richtig verstanden).
Hängt es nicht dann auch von dem jeweiligen Verständnis der Art der Texte (literarisch oder nicht) ab, ob man (bzw. die katholische Kirche) die Jungfrauengeburt als tatsächlich oder symbolisch annimmt?
Entschuldigung für den Exkurs. Wenn ich da schon mal einen Experten zu befragen kann....
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Original von MagnaMater
... haa endlich sagt es mir ein priester zwischen den zeilen: aber sie könnte auch fiktiv sein
Also DAS steht da nicht. Auch nicht zwischen den Zeilen.
Quelle heißt nicht fiktiv. Es bedeutet: historisch kritisch zu betrachten.Scheiß hermeneutischer Zirkel, wa?
Man liest am Ende auch nur wieder das heraus, was man vorher schon herauslesen wollte. -
@ magna mater ... das habe ich so nicht gesagt
@ taki ich fürchte, das wird nun zu sehr off topic.
Die Sache ist recht vielschichtig. Zudem ist mir auch nicht ganz klar, was Du unter "eher symbolischer Natur" verstehst.Von einer Jungfrauengeburt steht z.B. gar nichts in der Bibel. Weder symbolisch noch anderweitig. ähhmmm Vielleicht kannst Du Deine Frage etwas konkreter Fassen und vielleicht einen neuen Fred dafür aufmachen... Oder ne PN schreiben.