Das Buch
Es ist das Jahr 2427.
Die Menschheit hat die Sterne erobert, und sich in drei Gruppen gespalten: Die Terranische Hanse, eine Art Konzernleitung, die mit einem "König" an ihrer Spitze das Volk regiert, wobie der König lediglich die Repräsentationsfigur zur Volksberuhigung darstellt.
Die Roamer, eine Art Zigeunervolk und Technikfreaks, die unabhängig leben und auf Gasriesen das für die Interstellaren Reisen wichtige Ekti abbauen.
Und die grünen Priester, die auf dem Planeten Theroc einen "Weltwald" gefunden haben, telepathisch begabte Bäume. Die Priester gehen mit den Bäumen eine Verbindung ein, was über den Kontakt Priester-Baum-Baum-Priester telepathische Kommunikation in Echtzeit durchs Universum ermöglicht.
Dazu kommen die Illdiraner, eine Außerirdische Rasse, deren Geschichte in der titelgebenden "Saga der sieben Sonnen" festgehalten ist, die ebenfalls latent telepathisch begabt sind und seit Jahrhunderten in Stagnation leben, im Glauben, das Höchste bereits erreicht zu haben.
Die Geschichte beginnt, als terranische Wissenschaftler die "Klikiss Fackel" zünden. Die Klikiss waren ein Volk insektenähnlicher Wesen, deren gesamte Kultur vor Tausenden von Jahren schlagartig verschwand, und in deren Ruinen nun die Technologie gefunden wurde, mittels eines Wurmloches Schwarze Löcher in Gasplaneten zu werfen, und diese somit in eine Sonne zu verwandeln. So geschieht es im ersten Kapitel denn auch mit dem Gasriesen Oncier.
Doch als seltsame Schiffe aus den Tiefen des Gasriesen fliehen, und kurz darauf eine unbekannte Supermacht mit übermächtigen Schiffen beginnt, den Menschen und den Illdiranern die Hölle heiß zu machen, wird (jedenfalls dem Leser, s.u.) schnell klar, dass hier die Büchse der Pandora geöffnet wurde.
Denn die Fremden wollen keine Verhandlungen, keine Entschuldigungen, keine Reparationen: Sie wollen alles menschliche Leben restlos vernichten.
Der Autor
Kevin J. Anderson fiel mir positiv durch seine Star Wars Romane auf, die ich mochte, und auch seine Arbeit an den Fortsetzungen der Dune-Bücher mit Brian Herbert gefiel mir.
Meine Meinung
Ich hatte mir die Saga der sieben Sonnen angeschafft, weil es eine ähnliche Erzählstruktur wie Martins Lied von Eis und Feuer aufweist. Dutzende Charaktere, denen jeweils ein kurzes Kapitel (Pro Buch etwa 100-120) gewidmet ist, viel Spannung, Fantasie und Spaß.
Nach dem lesen des ersten Buches, dieser auf 7 Bände ausgelegten Reihe, ist meine Stimmung etwas gedämpft.
Anderson ist Routinier und Fantasiebegabt. Damit ist das Werk, das er hier abliefert, kein schlechtes. Nur eben auch kein Knaller.
Der Anfang ist extrem zäh. Anderson nimmt sich etwas über hundert Seiten Zeit, seine Welt einzuführen, was zumeist darin besteht, dass ein Kapitel beginnt, in welcher z.B. der Vorsitzende der Terranischen Hanse einen Satz sagt, es folgt eine dreiseitige, lexikonartige Abhandlung darüber, was die Hanse ist, und welche Aufgaben der Vorsitzende hat, der zum Schluß nochmal einen Satz sagt, und das Kapitel endet. Auf die Art fand ich die Einführung ziemlich trocken.
Nachdem man aber verortet ist, und die Angriffe der Ausserirdischen beginnen, kommt durchaus Spannung auf. Man behält stets die Überischt über das große Personal, und Anderson ist sich niemals zu schade, auch seine Hauptcharaktere über die Klinge springen zu lassen. Er hat ja auch genug davon. (Allein in diesem Band knapp 20)
Dennoch verliert man niemals das Gefühl, in einem Sumpf der Banalität gefangen zu sein. Abgesehen von einer gewissen Vorhersehbarkeit und Klischeehaftigkeit an allen Ecken und Enden sind die Themen "Liebe zwischen den Rassen" "Hasserfüllte Vater-Sohn Beziehung" "Weibliche Emanzipation" "Rache für die dahingemeuchelten Eltern", "Reicher Schnösel peinigt armes Zigeunermädchen" immer wiederkehrende Themen, was das ganze tatsächlich wie eine Sci-Fi Ausgabe des Denver Clans wirken lässt. Anderson konzentriert sich auf seine Charaktere und denkt sich konfliktreiche Leben für sie aus, nur degradiert er seine eigene Bedrohung, wenn im Fahrwasser der Roamer-vernichtenden Alienangriffe allein auf den Vater-Sohn Konflikt schaut.
Auch sprachlich hebt sich das Werk nicht gerade hervor, das habe ich von Anderson bereits besser erlebt. Simple Beschreibungen, simple Charaktere, simple Dialoge. Macht das Ganze, mit der Länge der Kapitel, allerdings zur perfekten Lektüre für U-Bahn oder Badewanne.
Das größte Manko, und für mich immer noch der Punkt, mir an jeder Seite an den Kopf zu fassen, sind die logischen Löcher, durch die man sieben Gasriesen drücken könnte.
Immer wieder werden Helden von plötzlich auftauchenden Lösungen gerettet.
UNd besonders helle scheinen die Leute auch nicht zu sein:
Obwohl die Menschen den Gasplaneten Oncier in eine Sonne verwandelt haben, also alles Leben darin verbrannt, und kurz darauf die Aliens kommen, um die Monde um Oncier zu vernichten, kurz darauf immer wieder Alienschiffe aus den Tiefen der Gasplaneten auftauchen und Roamer-Farmen zerstören, die Menschen Konferenzen darüber abhalten, wie die Aliens in den Tiefen der Gasplaneten überleben können, und sogar Scout-Schiffe losschicken, um die Gasplaneten nach den Aliens abzusuchen, reden ALLE, ob Hanse-Vorstandschef, König, Roamer, Grüne Priester, Illdiraner, alle, alle alle, reden immer und überall von "unprovozierten Angriffen", und sagen sich gegenseitig "Wir wissen doch nicht, was wir ihnen getan haben", und "Warum greifen die uns bloß an?"
Allein für dieses Loch in seiner Handlung gehört Anderson eigentlich auf die Strafbank.
Fazit
"Die Saga der sieben Sonnen" ist keine schlechte Reihe. Sie ist Fantasievoll, man kann mitfiebern, es werden eine Menge Fragen und Geheimnise aufgeworfen, und die Welt, die Anderson aufgebaut hat, ist stimmig und ansprechend.
Es ist einfach nur kein Meisterwerk, und wer bei seiner Science-Fiction Lektüre über sprachliches Mittelmaß hinausschauen möchte, ist hier falsch aufgehoben. Alle, die gerne bunte Space-Operas mit viel zwischenmenschlichen Konflikten und einer großen Portion Geheimnis mögen, können und sollten beherzt zugreifen.
Gruß,
Marco!