Tannöd - Andrea Maria Schenkel

  • Zitat

    Original von zwergerl
    Mich wundert ein bisserl, dass ich hier kaum etwas darüber gelesen habe, dass Frau Schenkel ja mit ihrem Bestseller einen Plagiatsprozess heraufbeschworen hat.


    Das liegt daran, dass es in einem Extra-Thread behandelt wurde: Tannöd"-Autorin soll eine halbe Million Euro zahlen

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Irgenwie ist hier etwas vertauscht. Wenn ich auf die Hörbuch Rezi klicke komme ich hier her!


    Ich habe das Hörbuch gehört und es hat mir super gut gefallen. Wie Missmapel hat auch mir der Interwiestil oder das Verhör von Zeugen super gut gefallen. Ich fand es an keiner Stelle langweilig oder langatmig. Ganz im Gegenteil die Leserin hat mich durch ihre Stimme und Mundart immer wieder aufhorchen lassen.

  • Ich habe das Buch gestern gelesen und hab es mir eigentlich etwas anders vorgestellt. So war es nicht schlecht, aber als Krimi würde ich es nicht beschreiben.

    :oha Lg Bellamissimo
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    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Andrea Maria Schenkel - Tannöd


    Klappentext:


    Die Bewohner eines einsamen Einödhofes werden erschlagen aufgefunden. Eigenbrötler sollen sie gewesen sein, bauernschlau und geizig.
    Der Leser wird Zeuge des Verbrechens, das auf einem authentischen Fall beruht, und begleitet jeden Schritt des Mörders ohne dessen Identität zu kennen. Schließlich entfalten sich die traumatischen Beziehungen innerhalb der Dorfgemeinschaft, die dazu führten, dass einer von ihnen grausame Rache nahm.


    Meine Meinung:


    In ihrem Debütroman beschäftigt sich Schenkel mit dem bayrischen Mordfall auf einem zurückgezogenen Hof.
    Wie in "Kalteis" ist der Schreibstil trocken, distanziert, aber wie ich finde, sehr passend, da es hauptsächlich aus Zeugenberichten besteht.
    Dennoch empfand ich die Stimmung als sehr düster und "unheimlich" und durch die verschiedenen Perspektiven der Personen kann man sich im Laufe des Buches ein interessantes Bild des Dörfchens machen.
    Insgesamt hat mir diese Buch etwas besser gefallen als ihr Zweitling und ich gebe 7,5 von 10 Punkten.

  • Ich habe "Tannöd" gerade beendet.


    Mir hat der sachliche, vielleicht für manche trockene, Schreibstil der Autorin gut gefallen. Die Darstellung ihrer Charaktere, ihre Ansichten und Verhaltensweisen sind, denke ich, sehr gut getroffen. "Ich weiss nichts, es geht mich auch nichts an", "Ich habe nichts mitbekommen...", "das ist nicht meine Angelegenheit.." solch ähnliche Sätze kamen mir ( durch Erzählungen meiner Grosseltern über die "damalige"Zeit ) doch sehr vertraut vor. Man weiss von nichts, will nichts wissen, schweigt, oder "zerreisst sichs Maul drüber"... Was man nicht weiss/sieht/mitbekommt exsistiert nicht und bringt die "Ordnung" und Moral nicht ins wanken. Und wenn man seinen Unmut darüber bei anderen kundtut und seine Missbilligung zum Ausdruck bringt so ist man selbst "aus dem Schneider" und hat sich nichts vorzuwerfen.
    Die Autorin hat meines Erachtens ein sehr realitätsnahes Buch geschrieben welches das Verhaltensmuster von uns Menschen doch gut wiederspiegelt.

  • Und mein Senf dazu:



    Beurteilung:
    Auf einem Einödhof werden die Leichen des Bauern und seiner Frau, seiner erwachsenen Tochter und deren beiden kleinen Kindern, sowie der Magd gefunden. Alle wurden erschlagen - aber wer war der Täter und was führte zu der Tat?
    In Zeugenausagen schildert die Autorin die Geschehnisse, die zur Tat führten und das Danach. Zwischendurch gibt es eingestreute Kapitel, die die Dinge aus Sicht des Mörders erzählen, allerdings, ohne dessen Indentität zu enthüllen. Erst am Ende des Buches erfährt man, wer der Täter war und warum er alle ermordete. Zwischen den einzelnen, kurzen Kapiteln findet sich Gebete: katholische Fürbitten für die Toten.


    Die einzelnen Kapitel, d.h. die Aussagen der einzelnen Zeugen, sind kurz. Sie zeichnen ein Bild vom bayerischen Dorfleben in den fünfziger Jahren: es gibt keine Geheimnisse, Klatsch und Tratsch blühen und der Glaube ist ein Bestandteil des Alltags. Der bayerische Dialekt kommt glücklicherweise nur ansatzweise zum Tragen, vor allem im Satzbau, so daß das Buch auch für Norddeutsche gut lesbar ist. ;-)
    Nach und nach entfaltet sich aufgrund der Zeugenaussagen ein Bild der Vorgänge. Ein Bild, das nach heutigen Maßstäben nicht nachvollziehbar ist.


    Tannöd ist ein ungewöhnlicher Roman: ungewöhnlich in Stil und Aufbau. Er ist durchaus spannend, aber auch ein Roman, den man mit seinen wenigen Seiten in nur einer Stunde ausgelesen hat.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Ich hab Tannöd jetzt nach langem drum-rum-Geschleiche doch auch gelesen.
    Eigentlich wurde alles schon gesagt. :rolleyes


    Ich fand es ganz nett zu lesen. Der etwas andere Schreibstil hat mir gut gefallen.
    Nicht so gut hat mir die viel zu frühe Auflösung und das Ende gefallen. Da hätte man sicher mehr draus machen können.


    Die Euphorie um das Buch und die Überschüttung mit diversen Preisen kann ich jedoch nicht nachvollziehen. :gruebel


    Für die nette, wenn auch kurzweilige Unterhaltung gibts von mir 7 Punkte. :wave

  • Ich habe sowohl Tannöd als auch Kalteis zu Weihnachten geschenkt bekommen und auch gleich im Januar gelesen und ich fand beide Bücher eher langweilig. Auf alle Fälle keine wirklichen Krimis und wieso beide mit dem Krimi-Preis ausgezeichnet wurden, hab ich auch nicht verstanden. Bin froh, dass ich damit nicht alleine da stehe.

  • Ich habe es auch endlich geschafft Tannöd zu lesen und muß sagen, dass ich´s mir spannender vorgestellt habe. Die Geschichte an sich ist gut aber der Schreibstil gefällt mir nicht. Es ist alles so kurz und knapp und anfangs auch sehr verwirrend. Und bevor sich überhaupt Spannung aufbaut, wird sie im Keim erstickt, der Mörder steht fest und das Buch ist zu Ende.
    Bin froh, dass ich auf´s TB gewartet habe aber eigentlich hätte ich es mir auch ganz sparen können. :-(

  • Es scheint tatsächlich so zu sein - entweder man ist begeistert oder enttäuscht.
    Ich war begeistert, vielleicht auch, weil ich selbst auf dem Land lebe und mir die Ausdrucksweise sehr vertraut ist. Solche Menschen sprechen mit kurzen Sätzen, lange Sätze mit kompliziertem Satzbau wären nicht authentisch. Andeutungen sind bereits Erklärungen.
    Die Charaktere werden mit dieser zurückhaltenden Schreibweise sehr gut dargestellt.
    Die Fürbitten passen für mich ebenfalls in das Gesamtbild, zum einen, da die alte Dannerin als einzige Freude das Gebetsbuch kennt, zum anderen, da Fürbitten bei Todesfällen gebetet werden.
    Den Schluss hätte ich mir etwas überraschender gewünscht, deshalb gibt es bei mir 9 von 10 Punkten.

  • Ich habe Tannöd vor 2 wochen im Urlaub gelesen, da meine Mutter so begeistert war. Am Anfang bin ich auch sehr kritisch an das Buch rangegangen, da ich noch nie so einen Stil gelesen hab und mir das Buch auch sehr kurz vor kam.
    Es hat mir letztendlich sehr gut gefallen, mal etwas anderes.

  • Ich habe das Buch gestern fertig gelesen, allerdings auf Englisch "The Murder Farm".
    Ich kann ehrlich gesagt den Hype um dieses Buch nicht verstehen. Es ist ein ganz netter Krimi gewesen, aber so vom Hocker geauen hat er mich jetzt auch wieder nicht.
    Nervig fand ich die Gebete, deswegen habe ich sie immer übersprungen. Außerdem hat sich die Geschichte teilweise gezogen wie Kaugummi. Durch die Interviews hat man alles doppelt und dreifach gehört/gelesen.
    Die Idee mit den Interviews an sich fand ich aber nicht mal so schlecht, es hat das ganze lebendiger gemacht. Aber wie gesagt, für meinen Geschmack war es zuviel des Guten.
    Alles in allem würde ich 2,5 von 5 Pkten geben.

  • Ich fand, gerade die Sprache hat "Tannöd" den besonderen Kick gegeben, während die Story irgendwo im oberen Mittelfeld der Spannungsskala anzusiedeln ist. Herrlich, wie altertümliche Ausdrücke, Dialektandeutungen und ländliche Einfachheit in der Sprache zur Geltung gebracht wurden.
    Ich würd's wieder lesen!

    "Die Menschen sehen schlechtes Benehmen doch nur deshalb als eine Art Vorrecht, weil ihnen keiner auf's Maul haut!" (Klaus Kinski)

  • Zitat

    Original von Perry Clifton
    Herrlich, wie altertümliche Ausdrücke, Dialektandeutungen und ländliche Einfachheit in der Sprache zur Geltung gebracht wurden.


    Da war ja nicht viel zu tun, die Interviews hat es so ja gegeben. In dem "anderen" Buch, in dem von Peter Leuschner, sind die Vernehmungsprotokolle auszugsweise immer abgedruckt und zitiert.


    Was ihre eigene Schreibweise angeht, so finde ich, sie kann keinen einzigen geraden Satz schreiben, die Frau. Weil es steht nämlich immer hinten, das Subjekt. (Entschuldigt diesen kleinen Scherz, aber ich hab sie bei den Verhandlungen ja erleben dürfen und sie war mir sowas von unsympathisch und widersprüchlich.)

  • Ich habe es heute ausgeliehen und gleich durchgelesen. Ich bin froh, dass ich es nur geliehen hatte und nicht, wie ich erst vor hatte, gekauft!
    Also den ganzen Rummel kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe die Gebete gleich ausgelassen, weil ich weder religiös bin noch einen Sinn dahinter sah...
    Ich fand die Sprache auch nicht toll und leider auch überhaupt nicht spannend. Da finde ich den wikipedia Artikel über die Morde schon unheimlicher und spannender geschrieben :chen
    Also, ich bin ehrlich enttäuscht, ich hätte wirklich mehr erwartet und fand rein gar nichts positiv gelungen. Schade.

  • Das war seit Langem mal wieder ein Buch, bei dem ich mich ernshaft frage, ob man das als "Literatur" bezeichnen kann.
    Da ist einmal die Sprache: zuerst hielt ich diese holprigen Sätze für ein (gelungenes) Stilmittel, später kamen mir aber Zweifel und ich hatte den Eindruck, die kann nicht anders.
    Dann die Figuren, was hätte man aus denen machen können! Stattdessen entstehen Pappaufsteller, mit zwei, drei Attributen versehen, die an den vorhergesehenen Stellen in der Geschichte platziert werden, blutleer, klischeehaft und absolut oberflächlich.
    Weiter geht's, die düstere Stimmung: die wurde für mich in erster Linie durch die ausführliche Verwendung mundartlicher Begriffe und dadurch erzeugt, dass es mich automatisch gruselt, wenn ich Fürbitten lese. Alles andere musste ich mir selber ausdenken: die Dunkelheit, wenn es die Sonne kaum über die Berge schafft, finstere Tannenwälder mit grauen Stämmen, zwischen denen der Nebel wabert, die verblichenen Holzschindeln der Bauernhäuser. Im Buch selbst habe ich jedenfalls keine düstere Stimmung gefunden.
    Das Schlimmste aber war dieser unsägliche Plot. Ich weiß ja nicht, wie weit die realen Geschehnisse verarbeitet wurden, denke aber, da hätte man eine weitaus spannendere, tiefgründigere und auch originellere Geschichte draus basteln können.
    Das Buch wäre ganz sicherlich ein Abbrecherlein geworden. Leider war es schon aus, als ich mich dazu durchrang. Sonst hätte ich mir wenigstens diesen unsäglichen Schluss erspart.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • hm als ich es gelesen habe war ich mir nicht sicher was schlimmer war, der unverschämte Preis oder die vergeudete Lebenszeit :-(

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Das Buch wäre ganz sicherlich ein Abbrecherlein geworden. Leider war es schon aus, als ich mich dazu durchrang. Sonst hätte ich mir wenigstens diesen unsäglichen Schluss erspart.



    Gut gesagt :lache