OT: The Dark Frontier
Kurzbeschreibung:
Professor Henry Barstow, 40, unverheiratet, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Atomphysik und auf Erholungsurlaub in Cornwall, weiß nachträglich nur noch, dass er mit 50 Pfund in bar und einem kleinen Handkoffer um 13:30 Uhr im Royal Crown Hotel abstieg und sich nach dem Mittagessen und einem Schwätzchen mit dem weißhaarigen Herrn am Nebentisch in die Lounge setzte. Wenige Stunden später betritt ein Herr das Hotel, der äußerlich dem zerstreuten Professor Barstow aufs Haar gleicht, und trägt sich unter dem Namen Conway Carruthers ein. Barstows Auto wird als ausgebranntes Wrack im Moor gefunden, er selbst als vermisst gemeldet. Wer ist nun aber der draufgängerische Carruthers, der bis nach Bukarest und weiter reist, um die zivilisierte Menschheit vor dem Untergang zu retten?
Über den Autor:
Eric Ambler, geboren 1909 in London, gilt als Mitbegründer des Thriller-Genres. Seine ersten 6 Romane, die von 1936 bis 1940 entstanden sind, gelten noch heute als Klassiker und wurden verfilmt. Nach dem Kriegsdienst wurde Ambler Drehbuchautor, blieb jedoch auch dem Genre Thriller treu. Ambler starb 1998.
Auszeichnungen:
1976 Grand prix de littérature policière für "Doktor Frigo"
1986 Diamond Dagger für sein Lebenswerk ("für herausragende Beiträge zum Krimi-Genre")
Meine Meinung:
Selten habe ich ein Buch gelesen, das in knapp 340 Seiten so viele Aspekte glaubwürdig in eine Rahmenhandlung bettet wie dieser erste Roman von Eric Ambler. Dass es sich bei der Rahmenhandlung um einen Spionage-Thriller handelt, hätte ich bei der erst auf den zweiten Blick erkennbaren Komplexität erst recht nicht erwartet. Doch Ambler hat eine ganz außergewöhnliche Art zu schreiben. Unterlegt mit feiner Ironie bringt er ernste Themen wie die Gefahr einer Atombombe, die Verantwortung der Wissenschaft oder die Not der Bevölkerung in osteuropäischen bzw. Balkan-Staaten unter einen Hut. Fast ein bisschen gruselig ist die scheinbare Vorhersagekraft, die Ambler hier an den Tag legt - immerhin baut er bereits 1936 jene Vorgänge und Vorstellungen als zentrales Element in seine Geschichte ein, die nur zwei Jahre später durch das tatsächliche Gelingen der Kernspaltung zur Realität werden sollten. Und auch seine Beschreibung des fiktiven osteuropäischen Staates Ixanien weist erstaunliche Parallelen zu heutigen oder zumindest in naher Vergangenheit bestehenden Strukturen auf.
Ein weiteres zentrales Thema wird leider schon auf dem Buchrücken verraten, was wirklich etwas ärgerlich ist, deshalb möchte ich inhaltlich hierauf nicht näher eingehen. Ich empfehle aber allen, die diesen außergewöhnlichen Krimi lesen möchten, darauf zu verzichten, den Klappentext zu lesen (in meiner Kurzbeschreibung oben steht es natürlich NICHT!).
Davon abgesehen: Wirklich ein spannendes Lesevergnügen, das durch seine erstaunliche Aktualität noch mehr beeindruckt und neugierig auf mehr von Ambler macht!