Felix Furchtlos – Ian Beck (ab ca. 8 J.)

  • Felix ist der jüngste in einer Familie von Abenteurern. Abenteurer sind die Menschen, die am Rand des Märchenlands leben und ihren Lebensunterhalt damit verdienen, daß sie Abenteuer erleben. Felix’ Vater war Abenteurer und seine sechs Brüder, Hans, Hanno, Hennes, Hannes, Henner und Hans-Georg sind ebenfalls Abenteurer. Abenteuer allerdings erlebt man nicht einfach so, das muß alles auch seine Ordnung haben und so gibt es ein ordentliches Amt, das Märchenamt, in dem eigens dafür eingestellte Beamte die Abenteuer erfinden und zuteilen. Die Kandidaten erfahren aber nur einen Teil der Aufgabe, den Rest müssen sie selbst erledigen, es liegt in ihrer Hand, das Märchen glücklich zu Ende zu bringen. Das gelingt nicht immer und so ist zum Beispiel Felix’ Vater bei einem Abenteuer verschollen.
    Felix möchte nichts lieber als ebenso groß und stark und tapfer zu werden wie sein Vater und seine Brüder, um losziehen zu können und der Familie Furchtlos Abenteurer-Ehre zu machen. Aber er ist noch nicht ganz zwölf Jahre alt und noch dazu ein wenig ängstlich. da heißt es warten.
    Geheimnisvolle Ereignisse im Märchen-Amt jedoch haben zur Folge, daß innerhalb kurzer Zeit einer seiner Brüder nach dem anderen spurlos verschwindet. Ein Bösewicht ist am Werk, der offenbar verhindern will, daß die Märchen zu einem ordnungsgemäßen Ende kommen. Was aber soll werden, wenn Schneewittchen im Sarg bleibt, Dornröschen nicht wachgeküsst wird und der Prinz Aschenputtel nicht findet? Gar nicht zu reden von dem eine von Felix’ Brüdern, der in eine Frosch verwandelt wurde. So muß Felix also doch losziehen, von einem Tag auf den anderen, ohne echte Abenteurer-Ausbildung, gleich mitten ins Märchenland.


    Ian Beck (geb. 1947) ist ein bekannter englischer Illustrator. Dieses Buch ist sein erster Roman und den Erstling merkt man dem Buch an. Die Idee, bekannte Märchen und Grundmuster der gängigen Fantasygeschichten zu mischen, ist originell und durchaus vergnüglich aufbereitet. Es gibt aber besonders beim Einstieg in die Handlung beträchtliche Längen, der Verlauf ist traditionell linear und die durch die Märchenvorlage bedingte Aufgabeteilung der Geschlechter in männlich-aktiv/weiblich – passiv-fürsorgend sind trotz einiger Ansätze nicht wirklich aufgebrochen, sondern eher zementiert.
    Trotzdem macht das Lesen streckenweise richtig Spaß, es gibt ein paar überzeugende neuerfundene Fabelwesen, viel Wortwitz und einen kleinen Helden, der einfach herzerwärmend tolpatschig, treu und tapfer ist. Wenn die Geschichte erst einmal am Laufen ist, ist sie auch spannend, es gibt einige überraschende Wendungen. Dem Autor fehlt einfach noch ein wenig Mut, sich wirklich auf die wilde Seite zu begeben. Vielleicht sollte er sich an Felix ein Beispiel nehmen.


    Wenn man etwas Geduld mitbringt, ist die Geschichte von Felix und seinen Brüdern ein unterhaltsames Buch zum Lesen und Vorlesen. Die Handlung der bekanntesten Märchen der Brüder Grimm sowie der englischen Tradition, besonders ‚Jack und die Riesenbohnen’ sollte bekannt sein, um die Verstrickungen wirklich zu verstehen.
    Ein echter Genuß sind die Illustrationen, altmodisch-romantische Scherenschnitte, wie im Märchen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Gelesen habe ich das englische Original, das zunächst nicht so viel über 'Märchen' verrät, da das Märchenamt einfach das 'Story Bureau' ist.
    So sind die auftretenden Märchenfiguren eine Überraschung eigener Art und es macht Spaß zu endtecken, wieviel man noch weiß von der Handlung der vermeintlich altbekannten Märchen.
    Viele Anspielungen und ein Teil des Wortwitzes erschließen sich nur im Englischen.


    Außerdem sind der strahlend blaue Umschlag und die Aufmachung für alle LiebhaberInnen alter Bücher einfach unwiderstehlich.


    Wer englisch liest, dem sei das Original 'Tom Trueheart - Boy-Adventurer' an Herz gelegt.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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