(US-Original: Good Night, Gorilla, 1994)
Dieses Bilderbuch ist eine wahre Freude und nicht nur für die ganz Kleinen. Auf sechzehn großflächig ausgemalten Doppelseiten wird sehr humorvoll vom Zoowärter erzählt, der wie gewohnt seine letzte abendliche Runde macht. Sorgfältig kontrolliert er die Käfige und wünscht jedem Tier freundlich gute Nacht. Der kleine Gorilla aber hat wenig Lust, im Käfig zu übernachten. Kurzerhand stibitzt er die Schlüssel, klettert aus dem Käfig und wandert dem Wärter heimlich nach. Damit nicht genug, öffnet er hinter dem Rücken des Wärters weitere Käfige. Mehr und mehr Tiere schließen sich ihm an. Bald folgt eine kleine Karawane von Tieren dem nichtsahnenden Zoowärter auf seinem Weg durch den Zoo, aus dem Zoo ins Zoowärter-Haus und dort stracks ins Schlafzimmer, wo sie es sich still und heimlich bequem machen. Der Wärter merkt nichts davon, aber seine Frau entdeckt die Tiere.
Wie die Geschichte endet, wie und ob überhaupt alle Tiere wieder im Zoo landen, sei nicht verraten.
Das Ganze ist witzig und liebevoll erzählt. Text gibt es kaum, wiederholt werden vor allem die Worte: Gute Nacht und verschiedene Tiernamen. Getragen wird die Handlung von den Illustrationen, den Farben und Farbkombinationen sowie vielen wunderbar ausgedachten Details, die die Geschichte um weitere Geschichten ergänzen. So findet sich in den Käfigen z.B. nicht nur Futter, sondern auch Spielzeug, die Gitter sind verschiedenfarbig wie die Schlüssel am Bund, im Wohnzimmer des Zoowärters erzählen die Photos an der Wand einiges über die Familiengeschichte des Zoowärters.
Auch die Angst vor der Dunkelheit fehlt nicht, Autorin wie Verlag hatten den Mut, die künftigen Betrachterinnen und Betrachter des Buchs mit vier von oben bis unten tiefschwarzen Seiten zu konfrontieren, die nur durch wenige weiße Sprechblasen aufgehellt sind.
Ein Bilderbuch, das nicht nur das Geschichtenkonsumieren fördert, sondern vor allem das Beobachten, Nachdenken, Weiterspinnen. Ein wacher Sinn für Schabernack zeichnet nicht nur den kleinen Gorilla, sondern sichtlich auch die Autorin aus.
Die Seiten sind aus verstärkter Pappe, so beschichtet, daß man im Notfall auch mal mit einem feuchten Lappen darüberfahren kann – das Ganze lädt bewußt zum Darauftippen mit den Fingern ein und nicht nur Kinder – die abgerundeten Ecken sind entschieden fingerfreundlich.
Ein richtiger kleiner Schatz, also und es ist wirklich zu bedauern, daß es offenbar zwölf Jahre gedauert hat, bis das höchst vergnügliche Buch hierzulande ankam.