Michael Crichton - Next

  • Originaltitel: Next


    Es dreht sich alles um die Gene und um ihre Nutzung - in Forschung und kommerziell. Darum ranken sich die verschiedenen Handlungsstränge in diesem Roman: da gibt es transgene Tiere, deren Erbgut menschliche Gene hinzugefügt wurden. Da gibt es Zellstrukturen, deren Besitz einem Gentechnologieunternehmen zugesprochen wurde. Da gibt es Patente auf Gene und Zellen...
    Diese Handlungsstränge verflechtet Crichton zu einem sozialkritischen Thriller.


    Mich als Leser lässt das ganze aber eher verwirrt zurück. Crichton hat die besten Absichten: nicht zu letzt deswegen findet sich im Anhang fast zwanzigseitiges Ergänzungsmaterial zur Lage der Gesetze bezüglich der Gentechnologie. Mit seinen kleinen Szenarien malt Crichton ein dunkles Zukunftsbild: nicht mehr der Mensch ist Eigentümer seiner eigenen Zellen, sondern ein Biotechnologieunternehmen - mit allen Konsequenzen. Tiere mit menschlichen Problemen werden ein ethisches Problem. Tiere werden genmanipuliert um als lebende Werbeflächen durch die Welt zu laufen: diese Schildkröte wird ihnen präsentiert von ...
    Alles was gentechnisch möglich wäre oder sein könnte, wird von Crichton ausgespielt. Dabei vergisst er dann aber dem Roman eine gelungene Struktur und so etwas wie Spannung zu geben.
    Und der Autor scheint sich auch sehr in seiner Fantasie zu gefallen - und so manches, was er vermutlich als Horrorszenario gedacht hat, bekommt eine niedliche und fast schon verlockende Note. Der Papagei, der Chansons singt, sich für einen Menschen hält, ist einfach nur putzig und amüsant. Die erschreckende Note verliert sich hierbei völlig.


    Für dieses Buch gilt meiner Meinung nach: das Gegenteil von gut gemacht ist manchmal gut gemeint.
    Gut gemeint hat es Crichton, das liest man aus jedem Satz. Gut gemacht sieht anders aus.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Heute zu Ende gelesen und ich kann dir eigentlich nur zustimmen, janda.
    Ein schon gut in einem Rutsch zu lesendes, manchmal auch spannendes und vom Grundthema sicherlich höchst interessantes Buch -- aber gerade von Crichton hätte ich mehr erwartet! Gerade die Episoden mit dem Papagei und Dave lasen sich einfach nur nett. Man musste sich immermal wieder bewusst machen, WAS sich der Autor da eigentlich zusammenspinnt. Ich meine doch genug Ahnung von dem Thema zu haben, um zu wissen, dass derlei einfach nicht möglich ist! Und ich glaube auch nicht, dass es nur eine reine Frage der Technik ist.
    Kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss, aber wen die Thematik interessiert, kann von dem Buch sicherlich etwas mitnehmen.
    Und ich kehre wieder einmal nach einem meiner gelegentlichen Ausflüge mit einem beruhigten Lächeln zu "meinem" Genre zurück: Ich verpasse nichts... ;-)

  • Wenn ich das so höre, werde ich wohl lieber noch warten bis es als Taschenbuch erscheint... Irgendwie befürchte ich auch ein wenig, dass es nach den Crichtons, die bis jetzt so erschienen sind, eher eine Enttäuschung sein wird - und eure Meinungen bestätigen das so ziemlich.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • ich habs jetz durch und ich weiß noch nich so recht was ich davon halten soll.
    zu beginn haben mich die vielen verschiedenen menschen einfach nur verwirrt so dass ich nich recht wusste wer nun mit wem was zu schaffen hat.
    die genetik sachen fand ich ganz nett aber als angehende biologin kann ich das nich wirklich ernst nehmen. finde aber gerard ganz toll =)

  • Ich bin gerade dabei das Buch zu lesen. Mir geht es wie Galadriel. In fast jedem Kapitel taucht jemand neues auf. Ich bin immer am überlegen, ob ich denjenigen aus einem vorherigen Kapitel bereits kenne.

  • Michael Crichton und ein spannendes Thema - das versprach ein gutes Buch zu werden...


    Den Anfang fand ich auch gelungen. Es geht gleich spannend los: ein Detektiv, ein junger Wissenschaftler, der in krumme Geschäfte verwickelt ist und ein reicher und skrupelloser Geldgeber... ich musste schon nach den ersten Seiten unbedingt weiterlesen um zu wissen, wie die Geschichte weitergeht.


    Erst hat es mich nicht weiter gestört, dass in jedem der sehr kurzen Kapitel andere Personen auftauchten und andere Schauplätze eine Rolle spielten. Doch als das bis zur Hälfte des Buches so ging und kein rechter roter Faden zu finden war hatte ich eher den Eindruck ich lese Kurzgeschichten rund um Genversuche und Genmanipulation und keinen Thriller.
    In der zweiten Hälfte werden dann zwar ein paar der begonnenen Geschichten zuende geführt und/oder miteinander verknüpft, aber so richtig "rund" wird das Buch wird.


    Zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder Zeitungsartikel, die die Geschichte wohl noch authentischer machen sollen, ich fand sie einfach überflüssig und habe sie mit der Zeit nur noch überblättert.


    Ob die verschiedenen Genmanipulationen so irgendwann mal möglich wären, sei mal dahingestellt. Wenn ein Thriller spannend ist, muss wegen mir nicht alles realistisch sein. Aber wenn die Story dann so konstruiert und mit Nebengeschichtchen vollgepackt ist, weil die eigentliche Story nicht viel hergibt, bin ich einfach enttäuscht.

  • Ist schon einige Zeit her, dass ich den Roman gelesen habe, aber ich habe ihn in keiner guten Erinnerung behalten, weil mir die Geschichte zu verwirrend war.

  • Ich kann dem auch nur zustimmen - zu wenig "Roter Faden", zu viele Protagonisten.


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Also ich oute mich mal als großen Fan von Wissenschafts-Thrillern und sowieso als großen Michael Crichton-Fan. Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe.
    Es ist nicht ganz so gut wie Welt in Angst, welches ich hervorragend und sehr überzeugend fand. Dennoch fand ich es gut und flüssig zu lesen. Auch die Thematik war hoch interessant und hochaktuell. Insoweit kann ich den bisherigen Rezi hier nicht zustimmen.


    Ich finde, dass Crichton gerade durch seinen so konstruierten Roman geschickt die Verworrenheiten der Realität darstellt. Die Kürze der Kapitel spiegelt den Druck der Wirtschaft wider, von der immer schnellere Fortschritte erwartet werden, was die einzelnen Institutionen enorm unter Druck setzt und immer schnellere und noch bessere Ergebnisse erzwingt.


    Vielleicht spricht die Intention und das Konzept dieses Buches nicht jeden Leser an, allemal lesenswert ist es dennoch. :-]

    Liebe Grüße


    ricki :wave


    - Das verlorene Smybol - Dan Brown

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  • @ SabineD


    Beute habe ich auch gelesen und fand es super spannend. Vielleicht bin ich etwas voreingenommen, da ich Michael Crichton einfach sehr gerne lese (oder auch schaue....Emergency Room ist meine absolute Lieblingsserie!).


    Ich finde einfach, dass es Crichton schafft, dem Leser wissenschaftlich anspruchsvolle Zusammenhänge verpackt in einer spannenden Story schlüssig nahe zu bringen. Glaubwürdigkeit hin oder her, allein die Vorstellung, dass es solche Nanoteilchen einmal geben könnte, die sich evtl zu einem Menschen zusammenfügen, finde ich ziemlich gruselig.


    Ich kann mich erinnern, dass sich die Spannung in dem Buch ständig aufbaute und ein einem fulminaten Show-Down gipfelte. Crichton stellt eben mal wieder den sorglosen Umgang mit neuen Technologien und deren Auswirkungen in Frage. Wie immer hat der Autor erstklassig recherchiert. Er weiß einfach, wovon er schreibt. ;-)


    Ich fand Beute vielleicht noch etwas spannender als Next, weil es noch wissenschaftlicher angelegt ist.

  • Dieses Buch von Crichton ist keine leichte Kost, deswegen hier mal eine längere Rezi von mir ;-)



    Next
    Stell dir vor du gibst Blut für eine Untersuchung ab, und plötzlich macht damit jemand die dicke Kohle? Was, wenn dir deine eigenen Zellen nicht mehr gehören, weil jemand darauf ein Patent erworben hat? Was passiert eigentlich mit dir und deinen Knochen in der Leichenhalle?


    Horror und Thrillerjagd aus dem Genlabor
    Nicht erst seit dem Klonschaf Dolly oder Crichtons Romanen um die vergessene Welt wissen wir um die Gefährlichkeit von Genexperimenten.
    Was aber, wenn plötzlich eine undurchsichtige Rechtssprechung auf deine Gene Patente verteilt? Gehörst du dir dann noch selber, oder bist du ein wandelndes Lager für irgendwelche Firmen, die mir deinen Zellen Verjüngungskuren, Drogentherapien oder Heilmittel gegen Krebs erschaffen wollen? Dürfen die dann einfach so dein Blut abzapfen?
    Crichton schafft es mit diesen Grundgedanken einen erschreckenden Thriller zu schreiben, der sich irgendwo zwischen Polit-, Justiz- und Agententhematik bewegt. Humor der meist schwarzen Sorte kommt dabei ebenfalls nicht zu kurz und am Ende bezieht Crichton (und eventuell auch der Leser) ganz eindeutig Stellung.


    Drehbuch, Roman oder Kollage?
    Das größte Manko an diesem Roman ist die Zusammenstellung der einzelnen Szenen und die, für einen Roman dieser recht dünnen Stärke (513 Seiten TB-Ausgabe, Verlag Goldmann), doch sehr unübersichtliche Personalliste, die ein flüssiges Lesen teilweise arg behindert. Crichton springt von A nach Y nach B nach Z und schafft es dabei immer wieder um den Punkt herum zu schreiben. Das Ganze wirkt dadurch etwas wie eine konfuse Jazzsession, bei der jeder Musiker für sich selber improvisiert.
    Wer also schon musikalisch nichts mit Jazz am Hut hat oder bei der neuen Generation von Autorenfilmen, die überwiegend aus zusammengeschnittenen Kurzfilmen und experimentellen Aufnahmemethoden bestehen, lieber abschaltet, der ist mit „Next“ nicht unbedingt gut bedient.
    Der dicke rote Faden ist definitiv in diesem Roman vorhanden, aber Crichton dröselt ihn bis in die kleinste Faser auf, was manchmal das Lesen zu einem Detektivspiel nach Doyle´schem Muster macht.
    Elementar, dear Mr. Crichton.


    Klarer Stellungsbezug in der U-Literatur
    Ebenfalls ist es ungewöhnlich, wie Crichton in seinem Roman „Next“ ganz klar Stellung zum Thema Gentechnik bezieht. Stellenweise wirkt dies, bei allem Respekt, wie der drohende Zeigefinger, der uns ständig vor die Nase gehalten wird. Manchmal nervt es, manchmal zuckt man beim Lesen zusammen, wenn man erkennt warum Crichton so vehement gestikuliert.
    Zum Abschluss des Buches zeigt er dann anhand eines Nachwortes und einer recht langen Rechercheliste, wie er zu seiner Einstellung und der Idee bzw. der Umsetzung seines Romans gekommen ist.
    Für ein Buch, welches kein Sachbuch oder gar erbauliche Literatur sein will, ein gewagter Schritt, der dieses Buch zu einer fast schon politischen Hinterlassenschaft dieses Ausnahmeautoren macht.


    Mein Fazit:
    „Next“ ist kein Buch für einen Abend und auch kein Buch, dass man nach einmaligen Lesen ins Regal stellt und wieder vergisst. Mit nahezu penetranter Stimme verlangt es nochmals rausgeholt und gelesen zu werden, so auch bei mir. Nach der ersten Leseerfahrung war ich jedoch schlauer und bediente mich eines kleinen Notizbuches, um die Personen und Handlungsstränge beim Lesen immer wieder nachblättern und einordnen zu können, bzw. um ab und an auch mal im Internet auf eine der Recherchequellen des Autoren zurückgreifen zu können.
    In dem Sinne ist Michael Crichton ein Buch gelungen, dass geradezu nach einem interaktiven Lesen verlangt, ohne das man sich ein Kindle zulegen muss.
    Dennoch bleibt mein Lesegefühl ambivalent.
    Ein reiner Thriller zum genießen ist „Next“ nicht geworden.
    Aber ein Buch, das jeder der sich gerne ohne wissenschaftlichen Kauderwelsch mit den verschiedenen Aspekten der neu aufkommenden Gentechnik beschäftigen möchte, lesen sollte.


    Dirk67