Murasaki Shikibu - "Die Geschichte des Prinzen Genji"

  • Die Geschichte vom Prinzen Genji, wie sie geschrieben wurde um das Jahr Eintausend unserer Zeitrechnung von Murasaki, genannt Shikibu, Hofdame der Kaiserin Akiko


    Über die Verfasserin
    Die unter dem Namen Murasaki Shikibu bekannte japanische Dichterin und Gelehrte wurde ca. 978 geboren und starb 1014 in Kyoto. Die überlieferten Biographien widersprechen einander, und ihr wirklicher Name ist unbekannt. Feststeht, dass sie Hofdame und Lehrerin von Kaiserin Akiko war. Sie war eine bekannte Dichterin, die nicht nur die Frauenschrift (onnamoji), sondern auch die offizielle Schriftsprache, die sogenannte Männerschrift (otokomoji) beherrschte. Außerdem unterrichtete sie ihren Schützling Akiko im Chinesischen, was damals für Frauen ein größerer Skandal war als eine außereheliche Affaire.
    Erhalten sind ein Tagebuch, das Murasaki Shikibu nikki, sowie eine Sammlung von Gedichten betitelt Murasaki Shikibu shu, von dem Teile in kaiserliche Anthologien aufgenommen wurden, was als hohe Auszeichnung galt.
    Herausragend ist ihr Roman Genji monogatari (Erzählung von Genji) der zur Weltliteratur zählt. Besondere Bedeutung erlangt dieser Text durch die feinfühlige Differenzierung der Charaktere. Murasaki Shikibu entfaltet das höfische Leben der Heian-Epoche, Japans Goldenem Zeitalter, in seiner ganzen Eleganz und Raffinesse, die ihresgleichen sucht, allerdings bald daran zugrundeging.


    Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag):
    Dieses voluminöse Opus aus der Mitte der Heian-Zeit (794–1192), der klassischen Epoche der japanischen Literatur und Sprache, wird aufgrund von zeitgenössischen Belegen ganz oder teilweise der Hofdame Murasaki Shikibu (um 978– um 1014) zugeschrieben; da die heutigen Editionen jedoch auf Handschriften des 13. Jahrhunderts zurückgehen, ist der ursprüngliche Umfang unbekannt.
    Inhalt: Der größte Teil des Werks – 41 von 54 Kapiteln – handelt vom Lebensweg des Helden Genji. Seine Eltern sind der regierende Kaiser und dessen Lieblingsnebenfrau; auch er selbst wird vom Vater bevorzugt, jedoch nicht zum Thronfolger bestimmt. So erklärt sich auch der Name Genji, der eigentlich "Herr Minamoto" bedeutet: So heißen die Angehörigen der Sippe, die aus den aus der kaiserlichen Hauptfamilie ausgeschiedenen Mitgliedern besteht. Da Genjis Mutter früh stirbt, erhebt der Kaiser eine ihr ähnliche Dame zur neuen Favoritin. Der heranwachsende Genji teilt diese Neigung: Er zeugt mit seiner Stiefmutter einen Sohn, der zum Thronfolger erkoren wird, da seine illegitime Geburt unentdeckt bleibt. Der unwiderstehlich schöne, begabte und feinsinnige Prinz "nimmt" eine Frau nach der anderen; seine hemmungslose Promiskuität führt zu einer gefährlichen Liaison und der Vertreibung ins Exil an das als trostlos empfundene Meer.
    Nach seiner Heimkehr in die Residenz erlebt Genji einen ungeahnten Aufstieg, da sein natürlicher Sohn den Thron besteigt. Der Tod seiner früh geehelichten, neben all den anderen immer geliebten Lieblingsfrau Murasaki no Ue verdüstert jedoch seine letzten Lebensjahre. Er stirbt 51-jährig. Die letzten 13 Kapitel befassen sich vor allem mit dem Schicksal seines vermeintlichen Sohnes Kaoru.
    Wirkung: Die Faszination, die das Genji monogatari auf die Zeitgenossen nachweislich ausgeübt hat, erklärt sich aus seinen vielfachen Wirklichkeitsbezügen. Gewiss ließ sich das Werk als Schlüsselroman lesen; Verhältnisse und Skandale der beschriebenen Art charakterisierten die polygyne japanische Adelsgesellschaft. Mag der Held auch eher einem Idol oder einer Kunstfigur gleichen, erfunden zur erschöpfenden Demonstration erotischer Verstrickungen, so scheinen doch Spiegelungen historischer Persönlichkeiten wie des Kaisersohns Minamoto no Takaakira (914–982) und eine Parteinahme für die Minamoto-Sippe gegen den dominierenden Fujiwara-Clan erkennbar.
    Für die Kulturgeschichte ist das Genji monogatari mit seinen präzisen Schilderungen von höfischen Festen, Unterhaltungen, Kostümen, Geräten usw. eine ergiebige Quelle; auch der Sprachforschung liefert es wertvolles Material für die Ausdrucksmöglichkeiten des höfischen Idioms im Bereich des Mitteljapanischen.
    Vulgärbuddhistischem Verständnis blieb das Werk fremd: Es wurde im 12. Jahrhundert als sündig verdammt. Umso enthusiastischer feierte der führende Vertreter der volkstümelnden Literaturdogmatik des 18. Jahrhunderts, Motoori Norinaga (1730–1801), das gefühls- und triebbetonte Verhalten Genjis als genuin japanisch.


    Meine Meinung
    Man kann nur staunen -- natürlich ist der Text gelegentlich gewöhnungsbedürftig in Erzählweise, Sprache und Stil, aber die extrem feine höfische Kultur, die sich vor einem ausbreitet, und die diffizile Behandlung der Charaktere, ihre Gefühle und Gedanken bringen einem die fernöstliche Kultur sehr, sehr nahe und wecken ein ungeahntes Verständnis für das Ähnliche und das Fremde dieser Lebensart.
    Davon ab ein wirklich schönes Buch!

  • Danke Iris, deine Beschreibung macht neugierig auf das Leben im Japan dieser Epoche. Ich setze es mal auf meine Liste.
    Wie umfangreich ist das denn? Nur so, damit ich eine Vorstellung kriege, wie lange es mich fesseln wird. ;-)

  • Nebenbei lesen hört sich gut an. Ich hätte jetzt vermutet, dass der Stil zuviel Aufmerksamkeit erfordert, als dass man es nebenher lesen könnte. Wenn das nicht so ist, um so besser. :-)