Faszinierende Sprachvielfalt

  • Auf der Suche nach der Pampel-Muse habe ich ein Thema entdeckt, das, finde ich, einen eigenen Thread verdient hat:
    Hier kann man auf Landkarten anschauen/ankucken/betrachten, wer wo wie redet, wo man besser den Krankenwagen und wo die Rettung ruft, wer beim Essen käbsch, schnäubisch, verschlochen, heikel oder mäkelig ist, ob es der Nutella, die Nutella oder das Nutella heißt und ob man in Pusemuckel, Hintertupfingen oder jwd wohnt. :grin


    Hier könnt ihr übringens auch mitmachen.


    Ich finde sowas absolut faszinierend. Erstaunt hat mich, wie wenig Unterschiede es zwischen West- und Ostdeutschland gibt und wie fließend die Sprachgrenzen zu den Nachbarländern sind, während für mich als Norddeutsche einige bayrische Wörter völlig neu waren. :gruebel

  • Interessant wäre auch die regionale Verteilung von:


    - arbeiten - schaffen - malochen - ??
    - Dummkopf - Depp - Trottel - Blödian - Dämlack - Dussel - Dummbatz - Idiot - ??
    - Brötchen - Wecke - Schrippe - Semmel - ??
    - langweilig - öd(e) - fad - ??
    - reden - schwätzen - s(ch)nacken - quatschen - labern - ??
    - Hähnchen - Broiler - Hendl - ??
    - Glück - dusel - Masel - ??
    - Verkleinerungsformen: -chen, -lein, -elein, -le, li, -Ke, -el, ...


    Was fällt euch noch ein?

  • Sehr interessant und so aktuell, da ich erst kürzlich meine Fremdsprachenkenntnisse auspacken mußte, um meine deutschen Freunde nicht zu verwirren, wenn ich ihnen erzähle, daß ich mir ein Nachtkästchen gekauft habe, obwohl das eigentlich, wenn ich ehrlich bin, ein Nachtkasterl ist, kein -kästchen. Und eben schon gar kein -schränkchen!

  • Ich weiß noch, als ich in Stuttgart gefragt wurde, ob ich das "mal schnell heben" würde. Und wie blöd ich geguckt habe, als sie mir anstelle einer Leberkässemmel ein Fleischkäsebrötchen gaben, und es nicht mehr Krapfen, sondern plötzlich Berliner hieß. Außerdem wurde dort nicht geredet, sondern geschwätzt und jemanden zu schubsen war völlig unüblich, es wurde nur geschuckt. :wow
    Schon witzig, wie sehr da unterschieden wird ...

  • schwierig, da ich die erste Hälfte meines Lebens in Schwaben, die zweite in Sachsen verbracht, kriege ich vieles nicht mehr klar auseinander. Ich erinnere mich aber z.B. an eine Zoologievorlesung, in denen der Dozent ausgiebig über den Kanker referierte. Da wir uns sytematisch gerade mit Arthropoden beschäftigten, schien mir, es müsse sich um eine Art Insekt handeln. Es dauerte ziemlich lange, bis ich erkannte, das Kanker Weberknechte sind. Seitdem hat sich aber bei uns das schöne Wort "abkankern" für Spinnenweben entfernen eingebürgert.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Seitdem hat sich aber bei uns das schöne Wort "abkankern" für Spinnenweben entfernen eingebürgert.


    Ein schönes, Wort!
    I hen feschtgstellt, dass Schwäbisch schwätze wäsentlich schwärer zu erlerne isch als beispielsweise Deutsch, Englisch oder Mandarin.
    Zum Überleben reicht es aber inzwischen. Die Zeiten sind vorbei, wo ich in einem Bäckerladen stand und sagte: "Ich hätte gern... ähm... das da." Inzwischen weiß ich, was eine Brääzel ist, und dass ein längliches, mit Salz und Kümmel bestreutes Brötchen hier "Seele" heißt, oder "Sääle", wie die korrekte Aussprache lautet. Dasselbe mit Käse überbacken ist demzufolge eine "Kääsesääle". Wer bei diesem Begriff an aus Milchprodukten bestehende Räumlichkeiten denkt, liegt also falsch...


    Schade, dass man sich hier nur lesen kann, DraperDoyle, dein Schwäbisches Sächsisch würd ich gern amol hören. :-)

  • Zitat

    Original von flashfrog
    I hen feschtgstellt, dass Schwäbisch schwätze wäsentlich schwärer zu erlerne isch als beispielsweise Deutsch, Englisch oder Mandarin.


    Das hat was. Als ich noch im Schwarzwald gewohnt habe, hatte ich einen Arbeitskollegen, der hat öfters mit Bremen zu tun gehabt. Er selber meinte, es falle ihm leichter, Englisch oder Spanisch zu reden als Hochdeutsch. ;-)

  • Zitat

    Original von flashfrog
    @ Grisel: Was hast du dir gekauft?? Ein Nachtkatzerl? Ein Nacktkasperl? :wow


    Ein Nacktkasperl neben dem Bett ... Du bringst meine Fantasie zum Glühen. :rofl


    Schön war auch das fassungslose Gesicht meines Kölner Freunds, als ich ihm beim Besuch dort vorgeschlagen habe, die Paradeiser doch in den Salat zu schneiden.
    Wen???
    Oh, klar, Tomaten.


    Und er wollte nicht, daß ich ihm einen Erdäpfelsalat mache, stattdessen hat er lieber beim Partyservice einen Kartoffelsalat gekauft, besonders, als er entsetzt gehört hat, daß ich den Erdäpfelsalat gatschig mache. Denn einen matschigen Salat, woraus auch immer, wollte er nicht. Sein Verlust.


    Und meinen Kaffee wollte ich in einem Häferl. Kaffeebecher? Die sind doch aus Pappendeckel, äh, Pappe!


    Schön war es auch immer, wenn mein Heidelberger Onkel versucht hat, Sackerl, Semmerl oder eines der vielen anderen in Ösiland so beliebten Worte mit erl zu sagen.


    Scheint ja auch regional so zu sein, aber bei sowas muß ich immer an den schönen Spruch denken:
    Was Deutschland und Österreich trennt ist die gemeinsame Sprache. :grin

  • Ich persönlich hab mich beim Ausfüllen des Fragebogens über die Formulierung der Fragen ganz massiv geärgert.


    Was sagt man bei ihnen FÜR .... blablablabla!


    Schrecklich, das ist die Vergewaltigung der Sprache schlechthin... das tut in den Augen weh,
    Man sagt nicht etwas für etwas, sondern man sagt etwas an stelle von etwas oder man bezeichnet etwas als oder man sagt zu etwas.... aber FÜR? Bah... :schlaeger

  • BJ, ich muss Dir leider (und ungern) widersprechen. Ungern, weil ich sprachtechnisch eigentlich auch eine recht konservative Seele bin. (Di noie Rächtschraibung ist nicht mein Ding...)


    Aber die Phrase »Ich sage für blablabla...« ist schon seit meiner Kindheit Usus. Und meine Kindheit ist schon ein paar Tage her. Das ist Dir sicher auch bekannt. Ich bin jetzt nur zu faul, nachzuschlagen, ob und nach welchem Paragraphen der Ortographie was wann und unter welchen Umständen erlaubt ist.

  • Die Augen bluten einem doch heutzutage oft...


    Aber eine Sprache, selbst die Deutsche lebt. Sie entwickelt sich weiter. Oder redest Du heute noch wie Goethe anno dunnemals? Eben. Die Rechtschreibreform war eine Vergewaltigung und wurde ja durch eine Reform der Reform noch ein wenig humanisiert. BJ, schau mal in einen Duden. Der ist ja in Sachen Rechtschreibung das Maß der Dinge. Schau Dir den Duden aufmerksam an. Worte und Ausdrücke, die noch zu unserer Kindheit »Teenieslang« waren, die sind heute salonfähig. Und ebenso wandeln sich eben noch andere Dinge in der Sprache. Ich lese Freitags gerne die Frankfurter Allgemeine Zeitung. (Nur da habe ich die Zeit...) Das ist ein auch sprachtechnisch erzkonservatives Blatt. Aber selbst dort haben sich im Laufe der Jahre Dinge geändert.


    Schau Dir doch bitte mal - auch in diesem Forum - an, wie oft vergessen wird, dass die Präposition »wegen« den Genitiv verlangt. Wegen des Fehlers entstand ja auch der Buchtitel »Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod«. ;-)


    Edit: Genitiv hervorgehoben ;-)

  • Erinnere mich nicht an den inflationären Gebrauch des Dativs in Zusammenhang mit "wegen" oder auch "aufgrund". Sogar einige Printmedien scheinen die richtigen Grammatikregeln inzwischen zu verlernen. :cry

  • Ich muß gestehen, bei wegen dem blutet mein Auge weniger, als bei der Konstellation mit dem Wörtchen FÜR! :cry